Münsterschen Roma droht die Abschiebung in den Kosovo "Rückführung" heißt der Vorgang verharmlosend im Amtsdeutsch. Die Bezeichnung "Abschiebung" im allgemeinen Sprachgebrauch macht den Akt schon deutlicher: Menschen, die in der Bundesrepublik Asyl gesucht haben, werden durch staatliche Gewalt gegen ihren Willen in ihr Herkunftsland verbracht. Die Entscheidung über eine Abschiebung fällt dabei oft nach Aktenlage und die Umsicht der abschiebenden Behörden reicht dabei nur bis zur bundesdeutschen Grenze. Zumindest im Fall der 302 münsterschen Roma scheint eine solche harte Abschiebungspraxis Anwendung zu finden. Ulrike Löw berichtet über diese Menschen, ihre Sorgen und die unwürdige Situation, die sie im Kosovo erwartet. „Ich bin 17 Jahre alt und lebe seit 15 Jahren in Deutschland. Ich selber kenne den Kosovo überhaupt nicht“, erklärt uns eine junge Roma aus Münster. Sie ist eine von 302 münsterschen Roma, die noch in diesem Jahr in den Kosovo abgeschoben werden sollen. Sie besucht die Hauptschule, spricht fließend deutsch und hat bereits einen Ausbildungsplatz als Friseurin in Aussicht. Dennoch müssen sie und ihre Familie sich bis zum 15. September 2009 bereit erklären, freiwillig aus Deutschland auszureisen. Tun sie das nicht, droht ihnen nach diesem Stichtag die zwangsweise Abschiebung. In den 90er Jahren sind ihre Eltern aus dem Kosovo geflohen, ihr Haus wurde von albanischen Nationalisten niedergebrannt. Viele der münsterschen Roma haben bei solchen Übergriffen Hab und Gut und auch Familienangehörige verloren, wurden selbst schwer verletzt oder sind bis heute traumatisiert.
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