Es handelt sich um die Eltern des im vergangenen Jahr abgeschobenen Kurden Serif Akbulut. Deren Enkel Muzaffer und Ridvan Duman waren in der vergangenen Woche in Schlüchtern abgeholt und mit einer Chartermaschine in die Türkei geflogen worden. Um Asyl nachgesucht hat am Sonntag auch deren volljährige Schwester. Eine weitere Schwester befindet sich nach Angaben des Bündnisses für Bleiberecht in der Jugendpsychiatrie, die Mutter wird nach einem Zusammenbruch nach der Abschiebung der Söhne ebenfalls stationär psychiatrisch betreut. Der Vater der Familie ist 1993 in der Türkei verschollen. Man vermutet, dass er umgebracht wurde. Vor sieben Jahren waren drei Söhne der Familie zu den Großeltern nach Sterbfritz im Main-Kinzig-Kreis geflohen. Die Mutter folgte 2001 mit drei weiteren Kindern, die zum Teil noch zur Schule gehen. Von einer kurzfristigen Abschiebung bedroht erschien nach den Worten von Bündnissprecher Herwig Putsche vor allem die volljährige Schwester der beiden jüngst abgeschobenen Brüder. Wie Gerhard Lüdecke, Vorsitzender des Kirchenvorstands, und geschäftsführender Pfarrer Horst Rühl mitteilten, sei wegen anhängiger Petitionen vor dem Petitionsausschuss des hessischen Innenministeriums zurzeit keine Abschiebung zu befürchten. Der Kirchenvorstand wolle sich gemeinsam mit dem Bündnis für Bleiberecht und mit den zuständigen kirchlichen Vertretern in Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen weiter für die Familien einsetzen. Nach „ausführlicher Diskussion" der Umstände der Abschiebung von Muzaffer und Ridvan Duman fordere der Kirchenvorstand zudem die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck auf, gegen die Abschiebepraxis des Landes Hessen „deutlich zu intervenieren". Sowohl die Abschiebung von Serif Akbulut als auch der beiden Duman-Brüder hatten für Proteste im Main-Kinzig-Kreis gesorgt. Nach Ansicht des Bleiberechtsbündnisses käme für die Familien eine Lösung nach der Bleiberechtsregelung der Innenminister vom vergangenen November in Frage. Mit der Abschiebung der beiden Söhne und der von Serif Akbulut werde diese Chance aber verbaut, weil die jungen Männer Hauptversorger der Familie gewesen seien und beide Arbeitsplatzzusagen gehabt hätten. Aus Anlass des hundertsten Tages seit dem Bleiberechtsbeschluss veranstaltet das Bündnis für Bleiberecht unter dem Motto „100 Tage und (kein) Bleiberecht" heute um 11 Uhr eine Mahnwache vor der Ausländerbehörde im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen. Danach wollen die Mitglieder bei der Kreisausländerbehörde vorsprechen. Morgen soll von 10 bis 14 Uhr ein Informationsstand am Hanauer Marktplatz aufgestellt werden.
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