Dialog-Kreis „Die Zeit ist reif für eine politische Lösung im Konflikt zwischen Türken und Kurden“ Postfach 90 31 70, D-51124 Köln, Tel: 02203-126 76, Fax: 02203-126 77 Spendenkonto: Dialog-Kreis, Kontonummer 9152539, BLZ 370 501 98, Stadtsparkasse Köln Redaktion: Andreas Buro, Barbara Dietrich, Memo Sahin, Luise Schatz und Mani Stenner Redaktionsschluss: 6.02.2012 dialogkreis@t-online.de, www.dialogkreis.de Inhalt Der Kommentar: Wohin steuert die AKP? IHD: 2011 wurden 6800 Personen festgenommen, davon 3800 inhaftiert 40 kurdische JournalistInnen verhaftet Vizepremier stellt klar: KCK-Operationen sind politische Operationen Rangliste der Pressefreiheit: Türkei auf Platz 148 Leyla Zana: Autonomie reicht nicht aus! ai: Untersuchungen zur Bombardierung in Uludere sind nicht glaubwürdig Haftsituation von Abdullah Öcalan: IHD appelliert an Anti-Folter-Komitee Kurdische Parlamentarier genießen keine Immunität – Zanas Wohnung durchsucht Keine Gerechtigkeit im Fall Hrant Dink Massengrab Mitten in Amed/Diyarbakir 17 Jugendliche im Gefängnis im Hungerstreik Am Tag des bedrohten Anwaltes Kundgebungen vor türkischen Vertretungen Freitagsgebete auf Englisch jedoch nicht Kurdisch Roj-TV: Stimme der Kurden schweigt Die Blockade gegen Roj TV dauert an Haftstrafe für ehemaligen Bürgermeister wegen Interview in Los Angeles Times Frankreichs Senat verabschiedet Gesetz gegen Genozidleugnung Ragip Zarakolu für den Friedensnobelpreis Haftstrafe für ehemaligen Bürgermeister wegen Interview in Los Angeles Times Europa-Rat: Türkische Justiz muss Menschenrechte besser schützen Bewohner Hasankeyfs blockieren Topkapi Palast in Istanbul Familienzusammenführung und Rückkehr von Gazale Salame Newroz-Delegation „Ez jî li vir im“ IPPNW-Delegationsreise 9 Newroz-Delegation nach Süd-Kurdistan Neuerscheinungen: Stranên Kurdî / Kurdische Lieder Warum das Kamel beleidigt war »Infobrief Türkei« Hinweis auf sonstige Infostellen ----------------------------------- Der Kommentar Wohin steuert die AKP? Von Memo Sahin Als die türkische Regierungspartei, AKP, sich nach den Parlamentswahlen im Jahre 2002 auf den Weg in die Europäische Union machte und die Macht der Generäle und Eliten der kemalistischen Schule begrenzen wollte, war sie eine reformoriente Erneuerungspartei. Die unter dem Diktat der Kemalisten leidende Bevölkerung, die Intellektuellen, Demokraten und Liberalen haben damals nicht gezögert, den Kurs der AKP zu unterstützen. Auch aus dem Westen, EU und USA, erhielt sie zunehmend Anerkennung und wurde international aufgewertet. Dies und die wirtschaftlichen Erfolge haben die AKP ermutigt, ihren Platz auf dem Sattel zu verfestigen und im In- und Ausland selbstbewusster aufzutreten oder sogar aufzutrumpfen. So hat Regierungschef Erdogan nicht gezögert auf dem internationalen Parkett in Davos den israelischen Staatspräsidenten Peres der "barbarischen Kriegsführung“ zu bezichtigen, ohne sich zu erinnern, was er im eigenen Land gegenüber den Kurden praktizierte. (spiegel.de, 29.1.2009) In Deutschland beschuldigte er die Bundesregierung der „Assimilation“ der türkischen Migranten, die „ebenso wie der Antisemitismus ein Vergehen an der Menschheit“ sei, ohne in Erinnerung zu rufen, dass in seinem Land kein einziger Klassenraum besteht, in dem kurdische Kinder in ihrer Muttersprache unterrichtet werden. (FAZ, 2.11.2011) Bezüglich der Anerkennung des Völkermordes an Armenier griff die AKP-Regierung fast alle europäischen Regierungen an, rief zum Boykott der Waren aus der Schweiz und aus Frankreich auf, obwohl dieses Vergehen fast 100 Jahre vor seiner Regierung im Osmanischen Reich stattgefunden hatte. Ab der Mitte des Jahrzehnts war die AKP vorrangig damit befasst, die Macht der Generäle und Kemalisten zu begrenzen – eine Herkules-Aufgabe, die sie relativ erfolgreich bewältigt hat. Die Generäle wurden im Sommer 2011 in ihre Kasernen beordert und der neue Generalstabschef fühlt sich mit der AKP-Regierung verbunden. Seit fast fünf Jahren, ab 2007 kontrolliert sie die Legislative und Exekutive und stellt das Staatsoberhaupt. Hinzu gekommen ist im Jahre 2010 auch die Judikative, die vom Hohen Rat der Staatsanwälte und Richter (HSYK) kontrolliert wird, darunter auch das Verfassungsgericht. Alle bis dahin von der AKP kritisierten Verfassungsorgane, darunter Nationaler Sicherheitsrat (MGK), Religionsbehörde (Diyanet), Hochschulrat (YÖK) und Kontrollgremium der Medien (RTÜK), wurden nicht abgeschafft, sondern mit AKP nahen Kadern neu besetzt und unter Kontrolle gestellt. Ein sehr großer Teil der türkischen Medien befinden sich in den Händen der islamischen Holdings. Dutzende von Tageszeitungen und Fernsehstationen agieren wie Zentralorgane der AKP. Allwöchentliche Reden von Erdogan werden landesweit von über zehn Fernsehsendern live übertragen. Erdogan lädt die Besitzer und Chefredakteure zu Briefings ein und bestimmt den Ton der Berichterstattung. (haber7.com, 20.10.2011) In der Kurdenfrage agiert die AKP wie ihre Vorgänger und denkt, dass sie die Kurdenfrage mit militärischen Mitteln lösen könne: Wie Vorgänger Demirel, der 1992 sagte, dass er die kurdische Realität anerkenne, wie Mesut Yilmaz, der 1999 sagte, dass der Weg der EU über Diyarbakir laufe, sagte Erdogan im Sommer 2005 in der Kurdenmetropole Diyarbakir: "Das Kurdenproblem ist nicht etwas, das nur einen Teil der Nation betrifft, sondern ist unser aller Problem und vor allem mein Problem." (12.8.2005) Drei Jahre später, im Sommer 2008 „startete“ er die Politik der „kurdischen Öffnung“, die allerdings im Sande verlief und verkehrte sie im kurdischen Mus wieder, in dem er sagte: „Für mich existiert die Kurdenfrage nicht!“ (30.4.2011, http://www.haber7.com/haber/20110430/ Erdogan-Kurt-sorunuyoktur.php) Seit dieser Art der „kurdischen Öffnung“ wurden über 6000 kurdische Politiker, gewählte Volksvertreter, Bürgermeister, Gewerkschafter, Journalisten und Menschenrechtler und Rechtsanwälte nicht nur vorüber gehend festgenommen, sondern verhaftet. So versucht die AKP-Regierung die legale kurdische Partei BDP, die 100 Kommunen in kurdischen Gebieten regiert und im türkischen Parlament vertreten ist, zu lähmen. Die AKP versucht jedoch nicht nur, Kurden mundtot zu machen, sondern auch Andersdenkende. Prof. Dr. Büsra Ersanli und der international bekannte Verleger Ragip Zarakolu wurden als angebliche Unterstützer der KCK, sprich PKK, verhaftet. In den kurdischen Bergen wird internationales Kriegsrecht verletzt, indem Kämpfer der PKK mit chemischen Waffen ermordet wurden. Zivilisten werden in diesem Krieg nicht verschont. Am 28. Dezember 2011 wurden 34 Kurden mehrheitlich Kinder und Jugendliche mit F16 Kampfjets massakriert - wie es scheint, wider besseres Wissen. Erdogan leitete höchstpersönlich einen Prozess gegen seinen bis dato Unterstützer, Ahmet Altan, Herausgeber der Tageszeitung Taraf, auf Schadenersatz in Höhe von 30.000 Türkische Lira ein, weil der ihn wegen der Tötung der 34 kurdischen Zivilisten kritisiert hatte. Erdogan erträgt selbst keine kritischen Karikaturisten und Künstler, nicht nur Mohammed-Karikaturisten. Er lässt an der armenischen Grenze ein Friedensdenkmal des Künstlers Mehmet Aksoy zerstören, das für die Annäherung zwischen den beiden Völkern stand. (http://www.dha.com.tr/haberdetay.asp?Newsid=173593, 14.6.2011). Erdogan griff auch den amerikanischen Schriftsteller, Paul Auster, an, weil dieser es abgelehnt hatte, in ein Land einzureisen, in dem Journalisten und Schriftsteller verhaftet sind. Erdogan erwiderte: „Ob du kommst oder nicht, was würde sich denn ändern?“ Amnesty international, Human Rights Watch, Menschenrechtskommissar des Europarats, Hammerberg, EU- Erweiterungskommissar Füle und PEN-International kritisieren die AKP-Regierung wegen der massenhaften Inhaftierung der BDPler, der Journalisten und Schriftsteller sowie begangenen Menschenrechtsverletzungen. Die Türkei ist nach einer Auflistung der Organisation Reporter ohne Grenzen von 179 Ländern in Bezug auf die Pressefreiheit im Jahre 2011 gleich um 10 Stellen auf den Platz 148 abgerutscht. Nach Recherchen des unabhängigen Netzwerks Bia vom 31.01.2012 sind 104 Journalisten und 30 Verteiler von Zeitungen meist unter dem Vorwurf, illegalen Organisationen anzugehören, inhaftiert. Nun ist Erdogan auf dem Wege nach dem Vorbild der Kemalisten statt einer „kemalistischen Jugend“ eine „gläubige Jugend“ zu schmieden. Vor seiner Fraktion am 31. Januar verkündete er, dass die AKP-Regierung vorhabe, eine gläubige Jugend zu erziehen, indem er vergaß, dass die „Erziehung einer gläubigen Jugend“ nicht zu den Aufgaben einer säkularen Regierung gehört und dass der Staat in der Glaubensfrage unparteiisch bleiben muss. Die religiösen und ethnischen Minderheiten, wie Aleviten, Christen und Kurden, haben bitter erfahren, was für eine Jugend aus der „Türkisch-Islamischen-Synthese“ geschmiedet wurde und wozu sie fähig ist. Auch von der Politik „Nullproblem mit den Nachbarn“ ist nichts übriggeblieben. Fast mit allen Nachbarn, Armenien, Iran, Irak, Syrien, Zypern und Griechenland ist die türkische Außenpolitik auf Konfrontationskurs geraten. Anscheinend hat die AKP-Regierung vom Vorhaben, das Land zu demokratisieren, die Kopenhagener Kriterien voll anzuerkennen und anzuwenden und die Kurdenfrage friedlich zu lösen, Abschied genommen. So stellt sich mit Recht die sorgenvolle Frage, wohin steuert die AKP-Regierung? ------------------------------------------------------ Ereignis-Kalender IHD: 2011 wurden 6800 Personen festgenommen, davon 3800 inhaftiert Die Istanbuler Sektion des Menschenrechtsvereins (IHD) hat im Rahmen der Woche für Menschenrechte eine Demonstration mit dem Motto „Wir wollen nicht aussagen. Wir wollen berichten“ veranstaltet. Hierbei hat Meral Cildir, die Vorstandsmitglied des IHD ist, eine Erklärung zu den Rechtsverletzungen im Jahre 2011 verlesen: „Im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen wurden 330 Menschen getötet. 19 Menschen wurden extralegal hingerichtet. In 812 Fällen haben Personen, die in Polizei-/Militärgewahrsam Folter oder schlechte Behandlung erfahren haben bei uns Anzeige erstattet. 2011 gab es eine starke Zunahme bei rechtswidrigen Eingriffen in das Demonstrations- und Versammlungsrecht. Im Zuge der Eingriffe kamen 6 Personen ums Leben, 271 wurden verletzt. 6800 Personen wurden festgenommen, davon 3800 inhaftiert. Eingriffe in das Organisationrecht haben stark zugenommen, so dass vor allem tausende PolitikerInnen und Mitglieder der Partei für Frieden und Demokratie (BDP), der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (ESP) und der Sozialistischen Demokratie Partei (SDP) inhaftiert wurden. Meral Cildir hat weiterhin angeführt, dass auch die Repression gegen MenschenrechtlerInnen zugenommen hat. Dazu zählen unter anderem auch: Ragip Zarakolu (Ehrenvorsitzender des IHD), Muharrem Erbey (Ko-Vorsitzender des IHD-Türkei und Vorsitzender der Sektion Diyarbakir), Roza Erdede und Aslan Özdemir (Vorstandsmitglieder des IHD-Diyarbakir). Zuletzt hat Cildir auch auf die Verhaftung von 38 Anwälten hingewiesen und betont, dass die kurdische Frage auf Grundlage gesellschaftlicher Rechte gelöst werden muss. (ANF, 17.12.11, ISKU) 40 kurdische JournalistInnen verhaftet Im Rahmen der laufenden KCK-Operationen wurden am 20. Dezember mit einer koordinierten Razzia der Polizei 42 kurdische JournalistInnen festgenommen und anschließend verhaftet. Betroffen waren Journalisten der kurdischen Tageszeitung „Özgür Gündem“, die Nachrichtenagentur „DIHA“, die Nachrichtenagentur „Etik Ajans“, der Verlag „Gün Maatbasi“ und die Zeitschrift „Demokratik Modernite“. Zeitgleich wurden in Istanbul, Ankara, Diyarbakir, Van, Adana, Mersin und Izmir Razzien durchgeführt. Dabei wurden Festplatten, Nachrichtenmaterialien und Nachrichtenarchive seitens der Polizei beschlagnahmt. Unter den gefangengenommenen befindet sich auch ein Reporter der AFP und Reporter der Tageszeitung „Vatan“. Laut dem Menschenrechtsverein IHD befinden sich in der Türkei zurzeit 71 Journalisten in Haft. Die AKP-Regierung hat die Türkei, was die Inhaftierung von Journalisten angeht zu einem großen Gefängnis werden lassen. Melda Onur, Istanbuler Abgeordnete der Republikanischen Volkspartei (CHP), hat in ihrer Rede zum Budget der Generaldirektion für Presse und Information im türkischen Parlament auf die festgenommenen Journalisten hingewiesen und gesagt: „Je größere Justizpaläste ihr baut, umso mehr schrumpft die Gerechtigkeit.“ Melda Onur hat in ihrer Rede vor dem Parlament mit den Worten „Die freie Presse ist inhaftiert, die nicht Inhaftierten sind nicht frei“, auf die Repressionen gegenüber der Presse und den JournalistInnen in den Gefängnissen aufmerksam gemacht. Die Einschränkungen, die sich in der Meinungsfreiheit während der Legislaturperiode der AKP zeigen, sind vor allem bei der Pressefreiheit zu sehen. Noch immer sind in der Türkei 71 JournalistInnen in Haft. Noch immer werden hunderten JournalistInnen, RedakteurInnen und Intellektuellen unter unterschiedlichsten Vorwänden Verfahren eröffnet. Mit den Repressionen der AKP-Regierung gegen die gesamte Opposition hat auch die oppositionelle Presse ihren Teil abbekommen. Sie ist kaum noch vorhanden und in diesem Land ist ein Mediensystem entstanden, welche man als „einseitigen Journalismus“ benennen kann, in dem keine einzige quere Stimme mehr erhoben wird. (Bianet und ANF, 14.12.11; ANF, 20. und 21.12.11) Vizepremier stellt klar: KCK-Operationen sind politische Operationen Der türkische Vizepremier und Koordinator der Anti-Terror- Bekämpfung Besir Atalay hat in einem Fernsehinterview am 18. Dezember, offengelegt, dass es sich bei den Festnahmewellen im Rahmen der KCK-Operationen um politische Operationen der Regierung handele. Zuvor schob die AKP-Regierung die Verantwortung für die geführten Operationen auf die türkische Justiz, die unabhängig ihre Aufgaben verfolge. Jedoch hat Atalay mit folgenden Worten in einem Interview bei einem Privatsender dem vorhergesagtem widersprochen und die eigene Regierung als Urheber der Operationen benannt: „Für die PKK und ihre terroristischen Einheiten ist das Inland, das Ausland, die Berge und all das zur gefährlichen Zone geworden. Wir werden unsere Arbeiten genau in diesem Rahmen fortsetzen. Unsere Sicherheitsvorkehrungen werden fortgesetzt. Auch im Winter laufen unsere Operationen pausenlos. Manche reden von irgendwelchen Gesprächen und so weiter, aber von so etwas kann nicht die Rede sein. Die grenzüberschreitenden Operationen, genauso wie die KCK- Operationen laufen alle koordiniert, sie wurden abgesprochen, beschlossen und werden umgesetzt.“ Der Fraktionssprecher der BDP Hasip Kaplan hat bezüglich des Interviews von Atalay eine Anfrage im Parlament gestellt, in der er eine Antwort auf folgende Fragen vom Innenminister verlangte: „Worum geht es bei der von ihnen einseitig geführten Strategie? Warum wurden diese nicht dem Parlament erklärt? Innerhalb welcher Koordination haben Sie die KCK-Operationen beschlossen und umgesetzt? Wurden bei der Umsetzung Sondereinsatzkräfte der Polizei, die der (Gülen-)Gemeinde nahestehen, eingesetzt? Welche Entscheidungen hat der Nationale Sicherheitsrat getroffen? Warum haben sie in die Unabhängigkeit der Justiz eingegriffen?“ Auch Erdogan hatte zuvor erklärt, dass er die KCK-Operationen als Premierminister begrüße und unterstütze. (ANF, 19.12.11, ISKU) Rangliste der Pressefreiheit: Türkei auf Platz 148 ai: Untersuchungen zur Bombardierung in Uludere sind nicht glaubwürdig Wie eng Demokratie und Medienfreiheit zusammenhängen, zeigt die Rangliste der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen (ROG) am 25. Januar 2012 zum 10. Mal herausgegeben hat. An der Spitze der Rangliste stehen nach wie vor europäische Länder, am Ende Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan. Erstmals besetzen auch afrikanische Länder vordere Plätze. Die ROG- Rangliste der Pressefreiheit 2011 vergleicht die Situation der Medien in 179 Staaten und Regionen vom 1. Dezember 2010 bis zum 30. November 2011. Die Türkei verschlechterte sich um 10 Plätze und kam damit auf Rang 148 von insgesamt 178 Ländern. “Unter dem Vorwand, den Terrorismus zu bekämpfen wurden Dutzende gefangengenommen, bevor ihnen ein Prozess gemacht wurde”. Das gelte besonders für die Verdächtigen im Fall Ergenekon und KCK, so der Bericht. „Die beispiellose große Anzahl von Verhaftungen, sehr viele Telefonabhörungen und die Missachtung der Geheimhaltung von journalistischen Quellen haben in den Medien ein Klima der Einschüchterung geschaffen“, so die ROG weiter. (http://www.reporter-ohne-grenzen.de/ranglisten/rangliste-2011/) Leyla Zana: Autonomie reicht nicht aus! Leyla Zana, die in Deutschland an einer Konferenz über die Geschichte der kurdischen Migration nach Europa teilnahm, erklärte gegenüber dem kurdischen Zeitung “Rûdaw”, dass die “Kurden ihre eigene Zukunft bestimmen sollten”. “Einige Kurden in der Türkei wollen Autonomie. Die Frage ist, wieviele von ihnen diese Autonomie wollen. Über dieses Thema muss auch eine Debatte stattfinden. Ich glaube, die Kurden sollten in der Lage sein selbst über ihre Zukunft zu entscheiden. Es ist wahr, dass wir ursprünglich Autonomie gefordert haben. Doch heute sind die Kurden in der Türkei der Ansicht, dass eine Autonomie nicht mehr ausreicht”, Zana wörtlich. “Ich denke, die Zeit für die Kurden ist gekommen über ihre eigene Zukunft per Volksabstimmung zu entscheiden… Freiheit, Autonomie, Föderalismus und Unabhängigkeit sind auch die Rechte der Kurden.” Die Türkei könne etwa ein Föderales System wie in Deutschland schaffen, so Zana. “Die Kurden sollten ihre Zukunft durch ein Referendum bestimmen. Das Ergebnis, welches eine Autonomie, Föderalismus oder die Unabhängigkeit für die Kurden in der Türkei sein könnte, werden wir akzeptieren.” Sie sollten, so Zana weiter, wie jede andere Nation in der Lage sein, eine Entscheidung zu treffen, die die Welt zu akzeptieren habe. (Rûdaw, 27.12.11, http://www.rudaw.net/english/news/turkey/4265.html) Amnesty International hat gegenüber den türkischen Behörden ernste Besorgnis bezüglich der Untersuchungen über die Bombardierung von Zivilisten durch ein Kriegsflugzeug im Kreis Uludere/ Qileban in der Provinz Sirnak im Südosten der Türkei ausgedrückt. In der Nacht des 28. Dezember 2011 wurden im Landkreis Uludere/Qileban 34 Zivilisten, darunter 18 Minderjährige, durch Bombenabwürfe eines türkischen Kriegsflugzeugs getötet. Bei dem Angriff wurde kein militärisches Ziel getroffen. Zunächst behaupteten die Behörden, die Getöteten seien bewaffnete Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gewesen. Später gaben sie zu, dass es sich um zivile Schmuggler handelte, die vom benachbarten Irak in die Türkei zurückgekehrt waren. Amnesty International hatte die Behörden aufgefordert, eine sorgfältige, unabhängige und unparteiische Untersuchung durchzuführen und für eine Wiedergutmachung - insbesondere Entschädigungszahlungen für die Opfer des Angriffs - zu sorgen. Die Türkei ist gemäß internationalen Menschenrechtskonventionen verpflichtet, Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen unverzüglich, sorgfältig und effektiv durch unabhängige und unparteiische Institutionen untersuchen zu lassen, Wiedergutmachung, einschließlich Entschädigungszahlungen für die Opfer, zu leisten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Amnesty International begrüßt es, dass Entschädigungszahlungen für die Familien der bei dem Angriff Getöteten zugesichert wurden. Andere Entwicklungen erwecken jedoch Zweifel daran, dass die Untersuchungen sorgfältig und unparteiisch durchgeführt werden und aufdecken werden, was genau geschehen ist und wer dafür verantwortlich ist. Zeugen der Bombardierung, die Aussagen gegenüber zivilgesellschaftlichen Delegationen, darunter oppositionelle Parteien, Vertreter von Anwaltskammern und einer Kommission von Menschenrechtsorganisationen, gemacht haben, gingen davon aus, dass die Soldaten wussten, dass es sich um Zivilisten handelte. Die Soldaten seien über den gewohnheitsmäßigen Schmuggel der Dorfbewohner informiert gewesen und hätten ihn geduldet. Sie hätten auch gewusst, dass an dem Tag der Bombardierung schmuggelnde Dorfbewohner in der Gegend unterwegs waren. Die Zeugen sagten außerdem aus, die Menschen seien von Soldaten daran gehindert worden, in das Dorf Ortasu/Roboski zurückzukehren, nachdem sie die irakische Grenze überschritten hatten. Die Soldaten hätten ihnen befohlen, in dem Gebiet zu bleiben, das anschließend bombardiert wurde. Menschenrechtsorganisationen, die den Vorfall untersuchen wollten, berichteten, ihre Delegierten seien von Soldaten daran gehindert worden, den Ort der Bombardierung zu besuchen. Als Begründung wurden „Sicherheitsbedenken“ angeführt. Regierungen dürfen Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen, die ein Mandat haben, die Einhaltung von Menschenrechtsstandards zu beobachten, nicht daran hindern, Gebiete zu betreten, wenn der begründete Verdacht besteht, dass es dort zu Verletzungen von Menschenrechten gekommen ist. Amnesty International hat die türkischen Behörden um Aufklärung darüber gebeten, warum den Delegierten der Zugang verweigert wurde. Die Art und Weise, wie die Untersuchungen durch die Staatsanwaltschaft geführt werden, verstärkt die Befürchtung, dass die Umstände und Hintergründe der Bombardierung nicht aufgeklärt werden. Über einen Monat nach der Bombardierung sollen die zuständigen Staatsanwälte noch immer keine Zeugenaussagen aufgenommen haben. Die Staatsanwälte müssen sicherstellen, dass Zeugenaussagen sorgfältig untersucht werden und dass Angehörige des Militärs zur Verantwortung gezogen werden, wenn festgestellt wird, dass sie fahrlässig oder absichtlich Zivilisten angegriffen haben. Außerdem sollen die Staatsanwälte keine Ermittlungen am Tatort durchgeführt haben. Als Begründung dafür wurde „die Wut der örtlichen Bevölkerung, die sich in der Gegend versammelt hat und die Gefahr von terroristischen Aktivitäten“ angeführt. Diese Rechtfertigung erinnert an das Versäumnis einer sofortigen Untersuchung des Tatortes nach dem Tod von Ceylan Önkol, einem Mädchen, das im Jahr 2009 getötet wurde, als es in der Nähe ihres Elternhauses Vieh weidete. Es besteht der Verdacht, dass sie durch eine von den türkischen Sicherheitskräften abgefeuerte Mörsergranate getötet wurde. In diesem Fall sind die strafrechtlichen Ermittlungen noch immer nicht abgeschlossen. Ein weiterer Grund zur Besorgnis sind Berichte, wonach die Staatsanwälte Informationen über den Tatort ausschließlich von militärischen Einheiten bezogen haben. Auch dies stellt eine Gefahr für die Unabhängigkeit der Untersuchungen dar. Amnesty International hat von den Behörden Aufklärung darüber gefordert, warum beschlossen wurde, die Ermittlungen geheim zu führen. Damit wird eine Verfolgung der Untersuchungen sowohl durch die Öffentlichkeit als auch durch die Anwälte der Familien der Opfer verhindert. (amnesty international, 3.2.12, info@amnesty-tuerkei.de, www.amnesty-tuerkei.de) Haftsituation von Abdullah Öcalan: IHD appelliert an Anti-Folter-Komitee Der Menschenrechtsverein IHD hat sich an das Anti-Folter- Komitee (CPT) des Europarats gewandt und auf die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan und der fünf anderen auf der Gefängnisinsel Imrali gefangenen Menschen hingewiesen, die seit Monaten keinen Kontakt zur Außenwelt haben und auch keine Besuche ihrer AnwältInnen empfangen konnten. Im dem Appell wird die Besorgnis über den Gesundheitszustand von Abdullah Öcalan zum Ausdruck gebracht, der seit dem 27. Juli 2011 vollständig von der Außenwelt isoliert ist. Der IHD macht auf die systematische Verhinderung von Besuchen auf Imrali aufmerksam, die stets mit „schlechtem Wetter“ oder „defektem Boot“ begründet wird. Das CPT wird aufgefordert, eine Kommission zu bilden, die das F-Typ Gefängnis Imrali besuchen und die dort stattfindenden Rechtsverletzungen untersuchen soll. In der Petition wird auch auf die am 22. November 2011 erfolgte Verhaftung von 35 AnwältInnen Öcalans hingewiesen und unterstrichen, dass die Vorwürfe gegen die AnwältInnen inakzeptabel sind. Die Verweigerung des Besuchsrechts der Gefangenen wird als Willkührmaßnahme der Behörden benannt und weiter ausgeführt, dass „Million Menschen in der Türkei und anderen Teilen der Welt besorgt sind über den Gesundheitszustand des Anführers der politischen Bewegung der KurdInnen. Auf der anderen Seite haben etwa 7.000 Gefangene aus KCK und PKK in türkischen Gefängnissen einen alternierenden Hungerstreik begonnen, um gegen die Isolation Öcalans zu protestieren. Die jetzige Situation zeigt, wie groß die Spannungen im Gefängnissystem der Türkei sind.“ Der Appell endet mit der Aufforderung an das CPT, so schnell wie möglich die Gefängnisinsel Imrali zu besuchen und angesichts der Dringlichkeit des Falles die notwendigen Untersuchungen vorzunehmen. (DIHA, 12.1.12, ISKU) Kurdische Parlamentarier genießen keine Immunität – Zanas Wohnung durchsucht In den Morgenstunden vom 13. Januar ist es in elf Städten zu Razzien und Festnahmen im Rahmen der sogenannten KCK- Operationen gekommen. Ziele waren in den Städten Adana, Ankara, Istanbul, Mersin, Amed (Diyarbakir), Agirî (Agri), Riha(Urfa), Mêrdîn (Mardin), Êlih (Batman), Sêrt (Siirt) und Wan (Van) neben den Mitgliedern der BDP auch Vertreter der Gewerkschaft KESK und Mitglieder des Vereins zur Förderung der kurdischen Sprache Kurdi-Der. Auch ein Journalist der Nachrichtenagentur DIHA wurde nach einer Razzia in seinem Haus in Ankara festgenommen. Ein weiteres Ziel der Razzien war die Wohnung der BDP- Parlamentsabgeordneten Leyla Zana in Ankara. Zana befand sich zum Zeitpunkt der Razzia nicht in ihrer Wohnung. Premierminister Erdogan hatte vor kurzem die Staatsanwaltschaft dazu aufgefordert gegen Zana aufgrund ihrer Aussagen bei einer öffentlichen Veranstaltung Ermittlungen einzuleiten. Zana hatte am 9. Januar auf Diskussionen, in der gefordert wurde, dass die PKK einseitig ihre Waffen niederlegen solle, geantwortet, dass keine einseitigen Schritte unternommen werden können. Solange das Kurdenproblem nicht gelöst ist, seien die Waffen die Versicherung des kurdischen Volkes. (ANF, 13.1.12, ISKU) Keine Gerechtigkeit im Fall Hrant Dink Auf seiner 25. Sitzung – zwei Tage vor dem Fünf-Jahres- Gedenken an Hrant Dinks Ermordung - verkündete Richter Rüstem Eryilmaz von der 14. Strafkammer zu Istanbul das Urteil: Wegen „Anstiftung zur Tötung des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink vor fünf Jahren“ wurde Yasin Hayal zu lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt. Ein anderer verdächtiger Hintermann des Mordes, Erhan Tuncel, wurde vom Mordvorwurf freigesprochen, allerdings zu einer Haftstrafe von zehn Jahren und sechs Monaten für einen Bombenanschlag auf eine McDonald-Filiale (2004) verurteilt. Der zur Tatzeit angeblich erst 17jährige Haupttäter, Ögün Samast, war im Juli 2011 von einem Jugendgericht zu einer Haftstrafe von 22 Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Der Freispruch für Erhan Tuncel und andere Details der Urteilsverkündigung kommen für Menschenrechtler und kritische Prozessbeobachter als große Enttäuschung. Noch vor der Urteilsverkündung hatte „amnesty international“ den türkischen Justizbehörden vorgeworfen, dass sie nicht dem Vorwurf der Verwicklung von Staatsbeamten in den Mord an H. Dink nachgegangen waren. Auch die Organisation „Reporters Without Borders“ hatte bereits vor der Urteilsverkündung Zweifel formuliert: „Was immer das Gericht entscheidet, wir erwarten uns nicht viel von diesem Gericht. Auch fünf Jahre nach Dinks Ermordung hat es sich als unfähig erwiesen, um die gesamte Komplexität im Staatsapparat zu durchdringen und die Hintermänner zu identifizieren. Niemand kann diesen Fall als abgeschlossen betrachten. Elemente in der Polizei sowie im Justizapparat haben die Ermittlung bis zum letzten Augenblick behindert. Gemeinsam mit der Familie Dinks und seinen Kollegen hoffen wir, dass das Ende dieses Schauprozesses einen Neustart der Ermittlung markiert, und wir werden mit mehr Entschlossenheit denn je darauf hinwirken.“ Hrant Dink, ein türkischer Staatsbürger armenischer Abstammung, wurde am 19. Januar 2007 vor dem Büro der Zeitschrift Agos, deren Herausgeber er war, erschossen. "Hrant Dink wurde ermordet, weil er seine Meinung friedlich geäußert hat." sagt Andrew Gardner, Türkei-Experte von Amnesty International. "Die Sicherheitsdienste wussten von dem Mordplan und hatten Kontakt mit denjenigen, die des Mordes angeklagt sind, es wurde jedoch nichts unternommen, um den Mord zu verhindern. Nur eine vollständige Untersuchung der Handlungen aller staatlicher Einrichtungen und Beamten, die mit dem Mord in Verbindung gebracht werden, wird Gerechtigkeit darstellen". (http://www.amnesty.de/2012/1/18/tuerkei-keine-gerechtigkeit-imfall- hrant-dink, AGA-Online, 17.1.12) 17 Jugendliche im Gefängnis im Hungerstreik Am 6. Oktober 2011 wurden in Mersin 17 Jugendliche bei der Trauerfeier von Sadik Kaya (HPG-Mitglied) festgenommen. Seit 4 Monate sind sie im Gefängnis, ohne rechtskräftig verurteilt zu sein und ohne vor Gericht gestanden zu haben. Aus diesem Grund sind sie in einen Hungerstreik getreten. Vorgeworfen wird ihnen „Propaganda für eine Organisation“ betrieben zu haben, eine Anklageschrift liegt aber noch immer nicht vor. Die Familien der einsitzenden Jugendlichen beschweren sich wegen der Situation ihrer Kinder und auch der Menschenrechtsaktivist und Anwalt Eyüp Sabri Öncel fordert, dass die Anklageschrift so schnell wie möglich vorzulegen sei, um den Jugendlichen nicht noch mehr Schaden zuzufügen. Die Mutter des Gefangenen Jiyan O. (16) erklärte, dass sie jede Woche ihren Sohn im Gefängnis besucht kann, die Bedingungen jedoch miserabel sind. Sie erwartet, dass sich die Bedingungen ändern und die Jugendlichen sich vor Gericht verteidigen können. Dass nach mehr als vier Monaten sie noch immer ohne Urteil im Gefängnis einsitzen, ist nicht länger haltbar. 2011 wurden in Mersin 120 Jugendliche und Kinder wegen der „Teilnahme an Protestaktionen“ oder dem „Werfen von Steinen auf Polizisten“ festgenommen. Der Vorsitzende des Menschenrechtsvereins IHD von Mersin Ali Tanriverdi räumte ein, dass es zuvor nie eine so große Anzahl von inhaftierten Jugendlichen und Kindern in Mersin gegeben hat und die Polizei sozusagen eine „Jagd“ auf kurdische Jugendliche und Kinder veranstaltet. Tanriverdi wies darauf hin, dass der Grund der Festnahmen zumeist die Beteiligung an öffentlichen Presseerklärungen oder Protestaktionen ist. Dies aber sind demokratische Aktionsformen. Außerdem würden wegen der schlechten Behandlung im Gefängnis viele Beschwerden beim Menschenrechtsverein eingehen, so der Menschenrechtsaktivist Ali Tanriverdi und fügte hinzu, dass die zunehmenden Festnahmen die Bevölkerung sehr beunruhigen. (ANF, 25.1.12, ISKU) Massengrab Mitten in Amed/Diyarbakir Eine aus bautechnischen Gründen geführte Grabung in einem Verhörzentrum führte zufällig zu einem Massengrab mitten in Amed/Diyarbakir von Dutzenden Menschen, die in den letzten 20 bis 30 Jahren getötet und heimlich begraben wurden. Daraufhin hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das historische Viertel Ickale in Diyarbakir war bis vor etwa zehn Jahren als Verhör- und Internierungszentrum der Militärpolizei und des berüchtigten paramilitärischen Geheimdienstes Jitem genutzt worden. Es haben sich 27 Familien beim IHD gemeldet, deren Angehörige in den Verhörzentren des JITEMs „verschwunden“ waren. In den 1990er Jahren wurden Tausende kurdische Aktivisten, Menschenrechtler, Gewerkschafter und Geschäftsleute von türkischen Sicherheitskräften verschleppt und sind spurlos verschwunden. Seit 1995 versuchen die Angehörigen durch stillen Mahnwachen den Blick der Öffentlichkeit auf die „Verschwundene“ zu lenken. Laut einer Untersuchung vom IHD sind von bis jetzt festgestellten 253 Massengräbern lediglich 29 ausgegraben. IHD geht davon aus, dass sich Überreste von 3.248 Menschen noch in den Massengräbern befinden. Zu diesem Zweck hat IHD eine interaktive Karte eingerichtet: www.ihddiyarbakir.org/Map.aspx (ANF, 19. Und 22.1.12, ISKU; Radikal und junge Welt, 26.1.12) Am Tag des bedrohten Anwaltes Kundgebungen vor türkischen Vertretungen Seit Jahren wird von Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international und Human Rights Watch, aber auch von der Europäischen Union über schwere Menschenrechtsverletzungen aus der Türkei berichtet. Am 22. November 2011 kulminierten diese in der Massenfestnahme von ungefähr 50 türkischen und kurdischen Anwältinnen und Anwälten bei koordinierten Razzien im Zuge der sogenannten KCK-Operationen in vielen türkischen Städten und Provinzen. Das Institut des Droits de I'Homme des Avocats Européens (IDHAE), hat auf Anregung der Avocats Européens Démocrates (EDA), des Europäischen Dachverbandes nationaler Anwaltsvereinigungen, und unter Mitwirkung der European Association of Lawyers for Democracy and World Human Rights (ELDH) den 24. Januar zum Tag des bedrohten Anwalts erklärt. Dieser Tag wird von den Mitgliedern der genannten Organisationen europaweit durch Veranstaltungen, Kundgebungen etc. begangen werden. Am 24. Januar 2012 wurden in Berlin, Brüssel, Amsterdam, Paris, Rom, Madrid und Barcelona vor türkischen Vertretungen Kundgebungen durchgeführt. (RAV - Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V.; Fax: 030-41723557)
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