Eine Fernsehserie will die Öffentlichkeit wachrütteln und fragt: Warum beschäftigen sich Moskauer Mittelschüler nur noch mit Sex, Alkohol und Drogen?
Anja Nosowa ist zum Spott der ganzen Schule geworden. Überall hängen Zettel mit der Internetadresse einer Porno-Website, auf der Nacktfotos des Mädchens zu sehen sind. Seit Wochen wird die 15-Jährige nach allen Regeln der Kunst gemobbt. Ein Junge hänselt, „du bräuchtest ein wachstumsförderndes Mittel. Deinen Titten könnte das nicht schaden.“ Anja schleudert dem Provokateur ihre Tasche ins Gesicht. Der Junge krümmt sich vor Schmerzen. Die Rache folgt auf dem Fuße. Zusammen mit zwei anderen nimmt er das Mädchen in die Mangel. Anja bekommt Schläge auf den Kopf. Einen russischen Jungen schlägt man nicht ungestraft. Das ist die Lektion.
Mit dem realitätsnahen Film, der in einer durchschnittlichen Moskauer Mittelschule spielt, will der russische Pervi Kanal (Erster Kanal) die Jugendlichen aus dem Internet zurückholen. Die fast nur mit Handkamera gedrehten Szenen sind den Handy-Videos vieler Schüler ähnlich und wirken authentisch. Die Internet-Foren sind prompt voll begeisterter Kommentare und Blogs über Realitätsnähe und Spannung der Serie, von der bisher 20 Folgen zu sehen waren.
Anja platzt vor Sehnsucht
Zugleich hagelt es gegen das Werk der 25-jährigen Nachwuchsregisseurin Waleria Gaj Germanika empörte Proteste, sie kommen von Beamten aus dem Erziehungsministerium, vom Sprecher der Russisch-Orthodoxen Kirche und der KP, deren Duma-Deputierter Wladislaw Jurtschik wettert, diese Sequenzen seien eine „Provokation und ein Anschlag auf unsere Jugend“. Seine Fraktion verlange daher, die Sendung Schkola abzusetzen.