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Kinder. Küche. Kämpfe |
Kinder. Küche. Kämpfe. Kritische Perspektiven auf Pflege- und Haushaltsarbeit im internationalen Kontext Veranstaltungsreihe in Marburg vom 21.04. – 30.06.2010 http://care.blogsport.de Pflege- und Haushaltsarbeit macht den größten Teil der gesellschaftlich verrichteten Arbeit aus, da sie eine der Grundvoraussetzungen für menschliches Leben ist. Trotzdem wird sie immer noch nicht als „echte Erwerbsarbeit“ angesehen, obwohl formelle Beschäftigungsverhältnisse in diesem Bereich immer weiter zunehmen und der ursprünglich informelle Charakter dieser Arbeit abnimmt. Dies ist unmittelbar damit verknüpft, dass diese Tätigkeiten von je her als „weiblich“ angesehen wurden und immer noch zum größten Teil von Frauen verrichtet werden. Prekäre Dienstleistungen Allein in Deutschland gehen Schätzungen zufolge bis zu 2,4 Millionen Frauen einer Beschäftigung in Privathaushalten nach. Dieser Bereich haushaltsnaher Dienstleistungen umfasst dabei Tätigkeiten wie Putzen, Waschen, Kochen, Kinderbetreuung sowie Alten- und Krankenpflege. Diese Beschäftigungsverhältnisse sind oft sehr niedrig entlohnt und unsicher. Europaweit arbeiten derzeit 8 Millionen Menschen in prekären Beschäftigungsformen, die mit unter 5 Euro pro Stunde entlohnt werden. Die meisten von ihnen sind Frauen. Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise wird eine zunehmende Prekarisierung von haushaltsnahen Dienstleistungen prognostiziert, da sich der Staat immer weiter aus sozial- und gesundheitspolitischen Belangen zurückzieht. Migration, Geschlecht und Globalisierung Ein Großteil dieser Tätigkeiten wird von Migrant_innen verrichtet. Häufig verfügen sie nicht über eine Arbeitserlaubnis und sind jederzeit gefährdet, abgeschoben zu werden. Es kommt oft vor, dass keine „richtigen“ Arbeitsverträge ausgehandelt werden und sie demnach keine soziale Absicherung oder Krankenversicherung haben. Ebenso sind diese Beschäftigungsverhältnisse eng an soziale Beziehungen, wie den familiären Zusammenhang, geknüpft, was die „Professionalisierung“ dieser Dienstleistungen stark erschwert oder komplett verhindert. Die Angst vor einer eventuellen Abschiebung wird zudem von Arbeitgeber_innen oft als Druckmittel für Lohndumping oder –vorenthaltung genutzt. Als wissenschaftlicher Gegenstand ist Pflege- und Haushaltsarbeit seit der neuen Frauenbewegung der 70er Jahre stets im Fokus der Frauen-, Geschlechter- und Migrationsforschung gewesen und wird aktuell als Debatte um Care-Arbeit neu diskutiert. Kinder- Küche – Kämpfe Die Veranstaltungsreihe hat zum Ziel, sich in Vorträgen, Podien und Filmvorführungen aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Pflege- und Haushaltsarbeit auseinanderzusetzen. • Wer leistet Pflege- und Haushaltsarbeit? • Wer fragt diese Arbeit nach und warum kommt es zu einer erhöhten Nachfrage, diese Tätigkeiten zu formalisieren? • Wie muss unser Arbeitsbegriff erweitert werden, um Sorge- und Betreuungsarbeit angemessen zu erfassen? • Welche Auswirkungen hat die mit Pflege- und Haushaltsarbeit zusammenhängende Arbeitsmigration auf die Herkunftsländer? • Wie organisieren sich (illegalisierte) Migrant_innen, um ihre Interessen zu vertreten? Care jenseits von Kapitalismus Dabei wird es nicht nur um die Arbeitsverhältnisse der Betroffenen und ihre Interessen gehen, sondern Ziel ist es, diese Tätigkeiten im Rahmen von gesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnissen zu thematisieren. Zentral ist hier auch, einen Ausblick zu schaffen, wie wir uns einen guten Umgang mit Fürsorgearbeit in unserer Gesellschaft vorstellen können und ob dies unter den derzeitigen Gegebenheiten einer krisenhaften, männlich dominierten Marktwirtschaft verwirklicht werden kann. Oder sich vielmehr der neoliberal organisierte Kapitalismus und eine geschlechtlich hierarchisierte Arbeitsteilung von Pflege- und Haushaltsarbeit so sehr bedingen, dass die Bereiche Arbeit und Leben grundlegend anders gedacht werden müssten, als das derzeit der Fall ist. Programm: April Mi | 21.04.2010 | 20 Uhr Einführungsvortrag: Care und Gerechtigkeit: feministische Perspektiven der Gestaltbarkeit eines unsichtbaren Arbeitsbereichs Maria Rerrich (Hochschule München) Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Do | 22.04.2010 | 20 Uhr Filme: Other people’s children (50 Min./ Englisch und Spanisch mit englischen Untertiteln) und Unsichtbare Hausarbeiterinnen (40 Min./ Deutsch sowie Englisch und Spanisch mit deutschen Untertiteln) Ort: Capitol in der Biegenstraße 8 Mi | 28.04.2010 | 20 Uhr Vortrag: Zum Sorgen verpflichtet? Möglichkeiten und Grenzen einer Care-Ethik aus normativ-kritischer Perspektive Daniel Kersting (Uni Marburg) Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Do | 29.04.2010 | 20 Uhr Film: Paper Dolls (80 Min./ Englisch und Hebräisch mit englischen Untertiteln) Ort: Capitol in der Biegenstr. 8 Mai Mi | 05.05.2010 | 20 Uhr Vortrag: Migrant_innen in Privathaushalten und transnationalen Räumen: global-care-chains Helma Lutz (Uni Frankfurt) Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Do | 06.05.2010 | 20 Uhr Podium: Care und Ökonomie: feministische Erweiterungen des Arbeitsbegriffs AK linker Feminismus (Berlin), Ingrid Kurz-Scherf (Uni Marburg) und Kathrin Englert (TU Hamburg-Harburg) Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Fr | 07.05.2010 | 10-16h Vertiefender Workshop zu Care und Ökonomie Kathrin Englert (TU Hamburg-Harburg) und AK linker Feminismus (Berlin) Ort: Gender-Zentrum, Wilhelm-Röpke-Straße 6, Block F, Raum 03F04 Mi | 19.05.2010 | 20 Uhr Podium: Arbeiten in der Care-Lücke zwischen Helfer_innensyndrom und Arbeitskampf Annette Henninger (Uni Marburg), Karin Zennig/Nina Schritt (Tageselternprojekt GendA Uni Marburg) und FIB AssistentInnenvertretung Marburg Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Do | 20.05.2010 | 20 Uhr Film: HausHaltHilfe – Arbeiten im fremden Alltag (92 Min./ deutsch, polnisch, spanisch u.a. mit deutschen Untertiteln) und anschließendes Filmgespräch mit der Regisseurin Petra Valentin Ort: Capitol in der Biegenstraße 8 Mi | 26.05.2010 | 20 Uhr Filme: Mit einem Lächeln auf den Lippen (57 Min./ Deutsch und Spanisch mit deutschen Untertiteln) und Lotería (60 Min./ Spanisch mit englischen Untertiteln) Ort: Capitol in der Biegenstraße 8 Juni Mi | 16.06.2010 | 20 Uhr Film: Import/Export (135. Min/ Deutsch sowie Russisch und Slowakisch mit deutschen Untertiteln) Ort: Capitol in der Biegenstraße 8 Do | 17.06.2010 | 18 Uhr Vortrag: Transnationale und lokale Organisierungsprozesse und die geplante ILO-Konvention „Decent Work for Domestic Workers“ Helen Schwenken (Uni Kassel) Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Mi | 30.06.2010 | 20 Uhr Podium: Lebensbedingungen, Interessenvertretung und Selbstorganisierung illegalisierter Care-Beschäftigter Ort: Orientzentrum in der Deutschhausstraße 12 (Hörsaal 00A26) Alle Veranstaltungen sind kostenlos -- Nikolai Huke Philipps-Universität Marburg FB 03, Gesellschaftswissenschaften und Philosophie Institut für Politikwissenschaft Wilhelm-Röpke-Str. 6 Raum G 00049 35032 Marburg Tel. 06421 / 28-24313
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