Berlin / Göttingen, 25. Oktober 2007 "Türkei: Kein EU-Beitritt für Kriegstreiber! – Statt PKK endlich Gleichberechtigung für 15 Mio. Kurden!" Mit diesen Forderungen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zu einer Mahnwache vor der türkischen Botschaft in Berlin am heutigen Donnerstag aufgerufen. Die Menschenrechtsorganisation protestiert so gemeinsam mit in Deutschland lebenden Kurden gegen den drohenden Einmarsch türkischer Truppen in den friedlichen irakischen Bundesstaat Kurdistan und fordert eine gewaltlose Lösung der Kurdenfrage in der Türkei. "Die 15 Millionen Kurden als gleichberechtigte Staatsbürger zu behandeln, wäre eine wesentlich wirksamere Maßnahme, der radikalen Kurdischen Arbeiterpartei PKK den Boden zu entziehen, als ein Krieg im Nachbarland", sagt der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch.
Zülch erinnert daran, dass das türkische Militär mit Einwilligung des gestürzten irakischen Diktators Saddam Hussein bereits 24 groß angelegte grenzüberschreitende Operationen gegen die PKK unternommen und dadurch nichts anderes erreicht habe als die Zerstörung irakisch-kurdischer Dörfer. Statt mit dem Hintergedanken, das blühende autonome Irakisch-Kurdistan zu zerstören, einen Krieg gegen die PKK zu beginnen, könne Ankara auf zivilisierte Weise viel schneller eine Lösung der türkischen Kurden-Frage realisieren. Dafür müsse es endlich eine Generalamnestie für die 3835 kurdischen politischen Gefangenen geben. Außerdem müsse mit dem Wiederaufbau der 3876 von der türkischen Armee zerstörten kurdischen Dörfer in Südostanatolien begonnen und ein umfassendes Rückkehrprogramm für die zwei Millionen intern vertriebenen Kurden entwickelt werden. Überdies müsse die kurdische mit der türkischen Sprache bei Behörden und im Schulsystem Südost-Anatoliens gleichgestellt werden. So würde die totalitäre PKK in Türkisch-Kurdistan sehr schnell die Unterstützung der bis zur Stunde unterdrückten kurdischen Bevölkerung verlieren.
Die GfbV verurteilt die totalitären Methoden der PKK im Nahen Osten und ihre Unterwanderung und Bedrohung der kurdischen Gemeinschaft in Deutschland genauso wie die Kriegsverbrechen der türkischen Armee.
"Mit einem militärischen Einmarsch in die autonome nordirakische Kurdenregion, die mit ihrer Toleranz und Gleichberechtigung für kleine Nationalitäten und religiöse Minderheiten zu einem Modell für den Nahen Osten geworden ist, würde sich der Verdacht erhärten, dass türkische Militärs und andere Nationalisten nach den ölreichen nordirakischen Gebieten und den Städten Mosul und Kirkuk greifen wollen", warnt Zülch. Die türkische Regierung und die türkische Generalität hätten mehrfach ihre Absicht bekräftigt, im Nordirak militärisch einzugreifen, um einem Anschluss der Provinz Kirkuk an Kurdistan zuvorzukommen. Irakisch-Kurdistan sei der einzige Zufluchtsort innerhalb des Irak für kurdische, turkmenische, arabisch-sunnitische, shiitische, assyro-chaldäische und mandäische Flüchtlinge.
http://www.gfbv.de/