ÜberfallNazis? Nicht bei uns! Nach einem Überfall von Neonazis auf Jugendliche im Kreis Harburg hüllte sich die Polizei in Schweigen. Das sei "auf höherer Ebene" so entschieden worden, sagt ein Sprecher. VON ANDREAS SPEIT Umtriebig: rechte Kameraden aus Tostedt. Foto: Recherche Nord Die Wände waren voller Blutspritzer, auf dem Boden des Hausflurs hatten sich Blutlachen gebildet. Die Spuren stammten von einem Überfall, bei dem Neonazis am Pfingstmontag im niedersächsischen Wistedt Jugendliche in einem Wohnhaus angegriffen hatten. "Mit Spaten und Stahlrohren schlugen die auf drei von uns ein", sagt Frank Mayer (Name geändert). Eine Pressemitteilung der Polizei zu dem Vorfall findet sich nicht - bis heute. Nach dem Übergriff in Wistedt, keine drei Kilometer von Tostedt im Kreis Harburg entfernt, gab es anfänglich nur Gerüchte. Die Betroffenen, acht Schüler im Alter um die 16 Jahre, wagten zunächst nicht, mit der Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. "Wir waren einfach total geschockt", sagt Mayer. Der Angriff richtete sich gegen Martin Schmitt, der in dem Haus wohnt. Die Neonazis stört, dass er als Antifaschist auftritt. Am 23. Mai gegen 24 Uhr sollen zunächst zwei Neonazis, die von einer Party kamen, an dem zweistöckigen Wohnhaus vorbeigeschaut haben. Drei der Freunde standen vor dem Haus, als auf einmal an die fünfzehn Neonazis kamen, bewaffnet mit Spaten, Stahlrohren und anderen Schlaggegenständen. Die Angreifer, die zu den regionalen Gruppen "Nationaler Widerstand Tostedt" und "Gladiator Germania" gehören sollen, waren nicht vermummt. Kaum waren sie am Haus angelangt, drangen sie gewaltsam in die Wohnung vor. Im Flur schlugen sie auf die drei Freunde ein - auch als die schon am Boden lagen. Eines ihrer Opfer erlitt einen Nasenbeinbruch und eine Amnesie. Platzwunden im Gesicht mussten bei einem anderen genäht werden. Beim dritten Opfer ist eine Armsehne gerissen.
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