Wiesbaden, 29. April 2010
Irmer-Skandal Günter Rudolph (SPD): Distanzierung der CDU muss Folgen haben - Null Toleranz für rechtsextremes Gedankengut
Als "notwendigen, aber nicht ausreichenden Schritt" hat der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Günter Rudolph die gestrige Missbilligung des Landtags für die unerträglichen Ãußerungen des CDU-Abgeordneten Hans-Jürgen Irmer bewertet. "Wer in dieser Art und Weise rechtsextremes Gedankengut vertritt, muss Konsequenzen spüren. Wie lange will die CDU den Abgeordneten noch in ihren Reihen dulden? Wie lange darf er noch den sensiblen Bereich der Bildungspolitik für die Fraktion vertreten? Das Maß ist seit langem übervoll - die CDU-Fraktion muss sich endlich aufraffen, eine klare Grenze nach rechts zu ziehen. Wir fordern null Toleranz für rechtsextremes Gedankengut", sagte Rudolph weiter.
Der Sozialdemokrat hielt Irmer vor, "gewohnheitsmäßig und ständig wiederholt im rechtsextremen Umfeld zu fischen." "Deswegen reichen weder Irmers Entschuldigung noch die Missbilligung seiner Fraktion und des Landtags aus. Es ist Herrn Irmer offensichtlich ein inneres Anliegen, rechtsextremes Gedankengut hoffähig zu machen. Die CDU muss sich fragen lassen, wieso dafür Platz bei ihr ist."
Rudolph erinnerte an zahllose Vorfälle und Äußerungen, welche die mangelnde Distanz von Hans-Jürgen Irmer zum rechtsextremen Rand deutlich machten. Bereits im Januar 2010 habe der Landtag über die Ãußerungen Irmers zum Schweizer Minarettverbot debattiert. Damals habe Irmer für seine Scharfmacherei den ausdrücklichen Beifall der NPD erhalten. Ausgerechnet in der rechtsextrem eingeschätzten Zeitung "Junge Freiheit" habe Irmer seine Ãüßerungen dann noch gerechtfertigt.
2004 habe Irmer in seiner Hauspostille "Wetzlar Kurier" quasi eine Anklage gegen den damaligen EU-Kommissar Verheugen wegen Hochverrats gefordert, weil dieser den EU-Beitritt der Türkei betreibe. Auch homophobe Ãüßerungen gehörten zum "Standardrepertoire" von Hans-Jürgen Irmer. Mit dem Ruf nach der Abschaffung des Individualrechts auf Asyl, habe er sich hier eine von rechtsextremen Parteien vertretene Position zueigen gemacht. Die Bild-Zeitung hatte ihn seinerzeit als "Hetzer von Wetzlar" tituliert.
Rudolph erinnerte ebenfalls an die Diskussion um Irmers Auftritte bei der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Dresdensia-Rugia, die sich als NPD-Kaderschmiede erwiesen habe.
Angesichts der Vorgeschichte sei die Entschuldigung von Herrn Irmer im gestrigen Plenum vollkommen unglaubwürdig.
"Wie erleben auch das nicht zum ersten Mal. Immer wenn es eng für Herrn Irmer wird, gibt er sich geläutert, um bei der nächsten Gelegenheit wieder ausländerfeindliche und hetzende Ãußerungen zu tätigen." Schon am 24. Februar 2004 habe Irmer im Landtag bekräftigt: "An dieser Stelle möchte ich unmissverständlich zum Ausdruck bringen, dass ich mit jeder Form von braunem Spuk, Totalitarismus und Radikalismus null Komma null zu tun habe." Einen Tag später sei dann eine Kolumne Irmers in der als rechtsextrem eingeschätzten "Jungen Freiheit" erschienen. Zudem habe er damals den Landtag über seine Auftritte bei rechtsextremen Burschenschaften falsch informiert.
"Die Erfahrung lehrt: Herrn Irmer ist nicht zu trauen. Es gibt keine ehrliche innere Distanz zu seinen rechtsradikalen Ausfällen, sondern allenfalls eine gelegentliche, taktische Absetzbewegung. Dieses Spiel darf die CDU-Fraktion nicht länger mitmachen."
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