Im März und April 2008 feierten die Kurden in aller Welt wieder ihr Newrozfest. Auch die Kurden in Nordkurdistan wollten wie jedes Jahr tanzend und singend feiern. An der größten Veranstaltung in der Metropole Diyarbakir nahmen über eine halbe Million Menschen teil, in Städten wie Cizre oder Sirnak beteiligten sich
um die 20 000 Menschen. In mehreren Städten Nordkurdistans griffen Polizei und Militär die feiernden Menschen ohne Grund an. Wieder einmal haben türkisches Polizei und Militär in NordKurdistan auf friedlich feiernde Menschen geschossen, mindestens drei Menschen getötet, hunderte Menschen, darunter unzählige Kinder verhaftet und gefoltert. Die Polizisten prügelten auf bereits auf dem Boden liegende Frauen, Kinder und alte Menschen ein. Wohnungen von KurdInnen wurden verwüstet und geplündert. Die Polizei rief mit Lautsprechern aus fahrenden Polizeiautos Beleidigungen an die Bevölkerung. Frauen wurden auf erniedrigende Art und Weise durchsucht.
Gezielt massakrierten Polizei, Militär und Antiterroreinheiten bei den Angriffen auf die kurdische Bevölkerung unzählige kurdische Kinder und Jugendliche.
Die Kinder blieben mit dem Gesicht auf der Straße liegen. Die, die noch gehen konnten, wurden an Ort und Stelle verhaftet und auf den Polizeistationen gefoltert. Nach den Folterungen und mit den Verletzungen die sie bereits zuvor auf der Straße erlitten hatten, wurden die Kinder ohne medizinische Behandlung ihren körperlichen und seelischen Schmerzen überlassen. Sie riskieren 15-jährige Haftstrafen in den Kindergefängnissen der Türkei.
Die Kliniken lehnen Verletzte ab, darunter unzählige Kinder. Die Ärzte stellen bei Kinderfolterungen falsche Atteste aus, ohne die Kinder untersucht zu haben, lehnen Behandlungen ab und verletzen ihre Schweigepflicht, indem sie sämtliche Daten der Verletzten an die Polizei weitergeben. Polizei und Militär stürmen Krankenhäuser oder greifen Verletzte auf dem Weg dorthin an.
Verletzte haben Angst, sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Auch unzählige Kinder bleiben mit ihren schweren Verletzungen zu Hause. Sie haben Angst, ihren Namen bei Ärzten oder Menschenrechtsorganisationen zu nennen.
Internationale Delegationen und Menschenrechtsorganisationen wurden beleidigt und bedroht. Die Türkei schert sich bisher keinen Deut um die internationalen Proteste und Interventionen von Menschenrechtsorganisationen und Delegationen.
Die Resolutionen, die die Türkei zu Menschen- und Kinderrechten unterzeichnet und ratifiziert hat, haben im Südosten der Türkei keinerlei Gültigkeit
Angesichts der jüngst verübten grundlosen Repressionen gegen die kurdische Bevölkerung appellieren wir weltweit an die Öffentlichkeit, die Institutionen der EU und den Europarat, den EU-Beauftragten für die Erweiterung der EU, Olli Rehn, der für die Zugangsverhandlungen der Türkei zuständig ist, und Deutschland, das die Präsidentschaft innerhalb Europas innehat:
Auf die Türkei muß effektiv und schnell Druck ausgeübt werden, damit sie die unter Verbrechen an der Menschlichkeit einzuordnenden Vorgänge im Südosten der Türkei beendet. insbesondere die systematische Mißhandlung, Inhaftierung, Folter und Tötung kurdischer Kinder und Jugendlicher , die im Südosten der Türkei passieren, sollte eine weltweite Ächtung erfahren. Europäische Gerichtshöfe und Instanzen müssen die schrecklichen Vorfälle untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, alle Europäischen Instanzen, die Regierungen Europas, die Medien und die Öffentlichkeit sollten daran arbeiten, die Verbrechen, die in der Türkei mit der Absegnung der türkischen Regierung geschehen, zu beenden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Europa muß alle Möglichkeiten nutzen, um den Verbrechen an den Kurden in der Türkei zu beenden und sich für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage einzusetzen, die den Kurden dauerhaft ihre Rechte garantiert.
Wir, die Unterzeichnenden, unterstützen diesen Aufruf.
Name, Organisation
Rückmeldungen & Unterschriften bitte an: kurdinfo.muc@t-online.de
Kurdische Gemeinde Bayern
Bergmannstr.35, 80339 München, Tel.: 089 /509584, kurdinfo.muc@t-online.de, 0171/5324986