Sonia Seymour Mikich: "Wir reden zurzeit viel über gute Integration und schlechte Integration, über bunte Viertel und gefährliche Ghettos. Was Stadtplanung dabei anrichten oder befördern kann, darüber wissen wir recht wenig. In 570 Gebieten gibt es das Programm "Soziale Stadt", finanziert vom Bund, in diesem Jahr mit 95 Millionen Euro. "Soziale Stadt" klingt papiertrocken, heißt aber etwas lostreten in schwierigen Vierteln. Stadtplanung für Arme und weniger Arme, für Deutsche und weniger Deutsche. Und dazu Frauke Steffens und Isabel Schayani."
Herzlichen Glückwunsch. Und willkommen im Körnerviertel, einem Teil von Berlin-Neukölln. Menschen, die nicht hier wohnen, nennen das "sozialer Brennpunkt". Jeder Zweite ist eingewandert, zwei Drittel der Kinder leben von staatlicher Hilfe. Alle Stereotype auf wenigen Quadratkilometern. Seit 35 Jahren verkauft Klaus Kemner Kfz-Teile im Viertel. Eine raue Umgebung hat er, aber er will nicht verallgemeinern.
Klaus Kemner, Einzelhändler: "Der 12-jährige, der aus dem dritten Stock aus dem Gymnasium mit dem Hitler-Gruß grüßt. Und der 14-jährige arabisch abstammende Sprayer, der festgehalten wird und vom Abstechen spricht. Das sind ja alles Einzelerfahrungen. Und da kann man einfach nicht irgendwie drauf schließen, was richtig läuft. Aber ich sage mal, eine Entwicklung müsste eigentlich auch von den Hausbesitzern und von den Hausgemeinschaften ausgehen."
Das Viertel ist schwierig, es ist arm, aber es ist noch nicht gekippt, auch durch das Programm "Soziale Stadt", finanziert vom Bund. Es besteht aus zwei Säulen: Einerseits erhält es die Bausubstanz und verbessert die Wohnqualität. Zum anderen will es Bildung und Integration voranbringen. Es geht um Menschen, wie die Händler im Viertel, nicht nur um Beton. Das Nachbarschaftsheim. Seit Jahrzehnten wird es das erste Mal saniert. Drinnen ist schon alles neu, fehlt nur noch der Gehsteig. Jeden Nachmittag verbringen Kinder aus der Gegend, deren Eltern wenig Geld haben, ihre Freizeit hier.
Junge: "Hier gibt es Lesezirkel, extra Kindergarten, hier macht man halt wie gesagt, coole Kids. Tschuldigung! Und hier wird auch eine Kampfsportart gemacht, gemischt aus Kampf und Tanz - Kapoeira."
Reporterin: "Wie oft kommst du in der Woche her?"
Mädchen: "Jeden Tag, außer wenn ich krank bin."
Junge: "Wenn das „Nachbi“ nicht da wär, dann würde ich wahrscheinlich auch zu Haus die ganze Zeit rumsitzen."
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