Rede von Dr. Helmut Scharf, Antiatominitiative Lahn-Dill, am 28.03. 2011 während der Mahnwache auf dem Wetzlarer Domplatz
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dette! Liebe Atomkraftgegnerinnen und -gegner! Japan am Morgen des 12. März 2011: Ein ungeheures Erdbeben hat das Land am Vortag erschüttert und einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der ganze Küstenregionen verwüstet und zehntausende von Menschen tötet oder obdachlos macht. In Fukushima werden Atomkraftwerke beschädigt - ein Super-Gau droht. Aus den Fluten des Pazifischen Ozeans steigt die glutrote Sonne empor wie an jedem Morgen und als wäre nichts geschehen. Doch die rote Sonne des Landes des Lächelns hat gewaltige Risse bekommen. Den überaus freundlichen Japanern ist das Lächeln vergangen. Jetzt haben die Nekrophilen das Sagen. Das Feuer der Liebe ist erloschen, Flammen der Nekromanie lodern auf. Aus einem lächelnden Volk wird ein strahlendes Volk. Nekrophilie, die sexuell-perverse Leichenschändung, wie sie der Duden definiert, ist in meinen Augen eine abartige Begleiterscheinung von Materialismus und Kapitalismus. Die AKW-Betreiber, die vor einem Leichenberg und Scherbenhaufen ungeahnten Ausmaßes stehen, denken an nichts anderes als an ihren Profit, der ihnen entgehen könnte. Die Schäden zahlt ja ohnehin das Volk. Diese Nekrophilen sind krank und kriminell und gehören - wenn man noch einen Rest von Mitleid mit ihnen aufbringen kann - in die forensische Abteilung einer Psychiatrie. Sie sind völlig lernunfähig und gehen über Leichen und eine zerstörte Natur. In ihren versteinerten Herzen gedeiht alles Todbringende. Strahlenkranke und Mißgeburten sind ihnen völlig gleichgültig. Hauptsache: Profit. Alles Lebende, alles Liebende, alles Lebendige, alles Natürliche und Menschliche ist ihnen suspekt. Auch bei uns gibt es sie - die völlig lernunfähigen und arroganten, deren Devise lautet "Nach dem Moratorium ist vor dem Moratorium". Ihre Menschen verachtende Einstellung wurde am Sonntag bei zwei Landtagswahlen von lebensbejahenden Bürgern abgestraft. Sie widerstanden der angeblichen Alternativlosigkeit der AKW-Lobby im Wissen von den Möglichkeiten der regenerierbaren Energien und fordern deren Förderung durch die Regierung. Dass der breitgefächerte Protest gegen die Atomkraft etwas bewirken kann, habe ich bereits vor 31 Jahren erfahren, als auf den Leuner Lahnwiesen ein Atomkraftwerk geplant war und wenig später bei Merenberg eine Wiederaufarbeitungsanlage entstehen sollte. Wir wurden damals als "grüne Spinner" verlacht, diskriminiert und kriminalisiert. Gegen unsere Haustür wurden Hundekot und faule Eier geworfen. Den Dorfkindern wurde verboten mit unseren Kindern zu spielen. Heute denken viele anders, aber es sind 31 kostbare Jahre vergangen, in denen man den gefährlichen Atomstrom durch ernneuerbare Energien längst hätte ersetzen können. Wir haben damals in einer einzigartigen Ausstellung die Möglichkeiten alternativer Energien aufgezeigt. Die Ausstellung wurde jedoch boykottiert. Es kamen nicht mehr als fünf Besucher. Vor 31 Jahren Protest gegen die menschenfeindliche Atomkraft auf den Lahnwiesen bei Leun, heute angesichts des drohenden Super-Gaus in Fukushima vor dem Wetzlarer Dom. Was muss noch alles Passieren, damit der Nuklear-Terror endlich ein Ende hat. Herr Oberbürgermeister Dette, das ist Ihre Chance zum Umdenken und positiven Handeln. Stellen Sie den Atomstrom für Wetzlar ab und ersetzen ihn durch regenerierbare Energien. Abschalten, abschalten, abschalten... Dr. Helmut Scharf
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