Kämpfe in Ostanatolien Türkei soll Kurden mit Chemiewaffen getötet haben Von Daniel Steinvorth und Yassin Musharbash Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe gegen die türkische Regierung: Die Armee soll im Kampf gegen kurdische Rebellen Chemiewaffen eingesetzt haben. Gutachten stützen die Anschuldigung. Deutsche Politiker sind empört und verlangen eine internationale Untersuchung. Istanbul/Berlin - Es sind verstörende Fotos, an Grausamkeit kaum zu übertreffen. Fotos von verbrannten, verstümmelten und verätzten Körperteilen, Leichen, die kaum noch als solche zu erkennen sind. Laut türkisch-kurdischen Menschenrechtlern soll es sich bei den Toten um acht Angehörige der kurdischen Untergrundbewegung PKK handeln, die im September 2009 getötet worden sind. Die Aktivisten übergaben die Bilder im März einer deutschen Menschenrechtsdelegation aus Türkei-Experten, Journalisten und Politikern der Linkspartei, wie der SPIEGEL Ende Juli berichtete. Inzwischen hat Hans Baumann, ein deutscher Bildfälschungsexperte, die Authentizität der Fotos verifiziert - und ein rechtsmedizinisches Gutachten des Hamburger Universitätsklinikums bestätigt den ursprünglichen Verdacht: Die acht Kurden starben mit hoher Wahrscheinlichkeit "durch den Einsatz chemischer Substanzen". Sollte die türkische Armee also tatsächlich Giftstoffe verwenden und damit gegen die auch von der Türkei ratifizierte Chemiewaffenkonvention verstoßen? Immer wieder "mysteriöse Vorfälle" Deutsche Politiker und Menschenrechtler verlangen nun eine Untersuchung des Falls. "Die neuerlichen Ereignisse sind so eklatant, dass die türkische Seite sie dringend aufklären muss", sagte die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth SPIEGEL ONLINE. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine Obduktion der Leichen von PKK-Kämpfern angeordnet wird, aber die Ergebnisse unter Verschluss gehalten werden." Es habe immer wieder "mysteriöse Vorfälle dieser Art gegeben, die nach unabhängiger Untersuchung schreien." Sie erwarte von der Türkei nun eine offizielle Erklärung zum möglichen Einsatz chemischer Waffen, "um weitere Vorwürfe zu entkräften". mehr
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