Wetzlar
Drohbriefe von Rechts
Von Grete Götze
Wolfram Dette, Oberbürgermeister von Wetzlar (FDP), hat einen anonymen Brief bekommen. Weitere Adressaten: Die Abgeordneten des hessischen Landtags, Mürvet Öztürk von den Grünen und Gerhard Merz von der SPD. In großen Lettern steht im handschriftlich verfassten Brief: "Diese professionellen Volks- und Vaterlandsverräter, Völkermörder dem deutschen Volk, Diebe und Veruntreuer öffentlicher Gelder gehören verjagt!" Oberbürgermeister Dette sagte der FR: "Da scheint einer einen Rundumschlag gemacht zu haben." Das werde ihn aber nicht davon abhalten, dafür einzustehen, dass es in Wetzlar keinen Raum für antidemokratische Tendenzen gebe.
Wetzlar: Joachim S., der sich gegen Rechtsextremismus engagiert, und seine Familie werden in der Nacht zum 5. März Opfer eines Brandanschlags. Weil Nachbarn quietschende Reifen hören, kann die Familie die Flammen löschen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchter Tötung. Laut Oberstaatsanwalt Uwe Braun von der Staatsanwaltschaft Limburg, Zweigstelle Wetzlar, sind die Täter bisher nicht auszumachen.
Treysa: Unklar ist nach Einschätzung der Behörden auch, ob der Überfall am 28. Februar in der nordhessischen Stadt, bei dem vier Beschuldigte auf einen Gast einschlugen, ausländerfeindliche Gründe hat. Fest steht aber, dass der Geschädigte aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt und die vier Tatverdächtigen, von denen einer in Untersuchungshaft sitzt, der rechtsradikalen Gruppe "Freie Kräfte Schwalm-Eder" angehören. (greg) Die Grünen-Innenpolitikerin Öztürk lobt das Engagement des Oberbürgermeisters für dieses Thema, fügt aber auch hinzu: "Wir mussten Herrn Dette anderthalb Jahre dazu drängen, sich an politischen Aktionen gegen Neonazis zu beteiligen."
Täter sind noch nicht gefasst Zustande gekommen ist die Aktion "Wetzlar bunt statt braun", in der Wolfram Dette, Gerhard Merz und Mürvet Öztürk gemeinsam mit anderen dazu aufgerufen haben, gegen Neonazis mobil zu machen. Am vergangenen Freitag solidarisierten sie sich bei einer Demonstration mit tausend Menschen in Wetzlar mit einem engagierten Katholiken, auf dessen Haus ein Anschlag verübt worden war. Die Autoren des anonymen Briefs bezeichnen die Demo verächtlich als "abartig-verlogenes Spektakel der antideutschen Linksverbrecher in Wetzlar".
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