Arbeiten für einen Euro Die Vorsätze und die Realität der Ein-Euro-Jobs 30.03.2010 Grazyna Gintner Mit den Hartz-Reformen kamen die Ein-Euro-Jobs. Ähnlich wie die früheren ABM-Maßnahmen sollten sie den Arbeitslosen bei der Wiedereingliederung in die reguläre Beschäftigung helfen. Sie haben jedoch ihr Ziel völlig verfehlt. Die guten Vorsätze Die Ein-Euro-Jobs, im Fachjargon „Arbeitsgelegenheiten“ genannt, sollten eine sinnvolle Tätigkeit bieten und zur sozialen Integration führen. Die Politiker wollten in ihnen Brücken in den ersten Arbeitsmarkt sehen. Den Arbeitsgelegenheiten schrieb man einen gemeinnützlichen Charakter vor. Sie sollten nur zusätzliche Tätigkeit erfassen und keine Beschäftigungsverhältnisse verdrängen oder die Entstehung von neuen Arbeitsplätzen verhindern. Der damalige Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement glaubte, dass dadurch 600.000 Arbeitslose in die Arbeit gebracht werden. Ein-Euro-Job und die Realität Kommunen nutzen gerne die besonders billigen Arbeitskräfte und beschäftigen sie in der Altenpflege, in den Krankenhäusern oder in der Grünpflege. Die Gemeinnützigkeit erscheint den Kritikern nur als Vorwand. Auf diese Weise werden die regulären Arbeitsplätze vernichtet, lautet der Vorwurf, besonders stark von den Gewerkschaften erhoben. Die Ein-Euro-Jobs müsse man in der marktorientierten Gegenwart als eine Gratis-Konkurrenz begreifen. Diese Arbeitsgelegenheiten sind viel billiger als frühere ABM-Maßnahmen. Der Kreis der Betroffenen hat sich außerdem geändert: Alle Hartz-IV-Empfänger, darunter viele hoch qualifizierte Kräfte, können dazu aufgefordert werden. Seit der Einführung arbeiten im Jahresdurchschnitt um die 300.000 Personen in den Arbeitsgelegenheiten. Im Februar 2010 betrug diese Zahl genau 288.300. Der Billigjob geht in der Regel nach drei bis sechs Monaten zu Ende. Der Billigjobber kehrt zurück in die Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Eine Integration in den Arbeitsmarkt findet nicht statt. Man sollte deshalb fragen, wie viel Schaden diese Lösung verursacht. Auch im symbolischen Ausdruck: Der Mensch ist wirklich billig geworden; man kann ihn schon für einen Euro beschäftigen.
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