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Asyl in Wetzlar

Der Wahlverlierer

Früher reiste der iranische Musiker Arman Sigarchi mit seinem Instrument um die Welt. Heute wartet er in einem Asylantenheim in Wetzlar auf eine Zukunft. Die Präsidentenwahl vor einem Jahr hat ihn aus der Bahn geworfen. Von Alard von Kittlitz

11. Juni 2010 

Eines Nachts, er war gerade sechs Jahre alt, wachte Arman Sigarchi auf, weil sein Zimmer hüpfte. An der Decke pendelte der Leuchter hin und her. Die Erde wackelte, die Häuser in der Nachbarschaft fielen zusammen. Das war im Jahr 1990. Bei dem Erdbeben in Rasht, dem schwersten in der iranischen Geschichte, kamen 50 000 Menschen um. Die Sigarchis hatten Glück: Die Familie überlebte die Erdstöße, ihr Haus stand noch. Doch vor seinem Fenster sah Arman die Menschen, die nur ihr nacktes Leben gerettet hatten, auf der Straße kampieren.

Zwanzig Jahre später ist Arman Sigarchi selbst ein Flüchtling. Was ihn von zu Hause vertrieben hat, war nicht ein Beben der Erde, sondern eines in der Politik. Wenn er heute aus dem Fenster blickt, sieht Arman einen alten Apfelbaum. Der Garten mit dem Apfelbaum befindet sich in Wetzlar, einstmals deutsche Reichsstadt, berühmt für ihre hübschen Fachwerkhäuser und den Dom. Jeden Tag kommen Touristen nach Wetzlar, sie schieben sich durch die Altstadt und fahren in silbernen Bussen wieder davon. Der Iraner Sigarchi, der früher die ganze Welt bereist hat, darf Wetzlar nicht einfach so verlassen. Er muss bleiben und auf das Urteil darüber warten, ob er in Deutschland wird leben dürfen oder ob er zurück muss nach Iran.

 

mehr auf faz.net 

 

Video von einem seiner zahlreichen Auftritte  hier...

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