BIM 14/2007 - Berliner Infodienst Migration
vom 05.03.2007 1. Bleiberecht: CSU will offenbar Koalitionsvereinbarung kippen Die CSU will offenbar die in der großen Koalition vereinbarte Regelung zum Bleibe-recht platzen lassen. Mit der CSU sei eine solch weitgehende Zuwanderungsrege-lung nicht machbar, sagte der bayerische Innenminister Günther Beckstein der 'Süd-deutschen Zeitung'. Ähnlich äußerte sich der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber in einem Fernsehinterview. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering hatte zuvor erklärt, er verhandle nicht mehr über das Thema. Müntefering hatte mit Innen-minister Wolfgang Schäuble ausgehandelt, dass geduldete Ausländer eine Aufent-haltsgenehmigung für zwei Jahre beantragen können, wenn sie bis Ende 2009 einen Arbeits- oder Ausbildungsvertrag vorweisen können. Dies soll an diesem Montag-abend von den Koalitionsspitzen abgesegnet werden. aus: Deutsche Welle vom 05.03.2007 Link: www.dw-world.de/dw/function/0,,12356 2. Bleiberecht: Was Bund und Länder wollen Rund 180.000 Ausländer sind in Deutschland nur geduldet, weil die Ausländerbehör-den ihren Asylantrag ablehnten und sie eigentlich ausreisen müssten. Bund und Län-der versuchen, für diese Menschen Sicherheit zu schaffen. Was die Länder wollen Im November einigten sich die Länder auf folgenden Kompromiss: Ausländer, die be-reits einen Arbeitsplatz haben oder eine Ausbildung machen, können eine auf zu-nächst zwei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Alle anderen Betrof-fenen sollten bis zum 30. September 2007 Zeit bekommen, sich eine Arbeit zu su-chen. Wer eine findet – darf bleiben, wer nicht, muss ausreisen und wird im Extrem-fall abgeschoben. Weitere Bedingungen: Die Betroffenen müssen mindestens sechs Jahre in Deutsch-land gelebt haben, für Alleinstehende gelten acht Jahre. Außerdem dürfen sie nicht straffällig geworden sein, müssen ausreichend deutsch sprechen, und ihre Familien sollten gut integriert sein. Das trifft auf schätzungsweise 20.000 und 50.000 Menschen zu. Den Beschluss der Länder setzten die einzelnen Länder unterschiedlich schnell in die Praxis um. Er war anfangs ohnehin als Zwischenlösung aufzufassen, bis die Regierungskoalition in Berlin ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Was die Koalition will Nach den Plänen von Union und SPD sollen Bewerber zunächst ein Aufenthaltsrecht bekommen und dann bis Ende 2009 Zeit haben, ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit zu sichern. Erst dann entscheidet sich die Frage: Gehen oder Bleiben. Die Union hat durchgesetzt, dass Kandidaten sich nicht nur um Arbeit bemühen. Sie müssen auch Arbeit gefunden haben, von der sie weitgehend leben können. Ein ei-genes Bleiberecht will die Koalition Kindern ab 14 Jahren einräumen, die gut inte-griert sind. Voraussetzung soll sein, dass Eltern ohne Bleiberechtsanspruch vorher freiwillig ausgereist sind. Zudem will sie das Nachzugsalter für Ehefrauen anheben und verlangen, dass diese Deutschkenntnisse nachweisen. Zudem sind künftig Sanktionen gegen «Integrationsverweigerer» möglich. Die CDU-regierten Länder halten den Länderkompromiss für ausreichend. Unter an-derem Niedersachsen kündigte an, dass die unionsregierten Länder jedwede Bun-desregelung im Bundesrat ablehnen würden. aus: Netzeitung vom 05.03.2007 Link: www.netzeitung.de/deutschland/570091.html 3. Bleiberecht: "Die prüfen und prüfen, bis der Job weg ist" Als sich die deutschen Innenminister im November auf ein Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlinge einigten, war Nusret Kaciran voller Hoffnung. Mit einem schrift-lichen Arbeitsvertrag in der Hand ging der 51-jährige Kurde, der seit 17 Jahren in Deutschland lebt, zur Göttinger Ausländerbehörde. Eine Aufenthaltserlaubnis erhielt er jedoch nicht. "Zuerst hieß es, ich würde mit der angebotenen Arbeit 200 Euro zu wenig verdienen, um meine Familie ernähren zu können", erzählt der Vater von fünf Kindern. Doch auch das Angebot für einen Zweitjob in einem Imbiss brachte Kaciran bislang nicht das ersehnte Bleiberecht und ein Ende der kurzfristigen Duldungen: "Die prüfen und prüfen. Wenn ich dem Arbeitgeber nicht bald zusage, stellt der jemand anderen ein und der Job ist weg." Gründe, die gegen ein Bleiberecht sprechen, gebe es bei Nusret Kaciran und seiner Familie nicht, sagt Göttingens evangelischer Ausländerpfarrer Peter Lahmann. In diesem und vielen anderen Fällen sei das Ausländeramt mit der Umsetzung der Regelung "einfach völlig überfordert". Bei Mitarbeitern der Behörde herrsche Unsi-cherheit, wie die Bestimmungen auszulegen seien. Nach jahrelangem Streit hatten sich die Innenminister und -senatoren von Bund und Ländern im November 2006 auf eine Teillösung beim Bleiberecht verständigt. Da-nach können Geduldete eine Aufenthaltserlaubnis bekommen, wenn sie mindestens acht Jahre in Deutschland leben und ihren Unterhalt selbst verdienen - bis Ende September dieses Jahres haben sie Zeit zur Jobsuche. Bei Familien mit schulpflich-tigen Kindern ist ein Aufenthalt von sechs Jahren Voraussetzung. In der Praxis laufe die Regelung ins Leere, kritisieren Flüchtlingsberater. In der Stadt und im Kreis Göttingen haben bisher nur acht von rund 1.200 Geduldeten ein Bleiberecht erhalten. 69 von 20.000 bekamen bis zur vergangenen Woche in ganz Niedersachsen eine Aufenthaltserlaubnis. 27 von 3.500 waren es in Bremen, 220 von 12.000 in Bayern. Andere Städte und Bundesländer melden ähnlich niedrige Quoten. Für Kai Weber vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat liegt "das Problem im Verfahren selbst. Viele geduldete Flüchtlinge verfügten gar nicht über die verlangten Pässe oder Ersatzpa-piere: "Die Menschen haben oft Hals über Kopf das Land verlassen". Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, die der Krieg zu Staatenlosen gemacht habe, bekä-men von keinem der Nachfolgestaaten einen Ausweis - "und ohne Pass gibt's keine Arbeitserlaubnis und ohne Arbeitserlaubnis kein Bleiberecht." Und selbst wer Arbeitsplatz und Pass vorlegen kann, scheitert nach Angaben von Pro Asyl oft an weiteren so genannten Ausschlussgründen. Eine Familie habe keine Aufenthaltserlaubnis erhalten, weil sie 1999 im Kirchenasyl Schutz vor Abschiebung suchte. Ein Mann habe das Bleiberecht verwirkt, weil er beim Schlachten von Scha-fen keinen Veterinär hinzuzog und deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. In fast 20 Städten demonstrierten genau 100 Tage nach der Verabschiedung der Blei-berechtsregelung durch die Ressortchefs von Bund und Ländern Betroffene und ihre Unterstützer am 24. Februar für ein weitergehendes Bleiberecht. Die Große Koalition hat auch eine gesetzliche Regelung in Aussicht gestellt, die Frist zur Arbeitssuche soll bis 2009 verlängert werden. Doch nun stellen sich Niedersachsen, Bayern und andere von der Union geführte Länder quer. Für Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann ist die Vereinbarung auch ohne Gesetz eine Erfolgsgeschichte. Nach seinen Berechnungen profitieren vom Bleibe-recht mehr Flüchtlinge als erwartet. Weil bereits nach 100 Tagen 28.000 Flüchtlinge eine Aufenthaltserlaubnis beantragt hätten, sei "diese Vereinbarung die beste Bleibe-rechtsregelung, die es in Deutschland je gab". Auch Schünemanns bayerischer Amtskollege Günther Beckstein lehnt eine neue gesetzliche Regelung strikt ab. Die Vereinbarung der Minister sei bereits ein Kompromiss mit der SPD gewesen aus: Evangelischer Pressedienst sozial vom 02.03.2007 Link: http://www.epd.de/sozial/sozial_index_48255.html 4. Gemeinsame Interessenvertretung - deutsche Muslime bald mit einer Stimme "Wir sind entschlossen, als Vertreter aller Muslime in Deutschland aufzutreten", sagt Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib). Er rechnet mit einem Zusammenschluss noch 2007. Die islamischen Verbände seien dabei, sich über Strukturen und Inhalte des Vereins zu einigen. "Der Koordinierungs-rat der Muslime erstellt derzeit eine Geschäftsordnung und Satzung", erklärt Alboga. Zum Koordinierungsrat gehören neben der Ditib auch der Zentralrat der Muslime (ZMD), der Islamrat (IR) und der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) in Deutschland. Jede dieser Organisationen steht für eine andere Ausprägung des isla-mischen Glaubens. Sie alle vereinen jeweils nur einen Bruchteil der 3,5 Millionen in Deutschland lebenden Muslime. Deswegen ist ein Zusammenschluss auch dringend nötig. Denn die Muslime in Deutschland sind nicht einheitlich organisiert, die eine Stimme des Islams gibt es bisher nicht. Spätestens bei der von Innenminister Wolfgang Schäuble initiierten Islamkonferenz im vergangenen Herbst wurde klar: Es gibt zwar eine Reihe von muslimischen Orga-nisationen, aber keine von ihnen kann für sich beanspruchen, für alle zu sprechen. Ein Zustand, den Schäuble kritisierte. Er wünscht sich einen repräsentativen An-sprechpartner. "Die Muslime wollen vom Staat gleichberechtigt behandelt werden, so wie die christlichen Kirchen. Dann müssen sie aber auch die organisatorischen Voraussetzungen dafür schaffen." Der Minister steht mit seiner Forderung nicht allei-ne da. Auch Theologen und Integrationsexperten halten ein organisiertes Gespräch nach den gescheiterten Kofferbombenanschlägen und verfehlten Papstreden für dringend nötig. Außerdem ist der Islam nach der römisch-katholischen und der evan-gelischen Kirche mittlerweile die größte Religionsgemeinschaft in Deutschland. Rückendeckung bekommt Schäuble etwa von Volker Beck, dem menschenrechtspo-litischen Sprecher der Grünen. "Wir wollen eine Gleichstellung von Christentum, Ju-dentum und Islam. Ein Zusammenschluss der islamischen Spitzenverbände könnte ein erster und wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung sein", so Beck. Allerdings sind organisatorische Fragen bisher nicht entschieden: Noch ist unklar, wie der Vorstand besetzt werden soll - paritätisch nach Organisationen oder gemäß der Mitgliederzahl. Auch ein Name steht noch nicht fest: Möglich sei, dass man sich weiter Koordinierungsrat oder aber Kooperationsrat nenne oder einen ganz anderen Namen wähle, sagte Seyfi Ögütlü vom VIKZ der taz. Der Koordinierungsrat arbeite schnell und vor allem harmonisch, um einen Ansprechpartner für die Muslime zu ernennen. Doch ob der geplante Verband wirklich die Unterstützung aller in Deutsch-land lebenden Muslime bekommen wird, ist fraglich. Die Strömungen innerhalb des Islam sind zu verschieden. So erklärte Ali Toprak von der Alevitischen Gemeinde, dass er überhaupt nicht um eine Zusammenarbeit im Kooperationsrat gebeten wurde. Die Aleviten bilden in der Türkei nach den sunnitischen Muslimen die zweitgrößte Religionsgruppe. Eine Zu-sammenarbeit mit den anderen muslimischen Verbandsvertretern lehnt Toprak ab: "Wir haben einfach eine andere Auslegung religiöser Vorgaben." aus: taz vom 05.03.2007 (CIGDEM AKYOL) Link: www.taz.de/pt/2007/03/05/a0116.1/text 5. Neu gegründeter Zentralrat der Ex-Muslime: "Wendet euch vom Islam ab" Eine Gruppe ehemaliger Muslime hat die in Deutschland lebenden Gläubigen aufge-rufen, sich vom Islam abzuwenden. An die Bundesregierung appellierte der neu ge-gründete Zentralrat der Ex-Muslime, gegen religiös begründete Unterdrückung vorzu-gehen. Ex-Muslimin Mina Ahadi erklärte in Berlin, islamische Organisationen würden sich in das Leben der Menschen einmischen. Diese Gruppen seien zu kritisieren, so wie der Islam wegen der Unterdrückung der Frauen zu kritisierten sei. Ahadi warf dem Zentralrat der Muslime in Deutschland vor, zu Unrecht die Vertretung der rund 3,3 Millionen in Deutschland lebenden Muslime zu beanspruchen. Der Vor-sitzende des Zentralrats der Muslime, Axel Ayyub Köhler, hatte zuvor erklärt, er ver-stehe die Beweggründe der Ex-Muslime nicht. Die Ex-Muslime forderten die Bundes-regierung auf, sich für die Menschenrechte in islamischen Ländern einzusetzen. aus: Hamburger Abendblatt vom 01.03.2007 Link: www.abendblatt.de/daten/2007/03/01/698175.html Weitere Informationen unter: www.ex-muslime.de >>> BIM-Tipp: Der WDR hat ein Gespräch mit Mina Ahadi geführt. Nachzulesen ist es unter: www.wdr.de/themen/politik/deutschland/ex_muslime/index.jhtml 6. Neue Studie aus Wien: Zwangsheirat keine Frage der Religion In Wien liegt nun erstmals eine Studie zum Thema Zwangsheirat vor. Genaue Zahlen über das Ausmaß des Phänomens ließen sich derzeit aber noch nicht gewinnen, un-terstrich Frauenstadträtin Sandra Frauenberger am Donnerstagabend vor Journalis-ten. Nun soll eine eigene "Task Force" die Grundlage für das weitere Vorgehen scha-ffen. Davon abgesehen wurden bereits einige Maßnahmen im Sozialbereich initiiert. Eine Schätzung sei, dass jährlich rund 35 von Zwangsheirat Betroffene in den sozia-len Einrichtungen der Stadt betreut werden, so Projektleiterin Rossalina Latcheva vom Zentrum für soziale Innovation, das die Studie im Auftrag der Wiener Frauenab-teilung durchgeführt hat. Bei dieser Zahl handelt es sich allerdings nur um diejenigen, die bereits versuchen, aus ihrer Situation auszubrechen. Jedenfalls lasse sich die Thematik nicht auf eine bestimmte Gruppe oder Religion einschränken, unterstrich Frauenberger: "Es ist viel weniger eine Frage der Religion und viel mehr eine Frage der Ehre." Betroffen hätten etwa ebenso einen türkischen wie griechischen oder indischen Migrationshintergrund, seien Hindu, Christen oder Moslems. Dennoch bestehe die Gefahr, dass die Problematik mit dem Thema Inte-gration vermischt werde. Tatsächlich handle es sich aber um ein Gewaltthema. In Wien werde deshalb verstärkt auf Fortbildung von Lehrern in dieser Thematik ge-setzt. Außerdem wurde mit der Schulung von Multiplikatoren begonnen, welche in die ethnischen Gruppen hinein wirken sollen. Und mittels der Sprachprogramme "Mama lernt Deutsch" könne man auch westliche Geschlechterbilder und Emanzipationsden-ken vermitteln. Überdies hat Frauenberger eine eigene "Task Force" des Magistrats initiiert, die Vor-schläge liefern soll, wie man die Einzelfälle standardisiert erfassen kann, um konkre-te Zahlen zu erhalten. Außerdem soll ein Handlungsleitfaden entwickelt und Vor-schläge erarbeitet werden, wie man verstärkt die Eltern einbeziehen könne. Weiters soll hierbei auch geklärt werden, ob die bestehenden Betreuungsangebote ausrei-chend sind. Zugleich erhob Frauenberger an den Bund die Forderung nach einem ei-genen Aufenthaltstitel für Frauen und einem Zeugenschutzprogramm für Opfer. Nur so könne man in Härtefällen ein anonymes Untertauchen der Betroffenen ermögli-chen. aus: Der Standard vom 02.03.2007, Link: http://derstandard.at/?url=/?id=2789818 7. Berlin: Aktionsprogramm respectABel eröffnet neue Förderrunde
Das Förderprogramm respectABel Aktion Berlin ist wieder gestartet, es können An-träge von lokalen Initiativen sowie von freien und öffentlichen Trägern der Jugendar-beit, Schulen, Kirchengemeinden und Bürgerinitiativen eingereicht werden. Das Förderprogramm ist darauf gerichtet, junge Menschen in Berlin zu ermuntern bzw. sie darin zu bestärken, sich aktiv für Toleranz im Umgang miteinander und ge-genüber anderen Menschen sowie gegen fremdenfeindliche und rassistische Ein-stellungen und Gewalt einzusetzen. Eine Förderung kann beantragt werden für Honorare, Veranstaltungs- und Sach-kosten, die für die Projektumsetzung benötigt werden. Die Förderhöhe ist auf 3.500 € für jedes Förderprojekt begrenzt. Der Förderzeitraum ist auf dieses Jahr beschränkt. Der Antragsschluss ist der 17.04.2007. Die Initiatoren von Projekten werden bei der Antragstellung unterstützt und haben die Möglichkeit, eine Beratung zur Antragstellung im Projektbüro wahrzunehmen. Die Projekte haben die Möglichkeit, ihre Projektidee und die Projektergebnisse auf der Plattform des Programms respectabel.de zu präsentieren, dort können sie auch regelmäßig ihre Veranstaltungstermine veröffentlichen. Auf www.respectabel.de gibt es weitere Informationen zum Förderprogramm. Dort stehen auch das Antragsformular und die Programmausschreibung zum Download bereit. 8. Duisburg, 06.03.2007: Buchvorstellung „Allein auf der Flucht“ Als Zwölfjähriger kommt Umeswaran Arunagirinathan als unbegleiteter Kinderflücht-ling mit Schleppern aus dem Kriegsgebiet Sri Lanka nach Deutschland. Er darf zu-nächst als minderjähriger Flüchtling bei seinem Onkel in Hamburg bleiben, erhält aber kein Asyl, sondern nur eine befristete Aufenthaltsbewilligung. In dem Buch „Allein auf der Flucht“ schildert er nicht nur die gefährlichen Umstände seiner Flucht, sondern auch die Hintergründe des Bürgerkriegs in Sri Lanka und reflektiert über die schwierige Situation von Kinderflüchtlingen und jungen Ausländern in Deutschland. Am morgigen Dienstag, 06.03.2007, wird Umeswaran Arunagirinathan um 19.00 Uhr im Internationalen Zentrum der Volkshochschule Duisburg am Flachsmarkt in Duis-burg-Innenhafen aus seinem Buch lesen. 9. München, 08.03.2007: „Heimat in der Migration“ - Diskussion und Lesung Mit dem Begriff Heimat verbindet jeder Mensch etwas, wenn auch jeder und jede et-was Unterschiedliches. Für die einen sind es Kindheitserinnerungen, für andere eine Sprache, ein Dialekt, Erzählungen oder Lieder. Wieder andere verbinden damit Landschaften oder Menschen, die einem nahe stehen. Andere fühlen sich durch Speisen oder durch Gerüche in die Heimat versetzt. Auch Religion bietet vielen Men-schen Halt und Heimat. Wann fühlt man sich heimisch? Wann ist man zu Hause? Wann wird die Heimat fremd und die Fremde zur Heimat? Gibt es sie, die kalte Heimat Deutschland? Kann man mehrere Heimaten haben? Auf dem Podium reden Menschen, die die Heimat, den Ort, an dem sie geboren sind, irgendwann verlassen haben. Haben Sie eine neue Heimat gefunden? Was begünstigt diesen Prozess? Kann man sich heimisch fühlen, auch wenn man Abwehr spürt? Möchte man sich auf eine neue Heimat ein-lassen? Viele Fragen und der Versuch von Antworten. Im Gespräch sind: Luisa Costa-Hölzel, Autorin und Mitglied im Migrationsauschuss der Erzdiözese München-Freising; Albert Osei-Wusu, Flüchtlingsberater bei der In-neren Mission München; Ali Poyraz, AKA, Aktiv für interkulturellen Austausch, Mün-chen und Lena Gorelik, Autorin (Meine weißen Nächte). Die Moderation hat Dr. Mar-gret Spohn von der Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München übernommen. Die Veranstaltung, die im Rahmen der Reihe "Generationen in der Migration" durchgeführt wird, findet statt am Donnerstag, 08.03.2007, um 19.00 Uhr im Münchener Eine Welt Haus, Schwanthalerstraße 80 10. Buch-Tipp: „Die Identitätsfalle“ von Amartya Sen Gibt es einen "Krieg der Kulturen" zwischen dem Westen und dem Islam? Die einen sagen, wir sind bereits mitten in diesem Krieg, die anderen hoffen, den Konflikt durch einen Dialog der Kulturen entschärfen zu können. Amartya Sen zeigt in seinem Buch, daß die falsche Illusion einer einzigen Identität diesen "Krieg der Kulturen" konstruiert und zugleich fatal vorantreibt. Während die Welt zunehmend aufgeteilt wird in Blöcke aus Religionen, Kulturen oder Zivilisationen, geraten uns andere Faktoren des menschlichen Daseins wie Klasse, Geschlecht, Bildung, Beruf, Sprache, Kunst, Wis-senschaft, Moral oder Politik immer mehr aus dem Blick. Globale Bemühungen, der eskalierenden Gewalt Einhalt zu gebieten, scheitern zudem an einer Konzeptlosig-keit, die das direkte Resultat dieser undifferenzierten und eindimensionalen Kon-struktion von Identität ist. Wenn die Beziehungen zwischen menschlichen Individuen auf einen "Krieg der Kul-turen" reduziert werden, dann schnappt die "Identitätsfalle" zu. Menschen, die eine Fülle von Identitätsmerkmalen haben, werden auf ein einziges reduziert und ver-schwinden in kleinen übersichtlichen Schubladen. Das Geschäft der Fundamentalis-ten besteht in dieser Miniaturisierung menschlicher Existenz, mit der alle Ideologie der Gewalt ihren Anfang nimmt. Doch Amartya Sen zeigt nicht nur, wie die Spirale aus Identität und Gewalt entsteht, sondern auch, wie sie durchbrochen werden kann. Denn niemand ist zu einer einzigen Identität verdammt, jeder kann seine Persönlich-keit gestalten und mitbestimmen. Sens brillante Analyse von Multikulturalismus, Post-kolonialismus, Fundamentalismus, Terrorismus und Globalisierung macht vor allem eines klar: Die Welt kann sich ebenso in Richtung Frieden bewegen, wie sie jetzt auf Gewalt und Krieg hinzusteuern scheint. Der Autor, Amartya Sen, geb. in Santiniketan, Indien, ist Professor in Harvard und war Master des Trinity College in Cambridge. 1998 erhielt er den Nobelpreis für Öko-nomie. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen Ökonomie für den Menschen (2000) und Ökonomische Ungleichheit (1992). Das Buch „Die Identitätsfalle“ von Amartya Sen (ISBN-10: 3406558127 und ISBN-13: 978-3406558122) ist im Beck-Verlag erschienen und kostet 19,90 Euro. Es kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts:buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin, Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de 11. TV-Tipps >>> 05.03.2007, ARD, 20.15 Uhr: Die Flucht (2/2) Spielfilm Deutschland 2007 Deutschland, Januar 1945. Nachdem die Ostfront immer näher rückt und die Wehr-macht es in ihrem blinden Hitler-Gehorsam versäumt hat, die Zivilbevölkerung zu evakuieren, ergreifen die Bewohner Ostpreußens panisch die Flucht. Auch Lena Grä-fin von Mahlenberg (Maria Furtwängler) führt einen Treck, der überwiegend aus Frauen und Kindern besteht, durch einen unbarmherzigen Winter in Richtung Bay-ern. Neben der Verantwortung für die ihr anvertrauten Menschen ist Lena auf der verzweifelten Suche nach ihrer achtjährigen Tochter Viktoria (Stella Kunkat), die sich bei dem Flüchtlingstrupp des Kriegsgefangenen François (Jean-Yves Berteloot) versteckt hatte. Während die Rote Armee plündernd und vergewaltigend in Ostpreußen einmar-schiert, ermordet die fanatische deutsche Wehrmacht auf ihrem Rückzug gnadenlos sämtliche Kriegsgefangenen und Deserteure. Auf dem Gut des desillusionierten Rüdiger Graf von Gernstorff (Hanns Zischler) und dessen Frau Sophie (Angela Wink-ler) trifft Lena nach einem dramatischen Zwischenfall endlich ihre Tochter und Fran-çois wieder. Wenig später taucht auch Heinrich von Gernstorff (Tonio Arango) mit seiner Wehrmachts-Einheit auf dem Gut seiner Eltern auf. Der hochrangige, noch immer verbissen linientreue Soldat schließt sich dem Flüchtlingstreck als uniformier-ter Begleiter und Beschützer an. Auf dem langen und beschwerlichen Weg Richtung Westen entwickelt sich unter Heinrichs eifersüchigen Augen eine immer intensivere Beziehung zwischen Lena und François. Von ihrer besten Freundin Babette (Gabrie-la Maria Schmeide) vor den Konsequenzen gewarnt, gibt Lena ihre Liebe schließlich auf: Um sein Leben zu schützen schickt sie François fort. Im Frühling 1945 erreicht der Flüchtlingstreck Bayern. Die alte Gesellschaftsordnung hat sich aufgelöst.Lena entscheidet sich endgültig gegen Heinrich, der noch immer an die Ideologie der Na-zis glaubt. Sie lässt ihre Vergangenheit hinter sich und versucht, sich aus den Trüm-mern ihrer Existenz eine Zukunft zu schaffen. Da trifft sie eines Tages François wie-der, der mittlerweile für die alliierten Befreier arbeitet... Auch der abschließende Teil des aufwändigen Zweiteilers "Die Flucht" ist ein packendes Historiendrama. In den Hauptrollen sind Maria Furtwängler und Jean-Yves Berteloot zu sehen. >>> 05.03.2007, WDR, 20.15: Streitfall Türkei - wo sind Europas Grenzen? Glaubenskrieg mitten in Europa. Und das im 21. Jahrhundert. Türkei, rein oder raus? Die Beitrittsverhandlungen laufen - und die Ukraine wartet auf ein Zeichen... Modera-tion: Anne Gesthuysen und Sven Lorig Neue WDR-Sendung "Streitfall" ist im Regelfall live und kommt aus einem Kölner St-udio. Moderatoren im klassischen Sinne gibt es nicht, stattdessen streiten sich zwei "Anwälte" (Anne Gesthuysen und Sven Lorig) über ein europarelevantes Thema. Ei-ner steht für PRO, der andere für CONTRA. Abwechselnd legen sie ihre Argumente dem Publikum dar, überraschend für den gegnerischen "Anwalt", überraschend für die Zuschauer am Bildschirm. Hier gibt es weder trockene Fakten, noch nüchterne Parlamentsdebatten. Die neue WDR-Sendung erlaubt alles, was der Meinungsbil-dung dient: Betroffene als "Zeugen", subjektive Einspielfilme, die Position beziehen, Umfragen, die den jeweiligen Standpunkt unterstützen, parteiische Kommentare und streitbare Plädoyers. Die "Geschworenen" sind 100 Zuschauerinnen und Zuschauer im Studio, die Position beziehen. >>> 05.03.2007, ARD, 21.45 Uhr: Hitlers letzte Opfer Zur Geschichte von Flucht und Vertreibung Herbst 1944. Kilometer um Kilometer hat die Rote Armee eigenes Territorium zu-rückerobert. Und die sowjetischen Soldaten sehen das, was die Wehrmacht bei ihrem Rückzug hinterlassen hat: verbrannte Erde, zerstörte Dörfer, Tod. Sie erreichen Deutschland, die "Höhle des faschistischen Tieres", wie die Propagan-da tönt. Millionen Deutsche fliehen panisch aus dem Osten, aus Ostpreußen, aus Schlesien, aus dem Wartheland. Sie wissen: Hitlers Vernichtungskrieg wird sich jetzt gegen sie wenden. Die größte Massenflucht der Geschichte beginnt. Ein Thema, das bis heute die Menschen berührt. Die Dokumentation "Hitlers letzte Opfer" knüpft an die preisgekrönte ARD-Reihe "Die Vertriebenen" an, die 2001 Millionen Fernseh-Zuschauer bewegte. Das Thema Flucht und Vertreibung wird an den Beispielen Königsberg, Lodz, Breslau, Prag und Brünn verdeutlicht. Ein Ansatz, der es möglich macht, auch die Vorgeschichte auszuloten. >>> 05.03.2007, BR, 22.45 Uhr: Flucht und Vertreibung 2/3 - Die Rechtlosen Infolge des Zweiten Weltkrieges verloren Millionen Deutsche in Osteuropa ihre Hei-mat. Der zweite Teil der Doku beleuchtet die Konzeptionen der kriegsbeteiligten Mächte zur Teilung Deutschlands und zur Aufteilung ihrer Einflußzonen in Europa. Zeitgenössische Filmaufnahmen und Erinnerungen von Zeitzeugen verdeutlichen die Auswirkungen dieser am Konferenztisch getroffenen Entscheidungen auf die jeweils betroffene Zivilbevölkerung. Die dreiteilige Fernsehdokumentation aus dem Jahr 1981 schildert anschaulich das Leid der Betroffenen. Sie erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit - so wur-de z.B. eine zum Verständnis der Zusammenhänge wichtige historische Vorausset-zung, die vorangegangene Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, nicht ausdrück-lich einbezogen. >>> 06.03.2007, arte, 20.40 Uhr: Die Juden - Geschichte eines Volkes Dokumentationsreihe 1/5: Exodus Die Doku begibt sich auf eine Expedition in die 3.000-jährige Geschichte einer der ältesten Weltreligionen. Die Kraft ihres Glaubens an den einen Gott Jahwe und das Andenken an die gemeinsame Geschichte verbindet die Juden weltweit. Die fünfteilige Dokumentationsreihe folgt den Spuren historischer Figuren, die Zeu-gen wichtiger Ereignisse der jüdischen Geschichte wurden - von der Antike bis in die Gegenwart. Er forscht in der Bibel und an archäologischen Stätten nach den Wurzeln des Judentums und zeigt die kulturellen Zentren und schriftlichen Zeugnisse, die das jüdische Volk in der Diaspora hervorgebracht hat. Außerdem geht er der Rivalität zwischen Christen und Juden im mittelalterlichen Europa nach, erzählt vom blühen-den kulturellen Austausch im muslimischen Spanien und lässt die Goldenen Zeitalter der Juden in Venedig, Amsterdam, Krakau, Prag und Istanbul wieder aufleben. Der Glaube an den einen Gott Jahwe und die Tora stehen im Zentrum des jüdischen Glaubens. Der erste Teil der Dokumentationsreihe führt zurück zu den Ursprüngen des jüdischen Volkes in Ägypten und schildert den Mythos vom Exodus, dem Weg in die Freiheit ins "Gelobte Land". Erzählt wird, wie die erste jüdische Nation entsteht, die zunächst von Richtern, dann von legendären Königen wie David und Salomon regiert wird. Vom Babylonischen Exil aus begleitet der Film die Juden zurück in ihre Heimat und zeigt den Wiederaufbau Jerusalems zu einem reichen und prächtigen Zentrum. Doch die Unabhängigkeit dauert nur kurze Zeit, und wieder wird das Land von mäch-tigeren Völkern erobert. Auf Alexander den Großen und seine Erben folgen die Rö-mer. Dem von ihnen eingesetzten König Herodes gelingt es, das Land zu einen. Er errichtet einen Tempel, dessen Pracht in aller Welt gerühmt wird. "Die Juden - Geschichte eines Volkes", produziert von Uwe Kersken, begibt sich auf eine beispiellose Reise durch unzählige Länder auf mehreren Kontinenten, in denen die jüdische Kultur einen prägenden Eindruck hinterlassen hat. Mit Hilfe von Spiel-szenen, gedreht in Marokko, Tschechien und Deutschland, werden wichtige histori-sche Ereignisse, aber auch der Alltag der Juden dargestellt. Computeranimationen und Modellbauten erwecken antike Gebäude und Städte wie den legendären Tempel Salomos, Jerusalem oder Babylon zu neuem Leben. Neben den dokumentarischen Abschnitten erzählen episodenhafte Szenen von wichtigen Ereignissen der jüdischen Geschichte und dem Schicksal historischer Figuren des Judentums. >>> 06.03.2007, arte, 21.35 Uhr: Die Juden - Geschichte eines Volkes Dokumentationsreihe 2/5: Diaspora Nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer und der Zerstörung des Tempels ist für die Juden nichts mehr, wie es war. Sie werden in alle Welt - in die Diaspora - zerstreut. Von Land zu Land ziehend, sind sie stets abhängig vom guten Willen und der Toleranz der jeweiligen Machthaber und der Bevölkerung. Doch sie haben auch großen Einfluss auf andere Kulturen. Als Volk ohne Land und religiöses Zentrum müssen die Juden neue Säulen für ihren Glauben finden. Neben Tora entstehen Mischna und Talmud, die das Leben in der Diaspora regeln. Die Juden werden zum Volk der Schrift. Mit diesen Schriften kann dieses Volk seinen Zusammenhalt als religiöse Gemeinschaft für die nächsten Jahr-hunderte in der Fremde sichern. Nachdem die Anhänger Mohammeds die arabische Halbinsel, Nordafrika und schließlich auch Teile der iberischen Halbinsel erobern, leben die Juden zum ersten Mal seit langem wieder in einem kulturellen und wirtschaftlichen System. Das Zusam-mentreffen mit dem Islam beeinflusst sie nachhaltig. >>> 06.03.2007, MDR, 22.05 Uhr: Wolfskinder - verschollen in Ostpreußen Genrich Tschupailis lebt in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Er weiß, dass er unter einem fremden Namen lebt - seinen wirklichen Namen kennt er aber nicht. Den rich-tigen Namen herauszubekommen ist für ihn seit vielen, vielen Jahren ein unlösbares Rätsel. Bis zum Winter 1944/45 war er ein deutsches Kind in Königsberg. Damals begann die Tragödie - nicht nur für ihn. Auf der Flucht vor der Roten Armee verloren Tausende Jungen und Mädchen ihre Eltern. Um nicht in die Sowjetunion verschleppt zu werden, flohen sie in die Wälder und kämpften ums Überleben, man nannte sie "Wolfskinder". Die Flucht nach Litauen war eine Möglichkeit, dem Verhungern zu entgehen. Viele Kinder wurden dort aufge-nommen, manchmal aus Mitleid und oft auch aus Not, weil auf dem Land die Arbeits-kräfte fehlten. Der Preis für das Überleben war hoch: Die geretteten Kinder mussten ihren Namen und ihre Sprache vergessen, in eine neue Haut und Identität schlüpfen. Erst seit dem Ende der Sowjetunion können die ehemaligen Wolfskinder ihre Ge-schichte erzählen und versuchen, ihre Herkunft und Vergangenheit aufzuklären. Sie suchen nach ihrem wirklichen Namen, ihrem Geburtsort und ihren Angehörigen. Das ist ein schwieriges Unterfangen, weil alle Spuren gründlich verwischt worden sind. Genrich Tschupailis hat sich im Sommer 2002 auf eine Reise in die Vergangenheit begeben, auf der Suche nach Erinnerungen und nach Dokumenten, die seine wirk-liche Herkunft belegen könnten. Solche Papiere muss es geben, denn in der Zeit der Sowjetunion wurde er immer wieder als "Deutscher" behandelt, was damals eine Beschimpfung war. Die Dokumentation begleitet seine Reise und seine Begegnungen mit Menschen, die auch den Wettlauf mit der Zeit aufgenommen haben und ihre Herkunft suchen. Für Genrich Tschupailis bleibt das Happy End vorerst noch ein Traum. >>> 06.03.2007, arte, 22.20 Uhr: Die Juden - Geschichte eines Volkes Dokumentationsreihe 3/5: Stigma Die Geschichte der Juden in Europa steht immer in einer engen Verbindung mit dem Christentum. In vielen Ländern lebt die jüdische Bevölkerung zunächst in friedlicher Koexistenz mit ihrer christlichen Umgebung. Aufgrund ihrer überregionalen Kontakte spielen die Juden eine bedeutende Rolle für den Aufbau von Handelsbeziehungen und den Transfer von Wissen im Europa des Mittelalters. Vor allem in Spanien gibt es eine Phase des friedlichen Miteinanders zwischen Juden, Muslimen und Christen. Doch die traumatischen Geschehnisse während der Kreuzzüge und der Pogrome in Pestzeiten, die Inquisition und die Vertreibung aus Spanien 1492 prägen das Leben und die Kultur der europäischen Juden für die folgenden Jahrhunderte. >>> 07.03.2007, WDR, 14.15: Streitfall Türkei - wo sind Europas Grenzen? Glaubenskrieg mitten in Europa. Und das im 21. Jahrhundert. Türkei, rein oder raus? Die Beitrittsverhandlungen laufen - und die Ukraine wartet auf ein Zeichen... Modera-tion: Anne Gesthuysen und Sven Lorig Neue WDR-Sendung "Streitfall" ist im Regelfall live und kommt aus einem Kölner St-udio. Moderatoren im klassischen Sinne gibt es nicht, stattdessen streiten sich zwei "Anwälte" (Anne Gesthuysen und Sven Lorig) über ein europarelevantes Thema. Ei-ner steht für PRO, der andere für CONTRA. Abwechselnd legen sie ihre Argumente dem Publikum dar, überraschend für den gegnerischen "Anwalt", überraschend für die Zuschauer am Bildschirm. Hier gibt es weder trockene Fakten, noch nüchterne Parlamentsdebatten. Die neue WDR-Sendung erlaubt alles, was der Meinungsbil-dung dient: Betroffene als "Zeugen", subjektive Einspielfilme, die Position beziehen, Umfragen, die den jeweiligen Standpunkt unterstützen, parteiische Kommentare und streitbare Plädoyers. Die "Geschworenen" sind 100 Zuschauerinnen und Zuschauer im Studio, die Position beziehen. >>> 07.03.2007, arte, 20.40 Uhr: Die Juden - Geschichte eines Volkes Dokumentationsreihe 4/5: Davidstern Der vierte Teil der Dokumentationsreihe beschreibt das blühende jüdische Leben im Italien der Renaissance, aber auch das Entstehen der ersten Ghettos im 16. Jahr-hundert. Nach der Vertreibung aus Spanien im Jahr im Jahre 1492 zerstreuen sich die Sep-hardim, die spanischen Juden, über den ganzen europäischen Kontinent. Aufgrund ihrer Kenntnisse mehrerer Sprachen und Kulturen sind sie auch in ihrer christlichen Umgebung gefragt. Als Verfolgungen und Pogrome den deutschen Juden, den Aschkenasim, das Leben schwer machen, wandern viele nach Böhmen, der heutigen Tschechischen Republik, und Polen aus. Dort sind sie zunächst hoch willkommen, leben lange Zeit in Frieden mit ihrer Umgebung und entwickeln ihre eigene, einzigartige Kultur. Doch auch hier werden sie wieder Opfer von Verfolgungen und müssen fliehen. Amsterdam entwik-kelt sich daraufhin zu einem der neuen jüdischen Zentren in Westeuropa. >>> 07.03.2007, arte, 21.25 Uhr: Die Juden - Geschichte eines Volkes Dokumentationsreihe 5/5: Zion In Berlin beginnt, was für die Juden in aller Welt bis heute Bedeutung hat: Die jüdi-sche Aufklärung und mit ihr die Emanzipation des jüdischen Volkes. Es entsteht eine Bewegung, die bis in die kleinen Schtetl in Osteuropa reicht. Doch die Integration in die bürgerliche Gesellschaft erweist sich für die europäischen Juden als unerfüllbarer Traum. Bleiben oder Auswandern wird zur Schicksalsfrage des Judentums. Der letzte Teil der Dokumentationsreihe berichtet von den Pogromen in Russland, die zur Massenauswanderung in die USA führen, und von der Geburt des politischen Zionismus in einer Zeit, in der religiöser Antijudaismus immer mehr zum rassischen Antisemitismus mutiert. >>> 08.03.2007, 3SAT, 15.45 Uhr: Iran - Land der Ayatollahs Auf seiner Bahnreise quer durch Asien hat der Filmemacher Rob Hof Pakistan hinter sich gelassen und fährt in rot-grünen oder beige-braunen Waggons, die von gelben oder grünen Loks gezogen werden, nach Teheran. Auch die Kopftücher und Mäntel der Frauen werden hier immer bunter. Vor allem die jüngeren Iranerinnen meinen, dass der Islam zwar eine Kopfbedeckung vorschreibt, dass diese aber nicht zwangs-läufig schwarz sein muss. Rob Hof kommt mit den Frauen im Zug ins Gespräch und erfährt viel über ihren Alltag.
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