Von Wolfgang Wenzel
Eine Anti-Halloween-Kampagne haben Lehrer, Pädagogen und geistliche Mitarbeiter in den Krautgärten und im Sampel gestartet. Es gehe nicht gegen den im Angelsächsischen üblichen Brauch, sondern um das Verhindern von Auswüchsen. „Die Eltern sollen Kinder im Grundschulalter auf keinen Fall losschicken“, sagte die Leiterin der Krautgartenschule, Edith Smetana. Mitgezogen würden die Kleinen meist von den Großen.
Initiator der Aktion sei der Arbeitskreis Jour Fix, in dem sich die Mitarbeiter von Einrichtungen mit Erziehungsauftrag in den beiden Wohnvierteln engagierten. Die Erwachsenen wollten in der Halloween-Nacht am Vorabend von Allerheiligen wieder Streife laufen, um die Polizei zu unterstützen, damit aus Schabernack kein Unheil wird. Außerdem sollen die Eltern in Rundschreiben für die Argumente gegen die Hemmungslosigkeit an Halloween empfänglich gemacht werden. Sie müssten ihre Kinder davon abhalten, im Schutz der Dunkelheit in den Wohnvierteln zu „randalieren“.
Grenze zwischen Spaß und Ernst verwischt
Die Schüler wüssten, was in dieser Nacht unter Süßem und Saurem zu verstehen sei. Sie könnten ihr Handeln in der Halloween-Nacht reflektieren, sagte die Schulleiterin. Doch die Grenzlinie zwischen Spaß und Ernst werde kaum noch wahrgenommen. Vor zwei Jahren seien in der Halloween-Nacht alle Sicherungen durchgebrannt. Da hätten Kinder ihre Mitmenschen in einem großen Umfang belästigt und beschimpft. Häuser seien mit Tomaten und Eiern beworfen worden, auch Autos sollen beschädigt worden sein. Daher habe der Arbeitskreis Jour Fix im Vorjahr die Initiative gegen Entgleisungen ergriffen.
Feste bekommen andere Bedeutung
Pädagogisch Tätige seien Streife gelaufen, um Kinder vor schändlichem Tun abzuhalten, die im Schutz der Anonymität alle Hemmungen fahren ließen. Im Mantel der Dunkelheit seien sie in ihren Verkleidungen nicht zu erkennen. Nicht alles, was aus Amerika komme, führe zwingend zu einer Bereicherung. Doch man solle das Halloween-Fest auch nicht verteufeln. Bestimmt habe es seine Berechtigung. Auch in Mitteleuropa bekämen Feste wie Weihnachten eine andere Bedeutung, wie die mit Dekorationen und Weihnachtsartikeln schon Ende Oktober vollgepfropften Geschäfte zeigten. Sinnentleerung wäre ein passender Ausdruck.
Auch aus der Perspektive des Wohls der Kinder gebe es Argumente, zum Halloween-Rummel auf Distanz zu gehen. Den Kindern sei es kaum vermittelbar, wenn ihnen gesagt werde, dass sie nichts von Fremden annehmen dürften. Doch genau das geschehe in der Halloween-Nacht. Sie zögen oft allein oder zu zweit los, um von fremden Menschen Süßigkeiten zu fordern. Das müsse den Eltern deutlich werden.