Göttingen/Stuttgart, 27. Mai 2011 Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Entscheidung der Universität Stuttgart, in ihren Räumlichkeiten keine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Vernichtungsfeldzuges gegen die Christen im Osmanischen Reich 1912 bis 1922 zur Verfügung zu stellen, scharf kritisiert. "Es ist ein beschämendes Armutszeugnis für eine deutsche Hochschule, in vorauseilendem Gehorsam diffusem "Protest aus Berlin" von türkischer Seite nachzugeben und unter Verweis auf die Neutralität einer Universität die Nachkommen der Opfer von Völkermord die Unterstützung zu verweigern", sagte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Freitag in Göttingen. "Schon eine kurze Lektüre hätte das Rückgrat von Rektor Prof. Wolfram Ressel stärken können, dafür gerade zu stehen, dass in seinen Räumlichkeiten dieses Genozids gedacht und so ein Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung und Versöhnung der Volksgruppen in der Türkei geleistet wird", kritisierte der Menschenrechtler. "Denn es gibt lange wissenschaftliche Untersuchungen über die Verbrechen der osmanischen Truppen an den christlichen Armeniern, Assyrer-Aramäern und Griechen auf dem Gebiet der heutigen Türkei vor fast 100 Jahren. Bis zu drei Millionen Menschen sind damals gewaltsam zu Tode gekommen. Nach den bösen Erfahrungen der Deutschen mit zwei totalitären Regimen hätten wir von Ressel erwartet, dass er Meinungsfreiheit nicht nur zulässt, sondern sogar verteidigt." Der "Verband der Vereine der Griechen aus Pontos in Europa e.V.", die "Assyrische Demokratische Organisation - Sektion Mitteleuropa" (ADO) und die "Arbeitsgruppe Anerkennung - Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V." müssen ihre Gedenkveranstaltung am 28. Mai (18 Uhr) nun im Kursaal von Bad Cannstadt durchführen. |