BIM 24/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 10.05.2007 In dieser Ausgabe: 1. Fremdsprachen- und Interkulturelle Kenntnisse als Wirtschaftsfaktor 2. Migrationswunder Ost 3. Ostwestfalen: „MuM“ - MigrantInnen unterstützen MigrantInnen 4. Diakonie Wuppertal qualifiziert Flüchtlinge zu Altenpflegern 5. Schwimmverbote für Muslime - Glaube contra Schulalltag 6. „Kinder müssen schwimmen lernen!“ - Aktion des Schwimmverbandes NRW 7. Islamkonferenz: Katholische Zeitung will, dass der Islam sich integriert 8. Islamkonferenz: ungebetener Gast in Schäubles Runde 9. Frankreich nach der Wahl: Sarkozys Programm zur Zuwanderung 10. Was anderswo ganz anders ist: Was die Zahl 7 im Iran bedeutet 11. Berlin, 11.05.2007: Thema „Bulgarien“ in der OASE in Pankow 12. Bonn, 11.05.2007: … „Und sie gaben keine Herberge…“ 13. Düsseldorf, 14./15.05.2007: Fachtagung Arbeitsmarktzugang für Geduldete 14. Hörbuch-Tipp: „Russland hören“ 15. Buch-Tipp: Die Grenzen der Toleranz - der Mord an Theo van Gogh 16. Kino-Tipp: Dol - Tal der Trommeln 17. TV-Tipps 1. Fremdsprachen- und Interkulturelle Kenntnisse als Wirtschaftsfaktor Tausenden europäischen Unternehmen entgehen jährlich Geschäfte, weil sie nicht über genügende Fremdsprachen- und interkulturelle Kenntnisse verfügen. Dies ist ein Ergebnis einer Studie des National Centre for Languages aus Großbritannien, die am 23. Februar 2007 in Brüssel vorgestellt wurde. Leonard Orban, als EU-Kommis-sar für Mehrsprachigkeit zuständig: „Investitionen in Sprachkenntnisse stellen für Un-ternehmen keine überflüssige Ausgabe dar, sie können vielmehr erheblich zur Aus-weitung ihrer Geschäftsmöglichkeiten beitragen. Ich beabsichtige, der Mehrsprachig-keit einen zentralen Platz für mehr Wachstum und Beschäftigung einzuräumen.” Im Rahmen der Untersuchung, die 2006 im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt wurde, sind Befragungen aus 2.000 Klein- und Mittelunternehmen (KMU) in ganz Eu-ropa durchgeführt worden. Hinzu kamen Informationen von 30 multinationalen Unter-nehmen und einer Reihe von Sachverständigen sowie eine Reihe von Fallstudien. Fast 50 Prozent der untersuchten exportorientierten KMU planen innerhalb der näch-sten drei Jahre neue ausländische Märkte zu erschließen und gehen deshalb davon aus, dass ihr Bedarf an Fremdsprachenkenntnissen wachsen wird. Allerdings wollen sie nicht in Sprachkurse investieren, sondern verlassen sich auf die nationalen Bil-dungssysteme oder suchen auf dem Arbeitsmarkt Menschen mit den erforderlichen Kompetenzen. Eine solche Vorgehensweise - so die Studie - erweist sich zunehmend als unzurei-chend. Höhere Investitionen in sprachliche und interkulturelle Kompetenzen können verhindern, dass einem Unternehmen Exportgeschäfte entgehen würden und deren Produktivität erhöhen. Die Studie bestätigt die zentrale Rolle von Englisch in der Weltwirtschaft. Es bestehe aber Bedarf an der Kenntnis weiterer Sprachen wie Deutsch, Französisch und Spanisch und zunehmend auch an Weltsprachen wie Mandarin, Arabisch und Russisch. Link zur Studie: www.pro-qualifizierung.de/data/elan_final_report_english.pdf, Kurz-fassung auf Deutsch: http://www.pro-qualifizierung.de/beitrag._aWQ9NTEwNg_.html aus: Europa:Mobil März 2007 2. Migrationswunder Ost In den neuen Ländern machen weit mehr nichtdeutsche Schüler Abitur als in den al-ten. Darüber hinaus gibt es unter den Migrantenkindern in Ostdeutschland weniger Schulabbrecher, Haupt- und Sonderschüler als in Westdeutschland. In Brandenburg machen sogar mehr Migranten Abitur als deutschstämmige Brandenburger. Das hat die Fachhochschule Potsdam in einer Studie festgestellt. Eine Ursache ist die Herkunft der Migranten im Osten. Sie kommen meist aus Osteu-ropa und Asien, wo Bildung und Leistung viel zählen. Auch lernen sie in den neuen Ländern rascher Deutsch, da der Ausländeranteil hier geringer ist als im Westen. Die gute Kindergartenversorgung im Osten erleichtert es den Zuwanderern zudem, früh-zeitig die deutsche Sprache zu lernen. aus: vorwärts Mai 2007 3. Ostwestfalen: „MuM“ - MigrantInnen unterstützen MigrantInnen Die Kernidee: Wer schon einige Jahre in Deutschland lebt, kann Neuankömmlinge aufgrund seiner Erfahrungen und Sprachkenntnisse bei der Integration unterstützen. Das passiert vorzugsweise bei ganz alltäglichen Dingen: Behördengänge, Papier-kram, Eingliederung in Gruppen oder kulturelle Verständigung - bei der Suche nach einem Kindergartenplatz genauso wie beim Arztbesuch. „Im Grunde machen das jetzt schon viele Menschen Tag für Tag. Nun führen wir die Freiwilligen zusammen und bieten die Unterstützung ehrenamtlich an“, sagt Peter Wiens aus dem Stadtteil-treff in Lemgo. Dazu hat die AWO so genannte Integrationshelferinnen und –helfer gesucht, ausge-bildet und als Herzstück in das Projekt integriert. Zu ihnen gehören mehrere Frauen aus dem Kreis der Russlanddeutschen, aber auch andere Migranten etwa aus der Türkei oder aus Afghanistan. „Auch Studentinnen und Studenten engagieren sich bei uns“, erklärt Projektleiterin Dagmar Stenzel-Scheding. So schlagen die jungen Men-schen eine Brücke zu ersten Erfahrungen für ihr künftiges Berufsleben oder auch in Kulturen, denen ihr besonderes Interesse gilt. Das Projekt im Kreis Lippe und Pader-born basiert auf folgenden Grundpfeilern: • Qualifikation von bürgerschaftlich Engagierten mit Migrationshintergrund • Einsatz und Begleitung von Sprach- und Kulturmittlern • Fremdsprachliche Unterstützung der Migrationserstberatung • Unterstützung bei der sozialen und beruflichen Integration von Migranten • Unterstützung beim Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf für Jugendliche • Vernetzung mit vorhandenen Projekten und Implementierung in Netzwerke Kontakt: MigrantInnen unterstützen MigrantInnen, Internationales Beratungs- und Bildungszentrum des AWO-Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V., Frau Dagmar Stenzel-Scheding, Königstraße 15 a, 32584 Löhne, Telefon (0 57 32) 90 52 14, E-Mail: mum@awo-owl.de aus: Informationsdienst "Im Gespräch" Mai 2007 4. Diakonie Wuppertal qualifiziert Flüchtlinge zu Altenpflegern Die Arbeitsgemeinschaft von Diakonie Wuppertal und Evangelisches Fachseminar für Altenpflege in Wuppertal bietet in Kooperation mit Pflegeeinrichtungen der Region Bergisches Städtedreieck eine Qualifizierung zum Altenpfleger für jugendliche Asyl-bewerber und -bewerberinnen und jugendliche geduldete Flüchtlinge an. In einer 12-monatigen Ausbildung sollen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten für eine qualifizierte Mitwirkung bei der Betreuung in der Altenpflege unter Anleitung ei-ner Pflegefachkraft vermittelt werden. Die Ausbildung legt ihren Schwerpunkt auf die Theorie-Praxis-Verzahnung. Dieses bedeutet zum einen eine Vermittlung von theore-tischen Inhalten. Zum anderen wird es im Rahmen von Praktika möglich, Praxis-kenntnisse zu gewinnen. Des Weiteren werden Inhalte um die interkulturelle Pers-pektive erweitert. Dieses ermöglicht die Reflexion der eigenen Erfahrungen und de-ren Einbindung in das Arbeitshandeln. Kontakt: Diakonie Wuppertal, Migrationsdienste, Frau Alpay und Frau Löffelhardt, Ludwigstraße 22, 42105 Wuppertal, Telefon: 02 02/49 69 70, E-Mail: loeffelhardt@migrationsdienstwuppertal.de aus: "Aktiv + Gleichberechtigt Mai 2007" 5. Schwimmverbote für Muslime - Glaube contra Schulalltag In Hamburg müßen knapp die Hälfte der muslimischen Mädchen auf Druck ihrer Eltern dem Schwimmunterricht fernbleiben. Zwei Stadträte fragen nach, wie die Situ-ation in München ist. Sedef Özakin (Grüne) und Yasar Fincan (SPD) haben sich Ende April im Stadtrat be-sonders engagiert, als es um Islamunterricht an Schulen ging. Die beiden in der Tür-kei geborenen Stadträte sehen das Fach für eine bessere Integration als wichtig an: Özakin forderte aber, die Religion den Kindern möglichst ,,neutral zu vermitteln‘‘. Und Fincan sagte, in einem islamischen Religionsunterricht, so er denn komme, dürften auch Fragen zu Sexualität, Kopftuch und der Gleichstellung von Mann und Frau nicht ausgeklammert werden.
Zwar wird es in absehbarer Zeit keinen Islamunterricht an allen bayerischen Schulen geben, weil dies bislang von keiner muslimischen Religionsgemeinschaft beantragt wurde. Özakin nimmt die Diskussion aber zum Anlass, bereits bestehende Auswir-kungen der Religion auf das schulische Leben zu hinterfragen. Von Oberbürgermeis-ter Christian Ude will die Grünen-Stadträtin geklärt wissen: ,,Wie viele Mädchen aus muslimischem Elternhaus nehmen am Sport- und Schwimmunterricht sowie an Klas-senfahrten teil?‘‘
Das Problem, dass es Mädchen von muslimischen Eltern nicht erlaubt wird, an be-stimmten Schulaktivitäten teilzunehmen, ,,findet sich bei fast allen Diskussionen mit Schulen‘‘, schreibt Özakin in ihrem Antrag an den OB. Sie regt deshalb eine Umfrage der Schulbehörde und des Ausländerbeirats an - insbesondere an Grund- und Hauptschulen. So soll sich zeigen, in wie vielen Fällen die Glaubensfreiheit den Schulalltag beeinflusst. In Hamburg - so zählte der Deutsche Lehrerverband im Jahr 2004 - mußten knapp die Hälfte der muslimischen Mädchen auf Druck ihrer Eltern dem Schwimmunterricht fernbleiben.
Das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschied 2005 in einem Präzedenzfall (Akten-zeichen 18 K 74/05), dass religiöse Bedenken keinen ausreichenden Grund darstel-len, einen Schüler vom Schwimmunterricht fernzuhalten. Der Zentralrat der Muslime spricht sich unterdessen für einen getrennten Schwimmunterricht von Jungen und Mädchen aus.
aus: Süddeutsche Zeitung vom 08.05.2007 (von Christian Rost) Link: www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/203/113090 6. „Kinder müssen schwimmen lernen!“ - Aktion des Schwimmverbandes NRW
Der Schwimmverband NRW eröffnet zu Beginn der warmen Jahreszeit erneut seine Kampagne "Kinder müssen schwimmen lernen!". Es ist erwiesen, dass immer weni-ger Kinder im Grundschulalter schwimmen können. Migrantenkinder haben einen be-sonders hohen Anteil von Nichtschwimmern. Darum stellt der Verband nun auch sei-ne Broschüre "Kinder müssen schwimmen lernen!" auf Türkisch vor.
Sie kann bestellt werden über die Geschäftsstelle des Schwimmverbandes NRW, Postfach 101454, 47014 Duisburg, info@swimpool.de oder heruntergeladen werden über: www.swimpool.de/news/download/070417_schwimmbroschuere_tuerkisch.pdf aus: vi@ticus 3/2007 7. Islamkonferenz: Katholische Zeitung will, dass der Islam sich integriert Unter dem Blickwinkel des schnellen politischen Erfolgs ist die Islamkonferenz ein Flop. Als die je fünfzehn Vertreter von Staat und Muslimen am Mittwoch nach dreiein-halb Stunden vor die Presse traten, hatten sie wenig mehr vorzuweisen als unter-schiedliche Deutungen einer offenbar teilweise hitzigen Debatte. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat für den Dialog gleich zwei bis drei Jah-re veranschlagt. Das zeugt aber nicht von fehlendem Durchsetzungsvermögen – wie das zweite Treffen im Plenum suggerieren mag –, sondern von politischer Weitsicht. Es war auch kein Kalkül, dass er zuvor die Erwartungen dämpfte. Das wird er noch häufiger tun müssen. Denn bei der Konferenz geht es um nicht weniger als darum, die Mitglieder der Hochreligion Islam und eine daraus über Jahrhunderte geprägte Kultur und Mentalität an den modernen europäischen Staat heranzuführen – der sich dabei seinerseits in seiner abendländisch-christlichen Prägung teilweise in Frage ge-stellt sieht. Gewiss, es gibt auch den kürzeren Weg: den reinen Verweis auf das Recht. Der Staat stellt Forderungen, was für die Anerkennung als Religionsgemeinschaft oder als öffentliche Körperschaft zu tun ist, und das Gegenüber erfüllt diese oder eben nicht. Doch gerade dieser Weg hat sich als unzureichend, ja als gefährliche Illusion erwiesen. Denn der freiheitliche Rechtsstaat gewährt eine Offenheit, in die sich Pa-rallelkulturen zunächst scheinbar störungsfrei einnisten können. Sie bleiben dann solange verborgen, bis es zu offenen Konflikten kommt, vom Kopftuch bis zur ge-waltsamen Auflehnung in Islamismus und Terror. Deshalb gehört neben dem Ver-weis auf das Gesetz auch die Überzeugungskraft zur Integration. Hier stehen alle westeuropäischen Staaten vor Neuland. Die nach Europa gekommenen Muslime müssen ihrerseits etwas leisten, was viele ihrer Herkunftsländer nicht leisten konnten oder nicht leisten wollen: Frieden mit der modernen Demokratie und das heißt mit der Trennung von Religion und Staat zu schließen. Zu dieser Integration gibt es schlechthin keine Alternative, wenn nicht über kurz oder lang den offenen Konflikt. Denn der Islam ist mit 3,4 Millionen Anhängern längst Teil der deutschen Gesellschaft. Schäuble wird also noch viel Durchhaltevermögen abverlangt. Schon jetzt, ein halbes Jahr nach Beginn der Konferenz, werden Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgemacht, die Rede von der Quasselbude macht die Runde und nicht nur die Opposition mo-niert, es fehle an Konzepten. Inzwischen sitzt dem Innenminister auch der neu ge-gründete Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland (KRM) im Nacken. Er ver-langt, als Hauptansprechpartner bei Fragen wie dem Religionsunterricht anerkannt zu werden. Dass sich der Rat auf die Forderung der Regierung nach einem gemein-samen Ansprechpartner berufen kann, erweist sich inzwischen als strategischer Feh-ler. Immerhin kann man darauf verweisen, dass er weder quantitativ noch qualitativ die notwendigen Kriterien erfüllt. Er vertritt gerade mal zehn bis fünfzehn Prozent der Muslime. Und der Dachverband mehrerer Einzelverbände ist nach deutschem Staatskirchenrecht noch keine Religionsgemeinschaft. Umso mehr sucht der KRM den Druck über die Öffentlichkeit und geizt auch in eigener Sache nicht mit dem Stichwort „historisch“. Freilich wächst der Entscheidungsdruck etwa bei der Ausbildung von Imamen oder bei der Einrichtung eines islamischen Religionsunterrichts. Doch gerade deshalb muss der Dialog so offen wie möglich und so lang wie nötig geführt werden. Die Konferenz bietet ein Forum, an dem auch konservative Muslime gezwungen sind, ihre Forderungen und Überzeugungen klar zu benennen: vom Verhältnis zwischen Religion und Staat bis zum Verständnis der Rolle der Frau. Deshalb sitzen auch vom Verfassungsschutz überwachte Organisationen wie Milli Görus neben säkularen Muslimen mit am Tisch. Und gerade liberale Muslime zwingen die orthodoxen Ver-treter, ihre Karten offenzulegen. Die Zeit der Höflichkeiten ist vorbei, fasst es Berlins Innensenator Körting zusammen. So ist auch zu hören, dass der Koordinierungsrat der Muslime zwar das Grundgesetz akzeptierte, aber die zugrunde liegenden Werte nicht als gemeinsame Basis ansah. Zunächst müsse geklärt werden, was man darunter verstehe. Vor übereilten Zuer-kennungen des Status von Religionsgemeinschaften oder vordergründigen Kompro-missen muss es deshalb für beide Seiten darum gehen, derartige fundamentale Fra-gen zu klären. Und weil viele Probleme erst im Disput aufbrechen, gibt es keinen fes-ten Fahrplan. Das bedeutet aber nicht Ziellosigkeit. Als Minister vertritt Schäuble den Staat, als praktizierender Protestant den überzeugten Christen. Und als Staatsbürger erbringt er den lebendigen Beweis, dass sich all das in der freiheitlichen Rechtsord-nung gut vereinbaren lässt. Als Gastgeber wird er nun sein ganzes Verhandlungsta-lent einbringen müssen, um einerseits die Selbstständigkeit der Religion zu achten, andererseits bei einem in sich uneinigen Gegenüber auf ein Mindestmaß an Klärung zu drängen. aus: Die Tagespost vom 05.05.2007 (Kommentar von Christoph Scholz) Link: www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=31624 8. Islamkonferenz: ungebetener Gast in Schäubles Runde Ibrahim el-Zayat ist - im wahrsten Sinne des Wortes - ein viel beobachteter Mann. Der Verfassungsschutz hat ihn auf dem Schirm, die von ihm geleitete Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD) gilt laut Verfassungsschutzbericht als "mitglied-stärkste Organisation von Muslimbruderschafts-Anhängern" in Deutschland. Laut nordrhein-westfälischem Innenministerium reichen die Verbindungen der IGD "durch persönliche Kontakte von Funktionären und gemeinsame Projekte sowohl in den Bereich von islamisch-extremistischen Organisationen arabischstämmiger als auch türkischstämmiger Muslime, sowie zu einer islamischen Hilfsorganisation, die im Verdacht steht, heimlich den islamistischen Terrorismus zu unterstützen." Die ägyptische Muslimbruderschaft ist, ideologisch wie historisch, die Mutter aller is-lamistischen Bewegungen - aus der von Hassan al-Banna in den Zwanzigern ge-gründeten Organisation gingen Terrorgruppen ebenso hervor wie friedliche Islamis-ten, die in Parlamenten sitzen. Aber auch zum Beispiel die palästinensische Hamas. Ibrahim el-Zayat nun soll so etwas wie der Chef der deutschen Sektion der Bruder-schaft sein - so glauben es jedenfalls nicht wenige Experten in Deutschland, auch wenn sie es aus Sorge vor Klagen öffentlich nicht sagen wollen. Die IGD könne man durchaus als Deutschland-Ableger des Islamisten-Netzwerks interpretieren, sagt einer von ihnen. El-Zayat bestreitet das - ebenso wie Kontakte zu Extremisten. Die "Welt" berichtete kürzlich, der Führer der Bruderschaft, Muhammad Mahdi Akef, habe el-Zayat als den Chef der Organisation in Deutschland bezeichnet. El-Zayat erwirkte prompt eine Ge-gendarstellung: "Herr Muhammad Mahdi Akef hat sich nicht wie zitiert geäußert", war daraufhin am 8. März in dem Blatt nachzulesen. In der Tat sind belastende Schriften oder Äußerungen el-Zayats nicht öffentlich bekannt. Weder hat er je nachweislich zu Gewalt oder zum Systemsturz aufgerufen noch Terroristen gerechtfertigt. Die ägyptischen Behörden aber, so scheint es, glauben ihm nicht, dass er keine Ver-bindungen zu Extremisten hat: El-Zayat soll in Abwesenheit und gemeinsam mit 39 anderen Angeklagten in Ägypten der Prozess gemacht werden. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE wird ihm der Vorwurf gemacht, "Operationen gegen die Si-cherheit des Staates" finanziert zu haben. Ägypten ist allerdings kein Rechtsstaat - und bisher ist auch noch völlig unklar, wofür genau El-Zayat belangt werden soll. Am Montag war el-Zayat selbst nicht für ein Gespräch erreichbar. Doch ob er nun wirklich zu den Brüdern gehört oder nicht, und tatsächlich, wie ihm die Ägypter vorwerfen, dunkle Aktivitäten finanzierte, oder nicht - als umstrittener Vertreter des politischen Islam gilt er hierzulande auch so. Schon vor Jahren wurde er von einer Welle der Empörung überrollt, als die Bundeszentrale für Politische Bil-dung ihn zeitweise als Experten für Integrationsfragen in ihrer Datenbank führte. Trotzdem war el-Zayat in der vergangenen Woche überraschend Gast bei der Islam-konferenz von Innenminister Wolfgang Schäuble. Der große, schlanke Mann mit dem dunklen Bart und den grauen Haaren unterhielt sich vor Beginn der Veranstaltung angeregt mit anderen Teilnehmern, um dann in der zweiten Reihe Platz zu nehmen. Wer hatte el-Zayat bestellt? Aus dem Innenministerium hieß es auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE: Nie habe man Zayat eingeladen. Man sei von seinem Erscheinen überrascht gewesen, habe ihn aber aus Gründen der Höflichkeit nicht abgewiesen. Die Türen geöffnet hat ihm offenbar jemand anderes. "Ich habe seit längerem ge-wünscht, dass er dabei ist", sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Ayyub Axel Köhler. "Er ist nicht auf Einladung des Innenministeriums gekommen", so Köh-ler, derzeit auch Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime. Er selbst habe el-Zayat mitgebracht. El-Zayat habe ihm in Berlin viel geholfen. Der Zentralrat der Mus-lime und die IGD sind eng miteinander verbunden, die IGD ist Gründungsmitglied des Zentralrats. El-Zayat war Köhler bei der Vorsitzendenwahl im vergangenen Jahr knapp unterlegen gewesen. Dass el-Zayat auf der Islamkonferenz, die den Dialog der Muslime mit dem Staat fördern soll, zu Gast war, stößt bei Politikern und Teilnehmern der Islamkonferenz mindestens auf Unverständnis: Innenexperte Wolfgang Bosbach, Parteikollege von Innenminister Schäuble, sagt zu SPIEGEL ONLINE: "Ein Mann wie Ibrahim el-Zayat kann für die Bundesrepublik Deutschland kein Gesprächspartner sein." El-Zayat ste-he nicht für "mehr Integration, sondern für mehr Islamismus". Er hätte zwar Verständ-nis, wenn man einen Eklat vermeiden wollte, er frage sich trotzdem, warum man ihn nicht vor die Tür gesetzt habe. Auch Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Ge-meinde in Deutschland, findet das Erscheinen Zayats höchst "befremdlich". Zayat ist in seinen Augen ein Netzwerkmanager für islamische Organisationen. Er habe nichts auf der Islamkonferenz zu suchen. Das Innenministerium hatte el-Zayat nicht eingeladen - sein Erscheinen wirft aber erneut die Frage auf, wo der Staat die Grenze ziehen muss. Mit wem darf der Staat eigentlich reden? Schon dass die vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation Milli Görüs über den Islamrat vertreten ist, hatte für heftige Kritik gesorgt. Die Organi-sation gilt als in Teilen integrations- und demokratiefeindlich. Innenminister Schäuble hatte allerdings stets - und auch zuletzt in einem Interview mit der "Welt" – argumen-tiert: "Wenn ich aber von vorneherein jeden ausschließe, der nicht hundertprozentig auf dem Boden des Grundgesetzes steht, dann kann ich es gleich lassen." Ein Zitat, bei dem Schäuble Personen wie el-Zayat im Hinterkopf gehabt haben dürfte. Seyran Ates, Anwältin und Streiterin für Frauenrechte, fordert gegenüber SPIEGEL ONLINE dagegen: "Wir müssen auf der Islamkonferenz deutlichere Worte finden." El-Zayat nehme eine extremistische Rolle ein. Die eingeladenen Vertreter müssten end-lich klar sagen, wie sie zu Antisemitismus, zu Homosexualität und zu Frauenrechten stehen. aus: SPIEGEL ONLINE vom 07.05.2007 Link: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,481022,00.html 9. Frankreich nach der Wahl: Sarkozys Programm zur Zuwanderung Nach dem Motto "Frankreich soll Einwanderung nicht erleiden, sondern nach eige-nen Wünschen und Bedürfnissen steuern" will Sarkozy Quoten einführen und die Fa-milienzusammenführung weiter erschweren. Hauptkriterien für die Bewilligung einer Aufenthaltserlaubnis sollen Ausbildung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Sprach-kenntnisse und Nachweis einer angemessenen Unterkunft sein. Kümmern soll sich um all dies ein neu einzurichtendes Ministerium für Immigration und nationale Identi-tät. aus: Berliner Zeitung vom 08.05.2007 10. Was anderswo ganz anders ist: Was die Zahl 7 im Iran bedeutet
Die Sieben symbolisierte in vorislamischer Zeit (bis etwa zur Mitte des 7. Jahrhun-derts) die Vollkommenheit. Deutlich wird dies beim iranischen Neujahrsfest Nourus (21. März), dessen Wurzeln Jahrtausende zurückreichen. Es war das heiligste von sieben alljährlichen Festen, gefeiert zu Ehren der unsterblichen Seelen. Heute wird ein rituelles Tischgedeck aus sieben Gegenständen arrangiert: Weizen, Münzen, Harmelraute (Räucherwerk), Knoblauch, Brustbeeren, Weizenbrei und Hyazinthen. Je nach Familientradition werden auch Essig, Äpfel, Sabsi (Kräuter) und Sumach (Gewürz) verwendet. Hinzu kommen noch weitere Gegenstände wie etwa ein Spiegel oder ein Goldfischglas. Die Elemente repräsentierten einst die "Sieben Heiligen Unsterblichen" – in der von Zarathustra gegründeten monotheistischen Religion Aspekte oder Helfer Gottes. Gleichzeitig stehen sie für Fruchtbarkeit, Kraft, Gesundheit, Unsterblichkeit, Wachs-tum, Erneuerung und für die Abwehr des Bösen. Die Stellung der Zahl Sieben geht jedoch darüber hinaus. Nach altiranischer Vorstellung bestand die Erde aus sieben mythischen Erdregionen mit Iran als Zentrum. Auch viele Geschichtslegenden ranken sich um diese Zahl. So spricht man von den "sieben Helden" einer bestimmten Schlacht – eigentlich sind es jedoch acht, neun oder mehr. Es scheint, als hätten die Iraner bisweilen die ursprüngliche Bedeutung der Bräuche und die historischen Fak-ten vergessen, in ihrer kollektiven Erinnerung aber trotzdem die Zahl Sieben gespeichert.
Der Autor, Ramin Shaghaghi, geboren 1964 in Teheran, ist Iranist an der Universität Hamburg. aus: Kulturaustausch 2/2007 11. Berlin, 11.05.2007: Thema „Bulgarien“ in der OASE in Pankow Das Projekt „Kulturen im Dialog“ der Beratungs- und Begenungsstätte „OASE“ in Berlin-Pankow ist ein gemeinwesenorientiertes und interkulturelles Projekt zur Um-setzung vorrangig kultureller Angebote für MigrantInnen, Flüchtlinge, Spätaussied-lerInnen und Einheimische, das auf gemeinschaftliches Handeln und ein Miteinander verschiedener Kulturen baut.
Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen sollen miteinander in einen lebhaften, fruchtbaren Dialog treten können und dafür die günstigsten Bedingungen erhalten.
Ein Schwerpunkt bildet aktuell eine Veranstaltungsreihe zum Verhältnis von Bulgari-en und Deutschland. Neben einer Malerei-Ausstellung und einem Musikabend, gibt es Gesprächsrunden und Podiumsdiskussionen. >>> Freitag, 11.05.2007, 19.00 Uhr, Café „Multi-Kulti“, Schönfließer Straße 7, 10439 Berlin, Podiumsgespräch: „Neue Perspektiven für Bulgarien durch EU-Erweiterung?“ weitere Informationen unter: www.oase-pankow.de 12. Bonn, 11.05.2007: … „Und sie gaben keine Herberge…“ Versteckt und in beständiger Angst entdeckt zu werden, leben und arbeiten etwa ei-ne Million Menschen in Deutschland, allein im Raum Bonn sind es ca. 4.000 – so die Schätzungen. Ihr Problem: Sie haben keine Aufenthaltsgenehmigung. Sie genießen keinen Arbeitsschutz, erhalten oft keinen leistungsgerechten Lohn, stehen Risiken wie Krankheit, Unfall und Arbeitslosigkeit schutzlos gegenüber und wohnen unter oft menschenunwürdigen Bedingungen. Ihre Kinder können meist weder einen Kinder-garten noch eine Schule besuchen. Sie nehmen dies alles auf sich, weil sie durch wirtschaftliche, politische und ökolo-gische Krisen gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Im täglichen Umgang mit den Menschen ohne Papiere haben sich drei Problemfelder herauskristallisiert: Medizinische Versorgung, Zugang zur Bildung insbesondere für die Kinder und Rechtssicherheit für humanitär motivierte HelferInnen. Mit dem Kongress „Und sie gaben keine Herberge...“ möchte der Arbeitskreis „Men-schen ohne Papiere“ des Bonner Netzwerks für Migration MIGRANET lösungsorien-tierte Diskussionen für diese drei Problemfelder anregen, zivilgesellschaftliches En-gagement und Fachkräfte überregional stärker vernetzen, die Kommunalpolitiker anregen, nach pragmatischen Lösungswegen zu suchen, und die Bonner Bevölke-rung auf die menschenverachtende Situation der Menschen ohne Papiere aufmerk-sam machen Der Kongress steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD), Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humani-täre Hilfe. Abnmeldung und weitere Informationen über Gundula Schmidt, Telefon 0228/697491, E-Mail: emfa@bonn-evangelisch.de >>> Freitag, 11.05.2007, 15.30 Uhr im Haus der Evangelischen Kirche, Adenauer-allee 37, 53113 Bonn 13. Düsseldorf, 14./15.05.2007: Fachtagung Arbeitsmarktzugang für Geduldete Der Aufenthalt von Geduldeten und Asylbewerbern in der Bundesrepublik ist in der Regel an ein Verbot der Erwerbstätigkeit gekoppelt. Integration in die Arbeitswelt ist wesentlich für gesellschaftliche Teilhabe – finanziell und sozial; hiervon werden Ge-duldete und Asylbewerber ausgeschlossen, solange sie primär auf staatliche Zuwen-dungen angewiesen sind.In der Veranstaltung werden folgende Themen behandelt: Unter welchen Bedingungen können Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus eine Arbeitserlaubnis erhalten? Wie sehen die Durchführungsanweisungen der Bun-desagentur für Arbeit aus und welche Möglichkeiten der Rechtsdurchsetzung gibt es vor Ort? Die Fachtagung richtet sich an Multiplikatoren aus der Flüchtlingsarbeit, Arbeitgeber, Betriebsinhaber, Personen mit Personalverantwortung sowie Mitarbeitende in Bera-tungsorganisationen. Weitere Informationen: http://pro-qualifizierung.de/beitrag._aWQ9NDc0NA_.html, An-meldung über Angela Rieß Tel: 0211 430 1195, E-Mail: angela.riess@dgb-bildungswerk.de >>> Montag und Dienstag, 14./15.05.2007 im FFFZ Tagungshaus, Kaiserswerther Straße 450, 40474 Düsseldorf 14. Hörbuch-Tipp: „Russland hören“ (BIM) Der im schleswig-holsteinischen Kayhude ansässige Silberfuchs-Verlag hat das erste deutschsprachige Russland-Hörbuch über die russische Kulturgeschichte veröffentlicht. „Russland hören“ ist künstlerisch gestaltet, hochwertig in einem Hard-cover verpackt, enthält ein 16-seitiges Beiheft und hat eine Spielzeit von 80 Minuten. Es ist Teil der Länderreihe, die für den Deutschen Hörbuchpreis 2007 nominiert wur-de - in der Kategorie „Beste verlegerische Leistungen“. Das Hörbuch kostet 24,00 Euro und kann portofrei bezogen werden über die "vor-wärts:buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin (www.vorwaerts-ba.de), Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de 15. Buch-Tipp: Die Grenzen der Toleranz - der Mord an Theo van Gogh Am 2. November 2004 ermordete ein radikaler Islamist auf offener Straße in Amster-dam Theo van Gogh, der sich in Filmen und Kolumnen polemisch mit dem Islam auseinandergesetzt hatte. Die niederländische Gesellschaft reagierte fassungslos, denn sie sah ihr ureigenstes Ideal der Toleranz verraten. Ian Buruma reiste in die Niederlande und fand eine Gesellschaft vor, die realisieren musste, dass Globalisie-rung und die neu erwachte Religiosität in den westlichen Städten Gräben ziehen, die mit traditioneller Wohlfahrtspolitik nicht mehr zu überbrücken sind. Eine Lehre, die den ganzen Westen alarmieren muss. Der Autor, Ian Buruma, ist ein anglo-niederländischer Schriftsteller, Journalist und Kommentator mit dem Spezialgebiet Asien. Er wurde1951 in den Niederlanden ge-boren, hat einen niederländischen Vater und eine englische Mutter. Buruma studierte chinesische Literatur und japanischen Film an der Nihon-Universität in Tokio. Danach hatte er verschiedene Positionen als Redakteur und Dozent inne. 2003 wurde Buru-ma Professor für Demokratie, Menschenrechte und Journalismus am Bard College in New York. Pressestimmen: "Er verbindet die Binnensicht eines Einheimischen mit der Distanz eines Ausländers - und diese einzigartige Mischung macht seine analytische Repor-tage 'Die Grenzen der Toleranz' zu einem der interessantesten Bücher, die über die aktuelle Stimmung in den Niederlanden erschienen ist." Ulrike Herrmann, Die Tages-zeitung, 22.03.07. "Die Stärke seines Buches besteht in der Mischung aus Recher-che und Reflektion." Clemens Wergin, Der Tagesspiegel, 21.03.07 Das Buch von Ian Buruma „Die Grenzen der Toleranz - der Mord an Theo van Gogh, übersetzt aus dem Englischen von Wiebke Meier ( ISBN-10: 3-446-20836-4, ISBN-13: 978-3-446-20836-0) kostet 19,90 Euro. Es kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts:buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Strese-mannstraße 28, 10963 Berlin (www.vorwaerts-ba.de), Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de 16. Kino-Tipp: Dol - Tal der Trommeln Es ist das Jahr 2005 in dem kleinen türkisch-kurdischen Dorf Balliova an der Grenze zum Iran und dem Irak. Das von den Grenzkonflikten zerrüttete Gebiet, wird vom tür-kischen Militär kontrolliert. Nach den häufigen Auseinandersetzungen mit der kurdi-schen Kämpfern ist die Dorfbevölkerung das Ziel der türkischen Repressionen ge-worden. Trotz dieser schwierigen Umstände wollen Azad und seine Freundin Nazenin heira-ten. Auf der Hochzeitsfeier kommt es jedoch zu einem Handgemenge mit dem türki-schen Militär. Azad schießt auf einen Kommandanten und flüchtet aus Balliova. Als blinder Passagier in einem LKW passiert er die Grenze zur autonomen Region Kur-distan im Irak. Hier kreuzt sich sein Weg mit anderen Schicksalen aus verschiedenen Regionen des geteilten Kurdistans. Er trifft Cheto, der aus Paris in die Heimat zurückkehrt, weil die sterblichen Überreste seiner Schwester in einem irakischen Massengrab gefunden wurden, und Jekaf, die als Mädchen von irakischen Soldaten verschleppt wurde. Azad lernt auch Taman kennen, die ihn mit in ein Guerilla Camp in den kurdischen Bergen nimmt. Dort käm-pfen Kurden gegen das islamische Regime. Ebenso wie Azad will auch Taman ihren Verlobten heiraten, doch die Hochzeitsfeier wird durch einen Bombenangriff unter-brochen. Azad beschließt Nazenin aus seinem Heimatdorf in die Berge zu holen, doch er gerät in einen Hinterhalt des türkischen Mililtärs. Auf dem Dorfplatz werden er und Nazenin angeschossen. Wie im Tanz taumeln die beiden Liebenden zu den Klängen eines Dol (kurdisches Schlaginstrument), und sinken schließlich tot zu Boden. Regie und Drehbuch: Hiner SALEEM, Azad: Nazmî KIRIK, Taman: Belçim BILGIN, Ahmed: Omer ÇIAW SIN, Jekaf: Rojîn ULKER, Ceto: Abdullah KESKÎN, Nazenin: Sipel Dogu Lesar ERDOGAN, Ciwan: Ciwan HACO Der Film „Dol – Tal der Trommeln“ läuft gegenwärtig u.a. in Berlin im fsk-Kino, Se-gitzdamm 2 in Kreuzberg. Weitere Infos unter: www.fsk-kino.de und www.dol-der-film.de 17. TV-Tipps
>>> Sa, 12.05.2007, WDR, 16.20 Uhr: Neue Chance in Antalya "Ich ziehe das durch! Ich bleibe auf jeden Fall ein Jahr," ruft Hakan Özmen eupho-risch. Der 23jährige Deutschtürke aus Wuppertal ist schon lange auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Obwohl er einen Realschulabschluss hat, waren alle Bewer-bungen bisher erfolglos. Über 100 hat er geschrieben, sagt er. Jetzt sucht er in der Heimat seiner Eltern eine neue Chance. Mit fünf weiteren jungen Deutschtürken aus Wuppertal nimmt er an einer außerge-wöhnlichen Qualifizierungsmaßnahme der Arbeitsverwaltung teil: ein touristisches Praktikum in der Türkei. Sechs Monate sollen die Hartz-IV-Empfänger in den Berei-chen Service und Rezeption fit gemacht werden. Danach winkt ein sicherer Arbeits-platz in einem Hotel an der Türkischen Riviera. Eine Saison lang ist ihnen mindes-tens garantiert. "Ich fühle mich schon ein bisschen wie ein Versuchskaninchen", sagt der 18jährige Erhan. Es ist das erste Mal bundesweit, dass man versucht junge Deutschtürken ohne Perspektive auf diese Weise von der Straße zu holen. In Wup-pertal ist jeder vierte Ausländer arbeitslos, darunter viele Türken. Das Praktikum könnte eine neue Chance sein, denn die meisten Hoteliers in der Türkei suchen mehr sprachige Mitarbeiter. Die Jugendlichen waren noch nie länger als ein paar Tage von Familie und Freunden getrennt. Sie sind in Wuppertal aufgewachsen. Da ist es schwer, wenn die eigene Heimat und deren Kultur unerwartet fremd sind. Ob es den Wuppertalern gelingt, hat Reporterin Anne Bielefeld beobachtet. >>> So, 13.05.2007, SWR, 08.30 Uhr: Gottesvorstellungen im Islam
Tele-Akademie mit Prof. Dr. Annemarie Schimmel
Eine außergewöhnliche Wissenschaftlerin spricht in diesem Vortrag über die Gottes-vorstellungen im Islam. Professor Dr. Annemarie Schimmel war eine der bekanntes-ten Islamwissenschaftlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie lehrte an den Universitäten Ankara, Cambridge, Teheran, London, Edinburgh und Bonn und veröffentlichte über 100 Bücher. 1995 wurde sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Sie starb im Jahr 2003. (Vortrag aus dem Jahr 1996) >>> So, 13.05.2007, hr-fernsehen, 11.30 Uhr: Der Islam auf dem Vormarsch? Meinhard Schmidt-Degenhard im Gespräch mit Ayyub A. Köhler, Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland. Es war der 10. April 2007, bei einem Fest zum Geburtstag des Propheten Moham-med, als verschiedene muslimische Organisationen in Deutschland die Gründung eines zentralen Koordinierungsrates der Muslime bekannt gaben. Seit Jahren galten die muslimischen Verbände hierzulande als zerstritten. Vergeblich hatten Vertreter aus Politik und Kirchen bisher einen zentralen islamischen Ansprechpartner einge-klagt. Zuletzt war es Innenminister Wolfgang Schäuble, der im Rahmen der Islam-konferenz auf diese Notwendigkeit hingewiesen hatte. Ob allerdings der neue Koor-dinierungsrat wirklich als repräsentativ für die über drei Millionen Muslime hierzulan-de gelten kann, darf bezweifelt werden. Zudem gelten die im Koordinierungsrat zu-sammengeschlossenen Organisationen als untereinander zerstritten. Dennoch, ein erster Schritt ist getan - und der Islam in Deutschland wird von nun an stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Ist der Islam hierzulande nun auf dem Vormarsch? Der erste Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime ist Ayyub Axel Köhler, der zugleich Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland ist. Mit ihm unter-hält sich Meinhard Schmidt-Degenhard über den neuen Koordinierungsrat, über des-sen Anliegen und natürlich über die Situation der Muslime in Deutschland. >>> So, 13.05.2007, 3sat, 21.15 Uhr: Klingenhof - eine kleine Oase in Zürich Der Klingenhof ist ein Innenhof in einem Zürcher Wohnquartier, bewohnt von Men-schen aus verschiedenen Kulturen. Nach dem Motto "Jeder Ort kann der Mittelpunkt der Erde sein" haben die ebenfalls dort wohnenden Autoren Beatrice Michel und Hans Stürm über drei Jahre lang das bunte Treiben im Hof mit der Kamera festge-halten: Entstanden ist ein buntes und atmosphärisch dichtes Porträt eines Zürcher Wohnquartiers und dessen Bewohnern. Da viele der Anwohner nicht Schweizer sind, ist der Film auch eine Studie über Inte-gration, Ausländer in der Schweiz, und nicht zuletzt über die Schweizer selbst. Kaum einer ist im Klingenhof aufgewachsen: der alte Bergbauer ebenso wenig wie die bei-den Regisseure, der Berner Bub nicht, der Kurde, der Chinese aus Vietnam, der Ita-liener, alle sind sie ein bisschen Fremde hier. Die Dreharbeiten wurden überschattet vom Tod des Koautors und Kameramanns Hans Stürm. Er hat nicht mehr miterlebt, wie der Dokumentarfilm "Klingenhof" im Jahr 2006 an den Solothurner Filmtagen mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde.
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