Göttingen, 07. Oktober 2008 Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, am 17. Oktober vergangenen Jahres hat Ihr Parlament Ihrer Regierung mit den Stimmen von 507 der 550 Abgeordneten für ein Jahr die Vollmacht erteilt, im Nachbarland Irak militärisch zu intervenieren.
Die Zeit, in der Sie für Ihre Militäroperationen keine weitere Zustimmung des türkischen Parlaments benötigten, ist nun zu Ende. Nach neuen militärischen Auseinandersetzungen mit der PKK müssen Sie sich jetzt für künftige Interventionen erneut die parlamentarische Zustimmung holen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den Extremismus der totalitären PKK immer wieder aufs schärfste verurteilt. Wir betrauern die gefallenen türkischen Soldaten ebenso wie die getöteten PKK-Anhänger. Wir fordern Sie jedoch nachdrücklich dazu auf, die Existenz von etwa 15 Millionen Staatsbürgern kurdischer Muttersprache (Kurmanci und Zaza) in der Türkei endlich anerkennen!
Über Verbrechen der PKK berichten die türkischen Medien kontinuierlich. Doch die ununterbrochene Unterdrückung der kurdischsprachigen Bevölkerung der Türkei, die Verfolgung all jener kurdischen Menschen und Bürgerrechtler, die friedlich für die Gleichberechtigung ihrer Sprache und Kultur eintreten oder demonstrieren, ist zu selten ein Thema für türkische Medien und Politik. Kemal Atatürk hatte die Gleichberechtigung von türkischen und kurdischen Bürgern seines Landes versprochen und propagiert. Doch die Realität waren dann Massaker, Vertreibung und Folter in den 20-er und 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
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