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Praktikum – aber fair!

Praktikum – aber fair!

Gepostet von Karen am 22.10.2009

Überarbeitet und unterbezahlt: Gerade in der Krise haben es Betriebe leicht, billige Arbeitskräfte zu finden. Kein Vertrag, keine Rechte, kein Gehalt - in Berlin sind 200 Praktikanten auf die Straße gegangen, um für ihre Rechte zu demonstrieren.

Berlin, Potsdamer Platz. Unter dem Motto „Uns gibt’s nicht umsonst“ haben das Bündnis fairwork und die Gewerkschaften zu einem Praktikantenstreik aufgerufen. Einige von denen, die gekommen sind, tragen weiße Masken. Sie wollen keinen Ärger mit dem Chef.
Viele haben einen Uni-Abschluss und hangeln sich trotzdem noch von einem schlecht bezahlten Praktikum zum nächsten. Denn viele Unternehmen haben Praktikanten als billige und vermeintlich rechtelose Arbeitskräfte entdeckt. Gerade in der Medienbranche ersetzen Praktikanten immer öfter Festangestellte. In manchen Redaktionen kommen auf einen Redakteur gleich mehrere Praktikanten.

Dagegen machen die Veranstalter der Demo mobil. „Wir brauchen einen eigenen, anerkannten Status“, sagt Mitorganisatorin Anna Mauersberger der Tageszeitung taz. Sie fordert ermäßigten Eintritt ins Kino, ins Schwimmbad, ins Theater. „Praktikanten sind eine verleugnete Gesellschaftsschicht.“

Dabei wären viele Schüler, Studenten und Absolventen schon froh, wenn sie im Praktikum genug bekommen würden, um Miete, Essen und Fahrtkosten zahlen zu können. Doch gerade in Krisenzeiten können und wollen einige Chefs nicht mehr als eine Aufwandsentschädigung zahlen. Wenn überhaupt. Wer am Ende des Monats 300 Euro bekommt, ist oft schon am oberen Ende der Gehaltsleiter für Praktikanten angekommen. Dem gegenüber stehen Vollzeitarbeit und Wochenendschichten. Und oft auch viel Verantwortung.

Praktika gehören heute zum Lebenslauf wie Zähneputzen vor dem Schlafengehen. Am besten so früh wie möglich, mehrere Wochen lang und mindestens einmal im Ausland. Nicht zu vergessen – jedes Mal das perfekte Zeugnis am Ende. Aber wenn ein Praktikum nicht bezahlt wird, verkommt die Maßnahme zum Luxusgut. Dann sind die Wochen im Betrieb nur für die finanzierbar, die dafür gespart haben oder von den Eltern unterstützt werden. „So wie Praktika geregelt sind – nämlich kaum – schreiben sie nach Studium oder Ausbildung soziale Ungleichheit fort“, findet die 27-jährige Anna.

Dabei sind Praktika wichtig für jeden, der noch nicht mit beiden Beinen im Beruf steh: Zum ersten Mal in den Traumberuf schnuppern. Der Theorie von der Schulbank dem Praxistest im Alltag unterziehen. Profis kennenlernen, die wissen, wie der Job funktioniert. Kontakte für später sammeln. Praktikum? Ja gerne, aber bitte fair!

Mehr zum Thema:
fairwork »
recht-im-praktikum.de »

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