Ausländerbeirat stört die Bezeichung "illegal"Resolution für geregeltes Bleiberecht, Gesundheitsfürsorge und ein Recht auf Bildung in Lich verabschiedet KREIS GIESSEN (gw). "Illegal in Deutschland" - zu diesem Thema hatte der Kreisausländerbeirat in das Kulturzentrum "Bezalel-Synagoge" in Lich eingeladen. Vorsitzende Francoise Hönle konnte gut 50 Besucher begrüßen. Zum Einstieg wurde der Film von der Regisseurin Dorothee Kaden "Illegal in Deutschland" gezeigt, der in der Reihe "Horizonte" im Hessischen Fernsehen gesendet wurde. Der Film zeigt die Geschichte der heute 18-jährigen Hülya D. Im Alter von vier Jahren kam sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Deutschland, wo die kurdische Familie in Lich heimisch wurde. Der Vater arbeitete als Koch in einer Pizzeria. Hülya besuchte den Kindergarten und die Schule. Sie lernte schnell und perfekt die deutsche Sprache und integrierte sich in ihrer neuen Heimat. Sie ist eine gute Schülerin, die gern lernte, um einen guten Abschluss zu erlangen. Danach schwebte ihr der Beruf Bürokauffrau vor. Vor vier Jahren kam dann alles ganz anders. Der Asylantrag der Familie wurde endgültig abgelehnt und die Ausreise in die Türkei verfügt. Die Familie wollte nicht zurückkehren. Für die gerade 14-jährige Hülya hätte das die (Zwangs-)Ehe mit einem Verwandten und ein Leben nach den archaischen Traditionen ihrer Herkunftsgesellschaft bedeutet. Das widersprach ihrer Lebensplanung. Ihre Eltern unterstützten die Tochter in ihren Zielen. Eine Rückkehr in die frühere Heimat kam nicht in Frage. Daher entschloss sich die Familie unterzutauchen. Von nun an lebten sie versteckt in Wohnungen mit heruntergelassenen Fensterläden. Hülya konnte nicht mehr die Schule besuchen, weil die Schulleitung auf Anweisung des Hessischen Kultusministeriums das illegale Mädchen den Behörden hätte melden müssen. Den Direktoren, die sich diesen Anweisungen widersetzen würden, drohten drastische disziplinarrechtliche Konsequenzen. Diese hessische Regelung gilt beispielsweise in Nordrhein-Westfalen nicht. Dort ist es den Schulleitungen ausdrücklich verboten, so genannte "Illegale" anderen Behörden anzuzeigen. Das Leben im Versteck ist brutal. Die Familie ist abgeschnitten von allen sozialen Kontakten, von Bildungsangeboten und von ärztlicher Versorgung. Nur durch die Hilfe und Unterstützung von Freunden kann die Familie überleben. Um den Anschluss an die Schule nicht ganz zu verlieren, lernt Hülya für sich mit ihren Schulbüchern. Petition für HülyaZu ihrem Glück wurde der Pastoralreferent der Katholischen Domgemeinde in Wetzlar auf das Schicksal der Familie aufmerksam. Er kümmert sich seit Jahren um die illegale Familie. Schon in der Tatsache, dass Hülya keine Schule besuchen kann sieht er einen eklatanten Verstoß gegen Menschenrechte. Schäfer brachte dann auch Ende 2008 eine Petition an den zuständigen Landtagsausschuss auf den Weg. Für die Zeit bis zur Entscheidung hat die Familie nun ein befristetes Bleiberecht enthalten. Was im Falle einer Ablehnung geschehen wird, beschäftigt Hülya im Augenblick nicht. Sie genießt die neue Möglichkeit, endlich wieder zur Schule gehen zu können. Die Familie lebt heute in der Nähe von Gießen und ist voller Hoffnung, doch in Deutschland bleiben zu können. In der engagierten Diskussion im Anschluss wandten sich die Teilnehmer gegen den Begriff "illegal", der Menschen diffamiere und stigmatisiere. Gerade für Menschen, die schon sehr lange in Deutschland leben, müsse ein geregeltes Bleiberecht geschaffen werden. Der Ausländerbeirat beschloss eine Resolution, in der geregeltes Bleiberecht, Gesundheitsfürsorge und ein Recht auf Bildung für die "Illegalen" gefordert werden. Quelle: http://www.giessener-anzeiger.de/
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