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Jürgen Rieger ist tot

Rechtsextremer Anwalt, Scharnierfigur und Financier: Jürgen Rieger ist tot


Jürgen Rieger Foto: © Marek Peters

Empfindlicher Verlust für die rechtsextreme Szene in Deutschland: Jürgen Rieger ist mit 63 Jahren am Donnerstag, den 29.10.2009, den Folgen eines Schlaganfalls erlegen, den er am vergangenen Samstag, den 24.10.2009, auf einer NPD-Parteivorstandssitzung in Berlin erlitten hatte. Dies teilte Riegers Familie mit.

Von Simone Rafael

Mit Jürgen Rieger verliert die rechtsextreme nicht nur einen hemmungslosen NS-Verherrlicher, Holocaustleugner und neuheidnisch argumentierenden Rassisten, sondern vor allem einen wichtigen Strippenzieher im Dienst der rechtsextremen Sache.

Als Rechtsanwalt, der immer schlau genug war, seine Zulassung (trotz mehrfacher Vorstrafen u.a. wegen Volksverhetzung und Körperverletzung) zu behalten, verteidigte er Neonazis aller Art, von Szeneprominenz wie Christan Worch, Horst Mahler oder Ernst Zündel über rechtsextreme Bands wie Kraftschlag. Ab Montag wollte er die Neonazi-Band "Kommando Freisler" vor dem Amtsgericht Herzberg verteidigen.

Wichtiger noch war Rieger allerdings als Financier und Geldmaschine der rechtsextremen Szene. Rieger gelang es, unter anderem als Nachlaßverwalter von Altnazis und durch Aktien- und Immobiliengeschäfte, zahlreiche Gelder für die neonazistische Sache zu akquirieren. So soll etwa der Bremer Lehrer Wilhelm Tietjen, einstiges NSDAP-Mitglied, Rieger über eine Million Euro vermacht haben - unter der Bedingung, damit Fruchtbarkeitsforschung zu betreiben.

Jürgen Rieger besaß zahlreiche Immobilien, die er für Veranstaltungen der rechtsextremen Szene zur Verfügung stellte, als "Schulungszentren" auszubauen gedachte oder auch gestaltete oder, wie zuletzt in Wolfsburg, als "Museum" zur NS-Verherrlichung verwenden wollte. Neben einem Landgut in Schweden handelt es sich mindestens um ein ehemliges Hotel in Pößneck, ein Haus in Hummelfeld (bei Eckerförde), einen ehemaligen Kinokomplex in Hameln und Häuser in Hamburg, Hannover und im Landkreis Schaumburg. Um den "Heisenhof" in Dörverden, den Rieger zur rassistisch motivierten "Fruchtbarkeitsforschung" verwenden wollte, ist der Rechtsstreit noch nciht beendet. Zuletzt wollte Rieger in Faßberg bei Celle ein ehemaliges Hotel erwerben und in einer leerstehende Halle in Wolfsburg ein "Kraft durch Freude"-Museum eröffnen.

Als unverfrorener und wenig zügelbarer NS-Verehrer und Rassist hatte Jürgen Rieger zeitlebens gute Kontakte zu den rechtsextremen "freien Kameradschaften" und ihren Sprecherfiguren, insbesondere Thomas "Steiner" Wulff.

 

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