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Dramatische Steigerung der Jugendgewalt in der Türkei

8. Januar 2008, 04:00 Uhr - Von Boris Kalnoky

 

Gewalttätige Jugendliche: Blick in die Türkei - Entwicklung ähnlich wie in Deutschland

Dramatische Steigerung der Jugendgewalt in der Türkei

 

Zuwachsraten von 60 Prozent pro Jahr - Straftaten vor allem in Städten - Täter häufig Zuwanderer aus der Provinz

Ankara - Im vergangenen Jahr kam es zu einer Welle extremer Gewalt an den Schulen in der Türkei. Nicht weniger als neun Jugendliche wurden innerhalb von zwei Monaten von ihren Schulkameraden ermordet. Ein Achtklässler stach seinem "Freund" das Messer bei einem Streit ins Herz, in zahlreichen weiteren Fällen kam es zu extremer körperlicher Gewalt, meist Messerstechereien. Der jüngste Täter war elf Jahre alt, zwei Drittel der Täter besuchten die in der Türkei achtjährige Grundschule.

 

Das Phänomen erschütterte die Gesellschaft so sehr, dass eine Parlamentskommission geschaffen wurde, um Erklärungen zu finden und Abhilfe zu schaffen. Zwei Details stachen bei den Ergebnissen dieser Kommission ins Auge: Man fand einen direkten Zusammenhang zwischen Jugendgewalt und zerrütteten Verhältnissen in den Familien der Täter. Und: Fast alle Fälle ereigneten sich in den großen Städten der westlichen und südlichen Türkei, weniger jedoch im unterentwickelten Südosten.

 

Dennoch sind Jugendliche aus dem Südosten oft besonders gefährdet, kriminell zu werden; aber nicht, solange sie noch dort leben. Denn ein zentrales Problem der Jugendkriminalität in der Türkei ist dasselbe wie in Deutschland - ein beträchtlicher Teil der Straftaten geht von Migranten aus. In der Türkei sind es allerdings Binnenmigranten, Menschen, die aus dem armen Südosten in die großen Städte des Westens und Südens ziehen, um ein besseres Leben zu suchen.

"Die Landflucht begann in den 60er-, 70er-Jahren, also zur selben Zeit, zu der die ersten Auswanderungswellen nach Deutschland einsetzten", sagt Nevin Özgün von der Stiftung "Neuanfang für die Kinder". Was sich daraus entwickelte, war in vielerlei Hinsicht ähnlich wie in Deutschland: "Die Stadtgesellschaften akzeptierten die Neuankömmlinge nicht, genauso wie die türkischen Einwanderer in Deutschland wenig Akzeptanz fanden", sagt Frau Özgün. "Sie siedelten sich am Rande der Städte an, bildeten Gettos, blieben unter sich, schufen Parallelgesellschaften. Viele fanden keine Arbeit. Familien und Wertvorstellungen zerbrachen. Eltern schickten ihre Kinder nur so lange zur Schule, wie das Gesetz es erforderte, falls überhaupt. Ihnen war es wichtiger, dass die Kinder so bald wie möglich Geld verdienten, und sei es mit Gelegenheitsjobs auf der Straße." Die Stiftung versucht nun der wachsenden Jugendkriminalität in den Randgebieten der Städte entgegenzuwirken, mit Prävention, Rehabilitation und Jugendarbeit in den Gefängnissen.

 

Insgesamt gibt es in der Türkei zwar deutlich weniger Jugendkriminalität als in Deutschland. Aber sie ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Adem Solak von der pädagogischen Fakultät der Universität Trabzon - er koordinierte den Bericht für die Parlamentskommission - sieht gar eine "Gewaltkatastrophe" auf die Türkei zukommen: "Die Kriminalitätsrate unter Jugendlichen ist tatsächlich geringer als im Westen, aber die Wachstumsrate ist spektakulär", sagt er. "Es geht hier um eine Zunahme der Jugendkriminalität von rund 60 Prozent - pro Jahr. Das ist gut dreimal mehr als sonst wo auf der Welt." Andere, gleichwohl nicht weniger alarmierende Zahlen präsentiert die Polizei. Nach ihren Angaben kam es 2005 zu 25 821 Gewalttaten durch Jugendliche im Alter von unter 18 Jahren. 2006 waren es 33 113.

 

Solak hat zwar Zweifel, ob es einen so ausgeprägten Zusammenhang mit der Binnenmigration gibt, wie ihn Nevin Özgün sieht. Studien, die sich direkt mit der Frage befassen, gibt es aber nicht. Eindeutig ist jedoch eine Feststellung der Istanbuler Polizei, und die steht in direktem Gegensatz zu Solaks These, dass nicht die Migration das Problem ist: im Jahr 2004 kamen 10 000 von 15 000 Jugendlichen, die in die Mühlen der Istanbuler Justiz gerieten, aus anderen Städten.

Solak zufolge ist eine wichtige Ursache der Jugendgewalt die türkische Familienkultur. Einerseits gab und gibt es sehr feste Familienstrukturen, die eigentlich der Kriminalität entgegenwirken. Andererseits wird in türkischen Familien oft Gewalt als Erziehungsmittel angewendet. Diese Gewalt geben die Kinder weiter - sobald die festen Familienstrukturen sich aufzulösen beginnen. Und diese tendenzielle Auflockerung der Familienstrukturen ist ein Merkmal des gesellschaftlichen Wandels in der Türkei; Gewalt wird in den Familien aber weiterhin traditionell angewendet.

 

Die verbreitete Jugendgewalt ist auch ein relativ neues Phänomen, meint Nevin Özgün. Der rasche Wandel begann ihrer Beobachtung nach um die Jahrtausendwende. Seither wächst die Gewalt mit atemberaubender Geschwindigkeit.

Auch wenn die absoluten Zahlen auf den ersten Blick nicht erschreckend wirken - nur rund 2100 Jugendliche saßen 2006 in Strafvollzugsanstalten -, waren das doch 600 mehr als ein Jahr zuvor. Noch drastischer ist der Anstieg, wenn man die Zahl der Gerichtsverfahren betrachtet: Im Jahr 1994 standen von 100 000 türkischen Jugendlichen durchschnittlich 675 als Angeklagte vor Gericht, im Jahr 2005 waren es 1514 pro 100 000 Jugendliche.

Die Frage, wie man dem Problem beikommt, ist vor allem wirtschafts- und sozialpolitisch zu beantworten, meint Nevin Özgün. "Es gibt in der Türkei riesige Einkommensunterschiede, wirtschaftliche Ungerechtigkeiten, und die Globalisierung hat das Gefälle in den letzten Jahren deutlich verstärkt." In Deutschland, so meint sie, muss die Gesellschaft die Grundlagen dafür schaffen, dass die Migranten willkommen sind und "dazugehören" können, wenn sie die Spielregeln beachten. Für die Türkei erwähnt sie diese Strategie nicht - es ist auch schwer vorstellbar, wie etwa in Istanbul eine Kampagne laufen könnte, in denen die Einheimischen den zugewanderten Mitbürgern die Hand zu reichen versuchen.

 

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