Freitagsgebete auf Englisch jedoch nicht Kurdisch Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erfahren hat, kündigte der Präsident des türkischen Amtes für Religionsangelegenheit (Diyanet), Mehmet Gormez an, dass seine Behörde die Freitagsgebete, die in den historischen Istanbuler Moscheen gehalten werden, für ausländische Touristen ins Englische übersetzt werden: „Es ist wichtig, dass die Touristen wissen, was in den Moscheen auf Türkisch gesagt wird“. Diyanet kontrolliert den islamischen Glauben und verwaltet alle ihm unterliegenden Moscheen, auch die in Deutschland. Dieser Schritt der türkischen Regierung ist zu begrüßen. Da jedoch die Übersetzer und Touristenführer einem „Test“ unterzogen werden, wie weit sie den Islam kennen, ist zu befürchten, dass die türkische Regierung unter Recep Tayyip Erdogan ihr Verständnis und ihre Ansicht des Islam, sowohl den Übersetzern als auch den ausländischen Touristen aufzwingen will. Die türkische Regierung will nur eine Interpretation des Islam zulassen. In den Jahren 2008-2011 schickte die türkische Regierung 10.000 neue Imame nach Türkisch-Kurdistan, die die Kurden auf die „richtige Linie“ bringen sollten. Vor dem Hintergrund, dass es den 15 Millionen Kurden in der Türkei bis heute nicht gestattet wird, in ihren Moscheen, in der historischen Heimat der Kurden auf Kurdisch zu beten, ist diese Politik der Regierung in Ankara ein blanker Hohn. Den Imamen in Südostanatolien wird nicht erlaubt, auf Kurdisch zu predigen. Viele Kurden verstehen auch nach 90 Jahren massiver Zwangstürkisierung immer noch kein Türkisch. Aus diesem Grunde nehmen seit März 2011 Zehntausende Kurden an einer sehr wirksamen Art des zivilen Ungehorsams Teil, das in den Mittelpunkt einer Auseinandersetzung zwischen der regierenden türkischen Partei AKP und der kurdischen Bürgerrechtsbewegung in der Südosttürkei gerückt ist. In Diyarbakir, der heimlichen Hauptstadt von Türkisch-Kurdistan boykottieren jeden Freitag muslimische Gläubige die Gebete an staatlich kontrollierten Moscheen. Stattdessen verrichten sie ihre Gebete unter dem freien Himmel oder unter riesigen Zelten, um die Predigten in ihrer kurdischen Muttersprache zu hören. Der „Moscheenboykott“ begann, nachdem der türkische Diyanet es abgelehnt hat, in den Moscheen in dem überwiegend von Kurden bewohnten Südosten die kurdische Sprache zuzulassen. Eine Gruppe pensionierter kurdischer Imame und Islamgelehrter startete dann den Boykott, um den sprachlichen Status Quo zu durchbrechen. „Wir sind Kurden. Das ist unsere Muttersprache, die Sprache, die wir von unseren Eltern gelernt haben. Lasst uns diese Sprache in den Gerichtssälen und in den Moscheen sprechen“ sagte ein kurdischer Imam. „Bis es uns nicht mehr verboten ist, Kurdisch in unseren Moscheen zu sprechen, werden wir auf der Straße beten.“ Kurden machen schätzungsweise 20 Prozent der 70 Millionen Einwohner der Türkei aus. Bis in die späten 1980er Jahre war die kurdische Sprache strikt verboten. Heute sind diese Verbote zwar gelockert, allerdings will die türkische Regierung die kurdische Sprache weiterhin von Schulen, Moscheen, Gerichten und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens per Gesetz fernhalten. Die Kurden wollen aber, dass das Kurdische als Kundgebungen durchgeführt, Schul- und Amtssprache in kurdischen Dörfern und Städten anerkannt wird. (Gesellschaft für bedrohte Völker, nahost@gfbv.de, www.gfbv.de) Roj-TV: Stimme der Kurden schweigt Von Nick Brauns In vielen kurdischen Wohnungen bleibt der Fernseher derzeit dunkel. Der französische Satellitenanbieter Eutelsat hat am 23. Januar die Übertragung des Programms vom kurdischen Fernsehsender Roj TV eingestellt. Damit reagierte das Unternehmen, an dem auch der französische Staat beteiligt ist, auf das Urteil eines Kopenhagener Gerichts, das dem in Dänemark lizenzierten Sender Verstöße gegen die dortigen Antiterrorgesetze unterstellt hatte. Der Sender würde Propaganda für die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betreiben und werde auch von dieser finanziert, hatte das Gericht erklärt, aber eine von der Staatsanwaltschaft geforderte Schließung des Senders abgelehnt. Das erledigte nun Eutelsat. Die Verantwortlichen von Roj TV wollen gegen die Entscheidung des Unternehmens klagen und zeigten sich zuversichtlich, im Laufe der nächsten Tage einen neuen Satellitenbetreiber zu finden. Bis dahin ist der Sender weiter über das Internet zu empfangen. »Roj TV ist das Auge, das Ohr und die Stimme des kurdischen Volkes; es ist die Stimme derjenigen, die Demokratie und Frieden fordern«, protestierte die Vorsitzende der prokurdischen Partei für Frieden und Demokratie (BDP) in der Türkei, Gültan Kisanak, gegen die Abschaltung. In Paris demonstrierten am Montagabend 20 kurdische Jugendliche und besetzten unter der Losung »Occupy Eutelsat« Büros des Satellitenbetreibers. Die Teilnehmer der Aktion wurden von der französischen Polizei festgenommen. Mit seinen Sendungen in türkischer und kurdischer Sprache, in denen regelmäßig auch hochrangige PKK-Vertreter zu Wort kamen, erreichte Roj TV Millionen Menschen in Europa und dem Nahen Osten. Nach dem Verbot von zwei Vorgängersendern durch Frankreich und Großbritannien hatten die türkische und die US-Regierung ihre europäischen NATO-Partner gedrängt, auch gegen das seit 2004 arbeitende Roj TV vorzugehen. Wie vom Onlineenthüllungsportal Wikileaks veröffentlichte Dokumente belegen, versprach auch der frühere dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen eine Schließung des Senders im Gegenzug für die Unterstützung der Türkei zu seiner Wahl zum NATO-Generalsekretär im Jahr 2009. Ein 2008 in Deutschland durch das Innenministerium verhängtes Verbot des Senders war im folgenden Jahr vom Bundesverwaltungsgericht aus europarechtlichen Gründen gekippt worden. Auch in Belgien, wo sich die Studios von Roj TV befinden, läuft ein Ermittlungsverfahren gegen den Sender. (junge Welt, 25.1.12; www.roj.tv) Die Blockade gegen Roj TV dauert an Die Entscheidung des Kopenhagener Gerichts gegen Roj TV vom 10. Januar ist noch nicht rechtskräftig, aber faktisch wird schon eine Blockade vollzogen, obwohl Roj TV Revision eingelegthat. Dennoch hat das Unternehmen Eutelsat sowie die Danske Bank die Zusammenarbeit mit Roj TV beendet. Die Danske Bank hat Roj TV eine schriftliche Erklärung zukommen lassen, in der sie mit Bezug auf den § 114 des dänischen Strafgesetzbuches die Zusammenarbeit mit Roj TV aufkündigt. Roj TV hat darauf aufmerksam gemacht, dass diese Maßnahmen gleich nach der Erklärung des US-Botschafters in Ankara ergriffen wurden. Der US-Botschafter Francis Ricciardone hat am 27 Januar in einem Gespräch mit den türkischen Medienvertretern erklärt: „Roj TV schweigt, es wird alles Mögliche für die Türkei getan“, womit er die Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der USA betonte. Roj TV erklärte darauf: „Aus den Wikileaks-Dokumenten geht hervor, dass die USA, Dänemark und die Türkei Roj TV rechtswidrig und aus rein politischen Motiven sanktioniert und somit die Presse- und Meinungsfreiheit verletzt haben.“ Roj TV appelliert an die dänische Regierung: „Aufgrund der Erklärung der Bank hat die dänische Regierung Kenntnis davon, aus welchem Grund die Zusammenarbeit mit Roj TV beendet worden ist. Diese Handlungen belegen, dass die Entscheidung des Gerichts nicht anerkannt wird. Die Umsetzung der Entscheidung des Kopenhagener Stadtgerichts wird durch den dänischen Staat verhindert. Wir rufen daher die dänischen Medien, Öffentlichkeit und die Bevölkerung zur Solidarität auf.” Ab dem 23. Januar hat der französische Satellitenbetreiber Eutelsat die Übertragung von Roj TV über die Satelliten unterbrochen. Nach dem die Übertragung dann über Intelsat 1 W fortgeführt werden konnte, wurde auch diese Übertragung nach einem Tag aufgrund des Drucks der USA unterbrochen. Die Übertragung von Roj TV wird seitdem über das Internet fortgeführt. Roj TV hat eine Klage gegen Eutelsat eingereicht. Die Anhörung hat am 2. Februar vor dem Verwaltungsgericht stattgefunden. Eine Entscheidung wird am 10. Februar erwartet. (ANF, 1. und 2.2.12, ISKU) Haftstrafe für ehemaligen Bürgermeister wegen Interview in Los Angeles Times Der ehemalige Bürgermeister von Êlih (Batman) Hüseyin Kalkan wurde von der Strafkamer Diyarbakir zu 10 Monaten Haft verurteilt. Kalkan wurde vorgeworfen, in einem Interview mit der Los Angeles Times 2006 für die PKK Propaganda betrieben zu haben. Hüseyin Kalkan wurde im Rahmen der sogenannten KCK-Operationen verhaftet. (ANF, 2.2.12, ISKU) Frankreichs Senat verabschiedet Gesetz gegen Genozidleugnung „Die Arbeitsgruppe Anerkennung – Gegen Genozid, für Völkerverständigung e.V. begrüßt die Verabschiedung einer Gesetzesvorlage zur Bestrafung von Genozidleugnung durch die zweite gesetzgebende Kammer Frankreichs. Mit der zu erwartenden Unterzeichnung durch Präsident N. Sarkozy tritt das Gesetz demnächst in Kraft und erlaubt dann auch die Pönalisierung der Leugnung von Genoziden, die vor der UN- Völkermordkonvention von 1948 begangen und durch die nationale Gesetzgebung Frankreichs „anerkannt“ wurden. Zu diesen Fällen gehört der Genozid gegen die armenischen Bürger des Osmanischen Reiches 1915/16. Damit hat Frankreich nach den EU-Staaten Spanien und Slowakei ein Gesetz eingeführt, das die Leugnung von Völkermord – von dem jüdischen Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel treffend als „zweite Tötung“ bezeichnet – grundsätzlich und nicht nur im Fall der Holocaustleugnung unter Strafe stellt. Eine analoge Ausweitung des §130 StGB (Deutschland) hatte die Arbeitsgruppe Anerkennung, unterstützt von überregionalen armenischen, aramäisch/assyrischen und griechischen Verbänden sowie Ortsvereinen, schon am 15. Oktober 2008 beim Deutschen Bundestag beantragt. Wir werden jetzt die deutschen Gesetzgeber um eine zügige Entscheidung im Sinne der Antragsteller bitten… (http://www.agaonline.org/news/detail.php?newsId=475&locale=de, 24.1.12) Ragip Zarakolu für den Friedensnobelpreis Schwedische Abgeordnete schlagen den inhaftierten Menschenrechtler Ragip Zarakolu als Kandidat für den Friedensnobelpreis vor. Sie begründeten ihren Vorschlag damit, dass R. Zarakolu Informationen über den Genozid an den Armeniern sowie zur Lage der Kurden veröffentlicht habe, die beide Tabus in der Türkei darstellen. Für derartige Publikationen wurde der Verleger und Menschenrechtler Zarakolu in seiner Heimat mehrfach verurteilt. Vor einem Monat schrieb der Ende Oktober 2011 im Rahmen der KCK-Operationen festgenommene Zarakolu aus der Haft an die Große Nationalversammlung der Türkei und forderte sie auf, den Genozid an den Armeniern anzuerkennen: „Die Türkei muss sich ihrer Geschichte stellen. Das ist nicht allein eine Verpflichtung gegenüber den Opfern, sondern ebenso eine Pflicht, um eine gesunde Denkungsart in der Gesellschaft zu gewährleisten. Die Anerkennung des Genozid wird die Türkei nicht schmälern, sondern im Gegenteil stärken.“ Es wäre zu begrüßen, wenn auch die im Bundestag vertretenen Fraktionen, ihren schwedischen KollegInnen folgen würden. (http://www.agaonline.org/news/detail.php?newsId=487&locale=de, 3.2.12) Europa-Rat: Türkische Justiz muss Menschenrechte besser schützen Nach seiner jüngsten Türkeireise (10.-14.10.2011) veröffentlichte der Menschenrechtsbeauftragte des Europa-Rates (Council of Europe; CoE), Thomas Hammarberg, seinen 39 Seiten langen Bericht. Darin wird vor allem die lange Verfahrensdauer und Untersuchungshaftzeit gerügt, ebenso wie die häufig mindere Qualität der Urteile. Auch der exzessive Missbrauch des Antiterrorismusgesetzes gibt dem Menschenrechtsbeauftragten Anlass zur Besorgnis: „Terrorismus stellt eine große Herausforderung, muss aber bei voller Achtung der Menschenrechte bekämpft werden. Staatsanwälte und Richter müssen weiterhin für das Verfahrensrecht der Europäischen Menschenrechtskonvention sensibilisiert werden, namentlich mit Hinblick auf die Unterscheidung von Terrorakten sowie Handlungen, die unter die Grundrechte der Gedankenfreiheit, der Freiheit der Meinungsäußerung, der Vereinsfreiheit und Versammlungsfreiheit fallen.“ Die Kommentare türkischer Behörden sind dem Bericht beigefügt. (http://aga-online.org/news/attachments/Report_ThomasHammarberg_CoE.pdf) Bewohner Hasankeyfs blockieren Topkapi Palast in Istanbul Bewohner aus Hasankeyf haben am 26. Januar in Istanbul den Eingang zum Topkapi Palast, einem der berühmtesten Bauwerke Istanbuls blockiert. Mit dieser außergewöhnlichen Aktion wollen sie auf das drohende Schicksal ihrer antiken Stadt und gegen den Bau des Ilisu Staudammes protestieren. Sie rollten ein Banner aus, auf dem zu lesen war: „UNESCO Weltkulturerbestätte Topkapi und Hasankeyf kann man nicht versetzen!“ Der Topkapi Palast, Regierungssitz während des Osmanischen Reiches, ist UNESCO Weltkulturerbe. Die Demonstranten fordern den Stop des Ilisu Projektes und stattdessen die Ausweisung ihrer Stadt zum UNESCO Welterbe. Hasankeyf hat eine über 10.000 Jahre alte Geschichte und gilt als eine der ältesten Städte der Erde. Eine wissenschaftliche Überprüfung hatte ergeben, dass Hasankeyf und das benachbarte Tigristal als einzige Region der Welt 9 von 10 Kriterien der UNESCO für Weltkultur- und –naturerbe erfüllt. Doch die türkische Regierung verweigert den Schutz, stattdessen soll Hasankeyf im Ilisu Stausee versinken. 65.000 Menschen sollen umgesiedelt werden, zahlreiche Arten dürften aussterben. Seit 2010 baut die Türkei jedoch wieder am Ilisu Projekt. Türkische Banken übernahmen die Finanzierung. Auch in Hasankeyf wird an Neu Hasankeyf gearbeitet. Erste Häuser sollen im Herbst 2012 bezugsfertig sein. Die Bewohner Hasankeyfs wollen sich allerdings weigern in die neue Stadt zu ziehen. (ECA Watch Österreich, ilisu-info-bounces@gegenstroemung.org, 26.1.12) Familienzusammenführung und Rückkehr von Gazale Salame Am 5. Dezember 2011 richtete sich Heiko Kauffmann, Vorstandsmitglied von Pro Asyl, in einem Offenen Brief an den Ministerpräsidenten David McAllister mit der Bitte der „Missachtung des Kindeswohls“ im Fall der Familie Salame/Siala endlich ein Ende zu setzen. Auch die Landtagsabgeordneten des Landes Niedersachsens wurden in einem Schreiben des Gazale Unterstützerkreises aufgefordert, sich dem Einsatz für die Zusammenführung der Familie nach beinahe 7 Jahre langer Trennung anzuschließen. Dieser Brief wurde unter anderem unterzeichnet von der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin, Migrationsforscher Prof. Dr. Klaus Bade, Prof. Dr. Lothar Krappmann, Heidi Merk, Pastorin Fanny Dethloff u.v.m. Die in Deutschland integrierte Familie Salame/Siala aus dem Landkreis Hildesheim wurde am 10. Februar 2005 durch die Abschiebung der schwangeren Mutter Gazale Salame mit ihrem Kleinkind in die ihr völlig fremde Türkei auseinandergerissen. Zurück blieb Vater Ahmed Siala mit den beiden älteren Töchtern. Ahmed und Gazale sind beide bereits als Kinder mit ihren Eltern vor dem libanesischen Bürgerkrieg geflohen und kämpfen noch immer um ein gemeinsames Aufenthaltsrecht für sich und ihre in Deutschland (und im türkischen Exil) geborenen Kinder… (http://www.nds-fluerat.org/7498/aktuelles/aufruffamilienzusammenfuehrung- und-rueckkehr-gazale-salame/) IPPNW-Delegationsreise 17. bis 29. März 2012 Gisela Penteker von der IPPNW teilt mit: Es geht mit der Delegationsreise am 17. März los. Wir treffen uns in Istanbul und fliegen dann von dort gemeinsam weiter.Unsere Reise ist nötiger denn je. In Kurdistan ist Krieg, ein Krieg, der hier totgeschwiegen und mit deutscher und NATO-Unterstützung gegen die Kurden geführt wird. Stationen unserer Reise werden Diyarbakir und Van sein. Dersim wäre lange dran, die Freunde in Hakkari warten sicher auf uns. Ich würde gerne mal wieder nach Adana, Urfa und Viransehir fahren, Midyat und Mor Gabriel wären auch wichtig, Sirnak und Nuseybin sind in einer besonders schwierigen angespannten Lage. Was ich damit sagen will: Der Plan steht noch nicht und ist offen für Wünsche und Vorschläge. Bitte meldet Euch bald, die Liste wird schnell voll sein. Kontakt: Dr. Gisela Penteker, Penteker@t-online.de Newroz-Delegation „Ez jî li vir im“ Die diesjährigen Newrozfeierlichkeiten in Nordkurdistan/Türkei werden in der Phase der seit 2009 andauernden sogenannten KCK-Operationen stattfinden. Daher sollen die Newroz-Delegationen aus Europa ein Ausdruck der Solidarität mit den ca. 6000 in der Türkei zu Unrecht Inhaftierten, zumeist kurdischen Oppositionellen, werden. Bis zum heutigen Zeitpunkt, dem 17. Januar 2012, sind unter den Inhaftierten insgesamt 6 Abgeordnete, 16 BürgermeisterInnen, 97 JournalistenInnen, 43 AnwältInnen, hunderte Führungspersönlichkeiten der Partei für Frieden und Demokratie (BDP) und anderer oppositioneller Parteien, AkademikerInnen, hunderte LokalpolitikerInnen, StudentInnen, Frauenaktivistinnen, UmweltaktivistInnen und Mitglieder zivilgesellschaftlicher Strukturen. Nicht zu vergessen sind die 2.672 verurteilten und inhaftierten Kinder und 500 SchülerInnen… Diese Fakten reichen aus, um zu erkennen, dass die AKP- Regierung unter dem Vorwand der „Terrorbekämpfung” allen voran die Kurden und andere demokratisch-oppositionelle Kräfte zum Schweigen bringen will, indem sie alle zu inhaftieren versucht. Weil die kurdischen politischen Häftlinge ihre Verteidigung in ihrer Muttersprache Kurdisch halten wollen, ist der Prozessverlauf vor Gericht ins Stocken geraten. Um gegen die ablehnende Haltung der Gerichte gegen ihre Muttersprache zu protestieren, antworten sie bei der Anwesenheitskontrolle des Gerichts auf Kurdisch mit dem Satz „Ez li vir im“ auf Deutsch: Ich bin hier. Aus Solidarität mit den Inhaftierten hat sich aus dem „Ez li vir im” eine Kampagne mit der Parole „Ez jî li vir im – Ich bin auch hier” entwickelt. Dies stellt im Kern eine Art Selbstanzeige dar. Auch wir nutzen für die Newroz-Delegationen das Motto „Ez jî li vir im – Ich bin auch hier”. So bringen wir zum Ausdruck, dass diese Menschen, die zu Opfern des AKP-Terrors geworden sind, nicht allein sind. Geplanter Zeitraum für die Delegationsreise ist vom 17. März bis 24. März 2012. Sie wird vom Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. in Zusammenarbeit mit der Partei für Frieden und Demokratie (BDP) organisiert und von Yek-Kom, ISKU, Cenî, YXK und Kurd-Akad unterstützt. (k.delegationen@googlemail.com) Newroz-Delegation nach Süd-Kurdistan Das Netzwerk kurdischer AkademikerInnen e.V. veranstaltet eine Delegationsreise nach Süd-Kurdistan (Irakisch-Kurdistan) und ruft kurdische und europäische AkademikerInnen, PolitikerInnen und MenschrechtlerInnen dazu auf, sich an den Delegationsreisen zu beteiligen. Thematischer Schwerpunkt ist unter politischen Gesichtspunkten insbesondere der Stand hinsichtlich einer Konferenz zur nationalen Einheit sowie der autonome Status Südkurdistans. Auf der Reiseroute stehen – unter Berücksichtigung der aktuellen Sicherheitslage zum Reisezeitpunkt – Hewler, Sulaimania, und das Flüchtlingslager Maxmur. Unter politischen Gesichtspunkten geplant sind Gespräche mit dem Büro des Kurdistan National Kongresses (KNK) in Hewler sowie dem dortigen Menschenrechtsverein. Vom KNK-Büro in Hewler werden weitere Gespräche vor Ort sowie ein Parlamentsbesuch geplant. Neben einem Besuch der deutschen Schule in Hewler wird auch die Universität ein Ziel der Reise sein. Die Teilnahme an der Newroz-Veranstaltung im Flüchtlingslager Maxmur ist ebenfalls Bestandteil des Programms. Flug: Samstag, 17. März, voraussichtlich von Frankfurt a.M. nach Hewler (Erbil). Der Rückflug ist am 24.03.2012 von Hewler voraussichtlich nach Frankfurt a.M. Die Reisekosten belaufen sich auf ca. 900,- € für die Flugtickets (abhängig vom tagesaktuellen Flugpreis bei Buchung, wobei eine evtl. Restsumme selbstverständlich rückerstattet wird). Zu berücksichtigen sind bei der persönlichen Planung auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, die vor Ort durch die Teilnehmer selbst zu tragen sind. Kurd-Akad. Netzwerk kurdischer AkademikerInnen e.V., info@kurd-akad.com, www.kurd-akad.com Neuerscheinungen Stranên Kurdî / Kurdische Lieder Camila Calil Die kurdische Musikethnologin Camila Calil aus Armenien ist Autorin zahlreicher Bücher zur kurdischen Volksmusik. Sie arbeitete 35 Jahre lang als Musikredakteurin im Kurdischen Radio Yerevan vom 1967 bis 2002. Sie hat einen Teil ihrer umfangreichen Sammlung wissenschaftlich bearbeitet, dokumentiert und mit Noten versehen. Zu ihrer Arbeit zählen auch 40 Volkslieder, die sie für eine Instrumentalgruppe bearbeitet hat. Sie sind nun unter dem Namen „Stranên Kurdî“ in Österreich neu veröffentlicht. Zu bestellen bei: Institut für Kurdologie – Wien, ISBN 3-90218512- 0, http://www.kurdologie-wien.at, jalilejalil@yahoo.com, Fax: 0043 2773 42558 Warum das Kamel beleidigt war Jalile Jalil Das Buch basiert auf einer Geschichtensammlung von Professor Jalile Jalil und ist zweisprachig – Deutsch und Kurdisch. Alle Erzählungen basieren auf mündlich tradierten Volkmärchen, die von Jalil literarisch überarbeitet wurden. Das Buch ist geeignet für das Studium, für Schulen oder Private. Es ist auch zu empfehlen für Diejenigen, die ihre Sprachkenntnisse erweitern und mehr über kurdische Mythen und Hintergründe lernen möchten. Zu bestellen bei: Institut für Kurdologie – Wien, ISBN 3-902185 19-8, http://www.kurdologie-wien.at, jalilejalil@yahoo.com, Fax: 0043 2773 42558 »Infobrief Türkei« Der »Infobrief Türkei« ist ein drei- bis viermal im Jahr erscheinendes Informationsmedium zu den politischen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Türkei. Die Redaktion beansprucht, aktuelle Übersicht mit fundierter Analyse zu verbinden und so eine politische Einschätzung im Dschungel der tagesaktuellen Meldungen und Berichte zu liefern – aus herrschaftskritischer Perspektive und in solidarischer Verbundenheit mit allen politischen Kräften, die sich für eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft einsetzen. Die Beiträge können auch im Internet (http://infobrieftuerkei.blogspot.com) gelesen werden. Rosa Luxemburg Stiftung Hessen, hessen@rosalux.de, www.hessen.rosalux.de Hinweis auf sonstige Infostellen Azadi, azadi@t-online.de; www.nadir.org/azadi/ Demokratisches Türkeiforum, info@tuerkeiforum.net, www.tuerkeiforum.net Europäischer Friedensrat Türkei/Kurdistan, www.barismeclisi.com/html/index.php?newlang=german Europäisches Zentrum für Kurdische Studien - Berlin, info@kurdwatch.org, www.kurdwatch.org Gesellschaft für bedrohte Völker, nahost@gfbv.de, www.gfbv.de ISKU | Informationsstelle Kurdistan e.V., isku@nadir.org; www.nadir.org/isku/ Kurdmania.com, Portal für Politik & Kultur, www.kurdmania.com Koalition für einen Demokratischen Irak (KDI), kdi@gmx.net Koalition Demokratisches Syrien (KDS), kds-info@gmx.net Kurdisches PEN-Zentrum, webmaster@pen-kurd.org, www.pen-kurd.org/ Kurdistan Report, www.kurdistanreport.de Mezopotamian Development Society, MESOP@online.de, www.mesop.de NAVEND – Zentrum für kurdische Studien e.V., info@navend.de, http://www.navend.de/ Österreichisch-Kurdische Ges. für Wissenschafts- u. Kulturaustausch, office@ok-gesellschaft.at, www.ok-gesellschaft.at/ The Turkish Economic and Social Studies Foundation (TESEV), www.tesev.org.tr/eng/ Zentrum für Türkeistudien, www.zft-online.de ------------------------------------------ Ende Nützliche Nachrichten 1-2/2012
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