Das Internationale Kulturfest ist eine harmlose, entpolitisierte Familen-Bespaßung mit Folklore, Tanz und exotisch angehauchtem Essen und Trinken und erfüllt dann seinen Zweck, wenn es nach außen hin „Harmonie“ übermittelt und Konflikte im Ausländerbeirat freundlich zu überspielen versteht.
Diesen Eindruck könnte man aus einem Pressegespräch mit OB Wolfram Dette und dem Geschäftsführer des Ausländerbeirats Michael Schott gewinnen.
Die Verantwortlichen zeigen sich damit unfähig, auf alarmierende Nachrichten der letzten Wochen über türkische Nationalisten einerseits und braunen Wetzlarer Sumpf andererseits angemessen zu reagieren und stellen sich auf gleich dreierlei Weise ein Armutszeugnis aus:
Erstens ist es aus Sicht der Jusos ein fatales Signal, wenn das Bündnis gegen Nazis Wetzlar von der Veranstaltung ausgeschlossen wird, während den türkisch-nationalistischen Organisationen „Türkischer Sozialdienstverein“ und „Verein der guten Sitten“ großzügig ein Platz eingeräumt wird. Es ist nur schwach zu nennen, dass die Verantwortlichen diesem rechtsextremen Gedankengut so wenig bis gar nichts entgegensetzten, zumal das BgN letztes Jahr explizit eingeladen wurde. Der Familien-Folklore-Ringelpietz schient sowohl den türkischen Faschisten als auch Dette genehmer, weil bequemer zu sein.
Zweitens lassen die Verantwortlichen jegliche Solidarität mit den gemäßigten Kräften im AB vermissen. Sie zögen es scheinbar vor, wenn „die Immigranten“ ihre Probleme selbst und ohne viel Aufhebens untereinander regeln, aber bitte die Öffentlichkeit damit verschonen würden. Das heißt dann Parallelgesellschaft, nur mit umgekehrter Abschottung.
Drittens wirft dies die Frage auf, was für ein Bild von Immigranten sich hier zeigt. Anstelle der „fremdartigen“ Lebenswelt auf den Präsentierteller wäre ein gemeinsamer Wertekanon von Immigranten und Deutschen wichtiger, der Rassismus und Faschismus egal von welcher Seite verurteilt. Das Bündnis gegen Nazis kann hier gemeinsam mit der Mehrheit der Immigranten einiges bewegen. Ein Zeichen in diese Richtung wurde nun erfolgreich verhindert. Unsere Stadt wird wohl noch häufiger mit Demokratiefeindlichkeit – türkischer und deutscher – in Verbindung gebracht werden.