Wetzlar (dpa). Der abberufene katholische Bezirksdekan von Wetzlar hat seine Segnung eines homosexuellen Paares gerechtfertigt.
»Ich kann zwei Menschen nicht den Wunsch abschlagen, ein Wort der Liebe und Barmherzigkeit Gottes für ihr gemeinsames Leben zu hören«, sagte Pfarrer Peter Kollas in einem Interview der »Wetzlarer Neuen Zeitung«. Es gehe in solchen Fällen nicht um das Sakrament der Ehe. »Hier geht es doch um eine viel niederschwelligere Frage: Darf ich einem Menschen den Segen verweigern?«
Kollas war nach Angaben des katholischen Dompfarramtes am Freitag nicht zu einer Stellungnahme bereit. Wie berichtet, hatte der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst Kollas sein Amt als Bezirksdekan entzogen, nachdem der Pfarrer das Paar im Wetzlarer Dom gesegnet hatte. Alle Gläubigen seien nach der Lehre der katholischen Kirche verpflichtet, gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebenspartnerschaften Einspruch zu erheben, hatte das Bistum erklärt. Deshalb sei eine Segnung eingetragener Lebenspartnerschaften durch katholische Seelsorger nicht möglich.
Kollas war 1996 zum Bezirksdekan, also zum Vertreter des Bischofs im Bezirk, ernannt worden. Inzwischen hat Tebartz-van Elst das Amt des Bezirksdekans für Wetzlar dem Prälaten Prof. Franz Kaspar kommissarisch übertragen. Kollas arbeitet weiter als Pfarrer in Wetzlar. Er werde künftig entgegen seiner Überzeugung keine Segnungen homosexueller Paare mehr vornehmen, sagte Kollas der Zeitung. »Ich muss zugeben, dass mich das sehr traurig macht.«
Der Fall, so sagte Kollas, habe eine Diskussion in Gang gebracht, die nun ohne Vorurteile geführt werden solle. Mit dem Bischof stehe er in einem sehr offenen Gespräch. Das schwule Paar hatte auf die Abberufung von Kollas bestürzt reagiert und mit einem Fax an das Bistum um eine Audienz beim Bischof gebeten.
Am Donnerstagabend kam es nach einer Mitteilung des Paares vom Freitag zu einem Gespräch im Bischöflichen Ordinariat mit dem Leiter Pastorale Dienste und dem Leiter der Abteilung Kirchenrecht. »Aus unserer Sicht ist es längst überfällig, dass beide großen christlichen Volkskirchen eine angemessene Begleitung homosexueller Lebensgemeinschaften erarbeiten. Konkret haben wir den Bischof aufgefordert, darüber nachzudenken, Peter Kollas, der das Vertrauen der Kirche und durch seine mutige Tat auch der homosexuellen Gläubigen und Christen hat, mit dieser Aufgabe zu betrauen«, heißt es in der Mitteilung.
Das Bistum Limburg war am Freitag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Geschrieben von jnwwebmaster
am August 30 2008 16:48:04
1 Kommentare ·
330 gelesen ·
Kommentare
MariaFaberam September 01 2008 08:20:15
Genau so habe ich bei Diskussionen hier in Dillenburg die Haltung von Pfarrer Kollas schon interpretiert und auch bei Hardcore-Christen einen Anstoss zum Nachdenken über die Haltung zur Homosexualität angeregt.
Was mir sehr stark aufgefallen ist, vor allem Männer hatten eine an Panik erinnernde Abwehrhaltung gegen Homosexualität.
Maria Faber
Dillenburg
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