„Ein Stück aus dem politischen Tollhaus“
nennt der Verkehrsforscher Prof. Heiner Monheim den geplanten Börsengang der Bahn. In einem Interview mit Attac Radio, der monatlichen Sendung bei Radio Lora, sagte Monheim: „Der ursprüngliche Auftrag der Bahn - dafür haben wir sie einmal gebaut und bezahlt - war, im ganzen Land für Mobilität von Personen und Gütern zu sorgen. Eine privatisierte Bahn wird diese Aufgabe nicht mehr erfüllen, sie wird sich auf einige lukrative Teilmärkte beschränken, sie wird weniger lukrative Geschäfte nicht mehr wahrnehmen... Der Grundwiderspruch ist : Der Börsengang führt zu einer kleinen, feinen Bahn, wir brauchen aber eine große flächendeckende Bahn. Das, was wir jetzt aktuell aus klimapolitischen Gründen aber auch aus verkehrspolitischen Gründen dringend brauchen, dazu wird die Bahn nicht mehr taugen. Attac: Was verspricht sich die Bundesregierung von der Privatisierung? Monheim: Der Finanzminister verspricht sich, dass er kurzfristig etwas Geld in die Kassen kriegt, aber er unterliegt da einen Riesenirrtum, es ist ein extrem schlechtes Geschäft. Verglichen mit dem, was wir in den letzten 15 Jahren in die Bahn investiert haben, ist der Verkaufswert lächerlich – es ist ein Stück aus dem politischen Tollhaus! Wir verscherbeln da unser Volksvermögen, ich nenne das eine kalte Enteignung von oben: Uns wird die Bahn weggenommen, und es wird einigen wenigen Großinvestoren eine Spielwiese für lukrative Geschäfte – das sind im wesentlichen Immobiliengeschäfte, internationale Geschäfte – gegeben, und die deutsche Verkehrsentwicklung interessiert dann nicht mehr groß. Attac: Was kann denn den Bundesfinanzminister bewegen, den enormen Wert, den die Bahn hat, für einen Bruchteil davon wegzugeben? Monheim: Wirklich nachvollziehbar ist das nicht, es hat alles sicherlich mit dem Grundparadigma der deutschen Verkehrspolitik und generell der deutschen Politik der letzen 20 Jahre zu tun, daß Privatisierung überall angesagt ist – kommunale Stadtwerke, Wasserwerke, Landesbetriebe, Bundesbetriebe, alles soll und muß privatisiert werden. Der Finanzminister denkt sehr kurzfristig, wenn er langfristig denken würde, dann müsste er allein schon graue Haare kriegen bei dem, was er an Folgeinvestitionen allein im Straßenbereich zu bewältigen hat, denn der Stau wird dann nicht kürzer sondern länger, wir werden riesige Folgekosten zu tragen haben. Letztlich gibt es keinen wirklich finanzwirtschaftlich rationalen Grund, der es erzwingen würde, 49 Prozent der Bahn zu verkaufen. Attac: Wer interessiert sich dafür, Miteigentümer der Bahn zu werden? Monheim: Es sind im wesentlichen Kapitalinvestoren, das ist Gazprom, das sind ein paar große amerikanische Hedgefonds und Immobilieninvestitionsfonds. Für weitere Informationen empfehlen wir die Webseiten www.DeineBahn.de die vom Bündnis „Bahn für alle“ herausgegeben wird, dem auch Attac angehört, sowie www.BahnvonUnten.d e
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