Weihbischof Vorrath fordert ein dreigliedriges Hilfsprogramm für die Irakflüchtlinge Der Vorsitzende der KAM, Weihbischof Franz Vorrath, hat ein dreigliedriges Hilfsprogramm für die Irak-Flüchtlinge gefordert. Es müsse aus Soforthilfe für die Flüchtlinge im Nordirak und in den Nachbarländern, mittelfristiger Hilfe beim Aufbau einer neuen Existenz für Christen im Nordirak und der Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen in Europa bestehen, so der Essener Weihbischof. "Die Entscheidung der EU-Innenminister, Irak-Flüchtlinge aufzunehmen, ist ein positives Signal, mit dem nun endlich Bewegung in die Diskussion kommt", sagte Vorrath. Das humanitäre Problem der Irak-Flüchtlinge sei jedoch so groß und vielschichtig, dass es dringend weiterer Hilfsmaßnahmen bedürfe. Zudem bräuchten deutlich mehr Flüchtlinge Schutz in Europa als die nun vereinbarte Zahl von 10.000. Unter Berufung auch auf kirchliche Informationen und Gespräche mit irakischen Flüchtlingen, die bereits in Essen leben und von der Caritas betreut werden, berichtete Vorrath, dass die Lage der Flüchtlinge im Nordirak und in den Nachbarländern von Monat zu Monat schlechter werde. Quartiere seien überfüllt, die Versorgung mit Lebensmitteln sei mangelhaft. Die örtlichen Behörden, die Pfarreien und aufnehmende Familien seien überfordert. Der bevorstehende Wintereinbruch würde die Probleme vor allem im Nordirak verschärfen. Vorrath wies darauf hin, dass nach übereinstimmenden Einschätzungen internationaler Organisationen die Christen unter den Flüchtlingen zu den Gruppen gehören, die am meisten unter Gewalt und Verfolgung zu leiden haben und daher am dringendsten Schutz und Hilfe brauchen. Seit Beginn des Irak-Krieges vor fünf Jahren sind rund ein Drittel der irakischen Christen ins Ausland oder in den relativ sicheren kurdisch verwalteten Norden geflohen. Nach der Ermordung von 14 chaldäischen Christen in der Gegend von Mossul im September 2008 sowie zahlreichen Einschüchterungen und Drohungen hat eine neue Fluchtwelle in den Nordirak eingesetzt. Weitere 15.000 Christen haben dort Schutz gesucht. Beobachter sprechen inzwischen von systematischer Verfolgung im Bereich von Mossul und einer unsicheren Lage für Christen im gesamten Irak. Zur Diskussion um die Frage, ob es verantwortbar sei, christliche Flüchtlinge in Europa aufzunehmen, betonte der Weihbischof, dass er gerade angesichts der dramatischen Zuspitzung der Situation ausdrücklich alle politischen, christlichen und muslimischen Verantwortlichen im Irak unterstütze, die nicht von dem Ziel eines friedlichen und gerechten Zusammenlebens der verschiedenen Kulturen und Religionen abrücken. Nicht zuletzt aufgrund der besonderen Bedeutung, die das Zweistromland für die jüdisch-christliche Geschichte habe, müsse alles daran gesetzt werden, dass es nicht zu einem vollständigen Exodus der Christen aus dem Irak komme. Dieses Ziel könne jedoch nur erreicht werden, wenn in einem abgestimmten Programm drei Ziele verfolgt würden: Die humanitäre Lage der Flüchtlinge im Nordirak und in den Nachbarländern müsse schnell verbessert werden. Den in den Nordirak geflüchteten Christen müssten dort verlässliche Perspektiven gegeben werden. Gleichzeitig müssten die Flüchtlinge aus dem Irak, denen wegen ihres besonderen Verfolgungsschicksals eine Rückkehr nicht zumutbar sei, auch in Europa und in Deutschland aufgenommen werden.
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