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Infodienst Migration vom 16.07.2007

BIM 39/2007 - Berliner Infodienst Migration vom 16.07.2007

 

 

1. Nach dem Integrationsgipfel (I) Boykott türkischer Verbände bedeutungslos 

2. Nach dem Integrationsgipfel (II): Ein Blick in deutsche Tageszeitungen

3. Nach dem Integrationsgipfel (III): Ein Blick in türkische Tageszeitungen

4. Nach dem Integrationsgipfel (IV): Edathy (SPD) will Kommunales Wahlrecht

5. BIM-Kommentar: Nach dem Boykott - Kenan Kolat rudert zurück

6. Der Nationale Integrationsplan (NIP) im Internet

7. Integration (I): Türkische Gemeinde hält Mitarbeit an der Umsetzung offen

8. Integration (II): Nazmi Kavasoglu hält türkische Verbände für ungeeignet

9. Integration (III): BAMF bietet neues Internetportal

10. Baden-Baden: „Auf russischen Spuren“ - Stadtrundgang am 21. Juli

11. Darmstadt: Seniorenarbeit für Migranten

12. Hamburg: Dalai Lama populärer als Papst Benedikt XVI.

13. Siegen: Antidiskriminierungstour „alle anders - alle gleich“ am 17. Juli

14. Zahl der Woche: nur 114 anerkannte Asylberechtigte im 1. Halbjahr 2007

15. Belgien: Sind Tim und Struppi Rassisten?

16. Frankreich: Air France soll keine ausgewiesenen Migranten transportieren

17. Italien: Illegale Einwanderer in Kühllaster erstickt

18. Polen: Stefan Chwin erkennt große Angst vor den Deutschen

19. Spanien: Ramin Jahanbegloo sieht Land als Brücke zum Islam

20. Was anderswo ganz anders ist: Wie man in Bosnien Kaffee trinkt

21. OECD-Studie: "Migranten auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt"

22. Buch-Tipp: „Das Prinzip Trotzdem - Afrikanische Augenblicke“

23. TV-Tipps

24. BIM zitiert - heute ein Zitat von Angela Merkel, Bundeskanzlerin

25. In eigener Sache: 150 mal „BIM“ - jetzt geht es in die Sommerpause

 


 

1. Nach dem Integrationsgipfel (I) Boykott türkischer Verbände bedeutungslos  

 

Es hätte solch eine erfreuliche Veranstaltung für die Veranstalter werden können. Doch am Donnerstagmorgen prangt an den Zeitungskiosken in Berlin das türkische Massenblatt „Hürriyet“ mit einem Foto von Angela Merkel auf der ersten Seite und einer Schlagzeile, die man auch ohne türkische Sprachkenntnisse unschwer als „Ulti-matum an Merkel“ übersetzen kann. Der Boykott der vier großen türkischen Verbän-de beschäftigt den zweiten Integrationsgipfel im Kanzleramt mehr, als es Merkel, ich-rer Integrationsbeauftragten Maria Böhmer und Justizministerin Brigitte Zypries als Vertreterin der SPD Recht ist. Um so entschlossener zeigt sich die Kanzlerin, dem Druck nicht nachzugeben. „Der Bundesregierung stellt man keine Ultimaten“, sagt Merkel.
Der Gipfel hat denn auch stattgefunden, inklusive zwölf türkischer Vertreter, die nicht die Großverbände repräsentieren. Dass auch Haydar Karatepe unter ihnen war, hat kurzzeitig sogar den Eindruck vermittelt, der Widerstand bröckele. Karatepe gehört dem Rat Türkischstämmiger Staatsbürger an, einer der vier Protestgruppen. Er ist aber zugleich Mitglied der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung. In dieser Eigen-schaft ist er gekommen, in der anderen nicht.

Tatsächlich dreht sich der Zwist, den die Türken-Verbände mit der Regierung aus-fechten, ja auch nur um einen sehr kleinen Teil des ehrgeizigen Integrationsprojekts. Kenan Kolat, Vorsitzender des Dachverbands der Türkischen Gemeinde in Deutsch-land, hat noch am Morgen als Demonstrant draußen vor dem Kanzleramt betont, mit „90 Prozent“ des Abschlussdokuments seien auch alle türkischen Verbände einver-standen. Merkels Würdigung am Nachmittag, der fast 200 Seiten starke Nationale Integrationsplan sei ein „Meilenstein“ in der Integrationspolitik, stößt infolgedessen auf wenig Widerspruch. 400 Selbstverpflichtungen aller Teilnehmer, 750 Millionen Euro zusätzlich vom Bund für Integrationsmaßnahmen, Aufstockung der Integrations-kurse von 600 auf 900 im Jahr, mit speziellem Augenmerk auf Frauen, die „Motorin-nen der Integration“, wie Böhmer mit dezentem Verweis auf das Frauen-Trio auf der Regierungsbank anmerkt - die Bilanz nach einem Jahr Gesprächsrunden ist so schlecht nicht. Auch wenn das Dokument gelegentlich ein bisschen Rosstäuscherei betreibt – der geplante Ausbau von Krippenplätzen kommt gewiss auch ausländi-schen Mitbürgern und Eingebürgerten zugute, aber Hilfe bei der Integration ist bes-tenfalls eine Nebenabsicht im Projekt der Familienministerin Ursula von der Leyen.

So weit, so gut. Bleibt der Boykott, der Böhmers Motto: „Wir reden nicht mehr über Migranten, wir reden mit ihnen“ ein wenig irritierend im Saal stehen lässt. Denn was soll nun werden, wenn die wichtigsten Vertreter jener Migrantengruppe fern bleiben, an deren Integration beide Seiten das größte Interesse haben? Dass deren Forde-rung erfüllt wird, das Zuwanderungsgesetz zu ändern, erscheint ausgeschlossen. Über das Thema sei zwar auch am Donnerstag in der Runde durchaus hart diskutiert worden, sagt Merkel. Aber sie verweist ebenso wie Zypries darauf, dass das Gesetz ein von Regierung, Bundestag und Bundesrat ausgehandelter Kompromiss sei. Übri-gens einer, Merkel stellt das heraus, der auf den Vorgaben einer EU-Verordnung be-ruhe. Schon dort stehe etwas von „einfachen Sprachkenntnissen“.

Ohnehin erheben Merkel, Böhmer und Zypries mehrfach den Vorwurf, die Kritiker verbreiteten gezielt „Teilwahrheiten“ und schürten damit Ängste. Das Zuwanderungs-gesetz eine Diskriminierung des Islam? „Das wäre ja glatt rechtswidrig“, sagt Merkel. Schikanen für Türkischstämmige noch nach der Einbürgerung? „Es gibt keinen Un-terschied zwischen einem deutschen Hans und einem deutschen Mehmet“, wider-spricht Böhmer.

Wie es weitergehen soll zwischen den Boykotteuren und der Regierung? „Meine Hand bleibt ausgestreckt“, sagt Merkel. Nur müsse die andere Seite selbst zugreifen. „Wenn die nächste Einladung kommt, einfach wieder kommen“, rät sie den Verbän-den.

aus: DER TAGESSPIEGEL vom 13.07.2007 (von Robert Birnbaum)

Link: www.tagesspiegel.de/politik/Deutschland;art122,2338520

 

2. Nach dem Integrationsgipfel (II): Ein Blick in deutsche Tageszeitungen

 

Zu den 400 vereinbarten Maßnahmen für eine bessere Integration von Ausländern schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Wenn die Teilnehmer vom Gipfel abge-stiegen sind, folgen die Mühen der Ebene. In Kindergärten und Schulen, auf Ämtern, in den Integrationskursen - überall brauchen Migranten mehr Hilfe, aber auch Aner-kennung für ihre besonderen Erfahrungen und Traditionen. Mit ihrem nationalen Inte-grationsplan verpflichten sich Bund, Länder und Kommunen, mehr Einwanderer in den Staatsdienst zu holen, die Sprachförderung vor und in der Schule auszubauen und die Stundenzahl in den Integrationskursen zu erhöhen. Dies alles sind vernünf-tige, teilweise aber noch vage Vorhaben. Sie sind wie eine auf dem Gipfel gehisste bunte Fahne. Man wird immer wieder nachschauen müssen, ob sie noch weht", meint die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.

Die Zeitung
DIE WELT beurteilt die Ergebnisse positiv, sieht jetzt aber die türkischen Verbände in der Pflicht: "Insgesamt mehrere Milliarden wird der nationale Integrati-onsplan kosten. Wenn die Rechnung aufgeht, kann er anstoßen, was die OECD von den Deutschen fordert: Nutzt das Potenzial, das bereits bei euch lebt. Auf die Hilfe des Gros der türkischen Verbände kann man dabei bislang nicht zählen. Ihre Funk-tionäre würden durch bessere Integration überflüssig - warum sollten sie sie wollen?"
fragt die Zeitung DIE WELT.

Die OSTTHÜRINGER ZEITUNG aus Gera betont einen anderen Aspekt: "Das Ge-setz soll vor allem Frauen stärken, bei denen befürchtet wird, dass sie ansonsten isoliert in Deutschland leben müssten. An den Frauen wird sich entscheiden, ob Ein-heimische und Zuwanderer friedlich und gleichberechtigt miteinander leben können. Denn eines ist sicher: Frauen sind die Motoren der Integration. Sind die Mütter sprachlich und sozial integriert, haben auch die Kinder bessere Chancen", hebt die OSTTHÜRINGER ZEITUNG hervor.

Das in Bielefeld erscheinende
WESTFALEN-BLATT befürwortet die geplanten Maß-nahmen: "Bildung und Sprache sind die wichtigsten Voraussetzungen, um sich in ei-ner anderen Kultur zu integrieren. Und da ist die Bundesregierung mit ihrem Integra-tionsplan auf dem richtigen Weg. Die Türkenverbände haben mit ihrem Boykott eine wichtige Chance vertan, Einfluss zu nehmen und ihre Vorstellungen einzubringen", urteilt das WESTFALEN-BLATT.

Die Lüneburger
LANDESZEITUNG bezeichnet den Gipfel als Erfolg: "Der nationale Integrationsplan ist ein ambitioniertes Programm, das gleich zwei Lebenslügen ein-schmelzen kann: Die der deutschen Gesellschaft, wonach Deutschland kein Einwan-derland sei. Und die vieler Migranten, wonach Integration etwas sei, was sie nur ein-zufordern, aber nicht zu leisten bräuchten. Der Gipfelboykott der türkischen Verbän-de wirft ein Schlaglicht gerade auf dieses Defizit. Die Boykottierer haben sich nur selbst geschadet. Der Zug der Integration setzt sich zunächst ohne sie in Bewe-gung", ist sich die LANDESZEITUNG sicher.

Für den
NORDKURIER aus Neubrandenburg liegt noch ein langer Weg vor allen Be-teiligten: "Erst wenn die große Mehrheit der eingebürgerten Türken nicht mehr von sich sagt, sie seien Türken mit deutschem Pass, sondern Deutsche mit türkischem Hintergrund, dann kann von gelungener Integration gesprochen werden", merkt der NORDKURIER an.

 

aus: Deutschlandradio Presseschau vom 13.07.2007

3. Nach dem Integrationsgipfel (III): Ein Blick in türkische Tageszeitungen

 

Heftige Kritik kommt von der türkischen Zeitung HÜRRIYET: "Wie heißt es doch so schön: Der Charakter bleibt immer der Gleiche. Wahrscheinlich werden wir unsere alten Freunde nie ändern können. Bis heute dachten wir, dass die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg Grundwerte wie Demokratie, Gleichberechtigung, Menschen-rechte und Rechtsstaatlichkeit erfolgreich umgesetzt hätten. Nun aber taucht ihr alter Charakter wie ein Gespenst wieder auf: Früher traf die rassistische Politik die Juden, diesmal die Türken", beklagt HÜRRIYET aus Istanbul.

Die ebenfalls in Istanbul erscheinende Zeitung CUMHURIYET kritisiert: "Das Zuwan-derungsgesetz ist rassistisch. Deswegen empören sich die davon betroffenen Aus-länder, insbesondere die Türken, zu recht. Wenn ein in Deutschland lebender Türke seinen Ehegatten nach Deutschland holen will, muss dieser nach dem neuen Gesetz eine Arbeit vorweisen. Dabei wird so etwas von Deutschstämmigen nicht verlangt. Bis vor neun Jahren galt in Deutschland noch das Staatsbürgerschaftsgesetz aus dem Jahre 1916. Danach konnte nur derjenige Deutscher werden, der von deut-schen Eltern abstammte. In dem neuen Staatsbürgerschaftsgesetz gilt diese rassisti-sche Regelung nach wie vor. Allein dies reicht, um es als eine Schande zu bezeich-nen", unterstreicht die türkische Zeitung CUMHURIYET.

 

aus: Deutschlandradio Presseschau vom 14.07.2007

 

4. Nach dem Integrationsgipfel (IV): Edathy (SPD) will Kommunales Wahlrecht

 

Einen Tag nach dem Integrationsgipfel im Kanzleramt hat der SPD-Innenpolitiker Se-bastian Edathy mehr politische Teilhabe von Migranten gefordert. Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses sprach sich in der "Berliner Zeitung" dafür aus, al-len Ausländern, die lange in Deutschland leben, das kommunale Wahlrecht zuzuge-stehen. Bisher können sich nur EU-Bürger an den Wahlen in Städten und Gemein-den beteiligen.

 

aus: Deutschlandfunk vom 13.07.2007

Link: www.dradio.de/nachrichten/200707131200/5

 

5. BIM-Kommentar: Nach dem Boykott - Kenan Kolat rudert zurück

 

(BIM) „Herr Kolat hatte nie gefordert, ein vom Bundestag beschlossenes Gesetz durch die Regierung revidieren zu lassen.“ Das jedenfalls behauptet der Türkische Bund-Berlin Brandenburg (TBB) in einer Stellungnahme an BIM vom 12.07.2007 über seinen langjährigen Geschäftsführer. Stattdessen habe man „mit der Bundes-kanzlerin über Änderungen sprechen“ wollen.

 

Also doch kein Erpressungsversuch? Stimmt das denn alles nicht, was wir sehen, hören und lesen konnten? So schrieb SPIEGEL ONLINE noch zwei Tage vor dem In-tegrationsgipfel: "'Es geht um die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland, um unse-re neue Heimat.' Mit pathetischen Worten leitete der Vorsitzende der Türkischen Ge-meinde in Deutschland (TGD), Kenan Kolat, bei einer Pressekonferenz die Kritik der türkischen Verbände am Zuwanderungsgesetz ein. Das Gesetz sei 'ethnisch diskri-minierend', 'verfassungswidrig', es 'messe mit zweierlei Maß', sagte er in Berlin in der Bundespressekonferenz. Am Integrationsgipfel, der in weniger als 48 Stunden begin-nen wird, wollen die Verbände deshalb nur teilnehmen, wenn sich die Bundesregie-rung zu Änderungen des Zuwanderungsgesetzes bereit erklärt."'

 

Bei der Nachrichtenagentur Reuters hieß es am gleichen Tage: "Mehrere große Ver-bände der etwa 2,5 Millionen Migranten türkischer Abstammung erteilten dem Inte-rationsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag eine Absage. Sie wol-en am Gipfel am Donnerstag nur teilnehmen, wenn die Kanzlerin Änderungen am Zuwanderungsrecht zusagt."

 

Und auf FAZ.net war tags darauf zu lesen: "Dem entgegen sprachen Vertreter von vier türkischen Organisationen sich für einen Boykott der Veranstaltung aus und stell-ten der gastgebenden Bundeskanzlerin ein Ultimatum: Sofern sich Frau Merkel nicht zu Änderungen an den neuen Ausländergesetzen bereitfinde, werde man nicht kom-men. 'Wir brechen nicht den Dialog. Der Dialog ist durch das Gesetz gebrochen wor-den', sagte der Vorsitzende der türkischen Gemeinde, Kolat."

 

Der Wunsch nach einem Gespräch klingt jedenfalls anders. Dass der TGD-Vorsitzen-de seine spezielle Sichtweise verbreiten lässt, ist merkwürdig und nachvollziehbar zugleich. Immerhin hat er die Situation völlig falsch eingeschätzt, die Stellung der tür-kischen Verbände maßlos überschätzt und feststellen müssen, dass sein Aktionis-mus von vielen auch türkisch-stämmigen Migrantinnen und Migranten und der Auf-nahmegesellschaft nur mit Kopfschütteln quittiert wurde. Jetzt steht er zunächst ein-mal vor der Tür und versucht es mit: “War alles nicht so gemeint, darf ich wieder hereinkommen?“

 

Verantwortungsvolle Integrationspolitik aber muss von Aufrichtigkeit geprägt sein. Dazu gehört auch das Eingestehen von Fehlern. Auf allen Seiten. Nur so lässt sich diese schwierige und für unsere gemeinsame Zukunft zentrale Aufgabe bewältigen.

 

Hierfür brauchen wir Menschen, die die Ziele im Auge behalten und den Überblick nicht verlieren. Lobbyisten, die sich an Interessen und Stimmungen ihrer Herkunfts-länder orientieren und hier mit Erpressungen politisch punkten wollen, schaden der Sache und letztendlich den betroffenen Menschen. 

 

6. Der Nationale Integrationsplan (NIP) im Internet

 

(BIM) Gemeinsam mit den Migrantenorganisationen sowie Ländern und Kommunen hat die Bundesregierung am 12. Juli einen Nationalen Integrationsplan beschlossen.

Zu den bereits am Vortag vom Bundeskabinett beschlossenen 150 Einzelmaßnah-men kommen rund 250 Selbstverpflichtungen der Länder und Kommunen sowie der nichtstaatlichen Akteure. Die Fortschritte bei der Umsetzung des Nationalen Integrati-onsplans sollen im Herbst 2008 überprüft werden.

 

Der Nationale Integrationsplan umfasst 202 Seiten und steht als Download zur Verfü-gung unter: www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2007/07/Anlage/2007-07-12-nationaler-integrationsplan,property=publicationFile.pdf

 

7. Integration (I): Türkische Gemeinde hält Mitarbeit an der Umsetzung offen

 (ots) Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hat offengelassen, ob sein Verband sich nach der Absage an den Integrationsgipfel vom Donnerstag an der weiteren Arbeit beteiligen wird. "Ob wir beim Monitoring der näch-sten Zeit dabei sind, muss man sehen", sagte Kolat dem in Berlin erscheinenden TA-GESSPIEGEL. Zunächst einmal ist der Gipfel beendet." Die Türkische Gemeinde werde aber "tun, wozu wir uns in den Arbeitsgruppen verpflichtet haben". Auch die Kontakte in die Politik gingen weiter.

 

Kolat kündigte zugleich weiteren Widerstand gegen das Zuwanderungsgesetz an: "Wir haben unsere Kampagne dagegen schon lange vor dem Gipfel begonnen und wir werden diese Arbeit fortführen." Dass man in Karlsruhe klagen werde, sei ein Missverständnis: "Wir können als Organisation natürlich nicht vor dem Verfassungs-gericht klagen. Wenn allerdings jemand nach Karlsruhe geht, werden wir das unter-stützen. Übrigens sind wir da nicht allein; auch der EKD-Bevollmächtigte hat erklärt, die evangelische Kirche sei bereit, Kläger zu unterstützen."

 

aus: Presseportal vom 13.07.2007, Link: www.presseportal.de/story.htx?nr=1016330

 

8. Integration (II): Nazmi Kavasoglu hält türkische Verbände für ungeeignet

Nach dem Boykott des Integrationsgipfels durch mehrere türkische Verbände hat der Berliner Publizist und Autor Nazmi Kavasoglu deren Eignung als Ansprechpartner für die Bundesregierung in Zweifel gezogen. Die Verbände hätten eine große Chance vertan.

Die Entscheidung der Organisationen, aus Protest gegen das Zuwanderungsgesetz dem Treffen fern zu bleiben, sei ein schwerer Fehler gewesen, sagte Kavasoglu der Nachrichtenagentur ddp. Statt "die große Chance zum Dialog zu nutzen", hätten die-se sich ins Abseits manövriert.

Kavasoglu betonte, weder die Türkisch-Islamische Union (Ditib) noch die Türkische Gemeinde in Deutschland oder andere Migrantenverbände könnten "für sich bean-spruchen, die große Mehrheit der hier lebenden türkischstämmigen Bürger zu vertre-ten". Als Konsequenz müssten die Migranten neue Organisationen ins Leben rufen, die jederzeit über die tatsächliche Zahl ihrer Mitglieder und ihrer Ziele "transparent und ehrlich Rechenschaft ablegen" könnten.

Der Autor, der als türkischer Einwanderer für sein Engagement im Bereich der Inte-gration mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, kritisierte zugleich, dass die türkischen Migrantenverbände sich "vor allem über ihre nationale und reli-giöse Identität" definierten. Dies sei "eine gefährliche Form der Selbstbeschränkung",
die im Zeitalter der Globalisierung nicht ausreiche, um im Wettbewerb um Bildung und Wohlstand mit anderen bestehen zu können.

Der 1945 in der Türkei geborene Nazmi Kavasoglu ist ein renommierter Autor, des-sen Texte seit Jahrzehnten in deutschen Schulbüchern verwendet werden. Er gilt als enger Vertrauter des Ende 2006 im Alter von 81 Jahren verstorbenen ehemaligen türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit. Der Kemalist und später sozialdemo-kratisch orientierte Ecevit hatte bereits 1992 auf einer Veranstaltung in Berlin Kava-soglu ausdrücklich als Träger seines politischen Vermächtnisses bezeichnet.
aus: Rheinische Post vom 13.7.2007

Link: www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/deutschland/458091

 

9. Integration (III): BAMF bietet neues Internetportal

Seit 14. Juni 2007 steht Internetnutzern eine neue Internetseite des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in deutscher und englischer Sprache zur Verfü-gung. Das Internetportal Integration (www.integration-in-deutschland.de) versteht sich als zentrale Informationsplattform zum Thema Integration.

 

aus: BAMF-Newsletter 7/2007 vom 16.07.2007

 

10. Baden-Baden: „Auf russischen Spuren“ - Stadtrundgang am 21. Juli

 

Nachdem Großherzogin Amalie von Baden, die „Schwiegermutter Europas“, eine ih-rer Töchter erfolgreich an den russischen Zaren verheiraten konnte, kamen schon bald die ersten Gäste aus Russland in die Casino- und Bäderstadt. Seitdem hat Ba-den-Baden eine bemerkenswerte Anziehungskraft auf gekrönte Häupter, Politiker, Künstler und Geschäftsleute aus dem Zarenreich gehabt. Die Kur- und Spieleratmos-phäre inspirierte nicht nur Iwan Turgenjew und Fjodor Dostojewskij zu literarischen Meisterwerken. Bis heute hat die Stadt nichts von ihrem Reiz verloren. Noch immer kommen russische Gäste zum Kuraufenthalt, zum Spielen oder wegen des Kulturan-gebots im Festspielhaus, viele als Touristen, manche bleiben für immer.

 

Erfahren Sie bei einem Spaziergang auf russischen Spuren, vorbei an ehemaligen Wohnhäusern und der russisch-orthodoxen Kirche, Historisches, Skurriles und Erstaunliches über die heutigen Russen in der badische Kurstadt. 

 

Veranstalter ist die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, die Kosten für den Rundgang betragen 30 Euro inklusive eines Mittagsessens. Weitere Informationen und Anmeldung über Maria Melnik, E-Mail: maria.melnik@lpb.bwl.de

 

11. Darmstadt: Seniorenarbeit für Migranten

Von den Regelangeboten der städtischen Altenhilfe wie vom Seniorenbeirat werden sie meist nicht erreicht: ältere Menschen aus dem Kreis der Zugewanderten, der Ar-beitsmigranten und Aussiedler. Diesem Personenkreis, der in der Altersgruppe 55 bis 65 Jahre bereits ein Drittel der Bevölkerung im Stadtteil Dicker Busch ausmacht, wid-met die Stadtteilwerkstatt jetzt ein Modellprojekt, das auf drei Jahre angelegt ist und von der Hessischen Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt (Hegiss) gefördert wird.

Dafür sind mit der Kurdin Ayten Kacmaz und dem Kulturanthropologen Mathias Fuchs zwei Fachkräfte beauftragt, die zusammen mit einer Bürokraft zwei Vollzeit-stellen besetzen. Die Ziele sind formuliert, das Konzept muss noch erarbeitet wer-den. Es soll bis zum Ende der Stadtteilwerkstatt-Arbeit als Koordinierungsstelle für das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" 2010 so weit greifen, dass es selbstän-dig weiterlaufen kann, erläuterte Thomas Ross, in der Nachfolge von Folkmar Schir-mer für die Umsetzung des Projekts zuständig.

In der Zielsetzung steht die Aktivierung älterer Migranten ganz oben. Sie sollen ver-stärkt in die bereits geschaffenen Strukturen des Viertels eingebunden werden. Da-bei sei vor allem an die Nutzung der fachlichen wie kulturellen Potenziale dieses Kreises gedacht, die bei der individuellen Gestaltung des Alters und des Gemein-wohls im Stadtteil angezapft werden könnten, so Ross.

Dazu müssten Strukturen geschaffen werden, die ältere Migranten einbeziehen, die Zielgruppe müsse sich aber auch interkulturell öffnen und an kommunale Institutio-nen und das Altenhilfesystem annähern. Für das Ziel der Vernetzung von Einrich-tungen und Akteuren konnte der Ausländerbeirat gewonnen werden.

Behutsames Vorgehen, darüber ist sich das Team im Klaren, ist dabei angesagt, um eine Öffnung dieser Seniorengruppe zu erreichen und sie für aktives Mitwirken zu ge-winnen. Dies könnte sich in der Teilnahme an Schulprojektwochen mit Einführung in ihre Kulturkreise ebenso ausdrücken wie in handwerklicher Nachbarschaftshilfe oder
Schulaufgabenbetreuung.

Ayten Kacmaz, die im Dicken Busch aufgewachsen ist und wieder hier lebt, ist aus-gebildete Krankenschwester und bildete sich zur Integrationsassistentin fort. Mathias Fuchs steht als Kulturantropologe für den wissenschaftlichen Blick. Hinzu kommt ei-ne Begleitung durch eine Darmstädter Professorin.

Hintergrund ist, dass viele dieser Migranten zum Arbeiten nach Deutschland kamen und länger blieben als oft selbst erwartet. Dabei wurden die Kontakte zum Herkunfts-land schwächer, ohne dass sie hier eine neue Heimat gefunden hätten. Weil meist als ungelernte Arbeitskräfte eingesetzt, drohten ihnen Armutsrisiken wegen geringer
Renten und Isolation trotz Familienzusammenhalts aufgrund ungenügender Integra-tion, die oft auch durch Sprachdefizite bedingt sei. Absehbare Problemfelder von äl-teren Migranten sind Wohnungsfragen, Pflege und Gesundheit sowie die Altenheim-unterbringung.

Zunächst werden Ideen gesammelt und Kontakte geknüpft. Eingebunden werden soll die praktische Phase dann in das Leben im künftigen Nachbarschaftszentrum im ehemaligen Möbelhaus. Sollte es gelingen, den Migranten-Senioren zu vermitteln, dass ihre Erfahrungen einen Wert darstellen und sie sich aktiv beteiligen, könnte eine "runde Sache" daraus werden, meint Ross. Dann sei auch zu prüfen, in wieweit das
Vorhaben auf andere Stadtteile übertragbar ist.
 
aus: Darmstädter Echo vom 14.07.2007

Link: www.echo-online.de/suedhessen/static/489363.htm

 

12. Hamburg: Dalai Lama populärer als Papst Benedikt XVI.

 

Der Dalai Lama, der am Donnerstag in Hamburg zu einem zehntägigen Deutschland-besuch eintrifft, ist hierzulande offensichtlich populärer als der deutsche Papst. In ei-ner vom SPIEGEL Anfang Juli bei TNS Forschung in Auftrag gegebenen Meinungs-umfrage nannten 44 Prozent der Bundesbürger den tibetischen Gottkönig als "Vor-bild", 42 Prozent entschieden sich für Benedikt XVI. Vor allem unter den Jüngeren und Gebildeteren liegt der Dalai Lama klar vorne. In diesen Gruppen glaubt die Hälf-te aller Befragten, dass der buddhistische Führer auch "Ratschläge fürs Leben be-reithalten könnte".

Der Buddhismus scheint den Deutschen generell sympathischer zu sein als Chris-tentum oder Islam. Auf die Frage nach der "friedlichsten Religion" führt die fernöst-liche Glaubenslehre mit 43 Prozent zu 41 Prozent; der Islam bringt es in dieser Auf-stellung nur auf ein Prozent.

 

aus: DER SPIEGEL vom 16.07.2007

Link: www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,494414,00.html

13. Siegen: Antidiskriminierungstour „alle anders - alle gleich“ am 17. Juli

 

Noch bis zum 20. Juli 2007 wird die Jugendkampagne „alle anders – alle gleich“ auf Tournee gehen und eine vielfältige, diskriminierungsfreie Spur quer durch Deutsch-land ziehen. Mit an Bord: ein umfangreiches Programm mit Ausstellungen, Work-shops, einem Wahrnehmungsparcours, Filmen und jeder Menge Hintergrundmaterial rings um das Thema Diskriminierung. Die verschiedenen Diskriminierungsmerkmale (Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, Weltanschauung, Behinderung u.a.) sollen dabei auf interaktive Art und Weise erfahren werden. Ziel ist es, Jugendliche über die Themen der Kampagne, des Europäischen Jahres der Chancengleichheit und über die Inhalte des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes zu informieren. Betroffenen Jugendlichen soll darüber hinaus eine Beratungsmöglichkeit angeboten werden. Das Programm wird von lokalen Partnern mit Musik, Straßentheater etc. ergänzt. Die An-tidiskriminierungstour findet in Kooperation mit Landes- und Stadtjugendringen sowie weiteren Jugendinitiativen statt und wird vom Europäischen Jahr für hancengleichheit 2007 und vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend geför-dert.

 

Die nächsten Station für die Antidiskriminierungstour sind am 18.07.2007 in Solingen und am 19.07.2007 in Münster. Mehr Informationen unter: www.jugendkampagne.de

 

14. Zahl der Woche: nur 114 anerkannte Asylberechtigte im 1. Halbjahr 2007

 

In der Zeit von Januar bis Juni 2007 haben insgesamt 8.465 Personen in Deutsch-land Asyl beantragt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr (10.809) bedeu-tet dies einen Rückgang um 2.344 Personen (-21,7 Prozent).

Die Hauptherkunftsländer in der Zeit von Januar bis Juni 2007: Serbien 1.065 Per-sonen,  Irak 864 Personen, Türkei 740 Personen, Vietnam 499 Personen, Russische Föderation 415 Personen, Libanon 329 Personen, Iran 289 Personen, Syrien 278 Personen, Nigeria 247 Personen und Indien 233 Personen.

 

Als Asylberechtigte wurde 114 Personen anerkannt (0,9 Prozent).

 

aus: Pressemitteilung des Bundesministeriums des Innern vom 09.07.2007

 

15. Belgien: Sind Tim und Struppi Rassisten?

Das Heft "Tim und Struppi im Kongo" des belgischen Zeichners Hergé ist von der bri-tischen Gleichstellungsbehörde zur Bekämpfung von Rassismus (CRE) als ein "offensichtlich rassistisches Werk" bezeichnet worden. Die CRE hat britischen Buch-handlungen nahe gelegt, "den Verkauf des Comics ernsthaft zu prüfen". Guy Duplat probt in La Libre Belgique ironisch den Aufstand gegen diese Empfehlung. "Diese hinterhältigen Briten! Sie ärgern uns nicht nur mit ihrem Linksverkehr, sie spielen besser Fußball und die Tour de France beginnt bei ihnen. Jetzt greifen sie auch noch das wichtigste Symbol Belgiens an: 'Tim und Struppi im Kongo'. Schon vor einem Jahrhundert nörgelte London an den kolonialistischen Heldentaten von Leopold II. [belgischer König von 1865 bis 1909] herum und schmähte (übrigens nicht ohne Grund) dessen afrikanische Abenteuer. Diese englische Bosheit setzt sich fort bis zur jüngsten Veröffentlichung eines sehr gut gemachten Buches, in dem unser König des Völkermordes beschuldigt wird."

Zum Artikel (franz): www.lalibre.be/article.phtml?id=5&subid=103&art_id=359333

 

aus: euro|topics-newsletter vom 13.07.2007

 

16. Frankreich: Air France soll keine ausgewiesenen Migranten transportieren

 

Aktioniäre haben an den Vorstand von Air France appelliert, auf Linienflügen nicht länger illegale Einwanderer zu deportieren. 2006 hatte Air France 6.000 ausgewiese-ne Migranten transportiert, 2.200 unter Polizeieskorte. 

 

aus: NAD Afrikanachrichten vom 13.07.2007

 

17. Italien: Illegale Einwanderer in Kühllaster erstickt

 

Neues Flüchtlingsdrama in Italien: Drei illegale Einwanderer aus dem Irak sind in ei-nem Kühllaster in der Nähe von Venedig erstickt. Der mit Wassermelonen beladene Wagen mit tschechischer Zulassung war auf dem Weg nach Deutschland gewesen. Ein weiterer Flüchtling habe überlebt und sei in kritischem Zustand in ein Kranken-haus gebracht worden: Unklar ist, ob die Männer blinde Passagiere oder Opfer von Menschenschleppern waren.

 

aus: Neue Westfälische - Bielefelder Tagesblatt vom 16.07.2007

 

18. Polen: Stefan Chwin erkennt große Angst vor den Deutschen

  

(ots) Die Polen haben nach Ansicht des Schriftstellers Stefan Chwin immer noch große Angst vor den Deutschen. Daran hätten auch die Versöhnungsanstrengungen von beiden Seiten nichts geändert. Tatsächlich hätten sich die deutsch-polnischen Beziehungen erneut verschlechtert, schreibt der polnische Schriftsteller ("Tod in

Danzig", "Der goldene Pelikan") in einem Gastbeitrag für den Kölner Stadt-Anzeiger.

 

Ein großer Teil der Polen sei nach wie vor empfänglich für Warnungen vor der "deut-schen Gefahr" oder dem "Verlust der nationalen Identität in der EU". Diese Angst fin-det laut Chwin seit einiger Zeit neue Nahrung dadurch, dass immer mehr Deutsche ihre Prozesse vor polnischen Gerichten auf Eigentumsrückgabe gewännen: "Dies weckt insbesondere in Pommern, Ermland und Masuren blankes Entsetzen."

 

Viele Polen meinten zudem, dass sich die Deutschen heute als "Opfernation" ver-stünden. Das werde als fundamentale Fälschung der Geschichte empfunden und als schlechtes Omen für die deutsch-polnischen Beziehungen gewertet. Weit verbreitet sei in Polen auch die Ansicht, dass die Deutschen, die Prinzipien der europäischen Solidarität nur dann ernst nehmen, wenn sie für Deutschland nützlich sind." Dass pol-nische Politiker polnische Interessen vertreten und ein für Polen günstiges Abstim-mungssystem in den europäischen Institutionen fordern, sei eine eher normale Sa-che. "Problematisch ist nur, dass die Argumentation nicht immer ganz rational und daher wenig erfolgreich ist."

 

aus: Presseportal vom 12.07.2007, Link: www.presseportal.de/story.htx?nr=1015790

 

19. Spanien: Ramin Jahanbegloo sieht Land als Brücke zum Islam

Der iranische Philosoph Ramin Jahanbegloo äußert sich in der spanischen EL PAÍS  überzeugt davon, dass Spanien "das einzige Land Europas ist, in dem man eine ech-te Debatte über die Verständigung zwischen den Kulturen und über den Dialog zwi-schen den Religionen führen kann... Historisch betrachtet hat der Islam für Spannun-gen in Spanien gesorgt, aber viel wichtiger ist der Zwittercharakter, der das Besonde-re der spanischen Kultur ausmacht und der von der muslimischen und katholischen Religion hervorgebracht wurde. Der Islam ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte Spaniens und damit auch Europas... Das Beispiel Spanien zeigt, dass Europa den Islam nicht rundweg ablehnen kann. Wenn dieser sich nicht der europäischen Vielfalt anpasst, wird es allerdings kaum möglich sein, den Islamismus zu überwinden – we-der wird man ihn entlarven noch den Nationalismus besiegen können."

 

Link zum vollständigen Artikel (spanisch): www.elpais.com/articulo/opinion/Excepcion

/espanola/elpepuopi/20070711elpepiopi_6/Tes

 

aus: euro|topics-newsletter vom 11.07.2007

 

20. Was anderswo ganz anders ist: Wie man in Bosnien Kaffee trinkt

Das Kaffeeritual wird überall in Bosnien gepflegt. Während eines Besuches wird drei-mal ein kleiner starker Mokka serviert. Er wird in den kleinen Keramiktässchen ohne Griff mit dem Namen "Filžaní" ausgeschenkt - diese Tassen hält man in der Faust. Dazu gibt es einen Würfel Zucker, der nicht etwa im Kaffee aufgelöst, sondern nur kurz eingetunkt wird, um ihn dann während des Trinkens auf der Zunge zergehen zu lassen. Zur Ankunft des Gastes gibt es den Willkommens-Kaffee, "docekusa" ge-nannt.

 

Der zweite ist der "ogovarusa", der als Tratsch-Kaffee bezeichnet wird. Hier wird or-dentlich über Nachbarn, Freunde und Familie geredet. Zum Abschluss wird der "sik-terusa", der Abschieds-Kaffee, serviert. Dieser muss jedoch nicht als eleganter Raus-schmiss gewertet werden, sondern stellt eher die Abrundung eines gelungenen Treff-ens dar. Auch heute, trotz der Trennung der ethnischen Gruppen in großen Teilen Bosniens, findet man diesen Kaffee-Klatsch, der unabhängig von der ethnischen Zu-gehörigkeit immer schon beliebt war. Unter anderem deswegen wurde Bosnien als "Herz und Seele Jugoslawiens" bezeichnet.

 

Die Autorin, Vera Milosavljevic, arbeitet als interkulturelle Unternehmensberaterin und lebt in Stuttgart.

 

aus: KULTURAUSTAUSCH I/2006

 

21. OECD-Studie: "Migranten auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt"

(epd) Migranten sind auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland nach einer neuen OECD-Studie deutlich benachteiligt. Dies sei zum Teil auf das geringere Bildungsniveau von Menschen mit Migrationshintergrund zurückzuführen, heißt es in einer am 10. Juli in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammen-arbeit und Entwicklung.

Allerdings schnitten Migranten und deren Kinder auch bei gleicher Bildung erheblich schlechter ab als die übrige Bevölkerung. Insgesamt habe die Beschäftigung von Mi-granten seit Anfang der 90er Jahre weitaus stärker abgenommen als bei der übrigen Bevölkerung. Gleichzeitig seien die Schwankungen wegen der unterschiedlichen Konjunktur ausgeprägter. "Migranten müssen mit einer deutlich geringeren Beschäf-tigungsstabilität leben als Menschen ohne Migrationshintergrund", heißt es in der Studie. Zugleich sei der gegenwärtige Aufschwung am Arbeitsmarkt eine Chance für eine bessere Integration von Migranten, sagte OECD-Migrationsexperte Thomas Lie-big.

Die Arbeitslosenquote bei zugewanderten Akademikern in Deutschland liege fast dreimal so hoch wie bei Akademikern ohne Migrationshintergrund (12,5 Prozent im Vergleich zu 4,4 Prozent in den Jahren 2003/2004), so die Untersuchung. Innerhalb der OECD sei dieser Unterschied nur in Belgien und Dänemark ähnlich stark ausge-prägt. Das gleiche Problem gelte auch für in der Bundesrepublik geborene Kinder
von Migranten. Auch wenn sie ihre komplette Ausbildung in Deutschland absolviert hätten, seien ihre Beschäftigungschancen geringer als für Personen ohne Migrati-onshintergrund mit dem gleichen Bildungsniveau.

"Migranten und deren Kinder verfügen über weniger Kontakte zu potenziellen Ar-beitgebern als die übrige Bevölkerung", erläuterte Liebig. Zudem könne Diskrimi-nierung eine Rolle spielen. Trotz erheblicher Verbesserungen im Bereich der Inte-gration in den vergangenen Jahren sollte Deutschland diese Nachteile noch ent-schlossener ausgleichen.

Um für Migranten den fehlenden Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern herzustellen, könnten spezielle Praktikumsprogramme helfen, schlug Liebig vor. Dänemark, aber auch Schweden hätten positive Erfahrungen mit solchen Programmen.

Außerdem sollte die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen ver-einfacht und die Möglichkeiten zur Zertifizierung berufsbezogener Fähigkeiten aus-gebaut werden. Weitere Informationen: www.oecd.org/berlin

aus: Evangelischer Pressdienst Sozial vom 13. Juli 2007 (von Wolfgang Plischke)
Link: www.epd.de/sozial/sozial_index_50843.html

22. Buch-Tipp: „Das Prinzip Trotzdem - Afrikanische Augenblicke“

Der Autor, Michael Bitala, hat als Auslandskorrespondent der Süddeutschen Zeitung jahrelang in Afrika gelebt und gearbeitet. Seine Berichte aus Simbabwe, Südafrika, dem Kongo, Botswana, Swasiland, Kenia, Mali, Mosambik und Somalia verschließen die Augen nicht vor den ernsten Problemen des Kontinents. Bei seinen Recherchen zeigt Bitala stets Interesse am Alltag der Menschen, und so erfährt man von den Wünschen und Hoffnungen, die viele Afrikaner antreiben, wie beispielsweise die aus Nigeria stammende Happiness, die von Gao, einer Stadt am Südrand der Sahara aus, nach Europa gelangen möchte. Bitala erzählt ebenso von Marcello, der in einem Township in Südafrika aufwuchs und sich nun, nach dem Ende der Apartheid, in ei-ner gemischten Crew auf das härteste Segelrennen der Welt vorbereitet. In Swasi-land nimmt der Autor an einem Fest zu Ehren von Mswati III., Afrikas wohl bizarrstem König, teil, besucht in Johannesburg eine Vorlesung von Desmond Tutu und spricht in Gaborone, »Afrikas langweiligster Stadt«, mit Angehörigen der Regierung über Botswana, das als Vorbild des Kontinents gilt.

 

Das Buch „Das Prinzip Trotzdem - Afrikanische Augenblicke“ von Michael Bitala mit fesselnden Reportagen aus dem rätselhaften, widersprüchlichen Kontinent (ISBN 978-3-85452-929-3) ist im Wiener Picus Verlag erschienen und kostet 14,90 Euro. Es kann portofrei bezogen werden über die "vorwärts:buchhandlung + antiquariat" im Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 10963 Berlin, Telefon: 030/25299-871, Fax: 030/25299-872, E-Mail: info@vorwaerts-buchhandlung.de


23. TV-Tipps

 

>>> Mo, 16.07.2007, EinsExtra, 22.02 Uhr: Metropolen des Ostens – Danzig

 

Danzig ist ein geschichtsträchtiger Ort: In der mächtigen Hansestadt an der Ostsee trieben Deutsche und Polen Jahrhunderte lang gemeinsam Handel und Kultur. Mit dem Krieg kam die Zerstörung. Nach 1945 wurde die Stadt polnisch, hieß fortan Gdansk. Die Schönheit der Stadt lag in Trümmern, fast alle Gebäude waren zerstört. Aber aus den Ruinen entstand eine neue alte Stadt: ein Paradebeispiel polnischer Restaurationskunst. Die prächtigen Patrizierhäuser erinnern an das "Goldene Zeit-alter" - und ziehen viele Touristen an. Heute leben eine halbe Million Menschen in der Stadt. Sie sind stolz darauf, dass ihr Danzig die Geburtstätte der Gewerkschaft Solidarnosc ist. Auf der Danziger Werft, wo einst das Herz der Solidarnosc schlug, arbeiten heute weniger als 3.000 Menschen. Miroslaw Purzyczko, sorgt sich um die Zukunft seiner Schweißerbrigade. Viele Werkhallen stehen schon seit Jahren leer. In einigen haben sich inzwischen junge Künstler eingenistet. Ola Olszewska, die Kiosk-frau am Tor der Werft, hat sich an die "schrägen Vögel" gewöhnt. Zu ihr kommt jeder gern. Ola ist bereits Ende siebzig und war schon da, als die Werftarbeiter den Kom-munismus ins Wanken brachten - vor 25 Jahren. Für die junge Musikstudentin Kasia Piastowska ihrerseits gibt es nichts Schöneres, als hoch oben im Turm der Kathari-nenkirche das einzigartige Glockenspiel erklingen zu lassen.

 

Der Film zeigt, was den Touristen oft verborgen bleibt: den Lebensalltag der Danzi-ger, ihre Hoffnungen und Sorgen, ihren Stolz und ihre Würde. Er streift nicht nur über die schönen Fassaden dieser Stadt, sondern spürt vor allem das Leben dahinter auf. Am kommenden Donnerstag stellt das rbb Fernsehen in der zweiteiligen Reihe "Me-tropolen des Ostens" Kiew vor, die Hauptstadt der "orangefarbenen Revolution".

 

>>> Mo, 16.07.2007, Phoenix, 23.00 Uhr: Bhagwan, Beatles, Bollywood

 

Indien ist anders - Ghandis Erbe

 

"Welcome to India!" Das ist der oft gehörte Willkommensgruß für Europäer in Indien, manchmal erfreut, manchmal auch ironisch gemeint... Die Dokumentation beginnt auf einer deutschen Bollywood-Party, derzeit eine gesamteuropäische Modeerschei-nung. Sie traf Hippies, die in Indien in den 60er Jahren die Stadt Auroville gegründet haben und bis heute an ihrer Vision von einer besseren Welt festhalten. Der Film schildert Begegnungen mit indischen Schriftstellern wie Vikram Seth, Maha-sweta Deva oder Shobhaa De, mit Malern, Tänzern und Musikern, die sich gegen die west-lichen Projektionen wehren und in ihren Künsten eine neue selbstbewusste Identität ausdrücken. Entstanden ist ein lebendiges, aber auch widersprüchliches Mosaik ei-ner reichen, eigenständigen Kulturnation, die sich nun global behaupten will.

 

>>> Mo, 16.07.2007, NDR, 23.45 Uhr: Schattenland - Reise nach Masuren

Der Film führt in die wohl bekannteste Landschaft des früheren Ostpreußen, nach Masuren. Dort begegnen Volker Koepp und sein Kameramann Thomas Plen

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