"Autonome Nationalisten“: Schwarz vermummt hinter bunten Transparenten Dr. Josef König Pressestelle Ruhr-Universität Bochum 09.05.2011 10:04 Buchcover Erste umfassende Studie zu gewalttätigen Neonazis Bochumer und Düsseldorfer Sozialwissenschaftler veröffentlichen Sammelband Unter dem Titel „Autonome Nationalisten – Neonazismus in Bewegung“ haben Jan Schedler von der RUB-Fakultät für Sozialwissenschaft und Alexander Häusler vom Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus der Fachhochschule Düsseldorf die erste umfassende wissenschaftliche Studie zum noch jungen Phänomen der neonazistischen „Autonomen Nationalisten“ veröffentlicht. „Stilistisch angelehnt an kulturelle Ausdrucksformen der Linken ist der Neonazismus durch die ‚Autonomen Nationalisten‘ insgesamt attraktiver für Jugendliche geworden“, so Schedler. Der Sammelband beleuchtet, wie sich die besonders gewalttätige Form des Neonazismus entwickelt hat, untersucht Inszenierungspraxen, Lebenswelt und Weltanschauung der „Autonomen Nationalisten“, aber auch deren Verhältnis zur NPD. Hoch aktuelles Problem „Die ‚Autonomen Nationalisten‘ haben wesentlich dazu beigetragen, dass die gewaltbereite Neonazi-Szene in den letzten Jahren bundesweit an Zulauf gewonnen hat“, so Schedler. Von 1000 „Autonomen Nationalisten“ gehen die beiden Wissenschaftler aus, eine Einschätzung, der sich jüngst auch der Verfassungsschutz angeschlossen hat. Dieser verzeichnet einen Zuwachs gewaltbereiter Neonazis von 2000 Personen (Jahr 2000) auf gegenwärtig 5600. „Bundesweit gilt Nordrhein-Westfalen als Hochburg der ‚Autonomen Nationalisten‘, aber auch in anderen Bundesländern driften Jugendliche über die ‚Autonomen Nationalisten‘ in den Neonazismus ab“, beschreibt Häusler die aktuelle Entwicklung. Regionale Erscheinungsformen der „Autonomen Nationalisten“ werden im Sammelband ebenso diskutiert wie die internationale Rezeption des Phänomens. Untypische Neonazis Als schwarz vermummte Jugendliche hinter bunten Transparenten und mit Slogans wie „Smash Capitalism!“ oder „Fight the system!“ widersprechen die „Autonomen Nationalisten“ dem bisherigen Klischee eines Neonazis. „Durch das veränderte Auftreten wird häufig angenommen, es habe auch eine ideologische Veränderung stattgefunden“, so Häusler. „Doch das sind ganz klar Neonazis.“ Vor allem die junge Generation wird durch jugendkulturelle Stilmittel und linke Inszenierungsformen angesprochen. „Neue Handlungsanforderungen ergeben sich daher insbesondere im Jugendbildungs- und Jugendfreizeitbereich“, erklärt Schedler. Linke Autonome und „Autonome Nationalisten“ Auch die Politik nehmen die beiden Wissenschaftler in die Pflicht: „Häufig werden die ‚Autonomen Nationalisten‘ schlicht mit linken Autonomen gleichgesetzt und es wird verkannt, dass es sich nicht nur um sehr verschiedene Phänomene, sondern vor allem auch um grundsätzlich verschiedene Gefahrenlagen handelt. Gewaltförmiger Rechtsextremismus ist eine reale Bedrohung für viele Menschen, das zeigen besonders die ‚Autonomen Nationalisten‘.“ Der Sammelband, zu dem die Studien einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern beigetragen haben, eröffnet die neue Buchreihe „Edition Rechtsextremismus“, die der Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der Fachhochschule Düsseldorf herausgibt. Titelaufnahme J. Schedler, A. Häusler (Hg.): Autonome Nationalisten – Neonazismus in Bewegung. Edition Rechtsextremismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011. ISBN 978-3-531-17049-7 Weitere Informationen Jan Schedler, Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel.: 0234/32-27133, jan.schedler@rub.de Alexander Häusler, FB Sozial- und Kulturwissenschaften, Fachhochschule Düsseldorf, Tel.: 0211/ 81-11491 oder -14625, alexander.haeusler@fh-duesseldorf.de Redaktion: Dr. Julia Weiler
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