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Qualen im Kinderheim
Finsteres Nachkriegshessen

Qualen im Kinderheim

Von Petra Mies

Immer wieder fließen Tränen. Nicht nur bei denen, die mutig berichten, was sie als Kinder erleiden mussten, sondern auch bei denen, die ihnen zuhören. Schluchzer klingen auf. "Dieser Tag wird in die Annalen des Landtags eingehen", sagte Andreas Jürgens (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Familie und Gesundheit. Der Aussschuss hatte für Donnerstag eine öffentliche Anhörung zum Unrechtsschicksal der Heimkinder in den 50er und 60er Jahren einberufen.

"Es war die Hölle"
"Das Jugendamt wies mich 1966 ins staatliche Erziehungsheim Guxhagen-Breitenau nahe Kassel ein. Es war die Hölle. Riesige Mauern mit Stacheldraht, vergitterte Fenster. Als wir vorfuhren, fragte ich, ob ich ins Gefängnis käme. Ich musste mich völlig nackt ausziehen und bekam Nachthemd und Kittel. Strümpfe gab es nicht. Ich musste für die Industrie arbeiten. Zum Essen gab es nur drei Suppen. Viele Mädchen haben sich selbst verletzt oder wollten flüchten. Es gab keinerlei Freiheit, nur Kontrolle. Nachts wurden die Schlafsäle abgesperrt. Da es nur einen Nachttopf gab, trauten wir uns oft nicht, die Notdurft zu verrichten, weil der schon überfüllt war."

Renate Schmidt, 59 Jahre
Neben Experten, Mitgliedern der kommunalen Spitzenverbände, Heimträgern und Fachverbänden kamen dabei vor allem die zu Wort, denen so lange keiner zuhören wollte: die ehemaligen Heimkinder. Viele von ihnen erzählen, wie schwer es überhaupt falle, sich anderen anzuvertrauen. An der strukturellen Gewalt, die ihnen in widerfahren ist, leiden sie bis heute. Neben körperlichen und psychischen Leiden in den staatlichen wie auch kirchlichen Heimen, von denen die Opfer berichten, ist ihren Schilderungen zufolge auch sexuelle Gewalt an der finsteren Tagesordnung gewesen - und das sogar im "Namen Gottes". Alexander Markus Homes, selbst Opfer, hat sich ausführlich mit dem Thema befasst. Vier Betroffene, die offiziell im Ausschuss über das Schreckliche berichteten, aber auch viele weitere ehemalige Heimkinder kamen nach Wiesbaden.

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