Wetzlar
"Flächenbrand" von rechts
Neue Broschüre informiert über Neonazi-Strukturen im Kreis
Wetzlar. Der Lahn-Dill-Kreis hat ein Problem von rechts. Nicht erst seit dem Brandanschlag auf das Haus von Pastoralreferent Joachim Schaefer. Szenebeoachter machen Neonazi-Schwerpunkte in Wetzlar, Haiger und Dillenburg aus. Über die undurchsichtigen Strukturen von Autonomen Nationalisten und Freien Kameradschaften, ihre Codes und Symbole informiert die Broschüre "Flächenbrand" des Gewerkschaftsbundes (DGB).
Seit Jahren gilt die Region im Dreiländereck Lahn-Dill-Kreis, Westerwald und Siegerland als ein Zentrum neofaschistischer Aktivitäten, berichtet der DGB-Vorsitzende für Mittelhessen, Ernst Richter. Die rechten Cliquen und Gruppen verfügten über einen hohen Vernetzungsgrad. Bei den an die Öffentlichkeit gedrungenen Vorfällen wie der Brandanschlag in Wetzlar handele es sich längst nicht mehr um Einzelfälle. "Flächenbrand" ist deshalb der Titel der Broschüre, die gemeinsam mit den DGB-Regionen Koblenz und Südwestfalen sowie dem Verein "argumente. netzwerk antirassistische bildung" erstellt wurde. Die Broschüre soll die Öffentlichkeit - vor allem Lehrer, Politiker, Betriebs- und Jugend- und Auszubildendenvertreter - aufklären. Vorgestellt wurde sie gestern in der Werner-von-Siemens-Schule. Ziel ist laut Richter, die gesellschaftspolitische Debatte anzustoßen. Jeder solle wissen, woran man die rechtsextreme Szene erkennt. Richter: "Das ist die Grundlage, um gegen sie vorgehen zu können. Kein Lehrer soll mehr sagen können, dass er nicht wisse, dass die Ziffer 18 auf dem T-Shirt eines Schülers für ,Adolf Hitler steht." Menschen der Neonaziszene zuzuordnen, ist schwieriger geworden. Die Einteilung nach Glatze und Springerstiefeln funktioniert nicht mehr. Gruppen, die unter dem Oberbegriff Autonome Nationalisten an Lahn und Dill aktiv sind - in Wetzlar die Anti-Antifa - bedienen sich linker Symbole wie Palästinenser-Tücher, versprechen "Action" und greifen Themen wie Antikapitalismus und Tierschutz auf. Mit den starren Strukturen der NPD wollen sie nichts zu tun haben.
mehr
|