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Rechtes Gedankengut auch bei CDU- und SPD-Wählern

Rechtes Gedankengut auch bei CDU- und SPD-Wählern

Demonstration Neonazis



In der deutschen Bevölkerung zeigen sich weit verbreitete ausländerfeindliche Einstellungen sowie eine geringe Wertschätzung der Demokratie. Zu diesem Befund kommt die bundesweite Studie „Ein Blick in die Mitte. Zur Entstehung rechtsextremer und demokratischer Einstellungen“, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung entstanden ist und jüngst in Berlin vorgestellt wurde. Die neue Studie schließt an die Repräsentativbefragung „Vom Rand zur Mitte“ von 2006 an, indem sie eine qualitative Vertiefung der ersten Studie anhand der Leitfrage vornimmt, wie rechtsextremes Gedankengut in der heutigen Gesellschaft entsteht. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert Marliese Weißmann die Ergebnisse. Sie gehört zum wissenschaftlichen Team der Universität Leipzig, das die Studie erarbeitete.


Politik Innen weissmann_1636
Frau Weißmann, Sie konstatieren in Ihrer Studie "Ein Blick in die Mitte" weit verbreitete ausländerfeindliche Einstellungen und eine geringe Wertschätzung der Demokratie in Deutschland. Haben Sie die Ergebnisse überrascht?
Ja, ich finde die Resultate erschreckend. Wir hatten schon in unserer ersten Studie "Vom Rand zur Mitte" 2006 in einer repräsentativen Befragung festgestellt, dass ausländerfeindliches Gedankengut in Deutschland in allen gesellschaftlichen Bereichen recht stark vertreten ist. Die Ergebnisse der vorausgegangenen Studie konnten wir bestätigen und sogar noch Schlimmeres feststellen. Wir haben bundesweit in zwölf Gruppendiskussionen beobachtet, wie fremdenfeindliche Positionen und Vorurteile in der Gruppe diskutiert werden. Dabei kamen bestimmte Vorbehalte immer wieder zutage, die unter den Diskussionsteilnehmern breite Zustimmung fanden. Darüber hinaus wurde zwischen guten und schlechten Migranten unterschieden.

Was sind die Hauptgründe für rechtsextremes Gedankengut?
In der Studie wurde die These "Wohlstand als narzisstische Plombe" aufgestellt. Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Krieg hatte den Effekt, eine Lücke zu füllen, die nach dem Krieg und dem Nationalsozialismus entstanden war. Durch den schnellen Aufschwung und den neu aufkommenden Wohlstand setzte man sich nach dem Krieg nicht ausreichend mit der NS-Vergangenheit auseinander, was zur Folge hat, dass heute oft sogar die Tendenz dahin geht, die Deutschen als Opfer der NS-Diktatur zu sehen. Demokratie wird aufgrund der Historie mit Wohlstand gleichgesetzt. Von daher wird heutzutage das Bröckeln des Wohlstandes von den Menschen als sehr stark empfunden. Viele befürchten, irgendwann nicht mehr am Wohlstand der Gesellschaft teilhaben zu können. Durch diese Angst entwickeln sich Ressentiments, die sich dann zum Beispiel gegen Migranten richten.

Ab wann ist zu befürchten, dass aus Ressentiments konkretes fremdenfeindliches Handeln wird?
Über den Zusammenhang zwischen Gedankengut und Handeln wird unter Sozialwissenschaftlern sehr kontrovers diskutiert. Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass rechtsextremes Gedankengut auch bei CDU- und SPD-Wählern vorhanden ist. Das heißt also, dass ein Bürger nicht zwangsläufig die NPD wählt, wenn er derartiges Gedankengut vertritt. Aber von den Ergebnissen der Gruppendiskussionen kann man ableiten, welche Dynamiken und Aggressionen entstehen können, die sich beispielsweise gegen Migranten richten. Diese werden auch in den Medien oft thematisiert, was eine große Gefahr darstellt.

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