Wenn ich zu dieser Kopfbedeckung in der Bibel nachschlage, dann klingt das, was ich dort lese nicht sehr populär. Von Unterordnung ist hier die Rede und ähnlichen Dingen. Auch ich pflücke täglich von den Früchten, die die unterschiedlichen Frauenbewegungen im Laufe der Zeit gesät haben.
Ich lasse mir beispielsweise gerne mal von meinem Mann den Kaffee ans Bett bringen und ich behaupte kühn, dass Frauen die besseren AutofahrerInnen sind.
Verwerflich ist in dieser Angelegenheit, dass ich von meinem Wahlrecht keinen Gebrauch mache. Es ist die reine Bequemlichkeit, ich gebe es zu. Ich habe als Ausländerin einfach keine Lust, mich näher mit einer Politik jenseits der Grenze meiner Wahlheimat auseinanderzusetzen. Wenn ich aber an dieser Stelle mal an den Mord an Theo van Gogh erinnern darf, hat es wenigstens den Anschein, als würde ich etwas davon mitbekommen, und wir wären dem eigentlichen Thema wieder etwas näher: dem Kopftuch.
Wenn ich mich richtig entsinne, plädierte van Gogh eher dafür das Kopftuch abzulegen. Ich möchte es hier anders herum wagen, den Menschen meinen Respekt zu bekunden, die den Mut aufbringen, sich öffentlich zu ihren inneren Überzeugungen zu bekennen, sei es in Form eines Kopftuches.
Es wundert mich allerdings manchmal, mit welcher Selbstverständlichkeit hohe Erwartungen an diesen Mut geknüpft werden. Solcher Mut wirkt auf mich manchmal fast provokant.
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ich bis heute mein christliches Kopftuch nicht hervorgeholt habe – zu provokant. Dabei habe ich noch nicht einmal etwas gegen ein bisschen Provokation. Sie fordert uns heraus, das sagt allein schon die Bedeutung des Wortes. In diesem Sinne stelle ich mal folgende Fragen:
Wie wäre es, wenn ich mal mein christliches Kopftuch aus der Schublade holen würde?
Wie wäre es mit ein bisschen Unterordnung? Dazu gehört eine beträchtliche Menge Mut, denn ich laufe Gefahr, dass ich übergebügelt werde, dass meine Meinung unbeachtet bleibt, dass ich schlichtweg nichts mehr zu melden habe.
Wer bin ich denn, mich meinem Mann unterzuordnen?
Oder meinen Eltern, oder dem Staat, oder meinem Nächsten?
Vielleicht ist das die Kernfrage rund um das christliche Kopftuch: Wer bin ich eigentlich?
Wenn ich wirklich selbstsicher wäre, könnte ich es mir möglicherweise sogar erlauben mich unterzuordnen, dann bestünde keine Gefahr mein Selbst zu verlieren.
Mein christliches Kopftuch ist ein Zeichen für Unterordnung. Ich ordne mich dem unter, der von sich sagt „Ich bin der ‚Ich Bin’“ und der hat mich (pardon, meinen Mann) zu seinem Ebenbild geschaffen. Ich komme nicht umhin, hier den Schlüssel zu meiner Identität zu suchen.
Um mein christliches Kopftuch aus der Schublade zu holen bräuchte ich viel Mut. Eine ganz bestimmte Form von Mut - Demut, den Mut, mich Gott anzuvertrauen und anderen zu dienen.
Hm, wirklich nicht sehr populär, aber es ist immerhin meine innere Überzeugung, dass dieses Prinzip von Bedeutung ist.
Ich lasse mein christliches Kopftuch in der Schublade und provoziere anstatt dessen mit Worten.
Und manchmal finde ich sogar das mutig in einem christlichen Land in dem man eigentlich alles sagen darf.