Frontex-Einsatz in Griechenland Wächter an Europas Grenze 175 Polizisten aus mehreren europäischen Ländern laufen an der griechisch-türkischen Grenze Streife. Sie sollen Armutsflüchtlinge aufhalten, die in der Europäischen Union auf Asyl hoffen. Eine Reportage aus dem militärischen Sperrgebiet. Frontex-Polizisten an der griechisch-türkischen Grenze. Foto: dpa Nea Vyssa – Als die Sonne sinkt, steigen die Nebel auf. Noch erkennt man in der Ferne die gewaltige Kuppel und die schlanken Minarette der Selimiye-Moschee in Edirne. Der Monumentalbau leuchtet im roten Abendlicht. Dann verschwimmen die Konturen in der beginnenden Dämmerung. Es wird kalt auf der Anhöhe beim griechischen Dorf Nea Vyssa. Der Grenzpolizist Dimitris Petropoulos späht durch sein Fernglas. "Bald kommen sie", sagt er. In Edirne gehen die ersten Lichter an. Fünf Kilometer Luftlinie sind es dorthin. Dazwischen verläuft die Grenze. Militärisches Sperrgebiet – auch Journalisten dürfen nicht näher ran. Wer es trotzdem schafft, ist überrascht, wie wenig die Grenze zwischen den "Erbfeinden" Griechenland und Türkei gesichert ist: zwei schmale Feldwege, einer auf der griechischen Seite, einer auf der türkischen. Dazwischen: zwei bis fünf Meter Niemandsland. Ein paar Schritte, und man ist über die Grenze. Hier gibt es keinen Zaun, keinen Stacheldraht. 206 Kilometer ist die griechisch-türkische Grenze lang. Meist folgt sie dem Lauf des Grenzflusses Evros. Aber nicht bei Orestiada. "Das hier ist der neuralgische Bereich", sagt Giorgos Salamangas und tippt mit dem Zeigefinger auf die Landkarte an der Wand seines Büros. Salamangas ist Polizeidirektor von Orestiada. Hier fließt der Evros in einer weiten Biegung nach Osten auf die Stadt Edirne zu, bevor er wieder nach Westen zurückkehrt. Dazwischen verläuft die Grenze auf einer Strecke von 12,5 Kilometern über Land. "Hier kommen sie rüber", sagt Salamangas, "das ist für sie das Tor nach Europa." Frontex soll helfen, es zu schließen. Dass die Agentur jetzt hier im Einsatz ist, hat sie auch ihrem eigenen Erfolg zu verdanken: Seit über einem Jahr hilft sie der griechischen Küstenwache bei der Sicherung der Seegrenze zur Türkei. Seither ist dort der Andrang der Migranten um drei Viertel zurückgegangen. Dagegen hat sich ihre Zahl am Evros verzehnfacht: "3500 haben wir im vergangenen Jahr hier festgenommen, in diesem Jahr sind es bereits über 33.000", sagt Polizeichef Salamangas: "Männer, Frauen, Junge, Alte, Kinder, ganze Familien." mehr
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