BIM 58/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 16.11.2007 In dieser Ausgabe: 1. Wo Christen und Moslems Brüder sind - ein Beispiel aus Äthiopien 2. Antidiskriminierungsstelle des Bundes jetzt auch online 3. Neues EU-Themenheft: Europas Grenzen, Migration und Grundrechte 4. Berlin, 20.11.2007: Veranstaltung „Migrantinnen ohne Papiere - unsichtbar?“ 5. Bonner Buchmesse Migration vom 22. bis 25.11.2007 6. Halle, 23./24.11.2007: Engagiert gegen Rassismus im Fußballstadion 7. Hannover: "Die göttliche Odette" - Projekt zum christlich-islamischen Dialog 8. München, 21.11.2007: Integration zwischen Ghettoisierung und Assimilation 9. Neudietendorf, 23. bis 25.11.: Flüchtlingskinder - Schaden an Leib und Seele 10. Wiesbaden, 26.11.2007: Netzwerk-Tagung für Integrationslotsen 11. Buch-Tipp: „Die Farben unter meiner Haut“ von Thomas Usleber 12. Kino-Tipp: “Takva“ - Gottesfurcht von Özer Kiziltan 13. TV-Tipps 14. BIM zitiert - heute ein Zitat von Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter
1. Wo Christen und Moslems Brüder sind - ein Beispiel aus Äthiopien Tamrat Dadesse ist Christ, seine Frau Khadija Ibrahim Muslimin. "Mein Mann betet in der Kirche, ich in der Moschee", sagt Khadija. In Dessie, einer Stadt im Norden Äthi-opiens, sind solche Ehen nichts Ungewöhnliches. Hier sind Christen und Muslime nicht Feinde, sondern Schwestern und Brüder, die einander helfen. Als ein christli-cher Priester eine Kirche bauen wollte, ihm aber das Geld dafür fehlte, fand er Hilfe in der muslimischen Gemeinde von Dessie. Ein reicher Moslem, Haji Abdallah, be-zahlte das Dach der Kirche. Zusammen gehen die muslimischen und die christlichen Kinder von Dessie in diesel-ben Schulen. Doch religiöse Motive sieht man dort kaum. Die Schülerinnen tragen zwar Kopftücher, aber keine Gesichtsschleier. Auch Christenkreuze sieht man kaum. " Die Schule ist ein Platz für Bildung, nicht fürs Gebet", sagt Abubakar Taher, ein muslimischer Schüler. Der Ursprung für das friedliche Zusammenleben reicht weit zurück, in die Entste-hungszeit des Islam. Anfang des 7. Jahrhunderts begann Mohammed die islamische Religion zu verkünden. Die Gemeinschaft seiner Anhänger in Mekka, Mohammeds Geburtsstadt, wuchs stark. Doch die Reichen und Mächtigen von Mekka sahen in der neu entstehenden monotheistischen Religion eine Gefahr für ihren Reichtum und gingen hart gegen die Muslime vor. Viele Anhänger Mohammeds flohen deshalb im Jahr 615 vor den Repressalien in ihrer Heimat nach Abessinien (heute Äthiopien). Der christliche König Nagash hieß sie damals willkommen. Dieser Geist der Toleranz wirkt bis heute an. Vor kurzem brannte in Dessie eine Kirche. Ein Mullah aus dem Sudan hat das Got-teshaus anstecken lassen. Doch die Äthiopier lassen sich von Hasspredigten aus an-deren Ländern nicht verleiten. "Wir sehen inzwischen schädliche Einflüsse von aus-sen. Aber dagegen steht unsere uralte Tradition friedlichen Zusammenlebens. Wir Christen wollen sie erhalten, und unsere muslimischen Brüder auch", sagt Woldesen-bet Alena vom Orthodoxen Kirchenrat. Nicht umsonst heißt Dessie ins Deutsche übersetzt "die Sanfte". aus: auslandsjournal vom 14.11.2007 Link: www.heute.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,7124560,00.html 2. Antidiskriminierungsstelle des Bundes jetzt auch online Mit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) am 18.08.2006 wurde die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) errichtet. Bei ihrer Tätigkeit setzt sich die ADS durch den so genannten horizontalen Ansatz für eine merkmalsunabhängige, übergreifende Strategie zum Schutz vor Benachteili-gung ein. Jeder Form der Diskriminierung wird die gleiche Aufmerksamkeit zuteil. Da-durch soll auch ein wirksamer Schutz vor Mehrfachdiskriminierungen erreicht wer-den. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet unabhängig. Sie hat ihren Sitz in Berlin. Leiterin des rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassenden Teams ist Dr. Martina Köppen. Seit dem 9. November ist die Antidiskriminierungsstelle des Bundes auch im Internet präsent. Unter www.antidiskriminierungsstelle.de sind Informationen zur Arbeit der Stelle und zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz abrufbar. 3. Neues EU-Themenheft: Europas Grenzen, Migration und Grundrechte Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind von internationalen Migrationsströ-men betroffen. Sie haben sich darauf geeinigt, eine gemeinsame Einwanderungspoli-tik auf EU-Ebene zu entwickeln. Die Europäische Kommission hat deshalb Vorschlä-ge für die Entwicklung dieser Politik vorgelegt. Das Ziel ist die bessere Steuerung der Einwanderung durch ein abgestimmtes Vorgehen unter Berücksichtigung der Wirt-schafts- und Bevölkerungssituation der EU. Aus den Erfahrungen der gemeinsamen Einwanderungspolitik wurde deutlich, dass auch die Menschenrechte und Grundfreiheiten der Unionsbürger und aller in der Eu-ropäischen Union lebenden Menschen gestärkt werden müssen. Der Schutz der Grundrechte und eine gemeinsame Einwanderungspolitik gehören zu den wichtigs-ten Zielen der europäischen Integration in den kommenden Jahren. Auf 24 Seiten werden im neuen Themenheft der EU-Nachrichten die wichtigen aktuellen Entwick-lungen im Bereich Grundrechte, Migration und Integration vorgestellt. Ein Interview mit EU-Kommissar Franco Frattini zum viel diskutierten Vorschlag einer "Blue Card" für qualifizierte Einwanderer und zur Grenzschutzagentur Frontex, ein Serviceteil mit weiteren Recherchetipps und ein Einblick in die Arbeit des Europäischen Parlaments beim Einsatz für die Menschenrechte sollen die Leserinnen und Leser für die komple-xen Themen Grundrechte und Einwanderung zu sensibilisieren. Das neue Themenheft gibt es online unter: http://ec.europa.eu/deutschland/pdf/eu_nachrichten/eu-th-21-grundrechte-web.pdf bzw. http://ec.europa.eu/deutschland/pdf/eu_nachrichten/eu-th-21-migration-web.pdf . aus: Mitteilungen der EU-Kommission vom 16.11.2007 Link: http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/index_7436_de.htm 4. Berlin, 20.11.2007: Veranstaltung „Migrantinnen ohne Papiere - unsichtbar?“ Schätzungen gehen davon aus, dass in Berlin bis zu 100.000 Menschen ohne regulären Aufenthalt leben. Davon bilden Frauen vermutlich die Mehrheit. Menschen ohne Papiere leben in schwierigen Verhältnissen: Sie wohnen und arbeiten hier, und ihre Kinder gehen hier zur Schule - ohne Rechte und geregelte alltägliche Versorgung. Aus Anlass des Internationalen Tages gegen jegliche Gewalt an Frauen will das Interkulturelles Frauenzentrum S.U.S.I. die Situation dieser Menschen beleuchten. Dabei soll in einem ersten Teil der Veranstaltung soll - ausgehend von den aktuellen Problemen und den Bedürfnissen der Migrantinnen ohne Papiere - über Angebote und Defizite in Bezug auf Wohnmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung, Arbeit und Ausbildung für diese Frauen diskutiert und neue Initiativen beraten bzw. in die Wege geleitet werden. Dazu gibt es Praxisberichte von Dr. Adelheid Franz, Malteser Mi-granten Medizin; Dr. Christiane Tennhardt, Familienplanungszentrum Balance; sowie Ysabel Vornhecke und Angela Schuster vom Büro für Medizinische Flüchtlingshilfe. Im zweiten Teil der Veranstaltung soll unter der Frage „Welche Forderungen zur Ver-besserung der Lage von Menschen ohne Papiere in Berlin an die Zivilgesellschaft und die Politik können wir gemeinsam erarbeiten?“ über Rechte für MigrantInnen oh-ne Papiere beraten werden. An dem Gespräch nehmen teil: Benedikt Lux MdA, flüchtlingspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen; Evrim Baba MdA, frauen-politische Sprecherin, Die Linke; Canan Bayram MdA, frauenpolitische Sprecherin SPD; Margit Görsch MdA, frauenpolitische Sprecherin, CDU; sowie Ysabel Vorn-hecke und Angela Schuster, Büro für Medizinische Flüchtlingshilfe. Die Moderation macht: Karin Bergdoll, Vorstandsmitglied von „Für eine kulturvolle, solidarische Welt“. Die Veranstaltung findet statt am Dienstag, 20.11.2007, 19.00 Uhr im Interkulturellen Frauenzentrum S.U.S.I., Linienstraße 138, Berlin-Mitte. Infos über: susifrz@aol.com, www.susi-frauen-zentrum.com 5. Bonner Buchmesse Migration vom 22. bis 25.11.2007 Vom 22. bis zum 25. November 2007 findet in diesem Jahr die 6. Bonner Buchmesse Migration im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland statt. Veranstal-ter ist das Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen e.V., das BIM vom Rhein (www.bimev.de). Die Buchmesse steht in diesem Jahr unter dem Motto „Vielfalt ist Zukunft - Vielfalt erlesen und erleben“. Neben einem kulturellen Rahmenprogramm wird es Gelegenheit zur differenzierten Diskussion über Migration und ihre Folgen geben, sowie über den Umgang mit Mi-granten und Migrantinnen in unserer Gesellschaft. Mit der Buchmesse soll eine breite Öffentlichkeit erreicht werden, um sie für dieses Thema zu interessieren und zu sen-sibilisieren. Themenschwerpunkte bilden dieses Jahr „Gesundheit, Migration und Alter“, „Afrika“, „Türkei und ihre Minderheiten“, sowie „Gewalt und Frauen“. Das vielfältige Rahmen-programm begleitet die Buchmesse mit Musik, Film und natürlich Lesungen, darunter auch Lesungen speziell für Schulklassen. Zahlreiche Autoren stehen persönlich zum Gespräch bereit. Nicht zuletzt werden auch dieses Jahr die Preisträger des Literaturwettbewerbs ge-ehrt. Der Wettbewerb steht in diesem Jahr unter dem Motto „Meine Nachbarn“. Weitere Informationen zur Buchmesse gibt es unter: www.bonner-buchmesse-migration.de, direkt zum Programm geht es über: www.bonner-buchmesse-migration.de/files/projekt1o-a_layout_1.pdf 6. Halle, 23./24.11.2007: Engagiert gegen Rassismus im Fußballstadion Was gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußballverein getan werden kann, darum geht es auf dem Kongress »Vereine stark machen« am 23. und 24.11.2007 in Halle (Saale). Der Kongress richtet sich auch an ehrenamtlich Aktive im Verein. Ver-anstalter sind das »Bündnis für Demokratie und Toleranz« und die »Deutsche Sport-jugend«. Weitere Infos unter: http://www.b-b-e.de/uploads/media/nl23_kongress_rassismus_fussballverein.pdf aus: Newsletter Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement vom 15.11.2007 7. Hannover: "Die göttliche Odette" - Projekt zum christlich-islamischen Dialog Mit dem Theaterstück 'Die göttliche Odette' ergreifen in Hannover Christinnen und Christen die Initiative und stellen sich den Themen Migration und dem Dialog mit dem Islam an der Schnittstelle von Schule und Kirche. "Die göttliche Odette" porträtiert Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund in ihrer Lebenswelt. Vorurteile und Konflikte, Liebe und Sehnsüchte, christlicher und muslimischer Glaube werden ebenso in Szene gesetzt wie der Zweifel der Jugendli-chen in ihrer zerrissenen Welt der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe. Zu-gleich werden Jugendliche zu einem bewussten Umgang mit Klischees und Vorurtei-len angeregt. Eigener und fremder Glaube kann neu und respektvoll wert geschätzt werden. Das Projekt, das von Christoph Dahling-Sander, Leiter der Arbeitsstelle Islam und Mi-gration im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Han-nover, verantwortet wird, hat der Regisseur Harald Schandry mit einem professionel-len Theater in Hannover einstudiert. Bis Januar 2009 sind Aufführungen an 50 Orten geplant. Für deren Vor- und Nachbereitung wurde ein 72seitiges Begleitheft erstellt. Weitere Informationen: Arbeitsstelle Islam und Migration im Haus kirchlicher Dienste der Ev.-luth. Landeskirche Hannover, Barbara Janocha, Archivstraße 3, 30169 Han-nover, Telefon: 0511 12 41 127, Fax: 0511 12 41 941, E-Mail: janocha@kirchliche-dienste.de, www.goettliche-odette.de 8. München, 21.11.2007: Integration zwischen Ghettoisierung und Assimilation Die Initiativgruppe Griechischer Bürger in München lädt zu einer öffentlichen Diskus-sionsveranstaltung ein. Bei dieser geht es um die integrationspolitischen Konzepte der SPD in München und um die Beiträge, die die SPD als stärkste Partei zu kernpo-litischen Themen wie Chancengleicheit in der Bildung, Be-kämpfung der Arbeitslosig-keit, Mitbestimmung in der Politik und in der Arbeitswelt leistet. Vor dem Hintergrund der in Bayern im März 2008 anstehenden Kommunalwahlen wird als Referentin die Stadträtin Brigitte Meier von der Münchner SPD zur Verfü-gung stehen. Die Diskussion wird in deutscher Sprache durchgeführt. Fragen und Diskussionsbeiträge in griechischer Sprache werden ins deutsche übersetzt. Die Veranstaltung am kommenden Mittwoch, 21.11.2007, beginnt um 19.00 Uhr und findet in den findet Räumen der Griechischen Gemeinde, Rüdesheimer Straße 4, 80686 München, statt. 9. Neudietendorf, 23. bis 25.11.: Flüchtlingskinder - Schaden an Leib und Seele Kinder sind oft die Hauptleidtragenden von Krieg und Verfolgung. Nicht selten sind sie Opfer unsäglicher Gewalt. Sie erleben Gefühle von Hilflosigkeit, grenzenloser Einsamkeit und Schmerz, rasender Wut, Vergeltungsdrang und den Verlust des Glaubens an ein solidarisches Miteinander, eine menschliche Welt. Um zu überle-ben flüchten sie, allein oder mit der Familie. Ihr Bedürfnis nach Sicherheit, Schutz und Vertrauen wird im Fluchtland nur selten eingelöst. Statt dessen wirkt der Stress der Flucht im Exil weiter auf die Kinder ein. Eine kindgerechte Entwicklung wird durch Gesetze, Verordnungen, Reglementierungen, eine fremde Kultur und überforderte Eltern eingeschränkt, oft auch verhindert. "Schaden an Leib und Seele - Flüchtlingskinder im Spannungsfeld zwischen Medizin und Recht" lautet daher deas Thema einer Tagung, die „IPPNW - Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Ver-antwortung e.V.“ vom 23. bis zum 25.11.2007 an der Ev. Akademie Thüringen durch-führt. Die Tagung soll sich dieser ganz besonders schutzbedürftigen Gruppe der Flücht-lingskinder im Konfliktfeld zwischen Medizin, Psychologie und Asyl und Ausländer-recht widmen. Im interdisziplinären Gespräch mit Angehörigen der Heilberufe, Ju-risten, MitarbeiterInnen von Beratungsstellen und Jugendämtern und Politikern soll erarbeitet werden, wie das Kindeswohl besser durchgesetzt werden kann bzw. wel-che Änderungen notwendig sind. Dabei konzentriert sich die Tagung auf die Schwer-punkte Familie, Gesundheit, soziale Sicherheit und Bildung. Mehr zum Programm und zur Anmeldung unter: www.ev-akademie-thueringen.de/Akademie/programm/programm_detail.php?intID=265 10. Wiesbaden, 26.11.2007: Netzwerk-Tagung für Integrationslotsen Eine Netzwerk-Tagung für Hessische Integrationslotsen wird vom Hessischen Sozi-alministerium angeboten. Mehrere Hundert ehrenamtliche Integrationslotsen helfen Migranten bei Fragen rund um Gesundheit, Bildung, Alltagsbewältigung oder Finan-zen. Ziel der Tagung ist es, den Projektträgern einen Ort für den Erfahrungsaus-tausch anzubieten, um die Idee weiterzuentwickeln. Mehr Informationen gibt es unter: http://www.b-b-e.de/uploads/media/nl23_Hessisches_IntegrationslotsenNetzwerk_Tagung1 aus: Newsletter Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement vom 15.11.2007 11. Buch-Tipp: „Die Farben unter meiner Haut“ von Thomas Usleber Trotz prominenter Namen (Barbara Becker, Arabella Kiesbauer, Anthony Baffoe, Günther Kaufmann und viele andere) und jahrhundertlanger Präsenz im Land kolli-diert die Existenz von schwarzen Deutschen (Österreichern, Schweizern) nach wie vor mit nationalen Verständnisrahmen. Wie sehr, zeigt die Autobiographie von Tho-mas Usleber. Der Autor wird 1960 als Sohn einer Ungarndeutschen in Idar-Oberstein geboren, die ihn allein erzieht. So weit, so normal. Doch sein Vater ist schwarzer Amerikaner, und dieses kleine Detail macht den gebürtigen Deutschen Usleber (ebenso wie Tausende andere gebürtige schwarze Deutsche) zum Fremden im eigenen Land. Seine autobiographischen Aufzeichnungen „Die Farbe unter meiner Haut“ lesen sich teilweise wie ein Lexikon der Facetten der Diskriminierung. Diese fängt bei Blicken an und setzt sich in Beleidigungen, die als Witze getarnt werden, fort. „Dort kennst du dich ja aus!“ wird ihm beispielsweise gesagt, als in einer Unterhaltung das Wort „Ur-wald“ fällt. Unnötig anzumerken, dass Usleber, genau wie die meisten Deutschen, noch nie einen Urwald von innen gesehen hat. Zu seinem Schulalltag gehören perfide Gemeinheiten (Mitschüler verteilen Kopien mit Examenslösungen an jeden in der Klasse nur nicht an ihn) ebenso wie tätliche Angriffe, die so gehäuft aufgetreten zu sein scheinen, dass sie dem Autor nur einen lakonischen Satz Wert sind:„Schüler schlugen mich in den Pausen und die Aufsicht sah darüber hinweg.“ Die Erwartungen an ihn sind gering sowohl am Anfang seiner Schullaufbahn wie auch am Ende. Am Anfang verschwindet ein positiver Schulaufnahmetest, als er nicht das gewünschte negative Resultat aufweist, und am Ende, nach dem Abitur, bewirbt er sich erst gar nicht für die gehobene Beamtenlaufbahn, die allen Abiturien-ten offen steht (oder zumindest stehen sollte, wenn sie sich dafür qualifizieren), son-dern für den mittleren Dienst. Doch selbst hier wird er nach Ende seiner Ausbildungs-zeit nicht übernommen, obwohl er zu den 10 Besten des Jahrgangs gehört, sondern sein minderqualifizierte Kollege. Er zieht sich in die Welt der Bücher zurück („Ich glaube, ich lese so viel, weil ich nie-manden habe, dem ich zuhören kann und ich glaube, ich schreibe so viel, weil ich niemanden habe, dem ich etwas sagen könnte.“ ) und träumt, wie viele schwarze Deutsche, den Traum von der Rassismusflucht --„ ... ich wollte auswandern. Es war mir im Grunde egal, wohin, denn ich glaubte nicht, dass es auch nur ein Land geben könnte, in dem es schlimmer als in Deutschland sein würde,“ Uslebers Memoiren sind exemplarisch für das Leben schwarzer Deutsche, die sich die Zugehörigkeit zur Gesellschaft täglich neu erkämpfen müssen und sei es nur bei verbohrten Pförtnern, die zu meinen glauben, dass schwarze Hautfarbe und Beam-tersein unvereinbare Gegensätze sind. Sie erzählen von der Kunst der Schlagfertig-keit, die man als schwarzer Mensch benötigt. Denn selbst wenn man nur im Aufzug einen Stapel Kopien durchblättert, muss man damit rechnen spöttisch von einem Kol-legen gefragt zu werden, ob man denn auch lesen könne, was man in den Händen hält. („Natürlich“, antwortet Usleber, um gleich gegenzufragen „Können Sie denn le-sen?“ Es entspinnt sich ein längeres Wortgefecht, aus dem Usleber siegreich hervor-geht). Seine Memoiren erzählen von der Distanz, die schwarze Deutsche entwickeln, indem sie von „den Deutschen“ sprechen, als gehörten sie selbst nicht dazu. „Für mich ist das Wort Heimat inhaltsleer“, schreibt Usleber. Das ist verständlich, denn diese wird ihm jeden Tag genommen. Doch er schreibt darüber ohne jegliche Wei-nerlichkeit. Seine Analyse ist emotionslos und sachlich, wie man es von einem Be-amten nicht anders erwarten würde. Das Buch erzählt auch von Strategien, um mit der nicht immer einfachen Situation fertig zu werden, ohne zu verzweifeln. Dazu gehört eine übergroße Toleranz gegen-über den Mitmenschen, die ihn in wichtigen Momenten im Regen stehen lassen („ich bin einem solchen Menschen auch nicht böse“, schreibt er ein wenig zu großmütig als ihm jemand nach einer hitzigen Diskussion gesteht, dass er eigentlich auf seiner Seite stand.sich aber während des Streits nicht outen wollte). Zudem empfindet er seine Hautfarbe als Belastung oder, um es in seinen Worten zu sagen, er versteht, „ dass diese Hautfarbe nicht abwaschbar war, dass ich mit ihr leben musste.“ Und so lebt er mit ihr, ein wenig so wie ein Mensch mit Behinderung sich mit dieser abfindet. Damit macht er sie zu seinem persönlichen Problem, wo sie doch eigentlich das Pro-blem einer Politik ist, die bis heute sich nie dazu bekannt hat, dass es in Deutschland eine schwarze, einheimische Minderheit gibt. aus: AFRIKANET.de, vom 24.08.2007, Link: www.afrikanet.info/index.php?option=com_content&task=view&id=719&Itemid=83 Das Buch von Thomas Usleber „Die Farben unter meiner Haut - Autobiographische Aufzeichnungen“ (ISBN 3-86099-488-3) ist im Brandes und Apsel Verlag in Frank-furt/Main erschienen. Es kostet 12,90 Euro und kann portofrei über die "vorwärts: buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Ber-lin (www.vorwaerts-ba.de), Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de bezogen werden. 12. Kino-Tipp: “Takva“ - Gottesfurcht von Özer Kiziltan «Ich zittere am ganzen Körper, weil ich Angst habe zu versagen». Muharrem lebt in ständiger Angst, nicht zu genügen. Er lebt ein bescheidenes Leben als zölibatärer, frommer Junggeselle in einem traditionellen Viertel Istanbuls, streng nach den Gebo-ten der islamischen Mystik, des Sufismus. Spricht er nicht gerade mit Gott, dann spricht er vor allem mit sich selber. Frauen be-gegnen ihm nur in seinen sündigen Träumen. Wegen seines gutherzigen und etwas naiven Charakters wird er vom Oberhaupt des Sufi-Ordens dazu auserkoren, die «weltlichen Geschäfte» für das Kloster zu besorgen. Dazu brauche es ein gutes Herz, aber besser keinen zu gut entwickelten Verstand. Muharrem muss Mietzinsen für die ordenseigenen Liegenschaften eintreiben. «Vergiss nicht: Gott ist allgegen-wärtig» wird ihm mahnend auf den Weg gegeben. Dieser Satz begleitet ihn innerlich, als er - mit Handy und Anzug ausgestattet - in das moderne Istanbul entlassen wird. Diese fremde Welt, die voller Widersprüche und Verlockungen ist, verwirrt ihn zuse-hends und stürzt ihn schliesslich in eine Lebens- und Glaubenskrise. «Takva» (Gottesfurcht) von Özer Kiziltan ist ein fesselndes Drama, das den Zu-schauer, nach und nach, wie die sich im Gebet in Trance wiegenden Ordensanhän-ger, gefangen nimmt. Ein durchdringendes, aber nie aufdringliches Sounddesign, intensive Bilder und ein hervorragender Hauptdarsteller (Erkan Can): Der Film wühlt auf, sei einem das Thema, das er behandelt, noch so fremd. «Takva» ist die sechste Produktion der Gruppe «Yeni Sinemacilar» («Neue Filmemacher»), die in ihrer Hei-mat als innovative und hoffnungsvolle Erneuerer des türkischen Kinos gehandelt werden. Kopf der Gruppe ist der Drehbuchautor Önder Çakar. Der von Fatih Akin mitproduzierte Film hat Erfolg. In der Türkei wurde er zum Kassenschlager, an Film-festivals weltweit mit Preisen geradezu überschüttet. Interessanterweise wurde «Tak-va» in der Heimat sowohl von religiösen wie auch religionskritischen Kreisen positiv aufgenommen. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Film nicht wertet. Er ist in en-ger Zusammenarbeit mit den Sufi-Derwischen des Klosters entstanden und ermög-licht so einen seltenen Einblick in eine von der Außenwelt abgeschlossene religiöse Gemeinschaft. Die skeptische Haltung Kiziltans gegenüber fanatischer Religionen zeigt sich trotz seiner vorsichtigen filmischen Annäherung, in seiner Aussage: «Alle Ideologien und Religionen, welche jegliche Individualität verleugnen, führen zur Unterdrückung und Ablehnung des Humanismus und Rationalismus. Dies führt früher oder später in den Wahnsinn.» aus: www.cineman.de (von Sarah Stähli) Link: www.cineman.de/movie/review.php?urlextract=/2006/Takva/ 13. TV-Tipps >>> Sa, 17.11.2007, arte, 09.15 Uhr: Wo Du herkommst... Nordindien Benice Aulak ist zwölf Jahre alt und lebt in Gravesend in der Grafschaft Kent. Ihre Eltern sind in Großbritannien aufgewachsen, ihre Großeltern jedoch stammen aus Punjab im Norden Indiens. Benice reist dorthin, um Familienangehörige zu treffen, dann weiter nach Amritasr, um den Goldenen Tempel zu besichtigen, das spirituelle Zentrum des Sikhismus. In Amritasr hilft sie, traditionelle Mahlzeiten zuzubereiten und tanzt auf der Hochzeit ihres Cousins. Wo komme ich eigentlich her? Diese Frage stellen sich viele Jugendliche, die in ei-nem Land aufgewachsen sind, das nicht ihren eigentlichen Ursprüngen entspricht. Im Juniorprogramm begleitet ARTE junge britische Jugendliche auf ihrer ersten Reise in ihr Herkunftsland: unter anderem nach Armenien, Litauen, Bali, Kambodscha, Malay-sia und Somaliland. Die preisgekrönte Dokumentarreihe begleitet Jugendliche auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Kultur. Jede Reise ist ein persönlicher, unbefangener Blick auf ein Land mit seinen Lebensgewohnheiten, vertraut und fremd zugleich, ein Blick, der im Kontrast zu dem Land steht, in dem die Jugendlichen aufgewachsen sind. Zabel, Eli, Sophia, Nurul, Ahmed, Mwila, Rabeeh. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nicht britischer Herkunft sind, in Großbritannien geboren und aufgewachsen sind und das Land ihrer Eltern nicht kennen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie zum ersten Mal in ihr Herkunftsland reisen, um zu erfahren, wie man dort lebt. Jeder Film der Reihe be-gleitet einen Jugendlichen in sein jeweiliges Land und stellt eine einfühlsame und hu-morvolle Reise in ein anderes Land mit seinen Sehenswürdigkeiten und seiner Kul-tur, seiner Religion und seinen Lebensgewohnheiten dar. >>> So, 18.11.2007, arte, 09.15 Uhr: Wo Du herkommst... Westindien Die elfjährige Hemali Shah kommt aus Leicester. Auf ihrer Reise nach Indien, genau-er nach Bombay und Rajasthan, möchte sie ihre Familie und ihre kulturellen Wurzeln entdecken. In ihrem Videotagebuch hält sie ihre Eindrücke bei Verwandten und in ei-nem kleinen Dorf fest, in dem sie das Leben eines gleichaltrigen Mädchens teilt. Sie geht mit ihr zur Schule und zum Tanzen. Tief beeindruckt ist die junge Britin indischer Abstammung außerdem vom Jaina-Tempel in Ranakpur, wo sie ihrer Religion ein Stück näher kommt. Wo komme ich eigentlich her? Diese Frage stellen sich viele Jugendliche, die in ei-nem Land aufgewachsen sind, das nicht ihren eigentlichen Ursprüngen entspricht. Im Juniorprogramm begleitet ARTE junge britische Jugendliche auf ihrer ersten Reise in ihr Herkunftsland: unter anderem nach Armenien, Litauen, Bali, Kambodscha, Malay-sia und Somaliland. Die preisgekrönte Dokumentarreihe begleitet Jugendliche auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Kultur. Jede Reise ist ein persönlicher, unbefangener Blick auf ein Land mit seinen Lebensgewohnheiten, vertraut und fremd zugleich, ein Blick, der im Kontrast zu dem Land steht, in dem die Jugendlichen aufgewachsen sind. Zabel, Eli, Sophia, Nurul, Ahmed, Mwila, Rabeeh. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nicht britischer Herkunft sind, in Großbritannien geboren und aufgewachsen sind und das Land ihrer Eltern nicht kennen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie zum ersten Mal in ihr Herkunftsland reisen, um zu erfahren, wie man dort lebt. Jeder Film der Reihe be-gleitet einen Jugendlichen in sein jeweiliges Land und stellt eine einfühlsame und hu-morvolle Reise in ein anderes Land mit seinen Sehenswürdigkeiten und seiner Kul-tur, seiner Religion und seinen Lebensgewohnheiten dar. >>> So, 18.11.2007, arte, 13.00 Uhr: Luise - Eine deutsche Muslima Dokumentation Deutschland 2007 Luise ist die einzige Tochter eines deutschen Ehepaares. Im Alter von 19 Jahren konvertierte sie zum Islam, heiratete einen Algerier und ist inzwischen Mutter zweier Kinder. Die Dokumentation ist ein ebenso persönlicher wie politischer Film. Er führt in die Lebenswelt einer Familie, deren private Konflikte geprägt und überlagert werden durch aktuelle gesellschaftliche Strömungen und weltpolitische Ereignisse. Im Mikro-kosmos dieser Familie mischen sich westliche und islamische Werte, gleichzeitig spiegeln sich die Ängste wider, die der Islam gegenwärtig hervorruft. Immer mehr Menschen in Deutschland treten zum Islam über. 2005 seien nach Aus-sagen des Leiters des Zentralinstituts Islam-Archiv, Salim Abdullah, erstmals binnen eines Jahres mehr als tausend Deutsche konvertiert. Von den bundesweit 3,2 Millio-nen Muslimen seien genau 14.352 deutschstämmig, 62 Prozent der Neu-Muslime seien Frauen. Der Film erzählt von einer deutschen Familie, deren einzige Tochter Luise im Alter von 19 Jahren zum Islam konvertiert. Im Alltag trägt sie Kopftuch und islamische Klei-dung, die Moschee besucht sie regelmäßig. Mittlerweile ist sie 25 Jahre alt, verheira-tet mit dem arabischen Informatikstudenten Mohamed und in ihrer selbst gewählten Welt glücklich. Sie hat eine dreijährige Tochter und inzwischen auch ihr zweites Kind bekommen. Bis vor wenigen Wochen lebte das Paar gemeinsam mit Luises Eltern. Nach außen funktioniert die Familie solidarisch, nach innen hat sie mit alltäglichen Widersprüchen und Grenzsituationen zu tun. Luises Eltern suchen einen Weg, mit der fremden Kultur umzugehen, die in ihre Familie eingedrungen ist. Der Dokumentarfilm erzählt von Menschen, die sich lieben und streiten, er begleitet die Familie auf ihrer Reise in Mohameds Heimat Algerien, erzählt von Ängsten, Res-pekt, Resignation, vom Aufeinanderprallen unterschiedlicher Weltbilder und Lebens-entwürfe. Gezeigt wird kein Kampf der Kulturen, sondern der konfliktreiche und stei-nige Weg hin zu Toleranz und Annäherung, aber auch die Grenzen von Verständnis und Akzeptanz werden sichtbar gemacht. >>> So, 18.11.2007, WDR, 15.55 Uhr: Durchboxen - Von der Straße in den Boxring Cosmo TV Reportage Früher hat sich Hakan jeden Tag geprügelt, Cihan war in der Schule eine Niete. Heu-te bereiten sich beide auf das Abitur vor. Ihr Boxtrainer Timmy Lange hat sie von der Straße in den Boxring geholt. Der Trainer erwartet Disziplin; wer sich prügelt, fliegt raus. Wer zu spät kommt, muss Straf-Liegestütze machen. Diskussionen über Politik oder Religion sind verboten, die Trainer wollen keinen Streit im Verein. Regelmäßig müssen die Schüler ihre Zeugnisse vorlegen. Schlechte Noten bedeuten Wettkampf-sperre. Lehrer und Schuldirektoren kommen zu Besuch ins Flamingo Gymnasium und wollen die seltsame Wandlung ihrer Schüler verstehen. Für viele der jungen Boxer ist der Verein wie eine Familie. Jeder kämpft für sich, und doch halten alle zusammen. Res-pekt erkämpfen sie sich mit Disziplin und Fairness - nicht mehr mit Schlägereien auf der Straße. >>> So, 18.11.2007, Das Erste, 17.30 Uhr: Leben für Allah Ein deutscher Imam in Berlin Als 15-Jähriger verbrachte er seine Tage mit Haschischrauchen und drohte in der Schule zu scheitern. Sein irakischer Vater schickte ihn nach Ägypten, wo er den Is-lam kennen lernte. Seine polnische Mutter hatte ihn christlich-liberal erzogen. In Ägypten faszinierte ihn der Islam mit seinen klaren festen Regeln. Heute ist Ferid Heider mit 28 Jahren der jüngste Imam in Berlin. In zwei Moscheen im Wedding und in Neukölln ist er für die religiöse Weiterbildung der Konvertiten und die Erziehung Jugendlicher zuständig. Er predigt und unterrichtet in einer Sprache, die junge Musli-me inzwischen besser verstehen als Arabisch oder Türkisch: Deutsch. Anders als die meisten seiner Kollegen, die aus den Heimatländern nach Deutschland entsandt werden, kennt Ferid Heider den Alltag der Jugendlichen: Probleme in der Schule, kei-ne Perspektive am Arbeitsplatz. Mit dem Koran und daraus abgeleiteten klaren Re-geln versucht Ferid Heider sie vor dem zu bewahren, was auch ihm gedroht hatte: dem Abrutschen in die Kriminalität. Strenge Religiosität als letzte Rettung? Die renommierte Filmemacherin Margarethe Steinhausen hat sich in den letzten Jah-ren auf das Thema Islam und Integration konzentriert und war unter anderem die Au-torin von zwei viel beachteten Filmen über junge Muslime, die der RBB für Das Erste produzierte: "Ehre - Stolz - Scham" über muslimische Mädchen und "Prinz - Pascha - Prügelknabe" über muslimische Jungen. >>> So, 18.11.2007, SWR, 23.30 Uhr: Birgitta Weber im Gespräch mit Faduma Korn Sie wird geboren als Fadumo Abdi Hersi Farah Husen im "großen Regen". Frei und ungezwungen wächst sie auf als Nomadenkind in den Savannen Somalias. Das än-dert sich mit acht Jahren. So wie es in vielen afrikanischen und asiatischen Ländern Tradition ist, muss sich auch Fadumo Korn der rituellen Beschneidung unterziehen. Ab diesem Tag ist alles anders: Fadumo erkrankt schwer, ist dem Tode nahe. Auf der Suche nach Heilung kommt sie zuerst ins unruhige Mogadischu. Dort lebt sie bei einem Onkel, dem Bruder von Staatspräsident Siad Barre. Fadumo lernt den Luxus kennen, aber auch politische Unsicherheit. Weil sich ihre Krankheit verschlimmert, kommt sie nach Italien und schließlich nach Deutschland, wo sie ihren Mann kennen lernt. Ihre Heimat hat Fadumo Korn, wie sie seit ihrer Heirat heißt, vor 20 Jahren zum letz-ten Mal besucht. Sie lebt heute als Dolmetscherin und Autorin mit ihrer Familie in München. Fadumo Korn kämpft gegen die grausame Tradition der Beschneidung, die nicht nur Realität im fernen Afrika, sondern auch hier in Deutschland ist. "Wenn ich nur ein Mädchen davor bewahren kann, hat sich die Mühe gelohnt." Birgitta We-ber spricht mit Fadumo Korn über ihre drei Leben, ihr Engagement und das Glück, eine afrikanische Frau zu sein. >>> Mo, 19.11.2007, arte, 07.05 Uhr: Mustafa, der Weltenfahrer von Istanbul In Kadiköy, einem Stadtteil von Istanbul, leben Christen und Muslime seit Jahrhun-derten zusammen. Die Fahrer des kleinen Taxi- Unternehmens "Cem Taxi" sind in ihrer Stadt bekannt als "die Fahrer der Christen". Denn die kleine Taxizentrale ist ein Ort der Begegnung: Hier treffen sich viele Bewohner des Stadtteils um ein Schwätz-chen zu halten, egal welcher Religion sie angehören. Und Mustafa Toker, der Chef des Unternehmens, ein gläubiger Muslim, schätzt diese Toleranz als ein Stück Le-bensqualität seiner Stadt. Die Türkei galt im Altertum, nach den Missionsreisen des Apostel Paulus, als eines der christlichen Kernländer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in der Türkei nur noch etwa 20 Prozent Christen, heute sind es schätzungsweise gerade einmal fünf Prozent, das heißt rund 600.000 Gläubige mit einem breiten konfessionellen Spek-trum: Armenier, Griechisch-Orthodoxe, Assyrer, Chaldäer, Katholiken und Protes-tanten. Doch viele Christen fühlen sich bis heute in ihrer türkischen Heimat oft wie Bürger zweiter Klasse behandelt. Kadiköy, das alte Chalcedon, ist auf der asiatischen Seite Istanbuls gelegen. Hier fand 451 nach Christus das vierte der sieben ökumenischen Konzile statt. Bis heute leben in diesem Stadtteil Istanbuls noch immer viele Christen. In Kadiköy lebt auch Mustafa Toker. Der 42-jährige Taxifahrer ist ein gläubiger Muslim. Geboren und auf-gewachsen ist er in Kadiköy und stolz auf die reiche und alte Geschichte der Stadt. Mustafa Toker weiß, dass das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religi-onen nicht immer einfach ist, und dass viele Missverständnisse und historische Er-eignisse in der türkischen Geschichte die gegenseitige Toleranz bis heute erschwe-ren. Mustafa Toker macht an seinem Beispiel deutlich, dass ein harmonisches Mit-einander möglich ist. Mehr Infos unter: www.arte.tv/gesichtereuropas >>> Mo, 19.11.2007, NDR, 23.00 Uhr: Wer glaubt denn noch an Gott? Die christlichen Kirchen sind oft leer, dafür füllen sich Moscheen und Meditations-zentren. Gleichzeitig suchen immer mehr Menschen den Sinn ihres Lebens. Woran soll man glauben, welche Werte sind wichtig, wonach suchen wir, was ist Erfüllung? Ingo Zamperoni trifft Menschen, die sich diese Fragen stellen und ihre ganz persön-lichen Antworten gefunden haben. Er trifft Christen, Muslime, Buddhisten. Peter Schütt ist als Jugendlicher vom evangelischen zum katholischen Glauben kon-vertiert. Heute ist er Muslim. Jochen Regelin glaubte an nichts, bis er seinen Weg zu den Buddhisten fand. Und Rahime Schiborn findet sich als Frau im Islam besser auf-gehoben als in anderen Religionen. Gabriele Luckey backt Kuchen für den Gemein-dekaffee in ihrer Kirche und hofft, dass heute ein paar andere Gemeindemitglieder kommen. Herbert hat auf den Straßen von St. Pauli durch die Heilsarmee Gott ge-funden als er ganz unten war. Ingo Zamperoni fragt nach den verschiedenen Wahrheiten der Menschen. Gibt es nur einen Gott? In welcher Glaubensgemeinschaft finden Menschen ihren Sinn? Ingo Zamperoni begegnet Gläubigen, Zweiflern, Würdenträgern. Immer wieder ist er von der Ernsthaftigkeit der Menschen beeindruckt, die sich mit dem Sinn ihres Lebens auseinandersetzen. Jung, alt, reich, arm - die Suche nach dem Sinn verbindet alle, und die eine, die einzige Wahrheit gibt es wohl nicht. >>> Mo, 19.11.2007, BR, 23.40 Uhr: Buddhismus - Eine Reise nach Ladakh In jedem Sommer kehrt Wangchuk Fargo, ein in München lebender Bergführer, in den Himalaya zurück, um Bergtouristen auf die Siebentausender seiner Heimat Ladakh zu führen. In diesem Jahr löst Wangchuk ein altes Versprechen ein, das er in jungen Jahren seinem spirituellen Führer Lama Lochus Rimpoche gegeben hat: Er wird die heiligen Stätten seiner Religion, des Buddhismus, besuchen. Sein Guru - der auch Lehrmeister des Dalai Lama war - trägt ihm auf, den Stationen des Lebenswe-ges Buddhas nachzugehen, von Kapilavatthu in Nepal, dem Geburtsort des Prinzen Siddharta, bis nach Kushinagara in Indien, an das Grab des Erleuchteten. Wangchuks Hauptziel soll Bodhgaya am Ufer des Ganges sein, wo der Wander-mönch Gautama zu Buddha wurde, der Ort, an dem ihm alles Wissen über das Mensch-Sein zuteil wurde, und der damit zum Geburtsort des Buddhismus wurde: Hier errichtete Buddha sein Glaubensgebäude und fand zu einer beispielgebenden Lebensweise aus größter Einfachheit, zu Weisheit, zu Entsagung und Leere. Die Pil-gerreise führt Wangchuk auch an den heiligsten Ort der Hindus, nach Varanasi am Ganges, denn unweit von hier, in Sarnath, löste sich der Wandermönch
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