1. Berlin: „Ihr seid nicht allein“ - Junge Deutschtürkinnen helfen Opfern Die Lust auf Leben wird mancher Frau schnell ausgetrieben. Wie der Jugendlichen, die auf der Schultoilette heimlich das Kopftuch abnahm und sich schminkte. Der Bru-der bekam das mit. „Er hat meine Bekannte zusammengeschlagen, die Eltern haben ihr zur Strafe die Haare abgeschnitten und sie durfte nicht mehr in die Schule“, er-zählt die 28-jährige Bürokauffrau Melek Umut (Namen vollständig, Personenangaben leicht geändert). Melek kannte auch die Deutschtürkin Hatun Sürücü, sie hatten kurz vor deren Ermordung noch Silvester zusammen gefeiert. Melek zeigt ihr Fotohandy – das Bild von Hatuns Grab trägt sie bei sich.
Immer noch werden junge Berlinerinnen nichtdeutscher Herkunft geschlagen, einge-sperrt oder zwangsverheiratet. Um sie vor dem Schicksal Hatun Sürücüs zu bewah-ren, hat sich jetzt eine neuartige Frauenhilfsorganisation begründet. „Hatun und Can“ heißt der Selbsthilfeverein, in dem sich vornehmlich junge Frauen türkischer Herkunft aus ganz Berlin ehrenamtlich engagieren. Mutig, anonym, entschlossen. „Rettung aus Lebensgefahr“, lautet eines der Vereinsziele laut Satzung.
Ein Vereinsbüro wird es aus nahe liegenden Gründen nicht geben. Zur Verabredung in einem Café sind vier moderne, schick aussehende Frauen gekommen. Jede hier am Tisch weiß von krassen Fällen von Unterdrückung in der Familie, von Tränen auf den traditionellen Hennafesten vor der (Zwangs-)Heirat. Alle Frauen, die sich für ihre Landsleute engagieren wollen, haben türkische Eltern, sind in Berlin aufgewachsen, fühlen und definieren sich als Deutsche.
Um Vereinsvorsitz und Formalitäten kümmert sich Andreas Becker, er hat als Exper-te in rechtlichen Angelegenheiten schon Hatun Sürücü beraten; damals entwickelte sich eine Freundschaft zu ihr und ihrem Sohn Can. „Als Hatun plötzlich alleine weg-wollte aus Berlin, hätten meine Alarmglocken schrillen sollen. Ich hatte über einen Bekannten, der Ehrenmitglied im Verein ist, schon eine Arbeitsstelle für sie in Süd-deutschland besorgt.“ Doch dann streckte ihr jüngster Bruder die 23-Jährige am 7. Februar 2005 mit drei Schüssen nieder.
Damit es nicht zu solchen Taten kommt, müsse man in akuter Krise viel schneller, viel unbürokratischer tätig werden, sagt Becker: Etwa einer Frau raushelfen aus Ber-lin, bis sich die Wogen in der Familie hoffentlich wieder glätten. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Bevor Ämter etwa einen Umzug bezahlen, seien bürokratische Hür-den zu nehmen – und es vergingen oft Wochen und Monate. Becker: „Die Zeit haben wir nicht.“ In Berlin würden viele Frauen nicht bleiben wollen, weil Männer Zufluchts-wohnungen teils ausspionieren, sagen die Frauen am Tisch. Deswegen will der Ver-ein Fahrkarten, Hotel, Kaution oder was auch immer benötigt wird, sofort bezahlen. „Dieses Geld ist für die Frauen einfach lebensnotwenig“, sagt Becker. Angst, ausge-nutzt zu werden, gibt es nicht. Aber erste Kontakte zu großen Sportvereinen, Firmen und Politikern, die signalisiert haben, dafür zu spenden. Eine türkische Steuerberate-rin übernimmt die Buchhaltung - gratis.
Wenn Frauen nicht erwachsen genug seien für ein selbstständiges Leben, werde man sie an andere Organisationen wie BIG, Papatya oder Miles verweisen. Becker hofft auf eine Kooperation mit der Polizei; sie könne den Vereinskontakt an Betroffe-ne weitergeben. Beim Polizeipräsidenten hieß es gestern, generell sei man gern ge-sprächsbereit; die Präventionsbeauftragte müsse das aber fachlich prüfen.
„Wir sind auch für die Mädels da, wenn sie reden und sich mit ihrer Familie aussöh-nen wollen“, sagt Krankenschwester Ebru Yilmaz, 23. All die Probleme kennen sie nur zu gut. „Viele Mädels lassen sich vor der Hochzeitsnacht ihr Jungfernhäutchen wieder festnähen, damit es keine Schande für die Familie gibt.“ So was sei in Berlin üblich, sagt Ebru, Frauenärzte verlangten 200 bis 300 Euro für die ambulante OP. Aylin Eren, 26-jährige Angestellte in einem Nagelstudio, sagt, sie wolle dazu beitra-gen, dass „Hatuns Tod und die Probleme vieler Frauen nicht in Vergessenheit gera-ten. Wir wollen den Frauen zeigen: Ihr seid nicht allein.“ Die 33-jährige Ärztin Lara Özdemir fügt mit leiser Stimme hinzu, sie mache mit, „damit das Thema, welchem Druck diese Frauen ausgesetzt sind, Platz findet im Alltag“. Mulmig ist allen zumute, doch wegsehen wollen sie deswegen noch lange nicht. „Wir müssen einfach was ma-chen.“
„Ich verneige mich vor diesen jungen Frauen“, sagt Frauenrechtlerin und Anwältin Seyran Ates auf Anfrage. „Was sie tun, ist fantastisch. Sie legen den Finger in die Wunde. Diese Zivilcourage und Hilfe ist genau das, was gebraucht wird, und was ich mir von türkischen Verbänden gewünscht hätte.“ Becker lässt derzeit sogar seinen Job ruhen. Er hofft, dass Behörden künftig ihre Hilfen ausbauen. „Wenn unser Verein nur ein Leben rettet, haben wir unser Ziel erreicht.“ aus: Der Tagesspiegel vom 14.02.2007 (von Annette Kögel) Link: www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/14.02.2007/3080766.asp# >>> Der Verein Hatun und Can e.V. der vorläufug von Finanzamt als gemeinnützig anerkannt wurde, bittet um Spenden auf das Konto 6603037333 bei der Berliner Sparkasse (BLZ: 100 500 00) 2. Diakonie Westfalen: kaum Aufenthaltsgenehmigungen für Geduldete In Nordrhein-Westfalen erhalten auch nach dem Bleiberechtsbeschluss vom Novem-ber 2006 geduldete Flüchtlinge nur selten eine Aufenthaltsgenehmigung. Gründe dafür sind die Unsicherheit bei Ausländerbehörden, viele unbearbeitete Fälle, bürokratische Hürden mit langen Prüfzeiten beim Zugang zum Arbeitsmarkt und die oft enge Auslegung der Gesetze bei Fragen der Identitätsfeststellung und Passbeschaffung.
Zwei Monate nach der Umsetzung des Bleiberechtsbeschlusses in NRW zieht die westfälische Diakonie eine erste ernüchternde Zwischenbilanz: "Es gibt bisher kaum Begünstigte", berichtet Maria Loheide, Geschäftsführerin im Diakonischen Werk Westfalen. "Wir wissen bisher nur von acht Familien und Einzelpersonen, denen ein befristetes Aufenthaltsrecht auf Grundlage des Bleiberechtsbeschlusses zugespro-chen wurde", fasst Dietrich Eckeberg, Referent für Flüchtlingsfragen im Diakonischen Werk Westfalen, die Erfahrungen von 17 Flüchtlingsberatungsstellen der evangeli-schen Kirche und ihrer Diakonie in Westfalen zusammen. Dabei erfüllten allein in NRW zwischen 25.000 bis 35.000 Personen die erforderliche Aufenthaltsdauer. "Wenn die Landesregierung hier nicht schnell die Hürden abbaut und unbürokratisch Lösungen findet, wird der Bleiberechtsbeschluss ins Leere laufen", so Dietrich Ecke-berg.
Kinderreiche Familien, Jugendliche und erwerbsgeminderte Personen seien benach-teiligt, weil sie den Lebensunterhalt nicht in vollem Umfang eigenständig sicherstellen könnten. Das aktive schriftliche Zuge-hen einiger Ausländerbehörden auf Personen, die die erforderliche Aufenthaltsdauer vorweisen, sei allerdings zu begrüßen. Die Di-akonie hat dem Land NRW im Dezember Empfehlungen zur Umsetzung der Bleibe-rechtsregelung übergeben, um humane Lösungen zu finden. Sie setzt sich weiter mit der Evangelischen Kirche von Westfalen ein für eine großzügigere Bleiberechtsrege-lung des Bundesgesetzgebers, die die seit vielen Jahren in Deutschland lebenden, gut integrierten und geduldeten Flüchtlinge auch tatsächlich erreicht.
aus: Presseerklärung der Diakonie Westfalen vom 13.2.2007 weitere Infos unter www.diakonie-westfalen.de 3. Flüchtlingsrat nimmt Stellung zum Bericht der Berliner Härtefallkommission Dem Flüchtlingsrat Berlin liegt die aktuelle Umsetzungsstatistik 2006 der Härtefall-kom-mission der Senatsverwaltung für Inneres vor. Demnach wurden im letzten Jahr in der Härtefallkommission 403 Fälle (1 Fall betrifft mehrere Personen) beraten. 2005 wurde über 430 Fälle entschieden. Von den Mitgliedern der Kommission wurden 273 Ersuchen nach der Härtefallregelung gestellt. In 157 Fällen wurde diesen durch den Innensenator, Dr. Ehrhart Körting, stattgegeben, d. h. die Betroffenen konnten eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Damit dürften in Berlin wieder bundesweit die meisten Aufenthaltserlaubnisse auf der Grundlage der ausländerrechtlichen Härtefallregelung erteilt worden sein. Dies ist vor allem dem Engagement und dem persönlichen Ein-satz der Mitglieder der Härtefallkommission für die betroffenen Flüchtlinge geschul-det. Es bleibt allerdings auch festzustellen, dass der Innensenator in 116 Fällen den Er-suchen nicht Folge leistete. Damit liegt die Quote der Ablehnungen mit 42% höher als 2005 (104 Ablehnungen von 291 Ersuchen, 36 %). Aus Sicht des Flüchtlingsrates liegen die Gründe für die Ablehnungen des Innensenators in dessen starker Bewer-tung einer möglichen Unabhängigkeit von Sozialleistungen der betroffenen Flücht-linge. Alte oder Kranke, die weiter auf soziale Hilfen angewiesen sein werden, haben in der Regel keine Chance auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen. So wurde im Frühjahr letzten Jahres das ältere Ehepaar R. in den Kosovo (bei medizinischer Begleitung) abgeschoben, da ihre Kinder noch nicht ausreichend für alle finanziellen Verpflichtungen in Deutschland aufkommen konnten.
Diese Orientierung an der Leistungsfähigkeit der Flüchtlinge wird dem Anliegen der Härtefallkommission nicht gerecht. Diese sollte gerade in humanitären Härtefallen Entscheidungen zugunsten der Betroffenen – unabhängig vom Bezug von Sozialleis-tungen – treffen. Die Härtefallkommission ist kein Instrument zur Steuerung der Ein-wanderung und sollte daher unabhängig vom Grundgedanken des Zuwanderungsge-setzes Entscheidungen treffen können.
Für die Gruppe der alten, kranken und erwerbsunfähigen Personen bietet auch die derzeitige Bleiberechtsregelung keine Perspektive. Der Beschluss der Innenminister vom November 2006 schließt diese faktisch von einem Bleiberecht aus, da dieses an eine Verpflichtungserklärung (inkl. Krankenversicherung) gekoppelt ist.
Angesichts dessen sollte der Innensenator bei seinen Entscheidungen über die Er-suchen der Härtefallkommission künftig sich mehr von humanitären Erwägungen leiten lassen, d.h. auch „leistungsschwachen“ Flüchtlingen ein Aufenthaltsrecht aus humanitären Gründen ermöglichen.
Nicht akzeptabel sind aus Sicht des Flüchtlingsrates Entscheidungen des Innensena-tors, die bei ausländerrechtlichen Verstößen eines Elternteiles zum Ausschluss der gesamten Familie einschließlich der Kinder von der Härtefallregelung oder zur Tren-nung von Familienangehörigen führen. Link zur Statistik: www.fluechtlingsrat-berlin.de/pdf/HFK_Fallzahlen_2006.pdf 4. Asyl: Stadträte in Niedersachsen gegen Gutscheine In Niedersachsen wächst der Widerstand gegen die landesweite Praxis, Asylbewer-bern Gutscheine statt Bargeld für den Lebensunterhalt zu geben. Nachdem schon der Stadtrat von Oldenburg einstimmig einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte, hat sich jetzt auch der Göttinger Rat für die Abschaffung der Wertbons ausge-sprochen. In einer am Dienstagabend bekannt gemachten Entschließung sprechen sich SPD, Grüne, FDP und Göttinger Linke gegen diese »für die Betroffenen diskrimi-nierende und bevormundende Praxis« aus. Die CDU möchte die bestehende Regelung beibehalten.
Das damals von der SPD regierte Land Niedersachsen hatte vor acht Jahren alle Kommunen und Landkreise angewiesen, Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge bis auf ein Taschengeld nur durch Gutscheine und Sachleistungen zu unterstützen. Die Leistungen für diese Menschen sind ohnehin stark reduziert, sie erhalten rund 30 Prozent weniger als deutsche Sozialhilfeempfänger. Offizielle Begründung für das Vorhaben: Der Erlaß sollte die wirtschaftlichen Anreize, nach Deutschland zu kommen, mindern und das Problem der Schlepperbanden ein-dämmen. »Soziale Integration der Asylbewerber ist nicht gewünscht, es soll mög-lichst unattraktiv sein, hier zu leben«, kritisierte der Göttinger Arbeitskreis Asyl.
Zahlreiche niedersächsische Städte und Landkreise hatten sich vergeblich gegen den Erlass aus Hannover gewehrt, weil sie die Regelung für umständlich oder diskri-minierend hielten. Anders als in Niedersachsen erhalten die Asylbewerber in den meisten Bundesländern Bargeld.
Die Flüchtlinge und ihre Unterstützer haben immer wieder von offenen Anfeindungen und ausländerfeindlichen Bemerkungen beim Einkauf mit Wertgutscheinen berichtet. »Die Betroffenen müssen einkaufen wie nach dem Krieg«, erklärte der Niedersächsi-sche Flüchtlingsrat. Oft weigerten sich Geschäfte, die Bons anzunehmen. Energie- und Telefonrechnungen, Anwalts- und Fahrkosten sowie Ausgaben für die Schule könnten mit den Gutscheinen gar nicht beglichen werden. Alkohol, Zigaretten oder Kosmetika gibt es für die Gutscheine ebenfalls nicht.
Ein weiteres Problem ist das Wechselgeld. Die Bons sind auf einen bestimmten Wert ausgestellt. Wer nicht genau für den aufgedruckten Betrag Waren auswählte, mußte meist auf die Differenz verzichten. In Celle können die Asylbewerber nach Angaben einer Bürgerinitiative nicht ausgezahltes Restgeld von der Stadt zurückerhalten – al-lerdings nur gegen einen Nachweis. In manchen Orten sind »Umtauschinitiativen« entstanden, die den Flüchtlingen die Gutscheine abkaufen und sich von ihnen Voll-machten für Besorgungen ausstellen lassen. Immer wieder haben einzelne Ge-schäfte oder die mit der Abwicklung des Gutscheinsystems beauftragten Firmen diese Vollmachten jedoch nicht anerkannt. aus: junge Welt vom 15.02.2007, Link: www.jungewelt.de/2007/02-15/027.php 5. Rastatt: keine Unterstützung mehr für muttersprachlichen Unterricht? Der Gemeinderat der Stadt Rastatt will zukünftig den muttersprachlichen Zusatzun-terricht für ausländische Schüler an allgemein bildenden und beruflichen Schulen nicht mehr unterstützen und dafür keine Räume zur Verfügung stellen. Der Interkulturelle Rat in Deutschland spricht sich deutlich gegen dieses Vorgehen aus. „Eine der wesentlichen Erkenntnisse aus PISA und andere Vergleichen der Leistungsfähigkeit nationalstaatlicher Bildungssysteme in den letzten Jahren ist doch, dass gerade der muttersprachliche Unterricht für den Erwerb der Landessprache von großer Bedeutung ist“, so Giovanni Pollice, Leiter der Abteilung Migration der IG Bergbau, Chemie, Energie und stellvertretender Vorsitzender des Interkulturellen Ra-tes. „Darüber hinaus haben wir damit ein Instrument an der Hand, das die Integration in die Gesellschaft nicht behindert sondern fördert.“ Der Oberbürgermeister hingegen wirft dem Interkulturellen Rat vor, dass dieser vor lauter „Multikulti“ nicht begreife, dass ein interkulturelles Zusammenleben ohne eine ausreichende Beherrschung der deutschen Sprache nicht gelingen könne. Der Inter-kulturelle Rat hatte zuvor davon gesprochen, dass der Oberbürgermeister mit seinen Aussagen und seinem Handeln dazu beitrage, ein Bild zu zementieren, nach dem Integration eine ausschließliche Bringschuld der zuwandernden Bevölkerung sei und sich darin erschöpfe, gefälligst Deutsch zu lernen. „Ein solches Konzept hat in der globalisierten Welt keine Zukunft“, betont Giovanni Pollice. „Wir haben uns auch an den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewandt mit der Bitte auf die Stadt Rastatt dahingehend einzuwirken, die kostenlose Bereitstellung von Räumlichkeiten für den muttersprachlichen Zusatzunterricht zu gewährleisten. Kontakt: Interkultureller Rat in Deutschland, Göbelstraße 21, 64293 Darmstadt, Tele-fon 0 61 51/33 99 71, E-Mail: info@interkultureller-rat.de aus: Aktiv + Gleichberechtigt Februar 2007 6. Münster: Dokumentation über Perspektiven für die berufliche Integration
Überlegungen und Ziele zur beruflichen Integrationsförderung enthält eine Doku-mentation der münsterschen Jugendkonferenzen. Die 55 Seiten starke Broschüre kann im Internet abgerufen werden unter: www.jugendhilfe-muenster.de.
In den bislang zwei Jugendkonferenzen haben Vertretungen aus Wirtschaft und Ar-beit, Schule und Jugendhilfe nach neuen Wegen der Zusammenarbeit gesucht. Auf-gabe: allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren eine Berufs- und Zukunftsperspektive eröffnen und sie beim Übergang von der Schule in den Beruf individuell fördern.
Nach Gesetzeslage sind die Arbeitsgemeinschaft, die Agentur für Arbeit und die Ju-gendhilfe für unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen zuständig. Die drei Leis-tungsträger wollen eng zusammenwirken, um Transparenz bei den Angeboten zu schaffen, Lücken zu schließen und überflüssige Parallelstrukturen und -angebote zu vermeiden.
aus: Pressemeldung der Stadt Münster vom 14.2.2007)
7. Multi-Kulti am Kiosk: GAZELLE - das multikulturelle Frauenmagazin Es gibt in Deutschland kein Frauenmagazin, das sowohl Frauen mit Migrationshinter-grund als auch Deutsche anspricht, sagt Sineb El Masrar. Also hat die 25jährige ein-fach selbst eins gegründet, die „GAZELLE“. Im Juli 2006 erschien bundesweit die erste Ausgabe mit 10.000 Exemplaren.
Die wenigen Magazine für Migrantinnen, seien nur für eine bestimmte Gruppe und dann auch in deren Muttersprache, erklärt Sineb El Masrar. Und von den deutschen Zeitschriften fühlten sich Migrantinnen nicht immer vertreten: „Wenn man sich die Texte und Bilder anschaut, scheint es so, als gebe es hier keine Migrantinnen“, sagt sie. Mit der „GAZELLE“ will Sineb El Masrar „alle ansprechen und einbinden, egal ob Türkin, Asiatin oder Deutsche, und einen Dialog ermöglichen“. Den Schwerpunkt des etwa 50 Seiten starken Hefts bilden die vielfältigen Lebensweisen von Frauen und die Integrationsdebatte in Deutschland und im Ausland.
Sineb El Masrars Eltern kommen aus Marokko, sie selbst ist in Hannover geboren und in der Region aufgewachsen. Nach einer kaufmännischen und einer sozialpäda-gogischen Ausbildung hat sie unter anderem als freie Journalistin und Drehbuchauto-rin gearbeitet. Das Projekt, eine multikulturelle Frauenzeitschrift auf die Beine zu stel-len, hat Sineb El Masrar 2003 in Angriff genommen. Sie hat deutsche und ausländi-sche Frauenzeitschriften gesichtet, bei Druckereien angefragt, im Freundeskreis und Journalistenforen Mitarbeiterinnen gesucht und Geld zusammen gespart. An einen Verlag wollte sie sich mit ihrer Idee nicht wenden, um weder Themen noch Blickrich-tung diktiert zu bekommen - „und dann vielleicht noch von einem männlichen Vorgesetzten“, sagt sie augenzwinkernd
Dann erscheint das erste Heft. Auf gut 50 Seiten finden sich Unterhaltung, Mode, Ge-sundheit, Hintergrundberichte und politische Themen: Ein Bericht aus Jordanien über Ehrenmorde, ein Interview über alleinerziehende Muslima in Deutschland, ein Artikel über das Jurastudium und spätere Berufsmöglichkeiten oder Rezepte aus der indo-nesischen Küche. Doch es ist schwer, das Heft im Zeitungshandel zu platzieren. Rechtlich sind die Großhändler zwar verpflichtet alle Zeitschriften, die ihnen angebo-ten werden, in den Läden auszulegen. Die Realität sieht allerdings oft anders aus. Die „GAZELLE“ wurde beispielsweise nicht ordnungsgemäß ausgelegt, Kundinnen erhielten die Auskunft, dass das Heft nicht verkauft würde und ein Großhändler im Ruhrgebiet sah keine Absatzmöglichkeiten.
Wegen des schwierigen Vertriebs fehlte das Geld für die zweite Ausgabe der „GAZELLE“. Sie erscheint nun mit mehreren Monaten Verspätung voraussichtlich im April 2007. Die Themen sind unter anderem Diskriminierung am Arbeitsplatz von Frauen, koreanisches Kino und ein Porträt einer konvertierten Muslima, die sich für eine Ganzkörperverschleierung entschieden hat.
Von den Leserinnen bekommt das achtköpfige Redaktionsteam durchweg positive Zuschriften mit dem Tenor: „Gebt nicht auf!“ Auch die Medien berichten über das Projekt, eine PR-Agentur hat die Zusammenarbeit angeboten und ein Lektor arbeitet inzwischen unentgeltlich für das Magazin. Deshalb hat Sineb El Masrar trotz der Hin-dernisse ein gutes Gefühl, dass sich die „GAZELLE“ am Markt behaupten wird. Sie ist sich sicher: „Das ist das, was Deutschland braucht und es gibt noch unendlich vie-le Geschichten, die man gar nicht alle in einem Heft erzählen kann.“
Weitere Informationen: www.gazelle-magazin.de Quelle: http://frauenmachenkarriere.de/Home/article_frauen 15.02.2007 8. Online-Magazin „Qantara.de“ jetzt auch auf Türkisch Das Dialogportal "Qantara.de - Dialog mit der islamischen Welt" (www.qantara.de) hat sein bisheriges dreisprachiges Angebot um eine türkische Sprachversion erweitert. Darüber hinaus informiert Qantara.de mit einem umfangreichen Dossier über das Thema "Türkei und EU". Kaum eine Frage wird derzeit in Europa und in der Türkei so kontrovers diskutiert wie die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Qantara.de, das Online-Magazin für den Dialog mit der islamischen Welt, behandelt in dem Dossier die wichtigsten Fragen zu diesem Thema. Hierfür konnten wir Autoren aus Deutschland, der Türkei und der arabischen Welt gewinnen. Hintergrundberichte, Essays, Kommentare, Analysen, Interviews, Brief-wechsel und Porträts aus den Bereichen Politik, Gesellschaft und Kultur bieten eine informative Lektüre und eröffnen einen neuen Blickwinkel auf diese komplexe The-matik. Qantara.de - seit März 2003 in den Sprachen Deutsch, Englisch und Arabisch online – wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des "Europäisch-Islamischen Kulturdialogs" finanziert und von der Deutschen Welle, dem Goethe-Institut, der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Institut für Auslandsbeziehungen getragen. Qantara.de arbeitet die Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen heraus und lädt zum Dialog ein, ohne strittige Fragen auszuklammern. Das türkischsprachige Angebot von www.qantara.de/tr entsteht im Rahmen der "Ernst-Reuter-Initiative für Dialog und Verständigung zwischen den Kulturen", die am 7. September 2006 von Bundesaußenminister Steinmeier und dem türkischen Aus-senminister Gül ins Leben gerufen wurde. Ziel der Initiative ist es, gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Medien, Bildung und Wissenschaft die deutsch-türkische Zusammenarbeit – insbesondere in den Bereichen Medienkooperation, Jugendaus-tausch, Integration und Wissenschaft – zu intensivieren. Außer auf Türkisch und Deutsch gibt es Qantara auch in arabischer Sprachversion (www.qantara.de/ar) und auf Englisch (www.qantara.de/en) 9. WIDERSPRUCH Heft 51 über Migration, Integration und Menschenrechte In Zeiten der Globalisierung wird die Arbeitsmigration in die reichen Einwanderungs-ländern der EU andauern. Das militärisch aufgerüstete Grenzregime, das die EU und die Schweiz zur Abschreckung und Bekämpfung der "illegalen Einwanderung" sowie zur Wohlstandssicherung installiert hat, erschwert zwar die Immigration in Menschen-verachtender Weise, wird sie aber nicht verhindern. Die Tragödien der Bootsflüchtlin-ge aus Afrika werden verdrängt; ebenso Ausbeutung, Rassismus und Diskriminierun-gen, mit denen die im "Wohlstandsparadies" angekommenen MigrantInnen zuneh-mend konfrontiert sind. Auch innerhalb der "Festung Europa" führen neue gesell-schaftliche Spaltungen, "Parallelgesellschaften" und Fremdenfeindlichkeit zu sozialen Spannungen.
In welchem Ausmass heute die Konzepte der "Integration" umstritten und umkämpft sind, zeigt die kontroverse Debatte in diesem umfang- und materialreichen Heft. Um-so notwendiger ist es, die Prioritäten und Aspekte einer solidarischen Asylpolitik, ei-ner demokratischen Migrations- und Integrationspolitik in menschenrechtspolitischer Perspektive weiterzudiskutieren. Über 35 Autorinnen und Autoren aus ganz unter-schiedlichen Arbeits- und Erfahrungszusammenhängen berichten, analysieren und besprechen auf 232 Seiten nicht nur, sondern erschließen auch in Ansätzen neue Modelle und Konzepte staatlicher Souveränität, transnationaler Bürgerrechte, der Gleichberechtigung und der politischen Partizipation.
WIDERSPRUCH 51: Migration, Integration und Menschenrechte. Die in Zürich er-scheinenden „Beiträge zu sozialistischer Politik“ sind im wohlsortierten Buchhandel zum Preise von 16,00 Euro erhältlich. Im Abonnementbezug kostet das Exemplar 13,50 Euro. Weitere Informationen unter www.widerspruch.ch
10. Bereits zum 14. Mal: Verleihung des "Bandes für Mut und Verständigung" Die gewalttätigen Übergriffe auf Ausländer in Hoyerswerda im Jahr 1991 haben die gesellschaftlichen Kräfte in Berlin und Brandenburg auf Initiative des DGB-Landesbe-zirks Berlin-Brandenburg dazu bewogen, ein gemeinsames Bündnis der Vernunft ge-gen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit zu gründen. Mitglieder des Bündnisses sind: der Ministerpräsident von Brandenburg, der Regie-rende Bürgermeister von Berlin, die Integrationsbeauftragte des Landes Branden-burg, der Integrations- und Migrationsbeauftragte von Berlin, Arbeiterwohlfahrt, Cari-tasverband, Diakonisches Werk, Katholische Kirche, Evangelische Kirche, Deutscher Gewerkschaftsbund, Deutsches Rotes Kreuz, Jüdische Gemeinde zu Berlin, Paritäti-scher Wohlfahrtsverband Berlin, Flüchtlingsrat und Landessportbund Berlin.
Als ständige Aktivität hat das Bündnis 1993 beschlossen, beispielhafte Aktionen in Berlin und Brandenburg mit dem "Band für Mut und Verständigung" auszuzeichnen. Die Auszeichnung wird 2007 rückwirkend für 2006 verliehen. Damit verleiht das Bündnis bereits zum 14. Mal das „Band für Mut und Verständigung“ an Menschen aus Berlin und Brandenburg, die durch ihr mutiges Eingreifen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor ausländerfeindlichen Gewalttaten beschützt oder durch ihre engagierte Arbeit zur interkulturellen und sozialen Verständigung beigetragen haben. Um Vorschläge zu machen, werden in Berlin und Brandenburg entsprechende Post-karten an Institutionen und Organisationen verteilt. Das Motto lautet diesmal: „Stoppt Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt!“ Einsendeschluss ist der 1. März 2007. Mehr Informationen zum Bündnis der Vernunft gegen Gewalt und Ausländerfeindlich-keit gibt es unter: www.respekt.dgb.de, zur Ausschreibung für das „Band für Mut und Verständigung“ führt dieser Link: www.respekt.dgb.de/article/articleview/2993/1/57/ 11. Interkultureller Kalender: 18. Februar - Beginn des Jahres des Schweins (BIM) Während Silvester in Deutschland schon lange Vergangenheit ist, wird in Chi-na das neue Jahr erst am 18. Februar begrüßt. Dann endet im chinesischen Kalen-der, der sich nach dem Lauf des Mondes richtet, das Jahr des Hundes und nach den Jahren 1923, 1935, 1947, 1959, 1971, 1983, 1995 beginnt das Jahr des Schweins. Jedem chinesischen Jahr ist ein Tier zugeordnet. Es gibt insgesamt 12 chinesische Tierkreiszeichen. Neben dem Jahr des Schweins sind dies die Jahre der Ratte, des Büffels, des Tigers, des Hasen, des Drachen, der Schlange, des Pferdes, des Schafes, des Affen, des Hahns und des Hundes. Menschen, die im Jahr des Schweins geboren sind, sind oft galant und gute Kavalie-re. Bei allem was sie tun, setzen sie ihre gesamte Energie ein. Sie verfolgen ihr Ziel ohne einen Gedanken an ein Aufgeben oder Zurückweichen zu verschwenden. Sie haben dabei meistens das Glück des Tüchtigen und können ihre Ziele erreichen. Bei Freundschaften sind sie sehr wählerisch, aber die einmal geschlossenen Freund-schaften sind dann von langer Dauer, da sie stets loyal zu ihren Freunden stehen. Sie sind sehr wissensdurstig und sind normalerweise sehr gut informiert. Trotzdem sind sie nicht sehr redselig und gehen Diskussionen und Streitereien so gut es geht aus dem Weg. Sie passen am besten zu Menschen, die im Jahr der Ratte oder des Schafs geboren sind. Das chinesische Neujahr und das damit einhergehende Chinesisches Frühlingsfest richtet sich nach dem chinesischen traditionellen Bauernkalender und liegt zwischen dem 20. Januar und dem 21. Februar eines Jahres. Es beginnt mit dem neuen Mond des ersten Monats des neuen Jahres. Obwohl in China inzwischen offiziell auch der gregorianische Kalender gilt, wird das Neujahrsfest immer noch nach dem Mondka-lender und auf traditionelle Weise gefeiert. Offiziell gibt es drei freie Tage für die Be-völkerung, die Feierlichkeiten dauern bis zum 15. Tag des neuen Jahres und enden mit dem Laternenfest 12. Buch-Tipp: „Wurzeln schlagen in der Fremde“ von Christa Müller Damit Integration nicht nur eine Leerformel bleibt, haben Flüchtlinge bereits 1996 die Internationalen Gärten Göttingen initiiert. Sie wollten ihr Leben auch im Exil wieder selbst in die Hand nehmen. Heute prägen mehr als 300 Menschen aus 20 Ländern die soziale Praxis der Interna-tionalen Gärten. Über die Berührung von elementaren Dingen wie Erde und Pflanzen entstanden neue Verbindungen und Verwurzelungen - und ein Konzept, das den bio-logischen Gartenbau mit handwerklichen, ökologischen und umweltbildenden Aktivi-täten verknüpft. Die Soziologin Christa Müller präsentiert die Erfolgsstory dieses innovativen Integrati-onsprojekts. Ihr Buch bietet neben fundierten Hintergrundinformationen die wissen-schaftliche Auswertung der Projektpraxis sowie einen großen Serviceteil, der als Ar-beitshilfe für alle, die selbst einen Internationalen Garten aufbauen möchten, konzi-piert ist. Die Autorin beleuchtet die vielfältigen Prozesse des interkulturellen Aus-tauschs zwischen Flüchtlingen, MigrantInnen und Deutschen und stellt sie in den Kontext der Einwanderungsdebatte in Deutschland. Dieses Buch zeigt, dass Integration dann aussichtsreich verläuft, wenn die Einwan-derInnen selbst die Alltagskultur im Aufnahmeland mitgestalten. Und ihnen darüber eine neue Verwurzelung des eigenen Lebens gelingt. Das Buch „Wurzeln schlagen in der Fremde - Internationale Gärten und ihre Bedeu-tung für Integrationsprozesse“ von Christa Müller (ISBN 3-928244-82-5) ist im ökom Verlag erschienen. Es kostet 16,00 Euro und kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts:buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin,
Telefon: 030/25299-871, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de
|