Klartext beim Domgespräch 03.03.2010 Bischof spricht freimütig über Enttäuschungen und Erwartungen FRANKFURT.- Es war ein freimütiges und ehrliches Gespräch, das zweite Domgespräch zur Lage von Glaube und Kirche in Deutschland: Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, äußerte sich am Dienstag, 2. März, im Gespräch mit Daniel Deckers, FAZ-Journalist und einer der besten Kenner der katholischen Kirche in deutschen Medien, offen über Enttäuschungen und Erwartungen seines zweiten Amtsjahres. Die sexuellen Übergriffe Geistlicher auf Kinder und Jugendliche, die derzeit die katholische Kirche in Deutschland erschüttern, waren ebenso Thema wie die Kampagne einer großen Regionalzeitung, die den Bischof immer wieder in unsachlicher Weise angreift. Hier werde „eine Plattform für persönliche Beleidigungen gezimmert“ und mit unredlichen Mitteln Meinung geschürt, betonte der Bischof, der das Verhalten der angesprochenen Zeitung als „menschlich außerordentlich enttäuschend“ bezeichnete. Ihm liege sehr an einer guten Kommunikation mit den Medien und der Öffentlichkeit, er fühle sich aber ohnmächtig, wenn Journalisten nicht bei der Wahrheit blieben. Vertrauen falle schwer, wenn man in dieser Weise mit beleidigenden und verletzenden Äußerungen konfrontiert werde. Zum zweiten großen Themenfeld, dem jetzt bekannt gewordenen Missbrauch in katholischen Schulen und Einrichtungen, sprach sich Tebartz-van Elst entschieden für rückhaltlose Aufklärung und umfassende Vorbeugung aus. Die Versetzung belasteter Priester und Ordensleute in andere Gemeinden nannte der Bischof unverantwortlich. Bei einem begründeten Verdacht dürften solche Männer nicht mehr im pastoralen Dienst eingesetzt werden. In der Priesterausbildung werde, so Tebartz-van Elst, die emotionale Reife und die reife Einstellung zur eigenen Sexualität schon zu Beginn des Studiums und auch begleitend immer wieder geprüft.
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Bei einer Dunkelziffer von etwa 200 000 Fällen von Kindesmissbrauch pro Jahr, von denen der geringste Teil auf Seelsorger entfalle, müsse sich allerdings nicht nur die Kirche, sondern die gesamte Gesellschaft diesem Thema entschieden stellen. Auf die „grausamen Taten“ könne man nur mit Abscheu und Entsetzen reagieren. Die Kirche übernehme die Verantwortung für die Opfer, sie sei selbstverständlich auch bereit, ihnen notwendige Therapien zu finanzieren. Es sei allerdings auch „sehr bitter“, zu erleben, wie schnell Priester unter Generalverdacht gerieten, sagte der Bischof und warnte eindringlich vor einer „sterilen P
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