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Nützliche Nachrichten 7-8/2012
Nützliche Nachrichten 7-8/2012   Liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,  wir übersenden die aktuelle Ausgabe  der Nützlichen Nachrichten  und hoffen auf Euer/Ihr Interesse.  Wie immer hier der reine Text als Mail und eine gestaltete PDF-Fassung zum Ausdrucken.  Informiert / informieren Sie uns bitte, wenn wir weitere Interessierte in den Verteiler aufnehmen oder auch eine Adr. streichen oder verändern sollen.  Freundliche Grüße  Dialog-Kreis   „Die Zeit ist reif für eine politische Lösung im Konflikt  zwischen Türken und Kurden“   Postfach 90 31 70, D-51124 Köln, Tel: 02203-126 76,  Fax: 02203-126 77  Spendenkonto: Dialog-Kreis, Kontonummer 9152539,  BLZ 370 501 98, Stadtsparkasse Köln  Redaktion: Andreas Buro, Memo Sahin,  Luise Schatz und Mani Stenner  Redaktionsschluss: 21.08.2012  dialogkreis@t-online.de, www.dialogkreis.de       Die politische Verantwortung der KCK-Operationen   Der Kommentar   Von Ahmet Insel   In einer Phase, in der die Reformpakete über die  Strafgerichtsbarkeit von einem Tag auf den anderen verschoben  werden, das Geflüster von einem Ohr ins andere wandert, dass  die Regierung durch die Berufungen in das Richteramt, die  Gerichte nach den eigenen Vorstellungen gestaltet, dauern die  sehr umfangreichen Repressions- und  Unterdrückungsmaßnahmen, die dem Anschein nach  genauestens durchgeplant sind, an.   Im Zentrum dieser Kampagnen stehen die aus drei Strängen  geführten KCK-Operationen. Es werden auch andere linke  Gruppierungen, oppositionelle Organisationen, Bündnisse oder  lose Netzwerke Gegenstand der Maßnahmen. In den meisten  Fällen könnten die absurden Anschuldigungen aus einer  Erzählung des [prominenten türkischen Schriftstellers] Aziz Nesin  stammen, Beschuldigungen ohne Anhaltspunkte, Menschen  werden bei den Vernehmungen durch Polizei und der  Staatsanwälte zu Opfer von gerissenen Erfindungen. Aber dies  ist keine Boulevardkomödie. Die Menschen sind Gegenstand  einer sich immer weiter ausweitenden und entfesselten  Repressions- und Unterdrückungskampagne.   Der erste Strang der KCK-Operationen ist gegen die BDP als  Partei gerichtet. Durch die Verhaftungen soll eine Lähmung in  der Partei erreicht werden. BürgermeisterInnen, lokale  Parteiverantwortliche, Stadtabgeordnete und AktivistInnen sind  Ziel dieser Maßnahmen. Von dem Rausch der Verhaftungen ist  keine einzige lokale Führung der BDP unberührt geblieben. Die  fortschrittliche Demokratie bevorzugt, anstelle der Schließung  [dem Verbot] der Partei, eine Partei ohne Führung, ja sogar ohne  Menschen. Diese neue Methodik scheint besser zu greifen, als  die Partei zu verbieten. Vorher konnte, wenn eine Partei  verboten wurde, mit einer neuen Partei weiter gemacht werden,  mittlerweile sind alle lokalen PolitikerInnen verhaftet. Auch die,  die anstelle dieser kommen werden, werden verhaftet – eine  Partei wie ein leerer Briefumschlag –, erlaubt, aber eine entleerte  Partei. (…) Fast die gesamten Führungskräfte der Partei sind im  Gefängnis! Diese Tatsache jemanden zu erklären, der oder die  nicht in der Türkei geboren und aufgewachsen ist, scheint mir ein  nicht einfaches Unterfangen zu sein.   Der zweite Strang der KCK-Operationen ist gegen die  Gewerkschaften gerichtet. Die neue Welle hat die zentrale  Führung des [Gewerkschaftsdachverbandes des öffentlichen  Dienstes] KESK und die [Bildungsgewerkschaft] Egitim-Sen und  damit die unter dieser Konföderation organisierten  Gewerkschaften zum Ziel. Zuerst wurden bei der Egitim-Sen vor  allem die kurdisch-stämmigen GewerkschaftlerInnen zum Ziel.  Danach wurden die, die im Gesundheitsbereich arbeiten und  organisiert sind, SES zum Ziel. Jetzt wird über den  Generalvorsitzenden der KESK die ganze Konföderation zum  Ziel genommen. Hier wird der Versuch unternommen, mit einem  Stein mehrere Vögel zu erwischen.   Einerseits soll die kurdische politische Aktivität in den  Gewerkschaften unterbunden werden und andererseits sollen die  Gewerkschaften, die noch immer ihre Stimme gegen die  Regierungspolitik erheben und Widerstand leisten sowie die  Arbeiter, die im öffentlichen Sektor organisiert sind, vernichtet  werden. Neben dem Versuch, die Arbeit der KurdInnen im  legalen Bereich bei Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, oder  bei der Organisierung mit den anderen Völker der Türkei zu  unterbinden, soll die KESK nun in Verruf geraten, die Mitglieder  sollen abgeschreckt, eine Fluktuation der Mitglieder zu den  anderen Gewerkschaften soll gefördert werden. Somit ist dies  eine Operation gegen die Gewerkschaften.   Der dritte Strang der KCK-Operationen hat den Demokratischen  Kongress der Völker (HDK) zum Ziel. Letzten Herbst wurden die  ersten Schritte dieser Operationen gegen diejenigen, die  außerhalb der kurdischen politischen Ebene aktiv sind und  innerhalb des HDK organisiert sind, durchgeführt. Die  Sozialistisch Demokratische Partei [SDP] stand an erster Stelle.  Viele ihrer Mitglieder sind noch immer inhaftiert. Jetzt werden in  dieselbe Richtung die Operationen ausweitet, die VertreterInnen  der Sozialistischen Partei der Unterdrückten [ESP] innerhalb des  HDK werden festgenommen. Somit sind die kleinen und großen  politischen Organisationen innerhalb des HDK verstimmt, weil sie  sich sagen „Wir sind als nächstes dran“. Sie werden in eine reine  Verteidigungsposition gedrängt. Die Organisationen oder  Netzwerke, die eine Verteidigung aufbauen oder zu einer   Verteidigungsposition gezwungen werden, sollen mit ihrer  politischen Arbeit auf die Proteste vor den Toren der  Gefängnisse und der Gerichte beschränkt und somit ohne  Wirkung bleiben. Dieses Unterfangen stellt einen Teil einer  hinterhältigen Falle dar. Gleichzeitig soll der HDK, der bei den  Kommunalwahlen einen breiten Zusammenschluss der  Organisationen und Netzwerke zum Ziel hat, in Verruf geraten  und neutralisiert werden.   Es ist unmöglich, dass diese Operationen nur in den Köpfen der  Geheimdienste und der Staatsanwaltschaft Gestalt annehmen,  ohne Wissen und Zustimmung der Regierung können diese  Operationen nicht durchgeführt werden. Bei einer  demokratischen Ordnung hat die politische Verantwortung weder  die Polizei, die Staatsanwaltschaft noch das Richteramt. Die  wirklichen politischen Verantwortlichen sind die gewällten  Verantwortlichen, der Ministerpräsident und die Mitglieder der  Regierung. Die politische Verantwortung der KCK-Operationen  und die in seinem Schatten durchgeführten zu einem Staatsterror  verkommenden Repressions- und Unterdrückungsoperationen  liegt allein bei der Regierung. Sollte es nicht so sein, dann heißt  es, dass die Situation undefinierbar grausamer ist.    Zum Autor: Ahmet Insel, Ökonom, Journalist und Verleger. Er hat  eine Professur in Paris und in Istanbul/Galatasaray, schreibt  wöchentlich für die linksliberale Tageszeitung Radikal, arbeitet  für die Zeitschrift „Birikim“ und leitet den Verlag Iletisim. Indem er  aktuelle ökonomische Erkenntnisse in Frage stellt und die neuen  Herrschaftsformen analysiert   (Radikal, 26.6.12)      Unter diesen Umständen ist es schwierig über Frieden zu reden   Yüksel Genç*  Inhaftierte Journalistin und Friedensaktivistin   Wann immer in Regierungskreisen von einer Lösung der  kurdischen Frage gesprochen wird, erwähnen sie im zweiten  Satz stets, dass die PKK von den Bergen auf die politische  Ebene gezogen werden muss: „Wäre es schlimm, wenn sie auf  Waffen verzichten und auf legaler Basis ihren Kampf führen?"  Dies geht nicht. Dies geht nicht, aber haben sie sich je gefragt,  was die Antwort auf diesen Wunsch ist, die zu einer  fantastischen Wiederholung wird? Haben sie sich gefragt, auf  welche Referenzen sich die PKK bei der Bewertung dieser  Forderung beziehen wird? Die PKK wird dabei die Erlebnisse  derjenigen berücksichtigen, die in der Vergangenheit Teil der  illegalen, gar bewaffneten Strukturen waren, jedoch heute im  legalen Raum irgendwie zu existieren versuchen.   Eine gesetzliche legale Grundlage?   Hierbei sind selbstverständlich die Friedensgruppen, die 1999  und 2009 in die Türkei kamen, das beste Beispiel. Was geschah  mit den Menschen, die wie gefordert, die Waffen niedergelegt  und von den Bergen in die Täler gekommen sind, ihre Kampflinie  mit legalen demokratisch-politischen Mitteln festgelegt haben?  Können sie tatsächlich, wie gesagt, ihren Kampf auf legaler  Basis führen? Können sie vertrauensvoll die Mittel der legalen  Ebene nutzen? Ich kann eindeutig sagen – NEIN! Lassen Sie  uns zunächst über die erste Friedensgruppe reden, die aus  Europa und dem Kandil-Gebiet – dieser gehörte auch ich an –  gekommen ist. Die Mitglieder dieser Gruppe sind umgehend  nach ihrer Einreise in die Türkei verhaftet worden. Sie erhielten  unter dem Vorwurf der Parteimitgliedschaft und dem Innehaben  von Führungspositionen Haftstrafen. Ende 2004 wurde ein  Großteil, ein geringerer Teil 2009 frei gelassen. Allerdings sind  meine beiden Freunde, Haydar Ergül und Haci Celik, die sich  aus Europa an der Friedensgruppe beteiligt hatten, noch  inhaftiert. Sie warten auf das Ende ihrer längst hinfälligen  Haftstrafe. Es gibt kaum einen, der sich an die beiden erinnert,  ihnen gedenkt!   Was geschah mit denen, die freigelassen wurden? Die Mitglieder  der Friedensgruppe haben nach der Haft Friedensarbeit  geleistet. Sie waren Gründungsmitglieder des Friedensrates in  der Türkei. Sie haben sich an zahlreichen Initiativen beteiligt, die  eine Lösung für die kurdische Frage suchen. Ich war zum  Beispiel journalistisch tätig. Aysel Dogan war Vorsitzende eines  alevitischen Vereins. Aber allen voran blieben wir Mitglieder der  Friedensgruppe.   Der überwiegende Teil ist noch im Friedensrat aktiv. Diese  Friedensarbeit war für viele von ihnen nicht einfach. Bereits zu  Beginn dieser Arbeit wurden drei Freunde erneut festgenommen  und erhielten wegen des Vorwurfs von Propaganda Strafen.  Dabei hatten sie für den Frieden lediglich ihre Geschichte  erzählt. Auch später wurden zahlreiche Prozesse gegen uns  geführt. Unsere Reden und Texte, in denen wir unsere  Geschichten erzählten und unsere Meinung für den Frieden  äußerten, waren stets Gegenstand von Prozessen. Aber wir  haben immer darauf bestanden, auf legaler Ebene, in der  demokratischen Politik zu bleiben; ein Teil als JournalistInnen,  ein Teil als PolitikerInnen, ein Teil im Rahmen von Aktivitäten in  zivilgesellschaftlichen Organisationen.   JournalistIn   Es ging dennoch nicht. Zunächst wurde Aysel Dogan im Rahmen  der KCK-Verhaftungswelle und anschließend ich verhaftet. Aysel  war zu dieser Zeit Vorsitzende eines alevitischen Vereins. Ich  war Kolumnistin bei der Zeitung Özgür Gündem. Jetzt sind wir  beide wegen Mitgliedschaft in einer bewaffneten Organisation  angeklagt und es werden 20 Jahre Haft gefordert. Schauen sie  sich diese Ironie des Schicksals an: Ich, die als Guerilla von den  Bergen kam, wurde wegen Mitgliedschaft zu fünf Jahren Haft  verurteilt. Jetzt werden 20 Jahre Haft für meine journalistische  Tätigkeit in den Städten gefordert. Es gibt auch keinerlei  Garantie, dass die anderen Mitglieder der Friedensgruppe nicht  auch mit ähnlichen Vorwürfen verhaftet werden. Wird eine  Organisation, die diese Situation sieht, die Möglichkeit des  Kampfes auf legaler Ebene in den Städten nutzen? Überlegen  Sie selbst.   Das Ende ist noch fern   Sie denken, dass dieser Missstand lediglich die ersten  Friedensgruppen betrifft? Sie täuschen sich leider. Die  Erlebnisse der Friedensgruppen, die 10 Jahre nach uns aus dem  Kandil-Gebiet und aus dem Flüchtlingslager Mahmur gekommen  sind, sind noch recht aktuell. Auch wenn der letzten Gruppe bei  ihrer Einreise keine Verhaftungen widerfahren sind, war jede  ihrer Reden Gegenstand eines Prozesses und nach sieben  Monaten kam es zu ersten Festnahmen. Während 10  Gruppenmitglieder zu schweren Haftstrafen von 10 bis 20 Jahren  verurteilt wurden, sind die anderen „aufgrund fehlender  Bedingungen für einen Frieden in der Türkei“, wieder nach  Mahmur zurückgekehrt. Die Verfahren, die noch fortgeführt  werden, sind Routine. Kann die PKK, selbst wenn sie es möchte,  vor diesem Hintergrund überhaupt den Beschluss fassen, die  Berge zu verlassen und auf legaler Ebene den Kampf  fortzuführen? Der zweite Punkt, der als Referenz den Beschluss  der PKK bezüglich dieser Forderung beeinflussen wird, sind die   Erlebnisse derjenigen Kurden, die auf legaler Ebene kämpfen  und in zivilgesellschaftlichen Organisationen tätig sind. Hier  besteht auch nicht viel Hoffnung. Warum?   Denn: Seit dem 14. April 2009 befinden sich entsprechend dem  angewandten Konzept ca. 8.000 kurdische PolitikerInnen,  AktivistInnen, JournalistInnen, ÄrztInnen, AnwältInnen,  Studierende usw. in Haft. Von der BDP sind 6 Abgeordnete, 39  Bürgermeister, stellvertretende Vorsitzende, Mitglieder des  Präsidialrates, ein Großteil der Vorsitzenden der Kreise und  Kommunen und Ratsmitglieder verhaftet. Es liegen hunderte  Anträge gegen die BDP-Abgeordneten im türkischen Parlament  zur Aufhebung ihrer Immunität vor. Schlimmer noch, beim  Kassationshof wurde das Verbot der BDP beantragt. Sämtliche  Medien, die die kurdische Frage thematisieren, sind unter dem  Vorwurf der „Arbeit für die die Organisation“ angeklagt. Dutzende  zivilgesellschaftliche Organisationen, einschließlich  Frauenorganisationen, werden strafrechtlich verfolgt. Unter dem  Deckmantel des sog. KCK-TM (Türkeirat der Gemeinschaft der  Gesellschaften Kurdistan KCK) werden systematisch sämtliche  legalen Arbeiten und Strukturen kriminalisiert. Aus diesem Grund  werden schubweise kurdische PolitikerInnen und AktivistInnen  systematisch verhaftet. Kann vor diesem Hintergrund die PKK  der Forderung „führe den Kampf nicht in den Bergen, sondern  auf legaler Ebene“ nachkommen? NEIN! Wird diese Organisation  nicht fragen „Was wird, abgesehen vom internen Vertrauen, aus  mir?“. Hätte sie unrecht zu sagen „Wenn sie uns vor diesem  Hintergrund dennoch zur legalen Politik einladen, täuschen sie  sich selbst oder uns?“ Meiner Meinung nach nicht. Wird sie nicht  sagen, „Dein Ziel ist nicht Frieden oder eine Lösung, sondern  Liquidation?“ Sie wird es sagen.   Daher muss man die Wahrheit aussprechen. Solange die  Grundlagen für einen Kampf auf legaler Ebene nicht gegeben  sind, der legale Rahmen nicht sicher ist, die Rechte und  Freiheiten nicht geschützt werden und die Meinungs- und  Versammlungsfreiheit nicht vorliegen, die inhaftierten 8000  Menschen nicht freigelassen werden, stellt sich die Frage,  „Warum soll die PKK die Berge verlassen? Wie soll dies  geschehen? Wohin soll sie kommen? Soll sie kommen, um im  Gefängnis zu landen? Um sich am Ende von der politischen  Arbeit zu entfernen? Oder um erneut aufgrund einer politischen  Aktivität angeklagt zu werden? Warum soll sie kommen? Gebt  eine offene Antwort.   * Yüksel Genc: zurzeit in der Haftanstalt für Frauen und Kinder  Bakirköy / Istanbul   Bemerkungen der Übersetzerin (ISKU): Yüksel Genç  schrieb diesen Artikel für die Sonntagsausgabe vom 17.06.2012  „Radikal 2“ der türkischen linksliberalen Tageszeitung Radikal.  Dies wird in der Radikal Zeitung als eine Plattform dargestellt,  um der kurdischen Seite die Möglichkeit zu geben, sich zu  äußern.   Yüksel Genç, geboren 1973 in Hatay, Sie hatte an der  Universität Istanbul internationale Beziehungen studiert. Lernte  während ihres Studiums die kurdische Freiheitsbewegung  kennen. 1995 schloss sie sich der Arbeiterpartei Kurdistans PKK  an und ging in die Berge Kurdistans. 1999 entsendete die PKK,  dem Vorschlag ihres auf der Gefängnisinsel Imrali unter  schwersten Isolationsbedingungen inhaftierten Vorsitzenden  Abdullah Öcalan folgend, zwei Friedensgruppen in die Türkei,  eine aus dem Kandil-Gebiet – dieser 8-köpfige Gruppe gehörte  Yüksel Genc an–- und eine Gruppe aus Europa, um ihrem  politischen Lösungswillen Nachdruck zu verleihen. Sämtliche  Mitglieder dieser Gruppen wurden festgenommen. Eines der  wichtigen Auswahlkriterien bei der Zusammensetzung dieser  Gruppe, so beschreibt Yüksel Genç in diversen Interviews selbst,  war der Punkt, dass diese Personen nicht am bewaffneten  Kampf beteiligt waren. Sie wurde damals zu einer fünfjährigen  Haftstrafe verurteilt. Nach ihrer Freilassung arbeitete sie als  Journalistin und Friedensaktivistin. Sie war eine der Initiatoren  des Friedensrats der Türkei der am 1. September 2007  gegründet wurde. Im Zentrum steht eine demokratische und  friedliche Lösung der Kurdenfrage in der Türkei.   Neben ihren Friedensarbeiten war sie Kolumnistin bei diversen  Zeitungen und einige Zeit verantwortliche Chefredakteurin der  Tageszeitung „Gündem“, die aufgrund ihrer Berichterstattung zur  kurdischen Frage verboten wurde. In Dezember 2009 wurde sie  mit Hatip Dicle zu Co-Vorsitzenden des Demokratischen  Gesellschaftskongresses DTK gewählt.   Sie war als Journalistin und Kolumnistin bei der Zeitung Özgür  Gündem tätig als sie mit weitere 40 JournalistInnen – meist  kurdische – am 20. Dezember 2011 festgenommen und später  am 24. Dezember inhaftiert wurde.   Seit dem wartet sie in Haftanstalt für Frauen und Kinder Bakirköy  / Istanbul auf ihren Prozess wegen vermeintlicher Mitgliedschaft  in einer bewaffneten Organisation. 20 Jahre Haft werden für sie  gefordert.   Ihr Anschrift ist: Yüksel Genç, Bakirköy Kadin ve Çocuk  Tutukevi, Istanbul, Türkei   Anmerkung der Redaktion   Yüksel Genc geht in ihrem Beitrag von den bitteren Erfahrungen  der Gruppen aus, die nach dem Vorschlag von Abdullah Öcalan  als Friedensboten zur Vertrauensbildung zweimal in die Türkei  gesandt wurden. Ihre Verurteilung und Verfolgung führt Yüksel  Genc zu der Schlussfolgerung, dass der bewaffnete Kampf der  PKK nicht aufgegeben werden könne, weil auf der  Regierungsseite keine Bereitschaft zur Aussöhnung und zu einer  friedlichen Lösung sei. Dass dies so ist, hängt allerdings auch  unter anderem mit dem bewaffneten Kampf der PKK zusammen. Dieser lässt alte Separatismus-Ängste aufkommen, aber vor  allem wird Ankara nie eingestehen, dass es durch den  militärischen Druck der Kurden zu Zugeständnissen gezwungen  sein könnte.   Eine friedliche Lösung des türkisch-kurdischen Konflikts will auch  Yüksel Genc, doch die Frage ist, wie das angesichts verhärteter  Fronten erreichbar ist. In der nächsten Ausgabe der NN wollen  wir auf diese Frage eingehen.       Ereignis-Kalender   Ein kurdischer Jugendlicher auf dem  Pfad von Pozanti nach Osmaniye   Von Ezgi Basaran   Journalistin, Kolumnistin der türkischen Tageszeitung Radikal  Özgür Eksik, ist ein 19-jähriger Kurde, der wortwörtlich die  Bedeutung seines Nachnamens zu leben hat. Wir sind es  schuldig den Pfad von Pozanti und Osmaniye auch von ihm zu  hören: „Weil ich am 1. September 2009 an der  Friedenskundgebung teilnahm, wurde ich festgenommen. Es  wurde auf jemanden auf einem Foto, auf dem im Tanzreigen  tanzende Personen zu sehen und deren Gesichter verdeckt  waren, gezeigt. Sie fragten mich, ob ich es sei. Ich war es nicht.  Im E-Typ Gefängnis von Mersin wurde ich in die Zelle der  Erwachsenen gesteckt. Von dem leitenden Gefängniswärter  namens Durdu erhielt ich vor den Augen aller eine Tracht  ‚Willkommens-Prügel‘. Nach dem 8ten Tag wurde ich nach  Pozanti gebracht. Beim Eintreffen wurde ich von den  Gefängniswärtern ausgezogen und mit einem Plastikrohr  verprügelt. Der stellvertretende Leiter des Gefängnisses rief mich  in sein Zimmer damit ich seine Hand küsse. Als ich mich dem  verweigerte, wurde ich in eine Zelle mit Schwerverbrechern  gesteckt. Sämtliche Fronarbeit der Zelle wurde mir aufgedrückt: Prügel, Übergriffe, einfach alles. Aus Furcht tat ich nachts kein  Auge zu.   Als ich äußerte, dass ich in der Zelle für politische Gefangene  möchte, wurde ich ins „Abrisszimmer“ gebracht, ausgezogen und  mit Druckwasser und Rohren verprügelt. Zurück in der Zelle,  konnte ich mich zwei Tage lang nicht aus dem Bett bewegen.  Um Pozanti auf Papier niederzuschreiben reicht die Tinte meiner  Feder nicht.“   Am nächsten Tag, setzte Özgür während des Hofgangs sein Bett  und seine Decke in Brand, und wurde anschließend zwei Tage  später nach Silifke verlegt. Sechs Monate später war er wieder  auf freiem Fuß. Jedoch hatte das Ende keine Sicht. Nach der  Stürmung seiner Wohnung am 14. Februar 2011 wurde er erneut  festgenommen. Am 17. Februar wieder freigelassen. Immer noch  kein Ende. 10 Tage später, also am 27. Februar wurde er wieder  festgenommen und inhaftiert. Der Grund: „Sie sagten, dass ich  der Jugendliche auf einem am 15. Februar 2011 vor einem  Internetcafe geschossenen Foto sei. Ich sagte, dass ich es nicht  bin und zu dieser Zeit eingesperrt gewesen war. Ich wurde in  Haft gesteckt und zum Gefängnis von Osmaniye gebracht. Ich  kann nicht niederschreiben, was dort die sogenannte ‚A- Mannschaft‘ der Gefängniswächter alles gemacht haben. Am 26.  März 2011 wurde ich entlassen. Am 4. September wurde ich  erneut aufgrund einer Aussage von Jemanden, bei dem bekannt  ist, dass es sich um einen Drogenabhängigen handelt, inhaftiert.  Dieser Tag ist der heutige. Ich befinde mich im Gefängnis von  Iskenderun. Bei dem Erzählten ist nichts erfunden. Das meiste  wurde noch nicht erzählt. Um meine Unschuld zu beweisen,  wollten wir die MOBESE-Aufnahmen (Aufzeichnungen von an  öffentlichen Plätzen stationierten Kameras der Polizei), die  Bewegungsortung meines Handys, Fingerabdrücke, alles was  nötig war. Seit 9 Monaten warte ich darauf, ich warte, jedoch  kommt nichts. Am 1. Oktober werde ich 20 Jahre alt. Mittlerweile  verstehe ich viel besser, wie sehr uns der Staat liebt.“   (Radikal, 14.6.12, ISKU)      Staatsterror in Amed/Diyarbakir   Der Kongresses für eine demokratische Gesellschaft DTK und  der Partei für Frieden und Demokratie BDP hatten für den 14.  Juli 2012 in Amed (Diyarbakir) zu einer Kundgebung mit der  Forderung „Demokratischer Widerstand für die Freiheit“  aufgerufen. Obwohl der Gouverneur die Kundgebung verboten  hatte, beharrten die Veranstalter, unterstützt von  Gewerkschaften, Frauenorganisationen, progressiven türkischen  Organisationen und NGOs darauf, mit der Durchführung der  Kundgebung ein Signal für eine politische Lösung der kurdischen  Frage zu setzen und sich das Recht auf Versammlung und  Meinungsäußerung nicht verbieten zu lassen.   Schon Tage zuvor fuhren Panzerwagen durch die Straßen und  forderten die Bevölkerung auf am 14. Juli ihre Häuser nicht zu  verlassen. Der Staat versuchte mit allen Mitteln dies zu  verhindern, doch Wasserwerfer, Knüppel, Gasgranaten und  Polizeischüsse konnten die Bevölkerung nicht einschüchtern.  Trotz hunderten Verletzten, darunter drei kurdische  ParlamentarierInnen, über 60 Festnahmen und schweren  Polizeiübergriffen erreichten die Abgeordneten den  Kundgebungsplatz und setzten ihren Protest weiter. Damit wurde  ein deutliches Signal des Widerstands gegen das AKP-Regime  gesendet.   Die BDP-Abgeordnete Pervin Buldan wurde von einem gezielten  Schuss mit einer Gasgranate am Bein verletzt, außerdem  wurden die Abgeordneten Mülkiye Birtane und Ayla Akat sowie  der Bürgermeister von Amed Osman Baydemir ohnmächtig ins  Krankenhaus gebracht. Die beiden Abgeordneten und  Vorsitzenden der BDP Selahattin Demirtas und Gülten Kisanak,  sowie die DTK Co-Vorsitzende Aysel Tugluk und die  Abgeordneten Özdal Uçer wurden mit Wasserwerfern,  Tränengas und teilweise auch mit Schlagstöcken angegriffen.   Pervin Buldan wurde durch den gezielten Schuss einer  Gasgranate und Knüppelschläge, so schwer verletzt, dass  ein Schienbeinknochen gebrochen ist.   In einem Sternmarsch bewegen sich verschiedene  Demonstrationszüge auf den mit Polizeibarrikaden, Wasserwerfern  und Panzern abgesperrten Sümerpark zu. Tausende rufen  „Berxwedan Jiyan e / Widerstand heißt leben.“   Trotz all der Hindernisse überwinden die Abgeordneten  zusammen mit einigen DemonstrantInnen die Polizeisperren und  werden massiv von der Polizei erneut mit Wasserwerfern und  Gas angegriffen. Dies bestätigte auch der BDP-Abgeordnete  Sirri Süreya Önder: „Wir haben den Kundgebungsgebungsplatz  erreicht, die Polizei hat gezielt die Abgeordneten angegriffen.  Sie haben die verschiedensten neuen Waffen ausprobiert.“   Während in Amed heftige Auseinandersetzungen stattfanden,  scheint der türkische Staat alle möglichen Mittel einzusetzen, um  das Informationsmonopol über die Ereignisse zu erlangen. So  sind seit Tagen die Seiten der kurdischen Nachrichtenagenturen  DIHA und ANF massiven Hackerangriffen ausgesetzt, welche die  Seiten blockieren. Viele kurdische Journalisten wurden  festgenommen.   Mit den Abgeordneten an der Spitze führten viele Menschen am  Abend eine Protestaktion gegen die massive Polizeigewalt und  das Verbot durch. Die Polizei versuchte die Abgeordneten zu  stoppen, aber sie konnten dennoch einen Sitzstreik am  Sümerpark durchführen. Sie kündigten an, nicht ohne öffentliche  Kundgebung wegzugehen, auch wenn die Polizei sie töten wolle.  Viele Menschen strömten hinzu. Die Abgeordneten führten bis  zum nächsten Morgen einen Sitzstreik aus Protest, der mit einer  Pressekonferenz zu Ende ging.  ANF und DIHA, 14. und 15.7.12, ISKU)      240 Jahre Haft für sieben Kinder gefordert   Gegen sieben Kinder wurde in Mersin wegen „Mitgliedschaft in  einer verbotenen Organisation“ und „Propaganda für eine  verbotene Organisation“ 240 Jahre Haft gefordert. Als  Beweismittel der Anklage gegen die Minderjährigen führt die  Staatsanwaltschaft Facebook-Einträge, Aufzeichnungen von  Überwachungskameras, anonyme Zeugenaussagen und die  Teilnahme an den 1. Mai-Feiern an.   Kaum ein Tag vergeht ohne Festnahmen und Verhaftungen von  kurdischen Kindern in Mersin, wo die AKP-Regierung einen  Rekord von politisch motivierten Verhaftungen von Kindern in  Verbindung mit Terrorismus hält. Vielen Kindern, einschließlich  der Opfer von Pozanti, die erst kürzlich aus dem Sincan- Gefängnis in Adana entlassen wurden, drohen wegen  Terrorvorwürfen schwere Strafen.   Die neueste Anklage betrifft sieben Kinder, die im Mai wegen  „Verstoßes gegen das Versammlungs- und Demonstrationsrecht“,  „Mitführens von explosiven Substanzen“, „Verletzung der  Arbeitsfreiheit“ und „Beschädigung öffentlichen Eigentums“  inhaftiert wurden. Staatsanwalt Ünsal Demirci  forderte insgesamt 240 Jahre Haft und Fortdauer der Haft für die  sieben Kinder, gegen die ohne jegliche konkrete Beweise  verhandelt wird.   Der Anwalt Eyüp Sabri Öncel, Vorstandsmitglied des  Menschenrechtsvereins (IHD), reagierte auf die schwere  Strafforderung und betonte, dass gegen die beschuldigten Kinder  gemäß der UN-Kinderschutzkonvention unter Aussetzung der  Haft verhandelt werden müsse.   (ANF, 15.6.12, ISKU)       Unter AKP wurden 181 kurdische Minderjährige ermordet   Die Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD von  Amed/Diyarbakir hat einen Bericht über die Ermordungen von  kurdischen Kindern und Jugendlichen durch türkische  Sicherheitskräfte veröffentlicht. Demnach wurden seit 1988  insgesamt 561 kurdische Minderjährige durch Militär- oder  Polizeikräfte ermordet. Besonders hoch waren die Zahlen Anfang  der 90er Jahre, als der Gendarmariegeheimdienst JITEM in den  kurdischen Gebieten der Türkei tausende Morde an kurdischen  Zivilisten verübte. So wurde allein zwischen 1992 und 1994 295  kurdische Minderjährige ermordet. Aber auch seit dem  Amtsantritt der AKP-Regierung wurden insgesamt 181 kurdische  Kinder und Jugendliche durch türkische Sicherheitskräfte  ermordet. Fast genauso erschütternd wie diese Tatsache ist,  dass keines der Mörder dieser Minderjährigen je durch ein  Gericht hierfür bestraft worden ist.    (YÖP, 11.8.12, ISKU)      Länderdreieck Türkei-Iran-Irak wird von der Guerilla kontrolliert   Seit dem 23. Juli kontrollieren die kurdischen Guerilla die  Umgebung der Stadt Semzinan/Semdinli. Nach heftigen  Gefechten musste die türkische Armee mehrere Stütz- und  Kontrollpunkte räumen und sich zurückziehen. Es ist auch zum  ersten Mal, dass die PKK-Kämpfer mehrere Wochen in einem  Operationsgebiet aufhalten und sich nicht zurückziehen. Die  türkische Armee versorgt die übrig gebliebenen Stützpunkte aus  der Luft. Seitdem kontrolliert die Guerilla auch die  Überlandstraßen, die Semzinan zu anderen Städten verbindet.  Auch in die Städte Semzinan und Gever kamen die Guerillas und  führten Straßenkontrollen durch und hielten Propagandareden.   Zu den ländlichen Gebieten, die von Guerilla kontrolliert werden,  gehört auch seit dem 4. August Qileban/Uludere und die  Umgebung von Gever/Yüksekova sowie Celê/Cukurca. Alle  diese genannten Gebiete befinden sich am strategischen  Länderdreieck Türkei-Iran-Irak.   Mehrere Dörfer wurden geräumt, neue Militärzonen geschaffen  und eine inoffizielle Nachrichtensperre verhängt. Viele der  kritischen Journalisten fragen die Regierung, was dort los ist,  warum die Regierung keine Informationen hergibt. Wegen den  Ereignissen um Semzinan und in Provinz Hakkari lud die  Oppositionspartei CHP, zum 14. August das Parlament zu einer  Sondersitzung. Da die Fraktionen der AKP und MHP dies  ablehnten, kam die Sondersitzung des Parlaments nicht  zustande.   (Mehrere Pressemeldungen)       Abgeordnete Hüseyin Aygün von Guerilla entführt und freigelassen   Der CHP Abgeordnete aus Dersim, Hüseyin Aygün, wurde in den  Abendstunden des 14. August freigelassen. Er war zwei Tage  zuvor in der Nähe des Bezirks Ovacik durch die Guerillakräfte  der PKK festgenommen worden. Nach seiner Freilassung kam  Aygün zunächst mit seiner Familie zusammen, bevor er vor die  Kameras trat und seine Erlebnisse aus den letzten 48 Stunden  schilderte.   Nach seiner Festnahme habe sich der Kommandeur der  Volksverteidigungskräften HPG, Bahoz Erdal, mit der  Guerillagruppe aus Dersim in Verbindung gesetzt. Er habe sie  angemahnt, sie sollen darauf achten, dass Aygün kein Haar  gekrümmt werde.  Aygün erklärte, dass die PKK ihn entführt habe, um politische  Propaganda zu betreiben. „Mein zweitägiges Abenteuer in den  Bergen ist heute zu Ende gegangen. Die Organisation hat  mitgeteilt, dass sie diese Aktion zum Zwecke politischer  Propaganda ausgeführt habe. Sie sagten, sie wollen mit der  Aktion einen Aufruf zum Frieden und zum Waffenstillstand  machen. Von mir haben sie verlangt, ich solle mich im Parlament  noch stärker für einen Waffenstillstand einsetzen. (…) Es gab mir  gegenüber keinerlei Drohungen. Sie verlangten lediglich, dass  die CHP mehr Mühen aufbringen soll, dem Blutvergießen  Einhalt zu gebieten. Sie haben ihre Aktion für erfolgreich erklärt  und mich verabschiedet. Sie haben mich umarmt und geküsst.  Sie sagten mir, ich solle meine Geschwister auf den Bergen nicht  vergessen und ich versprach ihnen, dass ich für den Frieden  arbeiten werde.“   (www.internethaber.com/chp-tunceli-mille, 14.8.12)      Abgeordnete treffen sich mit Guerilla der PKK   Aufnahmen von Abgeordneten, die sich von Guerillakämpfern  der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit Bruderkuss  verabschieden, sorgen für Aufregung in der Türkei. Am 17.  August waren acht Abgeordnete der prokurdischen Partei für  Frieden und Demokratie (BDP) gemeinsam mit den Vorsitzenden  von drei nicht im Parlament vertretenen sozialistischen Parteien  in die Region um die Kleinstadt Semdinli gereist. Die Delegation  wollte sich ein Bild von der Situation machen, da aufgrund  wochenlanger schwerer Kämpfe zwischen der Armee und der  Guerilla und andauernden Luftbombardements in der türkischiranisch- irakischen Grenzregion eine Reihe von Dörfern geräumt  wurden. Die Guerilla behauptet, das Gebiet rund um Semdinli  mittlerweile so unter ihrer Kontrolle zu haben, daß die türkischen  Truppen nur noch aus der Luft angreifen können. So weht auf  dem Goman-Berg über der Stadt inzwischen eine PKK-Fahne.  »Wir haben in Semdinli nicht den Staat, sondern die Guerilla  gesehen!«, bestätigte die BDP-Vorsitzende Gültan Kisanak. Nur  ein einziger Militärposten am Ausgang der Stadt sei noch besetzt  gewesen. Am hellen Tage traf die Delegation auf eine Gruppe  von PKK-Kämpfern, mit der sie sich eine Stunde lang unterhielt.  »Die Guerillakämpfer, denen wir begegnet sind, erklärten, daß  sie für die Freiheit und Demokratisierung aller Völker der Türkei  und des Nahen Ostens kämpfen würden«, berichtete der  Abgeordnete Ertugrul Kürkcü. Während Ministerpräsident Recep  Tayyip Erdogan der BDP vorwarf, als »parlamentarischer Arm«  der »separatistischen terroristischen Organisation« zu fungieren,  hat die Staatsanwaltschaft in Van Ermittlungen aufgenommen.  Den Abgeordneten wird unterstellt, das zufällige Treffen mit der  Guerilla vorsätzlich geplant zu haben.   (junge Welt, 21.8.12)      Bombenanschlag in Dilok/Gaziantep   Bei einem Bombenanschlag vor einem Polizeizentrum in  Dilok/Gaziantep sind insgesamt zehn Menschen getötet und über  69 verletzt worden. Unter den Getöteten befinden sich auch vier  Kinder und eine Frau.   Der Anschlag ereignete sich am Abend des 20. August im  Stadtteil Sehitkamil. Gegen 19.45 Uhr soll ein mit Sprengstoff  beladener PKW in die Luft geflogen sein. Durch die Explosion  sind zwei Busse und ein weiterer PKW in Flammen  aufgegangen. Zudem hat die Wucht der Explosion großen  Schaden an und in den umliegenden Gebäuden angerichtet.   Kurze Zeit nach der Explosion versammelte sich eine  Menschenmenge, die das Gebäude der Partei für Frieden und  Demokratie (BDP) im Stadtteil Sehitkamil angriff. Während die  Polizei tatenlos zusah, setzte der Mob das Gebäude in Brand.  Anschließend skandierte die Menge antikurdische Parolen und  marschierte in Richtung der Hauptzentrale der BDP von Dilok.  Eine weitere Gruppe, die sich bereits vor der Hauptzentrale nach  dem Bombenanschlag versammelt hatte, griff mit Steinen das  Gebäude an und zerstörte die Fensterscheiben. Die Menge  harrte bis spät in die Nacht vor dem Gebäude aus.   In einer schriftlichen Erklärung an die Nachrichtenagentur Firat  (ANF) teilte das Hauptquartier der Volksverteidigungskräfte HPG  mit, dass sie mit dem Anschlag in Dilok nichts zu tun haben. “Die  Öffentlichkeit und unser Volk weiß, dass es von unserer Seite  keine Aktionen gegen Zivilisten geben kann”, heißt es in der  Erklärung. Zuvor hatte der KCK-Exekutivrat erklärt, dass sich die  bewaffneten Kräfte während der drei Festtage zur Beendigung  des Ramadans möglichst aus Gefechtenheraushalten werden   Sofort nach dem Anschlag hatten die türkische Medien und  Vertreter der AKP-Regierung die PKK beschuldigt, hinter dem  Bombenanschlag von Dilok zu stecken.   (ANF, 21.8.12, ISKU)      Hoher Kurdischer Rat in Westkurdistan/Syrien gegründet   „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in Syrien– die das Land in  ein Chaos stürzen – und deren Auswirkungen auf die kurdischen  Gebiete, sah sich die kurdische Bewegung gezwungen zu  handeln, um die Bevölkerung der Region und das öffentliche  Eigentum zu schützen. Diese Vorgehensweise hat zum Teil zu  einer skeptischen Haltung auf nationaler und internationaler  Ebene geführt.   Wir wollen deshalb noch einmal betonen, dass wir uns als Teil  der syrischen Bevölkerung und ihrer Revolution für ein freies und  würdevolles Leben begreifen. Wir beabsichtigen mit unserer  friedlichen und effektiven Teilnahme an dieser Revolution ein  demokratisches und pluralistisches Syrien zu entwickeln. Wir  versichern, dass die Kurdinnen und Kurden keine Gefahr für  Syrien und ihre Nachbarländer darstellen. Auch separatistische  Bestrebungen oder der Aufbau von Hierarchien in der syrischen  Gesellschaft ist nicht unser Ziel. Die Übernahme der Kontrolle in  einigen kurdischen Gebieten war ein dringend notwendiger  Schritt, um den zivilen Frieden zu wahren.“   Mit dieser Erklärung am 29. Juli 2012 meldete sich der Hohe  Kurdische Rat nach der Übernahme der Macht in weiten Teilen  West-Kurdistan/Syrien zu Wort. Er wurde unter der  Schirmherrschaft vom Präsident Kurdistans/Irak, Mesud Barzani  von fast allen kurdischen Parteien gegründet. In ihm agieren  zwei Blöcke. Der Kurdische Nationalrat, in dem sich 15 kurdische  Parteien zusammengetan haben und der Volksrat von West- Kurdistan, der von der PYD (Partei der Demokratischen Einheit)  gegründet wurde.   Hintergrund: Am 1. Juli 2012 haben Repräsentanten des  Kurdischen Nationalrats sowie des Volksrats von Westkurdistan  in Salahuddin (Kurdistan/Irak) ein Abkommen unterzeichnet, das  die am 11. Juni 2012 in Erbil unterzeichnete Vereinbarung  ergänzen soll. Punkt eins des Dokuments anerkennt das  Abkommen von Erbil und kündigt dessen Umsetzung an. Unter  Punkt zwei wird die Bildung eines gemeinsamen Gremiums  beschlossen, dessen Aufgabe die Festlegung allgemeiner  politischer Grundsätze sowie die Führung der kurdischen  Bewegung sein soll. Das Gremium und sämtliche Ausschüsse  sollen paritätisch mit Mitgliedern beider Räte besetzt, und  Entscheidungen im Konsensverfahren getroffen werden. Punkt  drei sieht die Einrichtung verschiedener Fachausschüsse vor.  Punkt vier verlangt die Einstellung medialer Angriffe, Punkt fünf  verbietet die Ausübung von Gewalt sowie alle Aktivitäten, die  geeignet sind, in den kurdischen Gebieten zu Spannungen zu  führen. Punkt sechs nimmt die dem Abkommen von Erbil  beigefügte Geschäftsordnung an und Punkt sieben beschließt  die Bildung von Ausschüssen innerhalb von zwei Wochen nach  Unterzeichnung des Abkommens. Das Abkommen wurde am 9.  bzw. 10. Juli vom Kurdischen Nationalrat und vom Volksrat von  Westkurdistan angenommen.   Welche Wirkung der Hohe kurdische Rat auf die Bevölkerung  Westkurdistans hat, wurde am Abend des 29. Juli unter Beweis  gestellt. Hunderttausende Kurdinnen und Kurden waren in ihren  Städten auf die Straße gegangen und feierten die Gründung  ihres Rates.   Der Sprecher des Hohen kurdischen Rates Ahmet Süleyman  erklärte, dass die Bevölkerung mit den Demonstrationen  eigentlich zwei Botschaften ausgesendet hat. Die erste geht an  uns und besagt, dass von nun an keine kurdische Gruppe oder  Partei außerhalb der Strukturen dieses Rates agieren sollte, weil  die Freiheit nur durch die kurdische Einheit erlangt werden kann.  Die zweite Botschaft richtet sich an die ganze Welt, vor allem an  diejenigen, die sich durch die kurdische Einheit gestört fühlen.  „Wir sind eine Einheit, und wir fordern unsere Rechte. Und wenn  es sein muss, sind wir auch bereit hierfür Opfer zu bringen.“   Salih Müslüm, Mitglied des Hohen kurdischen Rates und Co- Vorsitzender der Partei der demokratischen Einheit PYD,  formulierte die Forderungen der Bevölkerung Westkurdistans wie  folgt: „Wir fordern eine demokratische Verfassung für Syrien.  Und im Rahmen dieser demokratischen Verfassung muss die  Identität und der Status des kurdischen Volkes anerkannt  werden. Bei diesen Forderungen besteht absoluter Konsens  innerhalb des Rates.“   Auf die Frage, was die dringlichsten Forderungen der Kurden  seien, entgegnen sowohl Müslüm als auch Süleyman, dass  zunächst Vorkehrungen getroffen werden müssen, damit der  Krieg sich nicht auf die kurdischen Gebiete ausweitet. Hierfür  sollen auch die neu gegründeten Volksverteidigungseinheiten  der YPG gestärkt werden.   Die Vertreter des Hohen kurdischen Rates erklärten, dass sie  gegenwärtig Beziehungen zu allen Gruppen haben und auch ein  Dialog zu der restlichen Opposition bestehe. Allerdings gebe es  auch oppositionelle Gruppen innerhalb Syriens, welche sich  kategorisch gegen die Anerkennung der kurdischen Identität  wehren. Diese seien dieselben Gruppen, die Unterstützung aus  Ankara genießen. Gleichzeitig versuche Ankara mit aller Kraft  gegen die kurdische Einheit vorzugehen. Aus diesem Grund sei  der türkische Außenminister Davutoglu eigens nach Hewler  gereist. Aber die Kurden haben mit der Gründung des Hohen  kurdischen Rates einen Schritt getätigt, der nicht mehr  rückgängig zu machen sei. Deswegen laufen die Bemühungen  Ankaras zwangsläufig ins Leere, so Müslüm.   Auf die Frage, was denn der richtige Weg sei, den Ankara  einschlagen müsse, antwortete Müslüm: „Die AKP-Regierung  sollte ihre ‚Kurdenphobie‘ überwinden. Und um dies zu tun, muss  sie die kurdische Frage in ihrem eigenen Land lösen. Daran führt  kein Weg vorbei.“   (ANF, 1. und 11.6.; 12.7. und 2.8.12, ISKU)       Ständige Mahnwache vor dem Europarat für die Freiheit von Öcalan   Am 25. Juni 2012 begann eine ständige Mahnwache vor dem  Europarat in Straßburg, die bis zur Freiheit von Abdullah Öcalan  andauern wird. Dies erklärte die neu gegründete „Initiative  Freiheit für Abdullah Öcalan“ in einer Presseerklärung Die  Mahnwache soll Druck auf den Europarat ausüben, damit dieser  sich aktiv für die Freiheit von Abdullah Öcalan einsetzt.   Die Initiative setzt sich aus hunderten kurdischen, türkischen,  assyrischen SchriftstellerInnen, PolitikerInnen, JournalistInnen,  AkademikerInnen, KünstlerInnen, GewerkschaftlerInnen und  weiteren zusammen. Die Idee der Initiative entstand nach dem  Hungerstreik von 15 AktivistInnen vor dem Europarat, der nach  52 Tagen am 21. April beendet worden ist. Die  Hungerstreikenden setzten sich im Anschluss mit den hunderten  Personen, die vom 1. Februar 2012 bis zum 18. Februar 2012  einen Protestmarsch von Genf nach Straßburg, unter eisiger  Kälte, unter dem Motto „Freiheit für Abdullah Öcalan – Politischer  Status für das kurdische Volk“ durchgeführt haben, zusammen  und entschieden sich zu der Gründung dieser Initiative.   Die Mahnwache soll bis zur Freiheit Abdullah Öcalans rund um  die Uhr, 24 Stunden am Tag andauern.  (ANF, 22., 25. und 26.6.12, ISKU)      Hinweis auf sonstige Infostellen   Azadi, azadi@t-online.de; www.nadir.org/azadi/   Demokratisches Türkeiforum, info@tuerkeiforum.net,  www.tuerkeiforum.net   Europäischer Friedensrat Türkei/Kurdistan,  www.barismeclisi.com/html/index.php?newlang=german   Europäisches Zentrum für Kurdische Studien - Berlin,  info@kurdwatch.org, www.kurdwatch.org   Gesellschaft für bedrohte Völker, nahost@gfbv.de, www.gfbv.de   ISKU | Informationsstelle Kurdistan e.V., isku@nadir.org;  www.nadir.org/isku/   Kurdmania.com, Portal für Politik & Kultur, www.kurdmania.com   Koalition für einen Demokratischen Irak (KDI), kdi@gmx.net   Koalition Demokratisches Syrien (KDS), kds-info@gmx.net   Kurdisches PEN-Zentrum, webmaster@pen-kurd.org,  www.pen-kurd.org/   Kurdistan Report, www.kurdistanreport.de   Mezopotamian Development Society, MESOP@online.de,  www.mesop.de   NAVEND – Zentrum für kurdische Studien e.V., info@navend.de,  http://www.navend.de/   Österreichisch-Kurdische Ges. für Wissenschafts- u. Kulturaustausch,  office@ok-gesellschaft.at, www.ok-gesellschaft.at/   The Turkish Economic and Social Studies Foundation (TESEV),  www.tesev.org.tr/eng/   Zentrum für Türkeistudien, www.zft-online.de   ------------------------------ Ende Nützliche Nachrichten 7-8/2012 
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