Sehr verehrte Damen, sehr verehrte Herren, liebe Gäste
Der Ausländerbeirat, als Vertretungsorgan der ausländischen Mitbürger in Wetzlar, hat in seiner 30. öffentlichen Plenarsitzung vom 10. September 2009 beschlossen, im Rahmen des Erntedankfestes einen Walnussbaum zu pflanzen. Dieser Beschluss verdeutlicht, dass sich die ausländischen Mitbürger in Wetzlar heimisch fühlen und hier Wurzeln schlagen und geschlagen haben. Welchen Stellenwert hat es, zusammenzukommen und einen Baum zu pflanzen? Was bedeutet es, einen Walnussbaum ausgewählt zu haben? In doppelter Hinsicht stellt der Walnussbaum Situation und Entwicklung des Lebens der ausländischen Mitbürger unter uns dar. Zum einen ist er ein vor tausenden von Jahren durch die Römer aus dem Osten zugewanderter Baum – zum anderen ist er inzwischen zum heimischen Baum geworden. Auf dem Weihnachtstisch ist die Walnuss neben dem deutschen Apfel nicht mehr wegzudenken. Folglich hat der Walnussbaum in unserem Lebensalltag Wurzeln geschlagen und auf Grund seiner Widerstandsfähigkeit und Fruchtbarkeit hat er sich seinen Platz auf den westeuropäischen Wäldern und Feldern erkämpft. Wir treffen in unseren Gärten sowohl den deutschen Haselnussbaum als auch den Walnussbaum an. Sie ergänzen sich. Sehr verehrte Damen und Herren, wir Menschen könnten es auch leichter haben, wenn wir uns gegenseitig ergänzten und unsere beiderseitige Entfaltung zuließen. Unsere Begegnung hier und heute ist keine neue Erfindung. Menschen haben sich immer danach gesehnt und es angestrebt sich zu begegnen und gegenseitig anzuerkennen. Im Koran steht in der Sure 49, Vers 13: Ihr Menschen! Wir haben euch geschaffen aus Mann und Weib, und wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr euch untereinander kennenlernt. Dies heißt in unserer aktuellen Zeit, dass Verschiedenheit und Andersartigkeit, Voraussetzung und Basis unseres Zusammenwirkens sind. So entsteht das friedliche Miteinander durch uns selbst - als ein Resultat unserer Kultur und der Beteiligung aller am Gestaltungsprozess des Zusammenlebens. Mit der Pflanzung des Wallnussbaumes wollen wir, die Neuen und Zugezogenen, der Stadt Wetzlar unsere Dankbarkeit und Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Unsere heutige Aktion ist zugleich ein Symbol der Dankbarkeit für die Gegenwart als auch Ausdruck unserer Hoffnung für die Zukunft. Luther sagte: Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns in diesem Sinne miteinander wetteifern und unser Zuhause in Wetzlar gemeinsam genießen und gestalten. Dr. M. Ouertani
|