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Infodienst Migration vom 17.09.2007

BIM 44/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 17.09.2007

 

In dieser Ausgabe:

 

1. "Die Kultur entartet" - Empörung über Zitat des Kölner Kardinals Meisner

2. Kardinal Meisner - der Kalif von Köln

3. Kommentar: Christlicher Fundamentalismus ist nicht besser als islamischer

4. Bundesländer planen Integrationskurse für Imame

5. Hessen: Zuschüsse für Integration seit 2004 gestrichen

6. Ramadan (I): Türkischer Präsident bricht aus Versehen Fastenregeln

7. Ramadan (II): Fußball im Fastenmonat

8. Deutscher Afghanistan-Einsatz - Presseschau

9. Afghanistan-Beschlüsse der Grünen - Presseschau

10. Bonn, 18.09.2007: Migranten und Migrantinnen im Wohngebiet

11. Herzogenrath, 19.09.2007: Internationales Kochen

12. Magdeburg, ab 18.09.2009: Ausstellung „Homestory Deutschland

13. Worms, 18.09.2007: Filmvorführung „Das Fest des Huhnes“

14. Buch-Tipp: „Berlin aufgemischt“ von Dr. Stephan Lanz

15. Film-Tipp: „Wenn uns zwei Berge trennen“

16. TV-Tipps

17. BIM zitiert - heute ein Zitat von Georg Milbradt, Ministerpräsident

 

... und am Ende: Impressum und Bezugsmöglichkeiten

 

1. "Die Kultur entartet" - Empörung über Zitat des Kölner Kardinals Meisner

 

Mit seiner Warnung, Kunst und Kultur ohne Gottesverehrung drohe zu entarten, hat sich Kardinal Joachim Meisner harsche Kritik eingehandelt. Der nordrhein-westfäli-sche Kultur-Staatssekretär Grosse-Brockhoff kritisierte die Bewertung Meisners scharf - das Wort "entartete Kunst" stehe für eines der schlimmsten Kapitel der deut-schen Geschichte.

 

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat gesagt, Kunst und Kultur ohne Gottesver-ehrung drohe zu "entarten" - und damit nach dem Streit um das Chorfenster des Künstlers Gerhard Richter im Kölner Dom erneut eine Debatte um Kunst und Religi-on ausgelöst. Wo sich die Kunst vom Religiösen trenne, "erstarrt der Kultus im Ritua-lismus, und die Kultur entartet.

"Sie verliert ihre Mitte", sagte der Kardinal am Freitag zur Einweihung des Kölner Di-özesanmuseums Kolumba; "vergessen wir nicht, dass es einen unaufgebbaren Zu-sammenhang zwischen Kultur und Kult gibt".

Der Sinn von Kunst sei, die Schöpfungsgedanken Gottes in der Welt aufzuspüren und ihnen in Literatur, Musik, Bild oder Plastik erneut Gestalt zu geben. Der über der kriegszerstörten Gotik-Kirche Sankt Kolumba errichtete Museumsbau sei "eine neue Möglichkeit, Menschen mit der Wirklichkeit Gottes in Berührung kommen zu lassen".

Der nordrhein-westfälische Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff  kritisierte die Bewertung Meisners scharf. "Dass Kardinal Meisner sich zu einem sol-chen Sprachgebrauch hinreißen lässt, ist erschreckend und zeigt, dass er keinerlei Zugang zu Kunst und Kultur hat", sagte Grosse-Brockhoff dem Kölner Stadt-Anzei-ger.

Das Wort "entartete Kunst" stehe für eines der schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte und einen katastrophalen Umgang mit Kunst und Kultur. Bereits Meis-ners Äußerungen zum neuen Fenster im Kölner Dom hätten "bewiesen, dass es wenig Sinn hat, mit ihm über Kunst zu diskutieren. Und das sage ich nicht nur als Kulturstaatssekretär, sondern auch als Katholik."

Über das Chorfenster, dessen abstrakte Gestaltung das Kölner Domkapitel befürwor-tet hatte, hatte Meisner gesagt, es passe "eher in eine Moschee oder in ein anderes Gebetshaus".

 

aus: Süddeutsche Zeitung vom 15.09.2007

Link: www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/226/132981/

 

2. Kardinal Meisner - der Kalif von Köln

 

Die Aufregung ist berechtigt. Den Nazis galt eine Kunst als "entartet", die sich nicht auf den Boden des Völkischen stellen mochte; so eine Kunst sei individualistisch, zersetzend und dekadent - lauteten zwischen 1933 und 1945 die Schlagworte. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat nun in seiner unseligen Aktualisierung des "Entartungs"-Begriffes schlicht den Referenzpunkt ausgetauscht.

 

Wie er in einem Festgottesdienst zur Einweihung des Kölner Kunstmuseums Kolum-ba predigte, gilt ihm eine Kultur als "entartet", die sich von der Verehrung Gottes ab-gekoppelt hat. Mit Zustimmung nimmt man die vielen Protestnoten zur Kenntnis, die Repräsentanten unserer Gesellschaft gegen diese Äußerung abgeben, sei es Christ-demokraten wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann und der Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Präsident der Berliner Akademie der Künste Klaus Staeck oder der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle. Dass mit "Entartung" nicht operiert werden darf, gehört zum Konsens unserer Gesellschaft. Zum Glück ist das in den Reaktionen auf den Kardinal deutlich geworden.

 

Aber der Skandal geht über die Wortwahl hinaus. Kardinal Meisner hat mehr getan, als ein Wort zu verwenden, das zu Recht auf dem Index steht. Die zentrale Passage seiner Predigt lautet: "Vergessen wir nicht, dass es einen unaufgebbaren Zusam-menhang zwischen Kultur und Kult gibt. Dort, wo die Kultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultur im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie ver-liert ihre Mitte." Selbst wenn Meisner eine andere Formulierung gewählt hätte, böte diese Ausführung Anlass genug für Empörung.

 

Denn man mag sich an vieles gewöhnt haben - auch an solche Sonntagsreden, die am tatsächlichen Besuch solch wunderbar profaner Kunstereignisse wie der Docu-menta oder zuletzt der Berliner MoMA-Ausstellung vorbeigehen. Aber nimmt man die Predigt auch nur einen Augenblick lang ernst, stellt man fest: Sie passt keineswegs zum Selbstverständnis einer modernen und liberalen Gesellschaft. Und so hilft es auch nichts, wenn Kardinal Meisner in einer Stellungnahme "Missinterpretation eines einzelnen Wortes" bedauert. Der ganze Geist seiner Predigt atmet einen religiösen Fundamentalismus.

Dieser Geist liegt in der Kopplung von Kunst und Religion. Meisner sagt nichts ande-res, als dass wahre Kunst nur diejenige Kunst ist, die Gott preist. Ein Taliban würde das kaum anders sagen. So sehr man in linksliberalen Kreisen normalerweise über solche Thesen die Achseln zuckt und zum Alltag übergeht, es ist durchaus an der Zeit, einmal festzuhalten: So eine Kopplung widerspricht nicht allein allem, was in Kunstführern steht und was Kunstlehrer ihren Schülern vermitteln sollten. Sie wider-spricht auch der Basiserzählung der modernen Gesellschaft: der von der Emanzipati-on des Menschen.

 

So wichtig die Kirche jahrhundertelang als Mäzenatin der Kunst gewesen sein mag - die Grundlagen, auf der noch unsere Gesellschaft fußt, wurden geschaffen, als die europäischen Künstler den Zusammenhang zwischen Kultur und Kult aufkündigten und sich von der Gottesverehrung abkoppelten. Ein Renaissance-Kunstwerk wie den Florentiner "David" von Michelangelo, das den Mensch frei und nackt und ohne Angst vor transzendentaler Obdachlosigkeit zeigt, könnte Meisner noch trickreich in seine Argumentation einbauen. Der Mensch gilt ihm als Ebenbild Gottes, also ist die Verehrung des Menschen für ihn auch Gottesverehrung. Nur muss er darüber hin-weggehen, dass die Darstellung menschlicher Schönheit und Selbstermächtigung gegen den erbitterten Widerstand der Kirche durchgesetzt werden musste.

 

Die Geschichte der Künste in Europa war eine Geschichte des Kampfes gegen religi-öse Vereinnahmung - so wie die liberale Gesellschaft insgesamt gegen die Ansicht durchgesetzt werden musste, dass jede Herrschaft auf Gott fußen muss. Vollends die künstlerische Moderne passt nicht mehr in Meisners Schema, was sich in seiner Ablehnung von Gerhard Richters neuem Fenster im Kölner Dom zeigt. Dem Einwei-hungsgottesdienst für dieses Kunstwerk blieb Meisner demonstrativ fern, ein Akt der Ignoranz gegen die moderne Kunst - und gegen die moderne Welt. Denn erst eine Kunst, die - keinem Gott mehr, sondern nur ihren eigenen Maximen verpflichtet – im-mer auch über das abstrakte Zusammenspiel von Farben und Formen nachdenkt, passt zur modernen Gesellschaft.

 

Den Begriff "Entartung" haben schließlich keineswegs die Nazis erfunden. Sie haben ihn übernommen aus der im ausgehenden 19. Jahrhundert virulenten Kritik an der Moderne, etwa des Schriftstellers Max Nordau. Als "entartet" oder auch "degeneriert" galten Nordau so unterschiedliche Künstler und Intellektuelle wie Tolstoi, Richard Wagner, Ibsen, Nietzsche oder Zola - ihre Werke wertete er als Symptom einer durch Verstädterung und Industrialisierung gesteigerten Nervosität.

 

Kardinal Meisners Begriff der "Entartung" mag nun vielfältige Empörung auslösen. Mindestens ebenso fragwürdig aber ist die sich in ihm ausdrückende Sichtweise, Mo-dernisierung und Liberalisierung vor allem als Krise und Verfall wahrzunehmen - wo es doch Errungenschaften und Emanzipationsgewinne zu registrieren und offenbar gelegentlich wieder gegen die Kirche zu verteidigen gilt. Einem Ritus ohne Kunst mag tatsächlich der Pfiff fehlen. Aber einer Kunst ohne Gott fehlt keineswegs die Mit-te. Vielmehr ist erst sie in der liberalen Gesellschaft angekommen.

 

aus: taz vom 17.09.2007 (von Dirk Knipphals)

Link: www.taz.de/index.php?id=koepfe-artikel&art=4750&no_cache=1

 

3. Kommentar: Christlicher Fundamentalismus ist nicht besser als islamischer

Manche Ideen tauchen so schnell wieder unter, wie sie aufgetaucht sind. Man sollte sie trotzdem nicht sofort vergessen, wenn sie, und sei es irrlichternd, ein Element der gegenwärtigen Lage grell beleuchten. Dies gilt nun auch für das „Konvertitenregis-ter“, von dem der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Bosbach fanta-siert hatte. Natürlich war dies ein abwegiger Gedanke - und nicht nur aus verfas-sungsrechtlicher Sicht. Die Sache würde schon daran scheitern, dass eine Konversi-on etwa zum Islam nicht einmal zu der einzigen Eintragung in staatlichen Akten führt, die es in Religionssachen gibt: nämlich zur Feststellung der Kirchensteuerpflicht in ei-ner Körperschaft des öffentlichen Rechts. Diesen Status soll der Islam derzeit gerade nicht bekommen. Also alles Quatsch?

Ja - und nein. Das Problem, das sich in dieser Burleske anmeldet, ist, dass die Reli-gion - obwohl ihre Freiheit im Grundgesetz geschützt ist - durchaus zum Problem für den freiheitlichen Staat werden kann. Schon für die Vergangenheit, gerade auch für die christliche, galt der Doppelsatz: Nie kann die Freiheit die Religion beschädigen, sehr wohl aber die Religion die Freiheit. Nun sehen wir: Dieser Satz kann auch für die Zukunft gelten – auch hier nicht nur für islamischen, sondern durchaus auch für christlichen Fundamentalismus. Zählt man etwa die Attentate und Gewaltakte, die in den USA aus christlich deklarierter Motivation in den letzten ein, zwei Jahrzehnten verübt worden sind (nicht nur gegen Abtreibungskliniken und -ärzte), so kann man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass dieser religiöse Terrorismus es in der Summe mit dem 9/11-Anschlag aufnehmen kann.

Wenn aber religiöser Extremismus in jeder Form zum Problem werden kann, dann muss man auch die zwei möglichen Seiten eines Konversionsaktes im Auge behal-ten. Der Übertritt kann einerseits der Ausdruck religiöser Toleranz und Reife sein, er kann aber auch die Folge eines krisenhaften Bedürfnisses sein, sich radikal in einer auf das Jenseits orientierten Gemeinschaft ein-, ja nachgerade unterzuordnen – was übrigens auch in einer „Konversion“ innerhalb der bisherigen Religion möglich ist, et-wa in der Hinwendung zu extrem „evangelikalen“ Sekten oder zum Opus Dei (dieses Bedürfnis richtet sich nicht selten auch gegen eine als diffus empfundene Säkularität und Liberalität). Selbst in Deutschland registrieren wir solche Probleme, etwa wenn christlich-fundamentalistische Elternpaare ihre Kinder der staatlichen Schulpflicht entziehen oder verlangen, an unseren staatlichen Schulen müsse der Kreationismus gelehrt werden.

In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts haben wir uns darauf einge-stellt, dass die Religion im Zuge der Säkularisierung eine stetig abnehmende Res-source sei. Aus einem sozusagen vernünftig-resignativen Bedauern ist die berühmte „Böckenförde-Formel“ entstanden, wonach der moderne Staat auf (religiöse) Voraus-setzungen angewiesen ist, für die er nicht mehr garantieren kann; dies sei das Risi-ko, das er um der Freiheit willen eingegangen ist. Inzwischen erkennen wir das Dop-pelgesicht der Religion deutlicher: Sie kann gemeinschaftsfreundlich und freiheitsför-derlich sein - aber auch das Gegenteil. Deshalb wollen wir weder einen Kirchenstaat noch eine Staatskirche - so viel zum Rückblick auf die Vergangenheit.

Wir brauchen aber auch künftig einen weltanschaulich neutralen Staat, der in den Grundprinzipien der freiheitlichen demokratischen Verfassung seine Prärogativen vor jeder Religion, seinen Vorrang gegenüber jeder selbstherrlichen Berufung auf ein Jenseits entschieden durchsetzt. Wir brauchen also einen Staat, der beides schützt: die Freiheit der Religion - und die Freiheit vor der Religion.

 

aus: DER TAGESSPIEGEL vom 17.09.2007 (von Robert Leicht)

Link: www.tagesspiegel.de/meinung/Kommentare-Integration;art141,2380944

 

4. Bundesländer planen Integrationskurse für Imame

 

Die Integrations- und Ausländerbeauftragten der Länder wollen diese Woche darüber beraten, wie mehrere hundert Imame an deutschen Moscheen zu einer engeren Zu-

sammenarbeit mit den Behörden bewegt werden können. So sollen die muslimischen Vorbeter das Recht bekommen, an Integrationskursen teilzunehmen - auch wenn sie nicht dauerhaft in Deutschland bleiben wollen. In einem internen Beschlussvorschlag aus Nordrhein-Westfalen wird eine geplante Fortbildungsreihe des Berliner Senats für die Imame als vorbildlich und nachahmenswert eingestuft: Vorbeter, die "eine be-sondere Vorbildfunktion für die Muslime" einnähmen, sollten zur Zusammenarbeit ge-wonnen und über das Leben in Deutschland informiert werden.

 

Die Kooperation zwischen Sicherheitsbehörden wie dem Landeskriminalamt Nord-rhein-Westfalen und muslimischen Organisationen solle ausgeweitet werden, heißt es weiter. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer will auf der Herbsttagung in Bonn außerdem eine Initiative zur Bekämpfung von Rechtsex-tremismus präsentieren. Bürgermeister, so die Idee, sollen eine Art "Pakt für Demo-kratie" unterschreiben und regelmäßig berichten, was sie gegen Rechtsextreme un-ternommen haben.

 

aus: SPIEGEL ONLINE vom 15.09.2007

Link: www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,505895,00.html

 

5. Hessen: Zuschüsse für Integration seit 2004 gestrichen

 

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat mehr Engagement für die Inte-gration von Zuwanderern gefordert. "Jahrzehntelange Versäumnisse" müssten vor allem bei der Integration von Menschen aufgeholt werden, die schon lange hier leb-ten. Das verlangten der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, und der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau, Wolfgang Gern, am Montag in einer gemeinsamen Pressemit-teilung zur Interkulturellen Woche, die am Freitag in Frankfurt eröffnet wird.

 

Steinacker und Gern kritisierten, dass Hessen 2004 alle Zuschüsse für Migrationsso-zialarbeit gestrichen habe und sich seither auf Sprachkurse und ehrenamtliche "Inte-grationslotsen" konzentriere. Das reiche aber nicht aus: "Beide Seiten, die Zuwande-rer und die deutsche Bevölkerung sowie Behörden und Einrichtungen, brauchen Hil-fen zur besseren Integration." Zwar gebe es dies nicht zum Null-Tarif. "Aber weitere Desintegration kommt uns wesentlich teurer zu stehen", sagten Steinacker und Gern. Auch nach vielen Jahren in Deutschland seien Zuwanderer in der Bildung und im Be-rufsleben benachteiligt. Im Vergleich zu Deutschen seien sie doppelt so oft arbeitslos und deutlich häufiger von Armut betroffen.

aus: FR-online.de vom 17.09.2007, Link: www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=1211714&

 

6. Ramadan (I): Türkischer Präsident bricht aus Versehen Fastenregeln

 

Mit einem unbedachten Griff zum Wasserglaswährend eines offiziellen Termins hat der türkische Präsident Abdullah Gül das Fasten im Monat Ramadan gebrochen. Schon nach dem ersten Schluck habe er den Fehler aber erschrocken bemerkt. „Warum warnen Sie mich nicht? Warum stellen Sie dieses Wasser hin?“, zitiert die Tageszeitung RADIKAL am Freitag den Staatspräsidenten, der von Teilen der türkischen Opposition einer schleichenden Islamisierung des Landes verdächtigt wird. Der Religionsgelehrte Süleyman Ateş nahm Gül in Schutz: Wer aus Versehen esse oder trinke, der verstoße nicht gegen die religiösen Gesetze.

 

aus: Berliner Zeitung vom 15.09.2007

 

7. Ramadan (II): Fußball im Fastenmonat

 

An jubelnde Profi-Fußballer, die nach einem Tor das Kreuz ihrer Goldkette küssen oder gen Himmel danken, hat man sich gewöhnt. Christlich gläubige Spieler zeigen dies gern den Fans, vor allem die zahlreichen Samba-Kicker aus Südamerika, die sich auch außerhalb des Platzes oft in Bibelkreisen zusammenschließen. In letzter Zeit häufen sich aber auch die Glaubensbekenntnisse muslimischer Profi-Fußballer. Ob Franck Ribery von Bayern München, Berkant Göktan von 1860 München oder Adil Chihi vom 1. FC Köln-– sie alle bezeichnen sich als gläubige Musleme. Sie alle bekennen sich dazu, ihr Leben nach dem Koran auszurichten.

 

Von diesem Donnerstag an könnte das allerdings - mal wieder - zum Problem wer-den. Dann beginnt der Fastenmonat Ramadan. Muslime dürfen in dieser Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen oder trinken. Doch Ausdauer-läufe, Vereinstraining und Bundesligaspiele stehen für die muslimischen Fußballer trotzdem auf dem Programm. Wie lässt sich das alles vereinbaren ohne nennenswer-te Leistungseinbrüche?

 

Viele muslimische Fußball-Profis haben ihren eigenen Weg gefunden, sich durch den Fastenmonat zu kicken. Der 26-jährige Deutsch-Türke Berkant Göktan fastet zum Beispiel überhaupt nicht. "Ich habe das noch nie gemacht", sagt er. Schließlich sei dieses Phänomen "auch eher in der Türkei verbreitet als hier". Dort allerdings sei es Gang und Gebe, dass Fußballer radikal den ganzen Tag über fasten würden. Tat-sächlich aber gibt es auch in Deutschland Profis, die die Fastenregeln radikal befol-gen. Bielefelds Angreifer Abdelaziz Ahanhouf zum Beispiel erklärt, warum er sich ganz streng an das Fastengebot hält: "Ich möchte später ins Paradies, da mache ich doch keine Ausnahme." Also entweder ganz oder gar nicht fasten? Der neue Bayern-Star Franck Ribery zeigt, dass es auch einen Mittelweg gibt.  "An freien Tagen werde ich fasten. Wenn ich spiele, dann nicht", sagt er.

 

Was schon für die Spieler ein heikles Thema ist, interessiert natürlich auch die Trai-ner. Schließlich sollen ihre Spieler immer Höchstleistungen bringen - da passt ein Fastenmonat nicht so recht ins Bild. Thomas Doll etwa sagte zu seiner Zeit als Ham-burger Coach einmal, für Fußballer gebe es für den Ramadan "eine Ausnahmerege-lung". Sein Duisburger Trainerkollege Rudi Bommer interpretiert die islamischen Glaubensregeln ähnlich: "Wenn es möglich ist, sollte man die Fastenzeit auf die Län-derspielpausen verlegen. Das lässt der Koran zu."

 

Ob der Koran das wirklich zulässt, ist jedoch umstritten. Entscheidend dafür ist Vers 185 der zweiten Koran-Sure, der Ausnahmeregeln für das religiös motivierte Fasten nennt: Nach gängiger Koran-Interpretation gelten Ausnahmen für Reisende, kranke Menschen, schwangere Frauen, kleine Kinder oder körperlich schwer Arbeitende. Doch ob auch Profi-Fußballer zu den "schwer Arbeitenden" zu zählen sind, interpre-tiert jeder ein wenig anders. In muslimischen Gesellschaften trainieren und spielen die Fußballer jedenfalls oftmals erst nach Sonnenuntergang. Der Augsburger Stür-mer Momo Diabang holte sich deshalb einmal Rat bei einem Imam in seinem Hei-matland Senegal, der ihm gesagt haben soll: "Wenn der Job, von dem du lebst, es nicht zulässt, dass du fastest, ist es in Ordnung, wenn du es lässt."

 

Trainer, die in der türkischen Profiliga gearbeitet haben, können den Fastenmonat jedoch nicht mit einer derat modernen Koran-Interpretation aus dem Trainingsalltag verdrängen. Neben Christoph Daum ist Werner Lorant einer der Coachs mit der größten Auslandserfahrung in muslimischen Ländern. Er sagt: "Man muss sich vor-her sehr gut informieren und entsprechend darauf einstellen." So musste Lorant die Trainingseinheiten reduzieren und durfte in der Regel erst abends nach Sonnenun-tergang mit den Spielern auf den Platz. Zugleich achtete Lorant beim gemeinsamen Frühstück vor Sonnenaufgang darauf, dass in der kurzen Zeit das Richtige gegessen und genügend getrunken wird.

 

Religiöses Fasten unter Profisportlern ist ein Thema, das auch Sportmediziner be-schäftigt. Denn die Körper der Spieler regenerieren ohne regelmäßige Nahrungsauf-nahme langsamer. Wer fastet, füllt seinen Glykogenspeicher nicht nach. In dem Fall muss der Körper bei großer körperlicher Aktivität seine eigenen Fettreserven angrei-fen, die eigentlich für Notfälle vorgesehen sind. Das führt fast zwangsläufig zu Kon-zentrationsmängeln und Schwächen.

 

Die deutschen Trainer begründen eine schlechte Einzelleistung im Spiel sogar manchmal mit dem Ramadan. Duisburgs Trainer Bommer sagt, dass er bei einem fastenden Kicker noch nie eine Leistungsexplosion bemerkt habe. Die Auswirkungen seien "eher negativer Art". Manche muslimische Sportler hingegen glauben, dass ih-nen gerade das einmal jährliche Fasten zu besseren Leistungen verhelfe. Der US-amerikanische Basketball-Star Julius Shareef Abdur-Rahim etwa konterkariert mit seinem Credo die gängigen Empfehlungen der internationalen Ernährungswissen-schaft. Shareef Abdur-Rahim sagt: "Wenn ich faste, kann ich mich während des Spiels besser konzentrieren."

 

aus: DIE ZEIT 37/2007 vom 13.09.2007 (von Johannes Aumüller)

Link: www.zeit.de/online/2007/37/ramadan-fussball

 

8. Deutscher Afghanistan-Einsatz - Presseschau

 

Der Streit um die Afghanistan-Politik sollte sich nicht nur darum drehen, ob «Aufbau edel oder Antiterror-Kampf böse» ist, meinen deutsche Leitartikler. Die Frage müsste nach Auffassung der NETZEITUNG jedoch lauten: Wie effizient sind die Einsätze überhaupt?

 

CELLESCHE ZEIZUNG: Unkameradschaftlich und feige

 

Laut Verteidigungsminister Franz Josef Jung will die Bundeswehr ihre Bemühungen verdreifachen. Aber eben nur im Norden. Der Nato-Generalsekretär dagegen wünscht sich Militär-Ausbilder auch im Süden. Selbst Ausbilder der Bundeswehr kön-nen sich nicht vorstellen, diesen Job im Norden des Landes zu erledigen und «ihre» afghanischen Soldaten dann allein und unbegleitet zum Kämpfen in den Süden zu schicken. Dies wäre auch im höchsten Maße unkameradschaftlich und Ausdruck von Feigheit. Auf die Dauer wird Deutschland sich deshalb nicht weiter davor drücken können, wenigstens teilweise auch im Süden des geschundenen Landes aktiv zu werden.

 

OSTSEE-ZEITUNG. Afghanistan-Politik in der Zwickmühle

 

Auch ohne den Druck, den der Nato-Generalsekretär jetzt in Berlin erzeugte, steckt die deutsche Afghanistan-Politik in der Zwickmühle. Berlin kann das militärische En-gagement nicht einfach abbrechen, ohne die spärlichen Aufbau-Erfolge aufs Spiel zu setzen, ohne das Land wieder vollends in Gewalt und Anarchie versinken zu lassen. Aber einfach so weitermachen wie bisher, bringt auch nicht die notwendigen Erfolge.

Deutschland ist unter Rot-Grün mehr oder weniger in den Afghanistan-Konflikt hi-neingestolpert und hat sein Engagement schleichend ausgeweitet. Eine langfristige und vor allem mit den Nato-Partnern und Kabul abgestimmte Strategie, die militäri-sche und zivile Maßnahmen verbindet, fehlt jedoch immer noch.

 

NEUE RUHR/NEUE RHEIN-ZEITUNG:  Kleinmütige Diskussion um Afghanistan

 

Die Debatte sollte sich nicht nur darum drehen, ob deutsche Soldaten einzig im Nor-den agieren, ob der Aufbau edel und der Anti- Terror-Kampf böse ist, ob die Torna-dos halb vertretbar, halb Ärgernis sind. Nach sechs Jahren muss man einen Schritt zurück treten, das Gesamtbild betrachten: Wie effizient sind die Hilfen? Und wieso kommt der Aufbau von Armee, Polizei und Justiz schleppend voran? Wie kommt es, dass der Anbau von Opium zunimmt? Sind die Nachbarstaaten wie Iran und Pakistan eingebunden? Mit wem («gemäßigte Taliban») kann man ins Gespräch kommen? Über Afghanistan wird nicht zu viel, sondern zu wenig, zu taktisch, zu kleinmütig dis-kutiert.

 

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Das ist keine humanitäre Intervention

 

Die Parteien des deutschen Bundestages - die Linken ausgenommen - machen es sich wahrlich nicht leicht bei der anstehenden Verlängerung der Mandate für den Einsatz in Afghanistan. Und das aus gutem Grund. Die Bundeswehr ist eine Parla-ments- und Wehrpflichtarmee. Wenn deutsche Soldaten am Hindukusch stationiert sind und dort ihr Leben riskieren, muss gut begründet werden, welche Gefährdung bei der Erfüllung des Auftrags angemessen und auch zumutbar ist. Der Einsatz in diesem fernen und fremden Land findet in der Bevölkerung keine breite Unterstüt-zung. (...) Doch in Afghanistan geht es, (...) um deutsche Sicherheitsinteressen und nicht nur um eine humanitäre Intervention zur Unterstützung des staatlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus in einem durch zwei Jahrzehnte Krieg und Bürger-krieg zerstörten Land. (...)

 

HANDELSBLATT: Werbekampagne für Afghanistan-Einsatz

 

Einsätze der Bundeswehr können deutsche Regierungen leicht in eine Krise stürzen. Diese Erfahrung hat schon das ehemalige rot-grüne Bündnis machen müssen. Ange-sichts der wachsenden Skepsis gegenüber dem Afghanistan-Einsatz ist auch bei der großen Koalition die Nervosität unverkennbar. Nun startet die Regierung eine große Werbekampagne zur Verlängerung der drei Afghanistan-Mandate. Gestern informier-te Bundeskanzlerin Angela Merkel die Fraktionsvorsitzenden. Doch aus Angst vor Gegenstimmen hat die Regierung eine echte Debatte beendet, bevor sie begonnen wurde. Offensiv wirbt das Kabinett für die Verlängerung gleich aller drei Afghanistan-Mandate, aber sie vermeidet jede Detaildiskussion.

 

aus: NETZEITUNG.DE vom 14.09.2007

Link: www.netzeitung.de/presseschauen/740330.html

 

9. Afghanistan-Beschlüsse der Grünen - Presseschau

 

Zu den Parteitagsbeschlüssen der Grünen bemerkt die Zeitung DIE WELT: "Deutli-cher als ihre Oberen erkannte die Parteibasis, dass die verschiedenen Komponenten der Nato-Mission am Hindukusch nicht so säuberlich zu trennen sind, wie es sich selbstgerechte grüne Wächter einer moralisch einwandfreien Interventionspolitik ger-ne ausmalen. Die Basis forderte die grüne Bundestagsfraktion auf, das Mandat für die internationale Schutztruppe ISAF und für den Tornado-Einsatz im Paket abzuleh-nen - und votierte damit faktisch für den deutschen Abzug aus Afghanistan", resü-miert DIE WELT.

Die
BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN geben zu bedenken: "Wer jetzt den kompletten Abzug der deutschen Soldaten fordert und sogar die Beteiligung an ISAF beenden will, überlässt das geschundene Land am Hindukusch sich selbst und för-dert jene Kräfte, die an zivilen Strukturen nicht interessiert sind. Die führenden Köpfe der Grünen wissen dies und argumentierten auch so - und doch versagte ihnen die Basis die Gefolgschaft. Ein Triumph des Gefühls über den Verstand, des Bauches über den Kopf. Die zerstrittenen, sich argwöhnisch belauernden Erben Joschka Fi-schers stehen nach Göttingen mit leeren Händen da, sie müssen das Votum ihrer Mitglieder geradezu als Misstrauensvotum empfinden", meinen die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN aus Karlsruhe.

Auch nach Ansicht der
SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG hat die Grünen- Spitze ihre Re-putation verspielt: "Renate Künast, Fritz Kuhn, Reinhard Bütikofer, Claudia Roth und Jürgen Trittin gingen gemeinsam unter, ohne dass ein neuer Konkurrent aufgetaucht wäre. Damit wäre auch schon erklärt, warum das Desaster von Göttingen keine per-sonellen Konsequenzen haben wird. Weil alle fünf gleichermaßen geschrumpft sind, hat sich an der grünen Macht-Aritmethik aber nichts geändert: Keiner ist stark genug, um sich durchzusetzen, und keiner schwach genug, dass ihn die anderen wegbeißen könnten. Die Diadochen-Kämpfe werden weitergehen, zum Leidwesen der Basis und zum Schaden der Partei", vermutet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.

Die
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG sieht es so: "Nun geht von Göttingen die Botschaft aus, eine frühere deutsche Regierungspartei, die nach 2009 wieder an die Macht will, trete in der Auseinandersetzung mit dem transnationalen Terrorismus den Rückzug an. Die Grünen entwickeln sich fröhlich zurück zur Illusionärspartei. Das bleibt nicht ohne Folgen für ihre Koalitionsfähigkeit. Mit solch unsicheren Kanto-nisten kann die Union nicht regieren. Teilen der SPD aber hat man in Göttingen aus dem Herzen gesprochen. Und der Linkspartei sowieso", unterstreicht die F A Z.

"Das Votum der grünen Basis sollte nicht überbewertet werden", heißt es dagegen in der
FREIEN PRESSE aus Chemnitz. "Selbst wenn die Entscheidung noch klarer ge-gen den Tornado- Einsatz ausgefallen wäre, für die Abstimmung der 51 grünen Par-lamentarier im Bundestag kann das bestenfalls eine Empfehlung sein. Wenn es für sie im Hohen Haus zum Schwur kommt, sind sie allein ihrem Gewissen verantwort-lich. Alles andere widerspräche dem Grundgesetz. Trotzdem wird die peinliche Lek-tion von Göttingen für die grünen Volksvertreter nicht folgenlos bleiben. Sie können nicht weiter so tun, als gebe es die Basis überhaupt nicht", betont die FREIE PRES-SE aus Chemnitz.

Die
NEUE PRESSE aus Hannover wertet die Parteitagsbeschlüsse positiver: "So sehr die Führungsriege in Göttingen düpiert wurde, so sehr auch die Grünen wegen ihrer Afghanistan-Beschlüsse kritisiert werden - schaden muss der Partei das nicht. Die Basis zumindest ist der Gewinner des Sonderparteitages. Die Grünen haben mit der Afghanistan-Frage ein Thema angefasst, bei dem es wenig Gewissheiten und viele Zweifel gibt, Deutschland aber letztlich Entscheidungen treffen muss. Sich da-mit offen auseinanderzusetzen, ist mutig", befindet die NEUE PRESSE.

Der
MÜNCHNER MERKUR argumentiert ähnlich: "Es wäre grundfalsch, das Partei-tags-Debakel nur als Ausbruch eines fundamentalistischen Pazifismus zu betrachten, der ausschließlich die Ökopartei betrifft. Die grüne Basis hat vielmehr ein unüberseh-bares Unbehagen in der deutschen Bevölkerung über einen Militäreinsatz zum Aus-druck gebracht, dessen politische Begründung vage ist und dessen Ausgang unkal-kulierbar scheint - ein Unbehagen, das quer durch alle Parteien bis weit ins bürgerli-che Lager reicht." Das war der MÜNCHNER MERKUR.

 

aus: Deutschlandradio Presseschau vom 17.09.2007

 

10. Bonn, 18.09.2007: Migranten und Migrantinnen im Wohngebiet

 

Praxisorientiert an Bonner Stadtteilen (Tannenbusch, Bonn-Castel, Auerberg) mit ho-hem Anteil an BewohnerInnen mit Migrationshintergrund bietet die Veranstaltung ei-nen konkreten Erfahrungsaustausch über Bedarfe und Angebote. Gesprächrunde mit Felix (Bernhard) von Grünberg, (Vorsitzender Mieterbund NRW) und Fachleuten aus der Praxis. Leitung: Michael Heveling-Fischell, Bonner Institut für igrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V.

 

Die Veranstaltung am Dienstag, 18.09.2007, ist Teil der diesjährigen Interkulturellen Woche und beginnt um 16.30 Uhr. Sie findet statt im Mieterverein Bonn/Rhein-Sieg und Ahr, Berliner Freiheit 36, 53111 Bonn. Mehr Infos zur Bonner Interkulturellen Woche unter: www.ekd.de/interkulturellewoche/veranstaltungsdatenbank/dateien/

Bonn_interkultur_2007.pdf

 

11. Herzogenrath, 19.09.2007: Internationales Kochen

 

Seit zwei Jahren besteht in Herzogenrath eine Gruppe ausländischer und deutscher Frauen, die zu unterschiedlichen Anlässen gemeinsam kochen. Das Ergebnis dieser Treffen wurde in einem Kochbuch unter dem Titel "Mit Le(a)ib und Seele - Kulturaus-tausch zwischen Kochtöpfen "zusammengestellt, welches nicht nur Rezepte, son-dern auch kulturelle Eigenarten verschiedenster Länder darstellt. Mehr unter: www.kirchenkreis-aachen.de/gemeinden/herzogenrath/fluechtlingsmigranten/Flucht

 

Dieses gemeinsame Kochen findet wieder einmal am Mittwoch, 19.09.2007, im Rah-men der Interkulturellen Woche statt. Es beginnt um 18.00 Uhr in der Erich-Kästner-Hauptschule, Kircheichstr.60, 52134 Herzogenrath.

 

12. Magdeburg, 18.09.2009: 10.00 Uhr, Ausstellung „Homestory Deutschland

 

Seit vielen Jahrhunderten leben Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland, allerdings ist über ihre historische und gegenwärtige Präsenz bislang wenig bekannt. Während sie in der offiziellen Geschichtsschreibung als eigenständige Gruppe kaum auftauchen, dominieren in öffentlichen Diskursen zumeist stereotype rassistische Kli-schees, die nachhaltig von kolonialen Wahrnehmungsmustern geprägt sind und die

entsprechende Lebenswirklichkeiten verzerren oder zum Schweigen bringen.

 

Das von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland initiierte interaktive Aus-stellungsprojekt "Homestory Deutschland" versucht sich diesem vielschichtigen The-ma auf besondere Weise anzunähern. Mit der Zusammenschau von siebenundzwan-zig visuell aufbereiteten Biografien von in Deutschland lebenden Frauen und Män-nern afrikanischer Herkunft aus drei Jahrhunderten ist ein kollektives Selbstporträt entstanden, das Schwarzen Perspektiven und Reflexionen, Beiträgen und Verdiens-ten eine spezielle Würdigung zuteil werden lässt.

 

Die Ausstellung im Alten Rathaus Magdeburg ist zu besichtigen vom 18.09. bis zum 01.10.2007. Schulklassen und interessierte Gruppen haben die Möglichkeit sich im Ausstellungszeitraum für themenvertiefende Führungen anzumelden.

 

Mehr Informationen gibt es beim Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V., Projekt IKZ-EFF, Bianka Mopita, Schellingstraße 3-4, 39104 Magdeburg, Tel.: 0391-5371281,

www.fluechtlingsrat-Isa.de

 

13. Worms, 18.09.2007: Filmvorführung „Das Fest des Huhnes“

 

Das unberührte und rätselhafte Oberösterreich - ein afrikanisches Forscherteam dringt vor in Gegenden, die noch keines schwarzen Mannes Fuß betreten hat und entdeckt erstaunliche Kulturphänomene.

 

Die Filmvorführung „Das Fest des Huhnes“ findet im Rahmen der Interkulturellen Wo-che am Dienstag, 18.09.2007, im Weltcafé im Kanal 70, Hochheimer Straße  4 a in Worms statt. Der Eintritt ist frei.

 

Mehr Infos zur Wormser Interkulturellen Woche in Worms unter: www.ekd.de/ interkulturellewoche/veranstaltungsdatenbank/dateien/Worms_IKW_2007.pdf

 

14. Buch-Tipp: „Berlin aufgemischt“ von Dr. Stephan Lanz

 

Seit Jahrzehnten beziehen sich politische, mediale und sozialwissenschaftliche De-batten über "Integration" oder "Multikultur" auf Berliner Stadtteile wie Kreuzberg und Neukölln. Meist basieren sie auf unhinterfragten historischen Konzepten von Nation, Kultur oder Integration sowie auf diskursiven Konstrukten eines "Eigenen" und eines "Fremden".

Dieses Buch untersucht solche Diskursmuster u.a. anhand von Interviews mit hoch-rangigen Berliner Politikern und Funktionären. Es zeigt, wie die Stadtentwicklung Berlins und mehrheitsgesellschaftliche Grenzziehungen gegenüber Einwanderern aufeinander einwirken und zeichnet deren historische Linien nach.

Stephan Lanz (Dr. phil.) lehrt Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Er forscht zu Stadtentwicklung und urbanen Kulturen in Metropolen wie Berlin und Rio de Janeiro.

 

Sein in diesem Monat im Bielefelder transcript Verlag erscheinendes Buch „Berlin aufgemischt: abendländisch, multikulturell, kosmopolitisch?“ (ISBN: 978-3-89942-789-9) kostet 34,80 Euro und kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts: buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin (www.vorwaerts-ba.de), Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de

 

15. Film-Tipp: „Wenn uns zwei Berge trennen“

 

Es ist ein verwirrendes Leben, das Naita Hishoono gelebt hat. Aber im Grunde kann sie es in einem Satz zusammenfassen. „Für die Weißen war es komisch“, sagt sie, „dass ich ihnen in perfektem Deutsch sagen konnte, was sie für Rassisten sind.“ Zweimal sind Naita Hishoono und über 400 andere Kinder aus Namibia an der Wur-zel aus ihrem Leben gerissen und in eine neue Welt verpflanzt worden. In „Wenn uns zwei Berge trennen“ erzählen vier dieser Kinder, inzwischen erwachsen, über ihr Le-ben zwischen zwei Welten. Sie erzählen, wie sie in die DDR geflogen wurden, wie die Kinder in Mecklenburg-Vorpommern ihre dunkle Haut zuerst für Schokolade hiel-ten und sie abschlecken wollten. Und wie dann im sozialistischen Alltag aus namibi-schen Kindern Jugendliche wurden, die „Karat“ hörten, Kleidung aus dem Kombinat trugen und sozialistisches Liedgut lernten.

 

Als nach dem Fall der Berliner Mauer und im Zuge der sich abzeichnenden deut-schen Wiedervereinigung die DDR-Regierung nichts mehr mit dieser merkwürdigen

afrikanischen Kolonie in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt anzufangen

wusste, wurden die Kinder 1990 unmittelbar nach der Unabhängigkeit Namibias

dorthin zurückgeschickt.

 

Der Dokumentarfilm Marion Nagel und Martin Reinbold „Wenn uns zwei Berge tren-nen“ (Dtl. 2007, 48 min., OmengU, www.zwei-berge.de) ist zu sehen am Mittwoch, 19.09.2007, um 18.30 Uhr im Filmkunsthaus Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30 in Berlin-Mitte. Der Eintritt beträgt 5,50 Euro. Nach dem Film gibt es ein Gespräch mit Naita Hishoono und den Regisseuren.

 

Veranstalter ist die „Initiative Südliches Afrika (INISA) e.V.“ Mehr Informationen unter: www.inisa.de

 

16. TV-Tipps

 

WDR-Sendereihe „Heimat in der Fremde“

 

Diese Sendereihe ist der Geschichte und den Problemen der vielfältigen Migration von Ausländern in Europa gewidmet. Die Reihe, an der Sendeanstalten aus 10 Län-dern beteiligt sind, gibt damit einen umfassenden Einblick in die Geschichte der eu-ropäischen Migration: Sie zeigt ihre Bedeutung, die Unterschiede, aber auch Ge-meinsamkeiten in einer europäischen Gesellschaft, die seit über 40 Jahren "in Bewe-gung" ist. Die Sendung ist Teil einer umfangreichen Koproduktionsreihe der EBU (European Broadcasting Union) mit dem internationalen Titel "People on the Move".

 

Im WDR werden die einzelnen Beiträge im Schulfernsehen gesendet. Hier die nächs-ten Termine: Di, 18.09.2007, 07.20 Uhr „Brasilianer in Portugal“ und 07.50 Uhr „Viet-namesen in Norwegen“, Mi, 19.09.2007, 07.20 Uhr „Molukker in den Niederlanden“ und 07.50 Uhr „Ostpolnische Vertriebene in Polen“, Do, 20.09.2007, 07.50 Uhr „Ingri-er in Finnland“ und 07.50 Uhr „Italo-Argentinier in Italien

 

… und folgende weitere TV-Tipps:

 

>>> Di, 18.09.2007, 3sat, 15.30 Uhr: Istanbul, Metropole dreier Weltreiche

 

aus der Reihe: Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

 

Istanbul, Metropole und Kapitale dreier Weltreiche, Schmelztiegel verschiedener Kul-turen, einzige Stadt auf zwei Kontinenten: Das römische Reich und seine Kultstätten gaben die Fundamente für Konstantinopel, Hauptstadt des byzantinischen Reichs, worauf die Osmanen ihre Herrschaft mit ihren Monumenten gründeten. Ungebrochen zieht das historische Istanbul auf der Landzunge zwischen Goldenem Horn, Marma-rameer und Bosporus Menschen in ihren Bann.

 

Der Film erzählt die Geschichte der türkischen Hauptstadt und zeigt die berühmtes-ten Bauwerke.

 

>>> Mi, 19.09.2007, NDR, 15.15 Uhr: Die schwarzen Königinnen

 

Schon zu Zeiten der Pharaonen war der Nil der kulturelle und wirtschaftliche Korridor zwischen dem ägyptisch-mediterranen Norden und dem Herzen Schwarzafrikas. Im heutigen Sudan trafen diese beiden großen Kulturkreise aufeinander. In Nubien, wie es damals hieß, gab es jene Rohstoffe, auf die sich die Vormachtstellung Ägyptens stützte: Gold und Sklaven, Elfenbein, Ebenholz und Straußenfedern. Immer wieder zogen die Pharaonen nach Süden, um ihre wirtschaftlichen Interessen durchzuset-zen.

 

Aber ab dem 3. Jahrhundert vor Christus bildete sich rund um die aufstrebende Hauptstadt Meroe, 250 Ki

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