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Keine Folter in Guantánamo?

http://www.freace.de/artikel/200702/100207a.html


Nachdem US-Feldwebel Heather Cerveny im September des vergangenen Jahres
eine Woche als Rechtsberaterin von Oberstleutnant Colby Volkey in dem US-
Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba verbrachte, war sie von dem offenen
Umgang mit den Mißhandlungen von Gefangenen derart "schockiert", daß
letztlich auf ihr Betreiben hin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.
Im Zuge der Ermittlungen wurden auch gleichlautende Anschuldigungen einer
zivilen Angestellten untersucht.

Cerveney hatte während ihres Aufenthalts mehrere Gespräche von Wachen
mitangehört, die keinen Zweifel an der Mißhandlung von Gefangenen ließen.
Einer sagte, "Ich faßte den Gefangenen am Kopf und schmetterte seinen Kopf
gegen die Zellentür", zitierte sie im Oktober gegenüber ABC einen US-
Soldaten, nachdem sie eine eidesstattliche Erklärung gegenüber dem
Generalinspektor des Pentagons abgegeben hatte. In einem anderen, von ihr
mitangehörten Gespräch sagte ein US-Soldat ihrer Aussage zufolge gegenüber
einem anderen: "Jau, dieser Gefangene, weißt Du, hat mich wirklich stinkig
gemacht, mich irritiert. Also hab ich ihm, weißt Du, ins Gesicht geboxt."

Die Untersuchung der Anschuldigungen durch das US-Militär kam zu dem
Schluß, daß diese vollständig unbegründet seien. "Die Beweise stützten
keine der Anschuldigungen der Mißhandlung und Schikanierung", so das
Ergebnis der "Untersuchung". Tatsächlich ist das Ergebnis dieser
"Untersuchung" kaum überraschend, wurden hierbei doch ausschließlich die
Beschuldigten und "Zeugen" - also deren "Kameraden" - und keineswegs
vorgebliche Opfer befragt. Tatsächlich war Cerveny bei ihrer Befragung
offenbar selbst von Beginn an als Beschuldigte behandelt worden. "Ihre
Befragung war lächerlich und repressiv", sagte Oberstleutnant Volkey. "Die
untersuchenden Offiziere, ein Oberst und ein Hauptmann, gingen in ihr Büro
mit der Absicht, ihr ein Verbrechen vorzuwerfen, bevor sie überhaupt den
Mund geöffnet hatte. Der Oberst hatte bereits das Formular in den Händen,
um ihr ihre Rechte vorzulesen und sie zu beschuldigen, bevor die Befragung
begonnen hatte."

Tatsächlich enthielten die Empfehlungen im Abschlußbericht der Untersuchung
auch einen Punkt, der disziplinarische Maßnahmen gegen Cerveny vorschlug -
auch wenn hiervon letztlich seitens der Kommandantur abgesehen wurde. In
der zugehörigen Presseerklärung war denn auch von den "fiktiven Berichten
von Gefangenenmißhandlung" die Rede.

So fiktiv, wie das US-Militär dies gern darstellen würde, sind diese
Folterungen allerdings keineswegs. So wurde sogar ein US-Soldat, der bei
einer Übung einen Gefangenen spielte, derart schwer von "Kameraden"
mißhandelt, daß er noch immer an den Folgen leidet - und dies, obwohl er
sich im Unterschied zu "echten" Gefangenen auf englisch verständlich machen
konnte. Es ist gerade auch dieser Fall von Sean D. Baker, der erahnen läßt,
welchen tagtäglichen Folterungen die Gefangenen in Guantánamo Bay
ausgesetzt sind Daß dies offenbar von höchster Stelle vertuscht werden soll
läßt nur die Schlußfolgerung zu, daß es sich hier um ein durchaus
erwünschtes Verhalten der Soldaten handelt - oder die Gefangenen nach
Ansicht der US-Führung derart „wertlos“ sind, daß er vollkommen
gleichgültig ist, ob sie gefoltert werden.
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