Tagesspiegel 7 Januar 2008
Von Suzan Gülfirat
Wie türkische Blätter über den Streit um jugendliche Gewalttäter berichten
Oberstaatsanwalt Roman Reusch, der Leiter der Berliner Intensivtäterabteilung, hat in diesen Tagen nicht nur die deutschen Zeitungen beschäftigt. Auch die Hürriyet druckte ein Foto des Juristen am Sonnabend im Innenteil und schrieb darüber: „Hat man solch einen Staatsanwalt schon gesehen?“
In der Unterzeile hieß es: „Der Berliner Oberstaatsanwalt Roman Reusch, der junge Migranten als kriminell abgestempelt hat, erntet heftige Kritik für das, was er gesagt hat.“
Auch am Sonntag gab sich die „Hürriyet“ in der Diskussion um ausländische Gewalttäter kämpferisch: „Sammellager“, lautete knapp die Überschrift. Es ist ein Begriff, der im Türkischen vor allem als Synonym für Konzentrationslager benutzt wird. In der Unterzeile legte die „Hürriyet“ noch einmal nach: „Deutschland will für straffällig gewordene junge Migranten die Tore von Lagern öffnen, die den als Schandflecken in die deutsche Geschichte eingegangen Konzentrationslagern ähneln.“ Dazu zeigte die Tageszeitung ein Foto aus den USA. Darauf ist ein uniformierter Aufseher zu sehen, der gerade junge Männer, die in Reih und Glied stehen, anschreit.
Unter der Titelzeile „Sammellager“ zeigte die Hürriyet dann auch noch ein Foto von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem CDU-Kandidaten Roland Koch. Die Bildunterzeile lautete: „Sie haben die Enkel der Nazis ermutigt.“ Damit bezog sich die Zeitung auf eine Demonstration von Rechtsextremisten in München. Sie waren am Wochenende unter dem Motto „Kriminelle Ausländer raus“ durch die bayerische Hauptstadt gezogen. Vor allem die türkischen Zeitungen achten derzeit sehr genau darauf, ob rechtsradikale und rechtsnationale Kreise durch den Wahlkampf in Hessen und die Diskussion um kriminelle Migranten Aufwind bekommen.