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Abschiebung aus Gerstungen! Zum Verschwinden der Familie Meamarbash

Abschiebung aus Gerstungen! Zum Verschwinden der Familie Meamarbash


Reza Meamarbash, Aktivist der Flüchtlingscommunity Gerstungen und seine
Familie, werden von Gerstungen nach Holland abgeschoben


In der Nacht von Montag, 25.10 auf Dienstag, 26.10.2010 wurde Reza
Meamarbash aus Iran mitsamt seiner Frau und seinen zwei Kindern gegen 3.30
Uhr im Asylbewerberheim von Gerstungen, Wartburgkreis, von der Polizei
verschleppt. Der Familie wurde erst vor Ort mitgeteilt, dass sie nach
Holland abgeschoben wird und für ihr unfreiwilliges Verschwinden etwa eine
halbe Stunde hätte, um alle Sachen zusammenzupacken. Es konnte weder ein
Anwalt eingeschaltet werden, noch Angehörige oder andere Unterstützer
benachrichtigt werden.

Die bisher einzige Meldung erfolgte von Reza Meamarbash per Handy aus dem
Flughafengefängnis einer nordrhein-westfälischen Stadt, wahrscheinlich
Dortmund. Seitdem ist nur bekannt, dass sie nach Holland gebracht werden
sollten. Rezas Handy ist ausgeschaltet. Es wird davon ausgegangen, dass
sich die gesamte Familie in Abschiebehaft in Holland befindet.

Reza Meamarbashs Familie lebte neun Monate lang im
Flüchtlingsisolationslager ( http://thevoiceforum.org/taxonomy/term/23 ) in
Gerstungen, bevor sie durch die Abschiebepolizei gewaltsam und ohne
vorherige Warnung durch die Abschiebebehörden verschwanden.

Wir haben Angst, dass sich seine Situation ohne jeden Schutz
verschlechtern wird und dass ihm nach einer Abschiebung in den Iran
Verfolgung droht.

Reza wurde aus Gerstungen deportiert, weil er seine Redefreiheit in
Anspruch genommen hat, wegen seiner Liebe zur Harmonie und wegen seines
Eintretens für eine bessere Situation im Heim und in der
Flüchtlingscommunity.

Reza Meamarbash begann sein Engagement in The VOICE am 16. Mai 2010
während des Vorbereitungstreffen der Thüringer Flüchtlinge in Erfurt für
das Karawane-Festival „Vereint gegen koloniales Unrecht“. Er engagierte
sich in der Initiative der Flüchtlingscommunity des Gerstunger
Isolationslagers, um normale Wohnungen für die Flüchtlinge aus dem Lager
und die Schließung des Lagers zu fordern, das die Flüchtlinge ohne
jegliche Perspektive isoliert.

Die Familie Meamarbash hatte sich mit den anderen Flüchtlingen
zusammengeschlossen, um Treffen und Diskussionen über die Situation im
Flüchtlingsheim zu organisieren, die zu dem öffentlichen Druck durch die
Medien und die Dokumentation über das Isolationslager von The VOICE
Refugee Forum beigetragen haben.

Er beteiligte sich an der Entstehung des ersten Berichts der
Karawane-Festival- Delegation nach Gerstungen und Ganglofsömmern im Mai
2010.

Er unterstützte die letzte Station der Thüringer Lager-Tour im August, die
in Gerstungen Halt machte.

Er war einer der Protagonisten des ersten Video-Reports von The VOICE Jena
über das Heim in Gerstungen. Er ist darin zu sehen, wie er dem Filmteam
die Situation in den Duschräumen und Toiletten der Flüchtlinge im Keller
des Hauses präsentiert.

Seine Familie schloss sich dem Protest gegen die Feier der
Interkulturellen Woche durch den Innenminister am 25. September in Bad
Salzungen an und machte vor allen Konferenzteilnehmern unter dem großen
Beifall des Publikums auf die Situation in Gerstungen aufmerksam.

Seit der Produktion der Video-Dokumentation im August hat die Familie sich
an den wöchentlichen Initiativen der Flüchtlingscommunity beteiligt,
zusammen mit Delegationen von The VOICE und anderen BesucherInnen aus
Thüringen, Hamburg und Berlin sowie AktivistInnen und JournalistInnen die
Situation im Heim zu dokumentieren.

Wir informieren alle AktivistInnen und UnterstützerInnen darüber, dass
Rezas Abschiebung in engem Zusammenhang mit seinem aktiven Engagement
steht, die Öffentlichkeit über die unmenschliche Situation im
Flüchtlingslager zu aufzuklären. Seine Abschiebung ist Bestandteil der
normalen Furcht, mit der die Selbstorganisierung der Flüchtlingscommunity
und ihr Protest gegen die unmenschliche Situation in Gerstungen
eingeschüchtert werden soll.

Die Gerstunger Behörden standen unter dem Druck, die Flüchtlinge vom
Sprechen abzuhalten und bedienten sich der Mittel des Hausverbots und der
Kontrolle und Einschüchterung von Besuchern – ohne rechtliche Grundlage
zur Rechtfertigung der Missbräuche.

Seine Abschiebung fand statt vor dem in Bad Salzungen angekündigten
Treffen mit dem Innenminister, das vielleicht diese Woche stattfinden
wird.

Reza hatte uns letzten Freitag darüber informiert, dass er seit der
Veröffentlichung des Videos, in dem er aufgetreten ist, durch die
Heimleitung gemobbt wurde, die ihn aufforderte, in sein Land
zurückzugehen und ihm Strafmaßnahmen ankündigte für all das, was er über
das Heim veröffentlicht hätte. Wir baten ihm, mit seinem Anwalt
regelmäßigen Kontakt zu halten und sicherten ihm politische Unterstützung
zu. Jetzt ist er aus seiner Gemeinschaft herausgerissen und deportiert
worden.

Wir protestieren gegen die hinterhältige Abschiebung der Familie unseres
Aktivisten Reza Meamarbash und protestieren gegen die
Einschüchterungsversuchen gegenüber dem Kampf der Flüchtlinge für ihre
Freiheit!

Wir brauchen eure Unterstützung!

Wir brauchen dringende Unterstützung, um unsere Solidarität mit Reza und
seiner Familie und der Flüchtlingscommunity in Gerstungen zum Ausdruck zu
bringen und ihnen zu vermitteln, dass wir an ihrer Seite stehen.

Unsere Solidarität gilt der Emanzipation unseres Empowerments für
menschliche Würde und Gerechtigkeit für alle, die in Deutschland ohne
Rechte leben.

Der Kampf gegen die Isolationslager geht weiter!
Die unmenschliche Behandlung derer, die im Heim leben, und die
Kontrollmaßnahmen gegenüber denen, die sie besuchen, bringen vor allem die
Heuchelei der Assimilation unter dem Gesetz von Law-and-Order im Namen
einer Integration ohne gleiche Rechte zum Ausdruck.
Nach dem Spiegel Online Bericht: "Ich lebe nicht in Deutschland, sondern
im Lager" von Annette Langer vom 15. Oktober 2010 und den früheren, sehr
hilfreichen Berichten von Gitta Düperthal in der Jungen Welt standen die
Behörden unter dem Druck, die Medien zu manipulieren und Journalisten
abzuweisen und sie einzuschüchtern, indem selektiv Informationen über das
Heim in Gerstungen kontrolliert wurden. Wir wissen, dass sie unter dem
Druck stehen, sich selbst vom öffentlichen Interesse zu isolieren und sich
ihrer Verantwortung zu entziehen. Dazu gehören auch die Widersprüche in
den Aussagen und den öffentlichen Handlungen der Behörden des Landkreises
Gerstungen. So wurden Rita Specht (TLZ, 19.10. 2010) beispielsweise
Informationen über den Betreiber des Heims und die Renovierungskosten
verweigert, wobei man vergessen hat, dass man diese Informationen schon
einmal veröffentlicht hatte, bevor der öffentliche Druck begonnen hatte.

Sie können sich nicht zu lange verstecken, denn wir haben unser Auge auf
sie geworfen und sie werden sich nirgends verstecken könne.

Es ist genug, weiterhin über die Situation des Flüchtlingslagers zu
berichten und unsere Solidarität zum Ausdruck zu bringen, mit den
Flüchtlingen im Heim zusammenzuarbeiten und die Aktivisten zu regelmäßigen
Berichten, Dokumentationen und Medienpräsentationen über Gerstungen zu
ermutigen, um die Autoritäten zu konfrontieren und ihnen zu zeigen, dass
wir beständig und standhaft genug sind, unsere Aufgabe weiterzuführen,
weil das Lager sofort geschlossen werden muss. Wir sprechen über das, was
wir von dem Lager sehen und wissen.

Bitte, seid so frei und schließt euch uns an, um die
Flüchtlings-Isolationslager in Deutschland Vergangenheit werden zu lassen.
Wir haben es früher geschafft und wir können immer noch mehr tun, um die
Lager zu schließen.

Wir schließen uns zusammen gegen Isolationslager, Abschiebungen und die
Beschränkung der Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen.

Seit dem Karawane-Festival engagiert sich The VOICE Jena für eine
Langzeitdokumentation zu Flüchtlingsheimen und alternativen
Medienstrukturen für die Flüchtlingscommunitys. Wir haben vor, zu vier
alten Isolationslagern/Ghettocamps in Thüringen (Gangloffsömmern,
Gerstungen, Zella-Mehlis und Breitenworbis) zu arbeiten. Print – und
Onlinematerial und Medienprojekte sollen erarbeitet werden und Heimbesuche
und Workshops werden auf bundesweiter Ebene organisiert werden.
Alles, wofür wir kämpfen, ist das Recht auf ein Leben in Würde – mit einer
hohen Erwartungshaltung und ohne Bedauern!

Solidarität ist die einzige Waffe, die wir brauchen, um das Schweigen der
Isolation und die Angst zu brechen, um ihre Einschüchterung und
Unterdrückung zu bewältigen und die Freiheit wiederzugewinnen. Unser
Dasein in Würde ist unser höchster Wert.

Unterstützt die Kämpfe der Flüchtlinge durch euer persönliches Engagement,
durch eure Solidarität, durch eure Besuche, durch euren Protest und eure
Zeugenschaft!

Gerstungen Flüchtlingsisolationslager
( http://thevoiceforum.org/taxonomy/term/23 )

Bitte sendet Solidaritätsbriefe an die Flüchtlingscommunity in Gerstungen

Nassan Hussen
C/o Refugee Community Gerstungen
Gemeinschaftsunterkunft Gerstungen, Am Berg 1,
99834 Gerstungen
Tel.: (Handy) 0049 (0) 15226659495
*****

Protestbriefe an das Landratsamt.
Landratsamt Wartburgkreis
Wartburgkreis-Landrat Reinhard Krebs.
Erzberger Allee 14
36433 Bad Salzungen
Email.: landrat@warburgkreis
Telefon: 03695 615101
Telefax: 03695 615199

Auch finanzielle Hilfe für die Besuche, Treffen und Workshops in den
Flüchtlingsheimen und die Dokumentation wird benötigt und ist steuerlich
absetzbar.

Adressen für die Briefe:

Spendenkonto:
Förderverein The VOICE e.V.
Sparkasse Göttingen
Kontonummer: 127829
BLZ: 260 500 01
****

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