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Naziaufmarsch am 16.12.09 in Siegen verhindern!

Geschichtsrevisionismus angreifen!

Naziaufmarsch am 16.12.09 in Siegen verhindern!

Auftaktkundgebung | 16:30 Uhr Bismarckplatz


Es ist mal wieder so weit: Am 16.12.2009 wollen die Nazis in Siegen erneut ihre geschichtsrevisionistische Propaganda unter die Bevölkerung bringen. Am 16. Dezember 1944 war Siegen zum ersten Mal Ziel eines Luftangriffs des britischen Bomber Commands geworden; größere Teile der Stadt wurden dabei zerstört. Damit erging es Siegen ähnlich wie vielen anderen Städten im nationalsozialistischen „Deutschen Reich“; die Schrecken des Krieges wurden zu den Orten seiner Entstehung zurückgetragen: In die deutsche „Volksgemeinschaft“.

So weit, so bekannt. Das Muster, nach dem die Nazis diese Ereignisse in geschichtsrevisionistischer Manier umdeuten, ist so bekannt wie einfallslos: Die Ereignisse werden konsequent entkontextualisiert, so dass nur eine schutzlose Zivilbevölkerung als Opfer von militärisch unnötigem „Bombenholocaust“ übrig bleibt. Wie falsch dieses Bild ist, muss hier kaum weiter erörtert werden: Nicht nur, dass der Luftkrieg gegen Deutschland sehr wohl auch aus militärischem Kalkül erfolgte (im Falle Siegens waren insbesondere die Verkehrswege und die Schwerindustrie von militärischer Relevanz). Wichtiger noch: Es muss immer wieder betont werden, welche Barbarei von dieser jetzt selbst betroffenen Zivilbevölkerung in Gang gesetzt wurde. Während der Krieg in die deutschen Städte zurückkehrte waren die Shoa, der millionenfache Mord an der jüdischen Bevölkerung, sowie die Verfolgung der Sinti und Roma, von Menschen mit Behinderung und anderem „unwertem Leben“, von Homosexuellen, von KommunistInnen und von allen anderen Menschen, die nicht in der Volksgemeinschaft aufgehen konnten oder wollten, in vollem Gange.

Unter den Tisch fallen darf auch nicht die Tatsache, von wem der Krieg ausging. Es war schließlich Deutschland, das die Welt in den mörderischsten aller Kriege hineinzwang. Und auch die Ausweitung der kriegerischen Auseinandersetzung auf die Zivilbevölkerung, die Etablierung der „Heimatfront“, sei es in Form der konsequenten Ausrichtung der Wirtschaft auf Rüstungsgüter, sei es in Form von Luftangriffen mit dem Ziel, die Zivilisten zu treffen, war eine deutsche „Erfindung“. Während die deutsche Luftwaffe zu Beginn des Krieges Städte in Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Polen oder der Sowjetunion noch „konventionell“ „coventrisieren“ konnte, musste sie ihre Terrorangriffe später aufgrund der Luftüberlegenheit der Alliierten mit den „Vergeltungswaffen“ V1 und V2 durchführen. Allein das deutsche Flächenbombardement auf Stalingrad im August 1942 kostete 40 000 Zivilisten das Leben; eine einzige V2-Rakete, die in einem Kino einschlug tötete am 16. Dezember 1944 in Antwerpen weit mehr Zivilisten als der zeitgleich stattfindende Luftangriff auf Siegen. Übrigens befand sich in Siegen eine wichtige Leitstelle, die die Angriffe maßgeblich koordinierte; Abschussrampen befanden sich hier ebenfalls.

Gegen den Aufmarsch der Nazis hat sich wie im letzten Jahr ein bürgerliches, strömungsübergreifendes „Bündnis für Demokratie“ formiert. Man will friedlich demonstrieren und ein Zeichen setzen. Bei einem solchen Bündnis muss notwendig ausgeblendet werden, dass der Nationalsozialismus nicht bloß eine nach rückwärts gewandte Ideologie ist, sondern vor allem auch eine spezifische Antwort auf die kapitalistische Vergesellschaftung, eine barbarische Folge ihrer Dynamik ist. In diesem Sinne müssen auch die modernen Nazis verstanden werden, die sich schließlich sogar als „Antikapitalisten“ begreifen.

Ebenso wie die Spezifik der Nazis nicht verstanden wird, wird der alltägliche Rassismus und Antisemitismus der Mehrheitsbevölkerung, auch der sogenannten „aufrechten Demokraten“ bei solch einer Veranstaltung ausgeblendet. Es sind eben nicht nur die Nazis, die „die Ausländer“ loswerden wollen; dies ist vielmehr eine Position, die bei einer großen Anzahl derer, die sich nicht offensiv zum Rassismus bzw. Nazismus bekennen würden, anzutreffen ist. Nicht zu vergessen ist, dass gerade demokratische Staaten es sind, die eine radikale Abschottung der EU-Grenzen betreiben, um die hiesigen Märkte gegen die Konkurrenz „von aussen“ zu schützen. Dabei wird auf die sonst gepriesenen Menschenrechte keine Rücksicht genommen. Bei dieser Abschottungspolitik spielt gerade Deutschland eine große Rolle. Auf eine solche demokratische Ordnung bezieht sich ein bürgerliches Bündnis, wenn es gegen Nazis demonstriert. Für einen solchen Protest ist es vor allem wichtig, die demokratischen Spielregeln zu wahren und es geht nicht zuletzt darum, den Imageschaden abzuwenden, den eine Demonstration der Nazis bedeutet. Es handelt sich vor allem darum, das eigene Gewissen zu beruhigen, um so weiter machen zu können wie immer.

Dagegen ist es wichtig, den Nazis geschlossen entgegen zu treten und rassistische und antisemitische Ideologie überall dort zu bekämpfen, wo sie zum Vorschein kommt. Lasst uns die Nazis am 16.12.2009 nicht zum „Denken gehen“ ermahnen, sondern Ihnen einen entschlossenen Widerstand entgegensetzen!
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