PE der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: Hilfsprogramm für Flüchtlinge aus dem Irak Kirchenpräsident Jung: „Aktive Mitverantwortung für traumatisierte und ihrer Heimat beraubte Menschen“ Darmstadt, 5. März 2009. Mit einem eigenen Programm will die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen aus dem Irak, unter denen auch viele Christen sind, unterstützen. Das hat die Kirchenleitung am 5. März in Darmstadt beschlossen. Sie richtete dafür unter der Bezeichnung „Flüchtlingsaufnahme und Resettlement“ für die Dauer von drei Jahren eine Stelle ein. Zu deren Aufgaben gehört die Begleitung von Kirchengemeinden, die sich für neu ankommende Flüchtlinge engagieren, und die Unterstützung von Kampagnen, die sich für ein dauerhaftes Aufnahmeprogramm für Flüchtlinge in Deutschland einsetzen, sowie die Sensibilisierung für die Situation bereits hier lebender irakischer Flüchtlinge, denen vielfach die Abschiebung droht. Die Stelle hat ihren Sitz in Frankfurt im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau. Bereits Mitte März werden die ersten irakischen Flüchtlinge eintreffen, deren Aufnahme die Evangelische Kirche wiederholt gefordert hatte. Kirchenpräsident Jung: „Signal für eine weitergehende Flüchtlingspolitik“ Kirchenpräsident Dr. Volker Jung wies darauf hin, dass die EKHN eine Selbstverpflichtung einlöse, indem sie eine aktive Mitverantwortung für die großteils traumatisierten und ihrer Heimat beraubten Menschen übernehme. Zugleich erhoffe er sich davon ein Signal für eine weitergehende Flüchtlingspolitik. Die jetzt von der Bundesregierung beschlossene Aufnahme von 2500 irakischen Flüchtlingen könne nur ein erster Schritt sein. Angesichts des weltweiten Flüchtlingselends und ständig zurückgehender Asylbewerberzahlen sei es an der Zeit, dass sich Deutschland im Rahmen von Neuansiedlungsprogrammen verpflichtet, ein jährliches Kontingent von Flüchtlingen dauerhaft aufzunehmen. Präses Schäfer: „Nicht nur Grenzen sondern auch Menschen schützen“ Am 20. November 2008 hatte die Kirchensynode dieser Forderung in einer Resolution an die Innenministerkonferenz Nachdruck verliehen und dafür einen eigenständigen Beitrag der EKHN angekündigt. Der Präses der Kirchensynode Prof. Dr. Karl Heinrich Schäfer begrüßte die Entscheidung der Kirchenleitung. Er betonte die Dringlichkeit einer Lösung dieses humanitären Problems und wies darauf hin, dass in Deutschland die Flüchtlingszahlen von 438.000 im Jahr 1992 auf 19.000 im Jahr 2007 gesunken seien. „Wir in Europa können nicht nur unsere Grenzen schützen, wir müssen auch Menschen schützen“, so der Präses wörtlich. Hintergrundinformationen Nach Angaben der EU haben ca. 4,7 Millionen Iraker ihre Heimat verloren. 2,7 Millionen haben Zuflucht innerhalb des Irak gesucht; 2 Millionen leben in den Nachbarländern, vor allem in Jordanien (700.000) und Syrien (1.200.000). Darunter sind ca. 10 Prozent Christen und andere religiöse Minderheiten wie Yeziden oder Mandäer. Gerade für religiöse Minderheiten ist eine Rückkehr in den Irak derzeit nicht absehbar. Nach wie vor werden sie von bewaffneten Gruppen mit dem Tod bedroht, werden Familien aus ihren Häusern vertrieben, Menschen entführt und ermordet. In einigen Gebieten vor allem im Nordirak gibt es nach wie vor christliche Gemeinden, die als assyrische Christen eine der ältesten Traditionen des Christentums repräsentieren. Sie sind nicht in der Lage, die christlichen Flüchtlinge, die heute in Syrien und Jordanien vorläufig Zuflucht gefunden haben, aufzunehmen, möchten selber aber trotz widriger Bedingungen bleiben und sich für ein friedliches multireligiöses Zusammenleben im Irak engagieren. Darmstadt, 10. März 2009 http://ekhn.de/inhalt/presse/pressemitteilungen/archiv/09/14_irak.php --
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