(Quelle: GfbV) Göttingen, 18. Juni 2009 "Klammheimlich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, schieben deutsche Innenminister von Woche zu Woche politische Flüchtlinge, meist Angehörige von ethnischen und religiösen Minderheiten aus Kriegs-, Genozid-, oder Vertreibungsgebieten, mit ihren deutschsprachigen Kindern in meist ausweglose Situationen ab. In Deutschland geborene Kinder oder Flüchtlinge, die seit einem oder zwei Jahrzehnten in unserem Lande ansässig waren, müssen ohne Kenntnis der einheimischen Sprachen oft in zerstörten Dörfern ohne ausreichende medizinische Versorgung und ohne berufliche Perspektive ihr Dasein fristen. Das wird in diesem Jahr bis zu 100.000 Flüchtlinge betreffen, zu denen Mindestens 30.000 Kinder gehören. Ein Land mit immer weniger Kindern, in dem sich Politiker um Wege zur Hebung der Geburtenquote streiten, deportiert gnadenlos Kinder und Jugendliche, die jahrelang auf deutschen Grund-, Real-, und Berufsschulen, Gymnasien oder Universitäten ausgebildet wurden. Deutschlands Innenminister missachten so die vielfältigen Anstrengungen, die deutsche Sozialarbeiter, Lehrer, Professoren, Geistliche und Gemeinden, Menschen- oder Bürgerrechtler für die Ausbildung dieser jungen Menschen geleistet haben. Hintergrund dieser Politik ist nicht zuletzt der Gewinn von Wählerstimmen mittels Vorurteilen gegenüber Ausländern und Flüchtlingen vor der kommenden Bundestagswahl. Es wäre daher besonders sinnvoll, die jahrzehntelang tabuisierte Flucht und Vertreibung der 14,5 Millionen östlichen Deutschen nach 1945 in Schulen und Öffentlichkeit verstärkt zum Thema zu machen, um die deutschen Schüler zu sensibilisieren. Fast jeder zweite Bundesdeutsche hat heute ein Eltern- oder Großelternteil, der von Flüchtlingen, Vertriebenen, Spätaussiedlern oder Emigranten abstammt oder noch zu diesen Menschengruppen gehört. Dies bewusst zu machen, würde die Solidarität mit politischen Flüchtlingen stärken und den deutschen Innenministern die "Lust" zu diesen neuen Vertreibungen nehmen. Stellvertretend für Viele steht das Schicksal der Minderheitenfamilie S. aus dem Kosovo, die vor mehr als zehn Jahren ins Emsland geflohen ist und seitdem dort lebt. Ihr Dorf wurde vollkommen zerstört, alle Einwohner wurden vertrieben. Beide Eltern arbeiten heute für einen Niedriglohn (EUR 4.80) in einer Konservenfabrik, der Vater seit einem Arbeitsunfall nur noch halbtags. Alle acht Kinder besuchen Gymnasium, Berufs-, Haupt- oder Realschule, das jüngste Kind soll im August in die Grundschule eingeschult werden. Einer der Söhne wurde niedersächsischer Boxmeister im Leichtgewicht, durfte aber an den Deutschen Meisterschaften nicht teilnehmen, weil er keinen gültigen Aufenthaltstitel besitzt sondern nur den der Duldung. Die Familie ist gut integriert und möchte nichts mehr, als sich bei uns einesichere Zukunft schaffen. Doch vor kurzem hat sie die Abschiebeandrohung bekommen. |